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Archive for Dezember 2013

So… jetzt hatte ich aus Zeitgründen ewig lange keinen neuen Blogeintrag geliefert, und dann gleich zwei an einem Tag. Aber nach meinem Lichtertext muss ich heute einfach nochmal einen nachschieben. Ich muss unbedingt – einen Tag vor Heiligabend – eine Lanze brechen für alle Weihnachtstrubel- und Geschenke-Fans. Schon seit Tagen tauchen sie wieder von allen Seiten auf, die „Wir-schenken-uns-dieses-Jahr-nichts“-Puristen, die „Das-ist-doch-alles-nur-Konsumterror“-Radikalen und die „Besinne-dich-auf-den-eigentlichen-Sinn-von-Weihnachten“-Bekehrer. Es nervt! Gibt es denn niemanden mehr, der noch Spaß an Weihnachten hat? Ich bekenne hiermit öffentlich: auch mit meinen vierzig Jahren bin ich immer noch ein großer Weihnachtsfan. Und ich liebe den Trubel und die Vorfreude, ich liebe es, Geschenke zu machen und zu bekommen, ich liebe den Lichterzauber, ich liebe es, über Christkindlmärkte zu strolchen, unsinnigen Kleinkram zu kaufen, und eine Tasse zu viel Glühwein zu trinken, ich liebe es, noch mehr Engel in der Wohnung herumstehen zu haben als sonst, ich liebe es, an Weihnachten mit der Familie zu schlemmen bis mir der Bauch weh tut. So, jetzt isses raus!

Ganz ehrlich: ich finde es seltsamer und heuchlerischer, an zwei Tagen im Jahr in die Stille gehen zu müssen und mich der Liebe besinnen zu müssen, als Geld auszugeben für eine ausgelassene Feier, schöne Geschenke und ein bisschen Glitzerzauber und Romantik. Liebe, Achtsamkeit und Einkehr sollte doch Teil unseres täglichen Lebens sein. Aber Weihnachten ist ein besonderes Fest, das wir eben nur einmal im Jahr feiern – und ist es nicht ein Fest der Liebe und der Freude? Es ist doch ein Geburtsfest, ein Fest des ewigen Lebens und des Lichts, und keine Trauerfeier! Und wie bei jeder großen Feierlichkeit gehört eben auch hier eine gewisse Anspannung, Vorbereitung und Aufregung dazu. Das ist doch gerade das Besondere! Und was die Geschenke betrifft: wir konsumieren das ganze Jahr über wie die Blöden: neues Handy, iPad, Laptop, Auto, Urlaub, Klamotten, Haushaltsgeräte usw., aber ausgerechnet an Weihnachten, wenn wir für andere etwas Schönes kaufen, gilt es als anrüchig und profan. Aber liegt es nicht vielmehr an der Einstellung des Schenkenden, ob ein Geschenk nur ein schnell dahin geworfenes Konsumgut ist, oder ob es eine Gabe der Liebe und Wertschätzung ist? Und dabei spielt es keine Rolle, wie teuer es ist. Abgesehen davon darf und soll Geld doch fließen. Wenn wir es nicht mit Großzügigkeit ausgeben können, um uns und unseren Lieben eine Freude zu machen und die Liebe und Lebendigkeit zu vermehren, wofür sollte es dann gut sein?

Als mein Opa noch lebte (er starb, als ich 24 war), bekamen wir Enkel immer schon ein paar Tage vor Weihnachten 250 Mark, um uns etwas Schönes zu kaufen. Ich fieberte dem Tag immer entgegen, denn dann hatte ich endlich Geld zur Verfügung, um meinen Eltern, dem Opa, meinem Freund, meinen Schwestern und Freundinnen ein schönes Geschenk zu kaufen. Am Ende war zwar kaum mehr etwas für mich übrig, aber an dem großen Tag zählte für mich die Freude der Beschenkten viel mehr. Das ist für mich eben auch ein Stück Weihnachten: die Freude und Überraschung in den Augen der Beschenkten zu sehen und ihnen zu zeigen, wie wichtig sie sind, und auf der anderen Seite auch das schöne Gefühl, dass sich jemand Gedanken gemacht hat, wie er mir eine kleine Freude bereiten kann. Ich weiß schon, das hat nichts mit der bedingungslosen Liebe zu tun, an die uns Weihnachten erinnern soll, aber es ist eben eine von vielen Möglichkeiten, menschliche Liebe auszudrücken.

Letzte Nacht habe ich noch von meiner Sehnsucht nach Stille geschrieben (siehe vorheriger Blogeintrag). Ja, ich denke, Weihnachten darf gerade beides sein: ausgelassene Freude, Trubel, Feiern, Geschenke – nenne es meinetwegen „Konsum“ – und auf der anderen Seite Momente der Einkehr, der Stille und Besinnung. Ich habe auch dieses Jahr die Vorweihnachtszeit in vollen Zügen genossen. Bin über viele Weihnachtsmärkte gebummelt, habe meinen Freund zu einem Überraschungswochenende nach Salzburg eingeladen, war auf zwei tollen Weihnachtskonzerten, habe viel zu viel Stollen und Lebkuchen gefuttert und – natürlich – fleißig Geschenke gekauft. Wobei mein Weihnachtstransport dieses Jahr für meine Verhältnisse schon recht klein ausfällt, denn meine Schwester, ein „Wir-schenken-uns-nichts-wir-haben-doch-schon-alles-und-es-ist-immer-so-schwer-das-Richtige-zu-finden“-Weihnachtstyp hat ein Familiengeschenkverbot im Geschwister- und Elternkreis verfügt. (Dieser Kampf wird jedes Jahr wieder von Neuem ausgefochten, daher stehen die Karten gut, dass ich nächstes Jahr wieder zu meinem Recht komme… 😉 ). Und nach all dem Feiern und der Vorfreude ist jetzt, wo das Fest vor der Tür steht, für mich die Zeit, auch wieder Stille zu genießen. Und wenn wir morgen Abend gemeinsam essen, dann werden wir lachen und erzählen, und ich werde in einer stillen Minute an meinen Vater denken, denn es ist heuer schon das vierte Weihnachtsfest ohne ihn und ich werde ihn wieder besonders vermissen. Und vor dem Schlafengehen werde ich mir eine CD mit der Misa criolla oder klassischer Weihnachtsmusik einlegen und den Abend ganz in Stille und bei Kerzenschein ausklingen lassen. Und dann werde ich den ersten Feiertag im Trubel der ganzen Familie genießen, zu viel essen, und zu viel Rotwein und Kaffee trinken. Und am Abend werde ich mich mit meinem Schatz aufs Sofa rollen und einfach nur dankbar sein, dass es ihn gibt und ich mit diesem wunderbaren Mann zusammen bin. Ja, da werden wir bestimmt auf kreative Art und Weise (mehr oder weniger still) über die wunderbaren Facetten der Liebe meditieren. Bevor ich mich dann am nächsten Tag wieder über den Stress freuen darf, knappe 250 km zu seiner Familie zu rasen, um uns dort im Trubel seiner Liebsten erneut den Bauch voll zu schlagen. Ja, und sind die besinnlich-stillen-stressig-trubeligen Weihnachtstage dann überstanden und alle Geschenke verstaut, dann darf der Silvesterstress so langsam kommen. Was wollen wir essen, auf welche Party geht’s, was zieh ich an, Brot oder Böller, zu mir oder zu dir? Alle Jahre wieder – ich liebe diese Zeit!

Anknüpfend an meinen letzten Blogtext, möchte ich heute nochmal ein paar zusätzliche Kerzen anzünden:

Für all die, die dank überbordender Weihnachtseinkäufe schon jetzt voller Grauen an die Vielzahl der ungnädigen Januar-Rechnungen denken
Für all die, die die nächsten Tage unter Bauchkrämpfen und Kater zu leiden haben
Für all die, die nicht wissen wohin mit der zwanzigsten Krawatte
Für all die, die am Morgen von Heiligabend noch letzte Einkäufe erledigen müssen
Für all die, deren Nerven brachliegen und die mit ihren Liebsten am Fest der Liebe streiten statt sich zu lieben
Für all die, die sich in der Stille langweilen oder auf komische Gedanken kommen
Für all die, die noch ans Christkind glauben und erst recht für die, die nicht mehr dran glauben

In diesem Sinne: Feliz Navidad! (José Feliciano ist übrigens das einzige, was mich an Weihnachten wahnsinnig macht – das wär tatsächlich ein Grund, …. Ach nein!)

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Es ist Nacht. Ich sitze im Wohnzimmer im Dunkeln und blicke in die vier brennenden Kerzen meines Adventsgestecks. Noch zwei Tage bis zum heiligen Abend. Ich lasse das Jahr Revue passieren, denke nach über dies und das – was ist, was war und was in nächster Zeit ansteht. Es ist die „stade Zeit“ und die Zeit der Rauhnächte. Ich spüre das große Bedürfnis, mich total zurück zu ziehen, aber ich merke, wie ich innerlich unter Strom stehe. Mit so vielen lieben Menschen hätte ich mich vor Weihnachten noch „schnell“ auf einen Glühwein treffen wollen – und hab’s einfach nicht geschafft, bei so vielen müsste ich mich wenigstens noch per Telefon oder Mail melden, ihnen noch liebe Grüße überbringen. Ich will, dass sie wissen, dass ich an sie denke, wie wichtig sie mir sind, wie lieb ich sie habe… Aber eigentlich mag ich jetzt nur noch bei mir sein. Darf ich das? Am liebsten würde ich mich gerade komplett aus der Welt zurückziehen, kein Telefon, kein Internet, kein Reden. Einfach nur Stille, einfach nur ein paar Kerzen, einfach nur ich – sonst nichts! Mir wird bewusst, wie die letzten Wochen und Monate an mir vorbei gerast sind. Ich habe mir keine Zeit mehr für Stille genommen, zu wenig Zeit für echte Entspannung, zu wenig Zeit für mich. Jetzt wird mir bewusst, wie sehr mir das fehlt.

Je länger ich ins Kerzenlicht schaue, umso ruhiger wird mein Geist, ich werde leer. Das fühlt sich gut an. Und plötzlich wird mir wieder eine ganz banale Wahrheit bewusst: Ein einziges kleines Licht reicht aus, um die Dunkelheit zu erhellen, um das Hier und Jetzt  mit Klarheit, Bewusstheit und Kraft zu füllen. Noch nie konnte die Dunkelheit dem Licht etwas anhaben – das Dunkel kann niemals in einen hellen Raum eindringen. Aber diese vier kleinen Kerzen vermögen mein ganzes Wohnzimmer zu erhellen. Ich frage mich, wie viele Kerzen wohl nötig wären, um alle Dunkelheit zu vertreiben und den Raum taghell erscheinen zu lassen?

Licht ist Liebe. Es ist das einzig wirklich Existente. Die größte Kraft im Universum. Und oft ist es das einzige – und immer das wichtigste – was wir anderen geben können. Wenn uns Menschen in Schmerz und Not begegnen, denken wir sofort, wir müssten ihnen kluge Ratschläge erteilen, einen Aktionsplan erarbeiten und Lösungen anbieten. Doch in Wirklichkeit geht es nur darum, dem anderen in seiner Dunkelheit die Hand zu reichen und das Licht für ihn zu halten. Ihn einfach nur SEIN zu lassen, ins Fühlen zu begleiten und ihm den sicheren Raum zu geben, sich in existenzielle menschliche Erfahrungen hineinfallen zu lassen. Leider befürchten wir oft, einfach „nur“ in Liebe da zu sein, sei nicht genug. Doch es ist das mächtigste Geschenk. Es zeigt dem anderen: Du bist nicht allein, ich nehme dich wahr in deinem Schmerz und ich respektiere dein Gefühl, denn es ist auch meines. Ja, Mitgefühl und Liebe sind die größten Heiler! Was hättest du größeres und segensreicheres zu verschenken, als deine liebevolle Präsenz, dein ursprüngliches, lichtvolles Sein? Einfach nur Da-Sein, Be-Rühren, Halten, Mit-Fühlen, Anerkennen. Keine Worte der Welt und keine Therapie vermag mehr!

Und so möchte ich zum bevorstehenden Weihnachtsfest viele kleine Lichter entzünden, um die Welt ein bisschen heller zu machen:

Ein Licht für alle Menschen, die Krieg, Unterdrückung und Folter erleiden
Ein Licht für all die, die krank und hoffnungslos sind
Ein Licht für all die, die von dieser Welt Abschied nehmen müssen und für die, die neu geboren werden
Ein Licht für all die, die in Trauer um einen geliebten verstorbenen Menschen sind
Ein Licht für all die, die in Armut, Hunger und Kälte leben müssen
Ein Licht für all die, die einsam und verlassen sind
Ein Licht für all die, die in Angst, Sorge und Verurteilung gefangen sind
Ein Licht für all die, die nicht gesehen und gehört werden
Ein Licht für all die, die mutlos und verzweifelt sind
Ein Licht für dich, der bzw. die du diese Zeilen liest
Ein Licht für mich und all das, was in mir im Unfrieden und im Schmerz ist

Wie hell wird die Welt, wenn wir einfach nur in reiner Liebe wahrnehmen was ist, und mit offenem Herzen unsere Gefühle teilen.

Das ist das Wundervolle am Menschsein: Wir sind die, die im Dunkel stehen und auf ein Licht warten, und gleichzeitig sind wir die Lichtbringer für andere. Wir sind eins – kein Mensch macht eine Erfahrung für sich alleine. Solange auch nur ein einziger Mensch auf dieser Welt in Hunger, in Angst, in Krankheit, in Ausbeutung, Unterdrückung und Gewalt lebt, sind wir alle nicht frei. Wir dürfen uns gegenseitig Licht schenken und Verantwortung füreinander übernehmen, nur so kann Frieden und Liebe auf die Erde kommen.

Alles was uns in der Welt begegnet, ist entweder Liebe oder ein Schrei nach Liebe. Leider beantworten wir den Schrei nach Liebe allzu oft mit Gewalt, Ausgrenzung und Angst. Doch die einzige Antwort auf einen Schrei nach Liebe kann nur die Liebe selbst sein. Und so möchte ich dich animieren, in den Weihnachtstagen ganz bewusst ein paar Kerzen zu entzünden: für dich selbst und alles was in dir nach Liebe und Heilung schreit, für deine Familie, Freunde und Bekannte, die ein Licht brauchen, sowie für Machthaber, Völker, Regionen, Pflanzen und Tiere, deren Unterstützung dir am Herzen liegt. Sei dir bewusst, wie viel Heilung du mit deinem Licht in die Welt bringst. Es stimmt nicht, dass du klein und machtlos bist. Du kannst so unendlich viel Gutes tun:

Entzünde ein Licht!
Sei ein Licht!
Du bist das Licht der Welt!

Ich wünsche dir ein gesegnetes, fröhliches und liebevolles Weihnachtsfest!

„Je nai nan“ ist eine Version des „Herr, erbarme dich“ der koptischen Christen. Lass dich tragen vom Licht der Liebe dieses wundervollen Liedes:
http://www.youtube.com/watch?v=vI5LLN7tKgs

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