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Posts Tagged ‘Polarität’

Wer mehr Bewusstheit, Licht und Liebe in sein Leben bringen will, wird unweigerlich mit seinen Schatten konfrontiert. Das erwachende Bewusstsein ist wie ein Scheinwerferlicht, das das Dunkel in uns gnadenlos ins Blickfeld rückt und an die Oberfläche holt. Das macht oft Angst. Wir wollen den Weg des Lichts und der Liebe gehen, und statt dessen scheint es so, als würde das Schlimmste und Widerlichste in uns wachgerufen. Doch genau dies ist die Chance, die die Liebe uns bietet. Sie bringt ins Bewusstsein, was noch der Heilung in uns bedarf: Neid, Hass, Eifersucht, Geiz, Wut, Gier, Gewalt, Verurteilung, usw. Der höchste Zweck der Liebe ist es, zu integrieren, ganz zu machen, sich selbst zu erkennen. Erst wenn wir den Mut haben, die Schatten in uns anzuerkennen und in Liebe anzunehmen, dann verlieren sie ihre Macht über uns. Sie sind (nur) ein Teil von uns. Und sie sind der Teil von uns, der nicht in der Liebe ist. Wir können sie nur heilen, indem wir sie mit den Augen der Liebe erfassen. Sie entstammen unserer Identifikation mit der Materie, und nicht unserem heiligen, göttlichen Selbst.

Da wir gewählt haben, uns als geistige Wesen in der Welt der Materie und der Polarität zu erfahren, tragen wir alle einen Teil in uns, der die Nicht-Liebe ist. Es ist das Kleid des Vergessens, des Ego und der Angst, das sich über unsere lichtvolle Seele gelegt hat. Ein Kleid, gewoben aus Erfahrungen des Leids und der Getrenntheit, die wir in diesem und in vergangenen Leben gesammelt haben.

Viele spirituell Suchende begehen den Fehler, ihr ganzes Sein in ein rosarotes Wölkchen von Licht und Liebe zu hüllen. Unter der Oberfläche aber brodelt es gewaltig. Wer nicht der Lieblosigkeit in sich selbst ins Auge geschaut hat – und immer wieder schaut -, kann nie wirklich frei werden. Wer nicht JA gesagt hat zu seinen niedersten Gefühlen und sie in Liebe heilt, wird nie ganz und in der Einheit sein. Die Liebe lässt sich nur erfahren, indem wir die Nicht-Liebe anerkennen – beides sind die zwei Seiten ein und derselben Medaille. Wenn du das eine leugnest und ablehnst, lehnst du auch das andere ab.

In meiner Praxis erlebe ich es oft, dass Menschen wahnsinnige Angst davor haben, ihre Schatten anzuschauen. Warum sollten sie sich mit diesem Gefühl verbinden, das sie doch so verabscheuen und einfach nur loswerden wollen? Und dann noch in Liebe annehmen? Wie soll das denn gehen? Das „Böse“ und „Schlechte“, das ich in anderen so gern verurteile, in mir selbst zu finden, hat etwas sehr schmerzliches an sich – aber es ist der Weg in die Heilung; der einzige!

Vielleicht hilft es dir bei der Auseinandersetzung mit deiner Dunkelheit, dir bewusst zu machen, dass es sich bei deinen Schatten eben nicht um etwas immanent Böses, Schlechtes handelt, sondern um Verletzungen deiner Seele. Stell dir einen verwundeten Wolf vor, der  blutend, geschwächt und ängstlich durch den Wald streift. Sobald sich ein anderes Tier oder ein Mensch nähert, wird dieser Wolf anfangen die Zähne zu fletschen, zu knurren, aggressiv zu werden und um sich zu beißen. Er tut das nicht, weil er aus sich selbst heraus böse ist, sondern weil er verletzt ist und Angst hat. Er hat Angst davor, das andere Tier könnte seine Verletzung erkennen, ihn angreifen oder gar töten. Genauso tun wir es auch. Wir sind alle zutiefst verletzte Wesen, die aus Schutz vor weiteren Angriffen blind um sich schlagen. Laß dein Mitgefühl fließen und erkenne, dass dein Neid, deine Verurteilungen, dein Hass, dein Geiz nur Reaktionen auf die Verletzungen deiner Seele sind, und deiner Angst und deiner Illusion der Getrenntheit entspringen. Nimm dir Zeit, deine Verletzungen anzuschauen. Oder suche dir einen Begleiter, der sich deinen Wunden in Liebe zuwendet und dir hilft, dein Herz für Erkenntnis, Annahme und (Selbst-)Vergebung zu öffnen.

Solange wir Anstoß nehmen an bestimmten Verhaltensweisen unserer Mitmenschen, haben wir den entsprechenden Schatten in uns selbst noch nicht geheilt. Alles, womit wir im Außen im Unfrieden sind, ist in uns selbst noch im Unfrieden. Schäme dich nicht für das Dunkle in dir. Es ist in allen von uns. Heil werden und das Dunkel transformieren kann aber nur derjenige, der sich ihm ehrlich und mutig zuwendet und es annimmt. Die Liebe ist das Licht, das dir dabei den Weg durch die Dunkelheit weist.

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