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Posts Tagged ‘Spiritualität’

DU bist die wichtigste Person in deinem Leben. Die Art und Weise, wie du über dich denkst, wie du dich fühlst, wie du dich in Relation zu anderen siehst, wie du die Welt begreifst, und wie du mit dir umgehst, bestimmt dein Leben in jeder Hinsicht.

Alles beginnt mit dir! Du bist das Herz deines Universums. Die Kraft und Energie, die von dir ausstrahlt, wirken sich auf alles um dich herum aus: auf Partnerschaft, Familie und Freundschaften, auf deine Arbeit und Finanzen, sowie auf deine Gesundheit. Wenn es dir nicht gut geht, wenn du nicht glücklich bist, wenn du dich selbst nicht leiden kannst, kannst du auch nie aus einem freien und überfließenden Herzen heraus geben. Und du kannst nie zum leuchtenden Vorbild, zum Mentor und zur reinen Quelle der Inspiration für die werden, die du liebst.

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Wer sich selbst nicht liebt, ist immer unfrei. Zu groß sind die Opfer, die man tagtäglich erbringen muss, um sich Wertschätzung, Liebe, Zärtlichkeit und Anerkennung – oder wenigstens ein bisschen Mitleid – im Außen zu ver-dienen. So verbiegen wir uns, um die Erwartungen anderer zu erfüllen, heischen auf den verrücktesten Wegen nach ein bisschen Aufmerksamkeit und Zuwendung, und ergeben uns resigniert in unser Schicksal, als ob dieses Leben gar nicht uns gehören würde.

Du kannst deine Vergangenheit nicht ändern, du kannst möglicherweise auch deine momentane Lebenssituation nicht unmittelbar umkrempeln, und es wird auch keine gute Fee kommen, die alle Lasten von dir nimmt und eine neue Welt für dich erschafft. Aber du kannst jetzt damit beginnen, dich und dein Leben anzunehmen und aus kraftvoller Selbstermächtigung heraus eine neue Zukunft kreieren.

Doch „keep calm“: Selbstliebe ist eine Lebensaufgabe, und nichts, was sich von heute auf morgen mal so einfach einstellt. Der Weg der Selbstliebe endet mit unserem letzten Atemzug. Bis dahin dürfen wir täglich lernen. Wir dürfen uns verraten und uns wiederfinden, uns lieben und dann wieder hassen, uns heute verbunden fühlen mit allem, und morgen einsam sein. Es ist ein stetiger Prozess, ein stetiges Lernen.

Die wichtigste Eigenschaft auf dem Weg der Selbstliebe ist Mitgefühl. Mitgefühl mit unserem eigenen Scheitern und Versagen. Die Spiritualität, die ich lebe und lehre, ist eine zutiefst menschenfreundliche und mitfühlende. Deswegen halte ich es für keine gute Idee, von jemandem zu erwarten, sich selbst immer bedingungslos zu lieben. Das ist – in meinen Augen – fast ein Ding der Unmöglichkeit. Wir sind Menschen, und wer Übermenschliches von einem Menschen erwartet, fördert nichts als Heuchelei. Die Religionen und die Esoterik sind voll von Heuchlern! Unaufrichtigkeit und Abspaltung von menschlichen Regungen und Gefühlen sind die größten Fallen auf dem Weg der Bewusstheit und Selbstfindung. Du wirst in deinem Leben immer wieder an Punkte kommen, an denen du dich selbst nicht magst. Wir sind unbewusst, wir machen „Fehler“, wir handeln im Affekt, wir fallen in alte Muster, wir erfahren Zurückweisung, wir sprechen schneller als wir denken, wir scheitern, wir verletzen uns und andere – und dann ist es einfach nur menschlich, wenn wir ein Problem mit uns selbst haben: Wir klagen uns an, wir fühlen uns einsam und schuldig, wir finden uns hässlich und ungenügend. Es gibt keine Beziehung ohne Reibung und ohne Kämpfe – schon gar nicht die Beziehung zu uns selbst. Doch genau diese stetige Auseinandersetzung mit uns ist es, die uns wachsen lässt.

Perfektionismus ist hier fehl am Platz! Stattdessen geht es darum, immer bewusster wahrzunehmen, welche Urteile du über dich und die Welt in jeder Sekunde deines Seins fällst. Und dich zu fragen: „Ist mir dieser Gedanke dienlich oder blockiert er mich?“

Es geht beim Thema Selbstliebe nicht so sehr um einzelne Situationen, sondern um deine Grundschwingung. Wenn du tief im Innern überzeugt bist, dass du liebenswert und richtig bist, wenn du dich selbst achtest und ehrst, dann tut es dir nichts, wenn du mal einen „schlechten Tag“ hast. Du wirst dich schnell wieder aufrichten und in deine Mitte finden. Wenn du aber tief in dir den Glauben hegst, nicht gut genug zu sein, und du dich ablehnst und überkritisch mit dir selbst bist, dann provozierst du geradezu Erfahrungen der Ablehnung, des Scheiterns und der Lieblosigkeit – und jedes dieser Erlebnisse ist wiederum Wasser auf die Mühlen deiner Selbstverachtung.

Während du das hier liest, darfst du eine Entscheidung treffen: Die Entscheidung, ob du dich selbst so annehmen und lieben magst, wie du bist, oder ob du weiter leiden willst. Und das ist eine grundsätzliche Entscheidung – für oder gegen dich selbst; für oder gegen das Leben. Wenn du die Entscheidung getroffen hast, dich selbst zu lieben, dann wirst du eine Achtsamkeit entwickeln, die dich wachrüttelt, sobald du dich wieder klein machst, dich übermäßig kritisierst und zerstörst. Das darf sein, es darf und es wird passieren. Aber dann kommt es darauf an, wie du in der Folge damit umgehst. Lässt du dich wieder zurückfallen in deinen Selbsthass, in Resignation und Ohnmacht, oder erinnerst du dich an deine wahre Essenz:

Du bist nicht dieser Körper, du bist nicht dieses Gefühl, du bist nicht dieser Gedanke. Du bist die Stille, aus der jedes Geräusch geboren wird. Du bist das ewig Seiende, die Leinwand auf der alle Erscheinungen des Lebens sich spiegeln. Letztlich gibt es nur dich und nichts weiter. Du bist in allem und alles ist in dir. Aus deinem Herzen wird der Traum der Welt geboren. Wenn du auch nur ein Fünkchen von dir selbst ablehnst, bist du im Krieg mit allem.

Du kannst nur alles lieben oder du liebst nicht!

Und das ist kein Dogma, sondern die Freiheit der Wahl, die dir in jeder Sekunde von Neuem geschenkt wird. Tausend Mal am Tag treffen wir eine Entscheidung für oder gegen die Liebe. Und wenn du dich auch nur einmal mehr selbst lieben kannst statt dich zu verurteilen, verändert das die ganze Welt! Letztlich gibt es nichts, was außerhalb von uns selbst existiert, kein „Ich“ und „Du“. Es ist das EINE Leben, das EINE Bewusstsein, das alles durchströmt und sich in unterschiedlichen Kleidern zeigt.

So sind Lektionen in Selbstliebe die essentiellsten Lektionen der Liebe überhaupt, und damit ein Turbo für das spirituelle Erwachen, denn sie schließen ALLES mit ein. Die bedingungslose Liebe zu anderen Wesen und Welten kann nur wachsen, wenn wir es ein ums andere Mal schaffen, uns selbst in unserer Begrenztheit zu umarmen – mit all unserer Grausamkeit, unseren Lügen, unserem Versagen, unseren Urteilen und unserer Pedanterie. Und wenn wir erkennen, dass alles was im anderen ist, alles was uns in der Welt begegnet – das Höchste und das Niederste –, in uns selbst existiert.

Wenn wir uns selbst lieben wollen, müssen wir bereit sein, das Menschsein zu lieben und alles anzunehmen was Menschsein einschließt.

Ich weiß, dass die Kriege, die in unserer Welt wüten, nur eine Projektion meiner eigenen Grausamkeit sind. Ich weiß, dass jedes weinende Kind, jede misshandelte Frau und jeder unterdrückte Mann nur ein Abbild meiner eigenen inneren Anteile sind. Ich weiß, dass die Zerstörung der Natur nur ein Sinnbild für die destruktive Kraft in mir ist. Ich bin ein Teil davon und so ist es ein Teil von mir. Aber ich weiß auch, dass jeder Löwenzahn, der durch den Beton bricht, ein Zeugnis meines mächtigen Potenzials ist, das ans Licht möchte. Ich weiß, dass jeder Akt der Liebe und des Mitgefühls in der Welt ein Aufflackern der grenzenlosen Liebe in meinem eigenen Herzen ist. Und ich weiß, dass jeder Tanz, der getanzt wird, ein Ausdruck meiner eigenen Lebensfreude ist.

Ich kann nicht das eine annehmen und das andere wegdrücken. Liebe bedeutet, das Verbindende im Widerspruch zu erkennen, die Einheit in der Polarität. Ich entschiede mich immer wieder dafür, mein Herz zu öffnen für ALLES was ist. Ich habe mich für die Ganzheit entschieden, für die Liebe, die auch die Nichtliebe einschließt. Und du?

Lokah samastah sukhino bhavantu – Mögen alle Wesen in allen Welten glücklich und frei sein.

Von Herzen, deine
Christine Ruhland

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Hast du manchmal das Gefühl, noch nicht ganz bei dir angekommen zu sein? Deine Gaben und Visionen noch nicht wirklich zu leben? So als würde etwas dich zurückhalten oder fesseln? Du ertappst dich dabei, dass du hart und kleinlich gegen dich selbst bist? Oder unsicher und ängstlich angesichts deiner “Unperfektheiten“? Dann atme tief durch, denn so ist das Menschsein einfach. Manch einer hat gewaltigere innere und äußere Hürden zu überwinden als ein anderer – doch stoßen wir alle immer wieder an unsichtbare Grenzen und Barrieren. Das stellt uns ein ums andere Mal vor die Wahl, stehen zu bleiben, oder unserem inneren Ruf zu folgen und uns ein Stück weiter ins Neue auszudehnen.

Wenn du mich schon eine Weile kennst, dann weißt du, dass ich nicht an einen Seelenplan oder Vorsehung glaube. Aber was ich spüre, sehe und jeden Tag erlebe, ist dass jeder Mensch ein ganz besonderes Strahlen in sich trägt. Einen ganz besonderen Duft und seine Farben, die ihn einzigartig machen. Die Indianer sprechen vom Spirit oder der „Medizin“, die jedes Wesen zum höchsten Wohle des Ganzen in sich trägt. Ich bin überzeugt, dass jeder einzelne Mensch das Potenzial hat, diese Welt zu verändern und zu einem heil(ig)en Ort zu machen. Du, ich, wir alle, einfach nur indem wir SIND.

Du darfst vertrauen, dass du genauso wie du bist, genau zu dieser Zeit und an diesem Ort richtig bist. Du wärst ein anderer, wenn etwas oder jemand anderes hier dringender gebraucht würde. Ich sehe es wie ein Puzzle oder ein Mosaik: Es geht darum, unseren Platz im großen Ganzen einzunehmen, einer höheren Ordnung zu dienen, indem wir wahrhaftig die sind, als die wir gedacht sind. Indem wir die Geschenke, die uns gegeben wurden, auspacken und in Dankbarkeit weiter-reich-en. „Unbox your life“ könnte der Slogan des erwachenden Universums lauten.

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In diesen unseren Platz im Mosaik dürfen wir geduldig hineinwachsen. Sei entspannt, auch wenn du immer wieder an dir zweifelst, wenn du dich fragst, was du denn schon zu geben hättest oder wenn Ängste dich zurückhalten, für das einzutreten, was dir am Herzen liegt. Uns in unserer vollen Größe, in unserem Strahlen und in unserer Weisheit und Liebe zu zeigen ist das, was wir am meisten fürchten. Denn oft bedeutet es, unsere Komfortzone auszudehnen und alle Masken fallen zu lassen. Es heißt nicht selten, gegen den Strom zu schwimmen, alte Sicherheiten, Beziehungen und Gewohnheiten loszulassen.

Wir fürchten, wir würden verletzlich und angreifbar, wenn wir authentisch sind und unsere wahre Essenz leben. Doch nichts ist weiter von der Wahrheit entfernt. Je mehr wir mit uns selbst verbunden sind, je mehr wir aus dem Feuer unseres Herzens und unserer inneren Begeisterung heraus leben, umso sicherer sind wir. Denn an dem Ort, an dem wir echt und frei sind, gibt es niemanden, der uns verletzen und nichts was verletzt werden könnte.

Stattdessen sind wir in einer Art kollektivem Wahn gefangen, der besagt, dass das Leben hart und beschwerlich sei, dass es edel sei zu leiden und zu jammern, dass wir uns anpassen und uns selbst verraten müssten um akzeptiert zu werden. Dann fragen wir uns:

  • Darf ich glücklich sein, während die Menschen um mich unzufrieden sind?
  • Darf ich ich selbst sein, während die anderen sich verbiegen und ihre Lebendigkeit faulen Kompromissen opfern?
  • Darf ich strahlen, während meine Mitmenschen ihr Licht herunter dimmen?
  • Darf ich frei sein, während andere sich versklaven?
  • Darf ich groß und reich sein, während meine Freunde sich klein machen?


Darfst du? Willst du? Niemand entscheidet das außer dir selbst!

Ich frage meine neuen Klienten immer nach einem „roten Faden“, der sich durch ihr Leben zieht, nach einem Glaubenssatz oder Muster, das ihrem Dasein einen unverwechselbaren Stempel aufdrückt. Ich frage: „Wenn du deinem bisherigen Leben eine Überschrift geben müsstest, wie würde die lauten?“ Eine wundervolle Frau von Ende dreißig gab mir vor kurzem die Antwort: „Das ist nicht mein Leben!“ Dieser Satz hat mich zutiefst bestürzt und traurig gemacht.

Die meisten von uns haben sich selbst vor langer Zeit irgendwo in den Lügen und Zwängen des Alltags verloren. Wir sind oft so weit von unserem Wesenskern entfernt, dass wir unsere wahren Bedürfnisse und Wünsche kaum kennen, uns nichts mehr zutrauen und viel zu viel von uns zurückhalten.

Doch es ist nie zu spät, sich selbst neu zu entdecken. Was bringt dein Herz zum Singen? Welche Gaben schlummern in dir? Womit möchtest du der Welt dienen? Wie würde dein Leben aussehen, wenn du dich selbst vollkommen lieben und im Urvertrauen leben würdest, wenn es niemanden gäbe, mit dem du dich vergleichen oder dem du etwas beweisen müsstest? Wofür möchtest du dich einsetzen mit jeder Faser deines Seins, wofür lohnt es sich aufzustehen? Was ist dir wirklich wichtig? Welche wertvollen Erkenntnisse und Lebenserfahrungen möchtest du teilen? Wofür möchtest du dein Leben geben – nicht im Sinne von sterben, sondern viel abenteuerlicher: im Sinne von wahr-haftig leben?

Im NLP gibt es die Technik des Modelling. Man sucht sich ein Rollenmodell, ein Art Avatar aus dem echten Leben oder auch in Form einer Filmfigur oder eines Comic-Helden, und versucht, dessen „Aura“ zu adaptieren: Wie spricht diese Person, wie ist ihre Körperhaltung, wie bewegt sie sich, wie geht sie an Probleme heran, was glaubt sie über sich selbst und über das Leben, wie fühlt sie? Indem man sich immer wieder mit dieser Energie verbindet, etabliert man ein neues Schwingungsfeld in sich und entwickelt sich quasi durch Imitation des Vorbilds.

Ich finde diese Technik nicht schlecht. In der Regel fühlen wir uns von Menschen angezogen und angesprochen, die uns ähnlich sind, und die ähnliche Werte und Potenziale leben, wie wir sie in uns tragen. Doch indem wir so wie sie sein wollen, versuchen wir damit nicht letztlich, ein anderer/eine andere zu werden? Wollen wir wirklich in die Fußstapfen eines anderen treten und dessen Weg gehen?

Wie wäre es, wenn du stattdessen dich selbst in deiner vollen Größe und Lebendigkeit als Modell nehmen würdest? Wenn du mehr und mehr in die mutige, freie, kraftvolle und leuchtende Version deiner Selbst hineinwachsen würdest? Wenn du nicht einen anderen suchen, sondern dich selbst wiederfinden würdest?

Wer bist du, wenn du aus dem Feuer deines Herzens lebst? Wie sprichst du und wie bewegst du dich, wenn du voller Vertrauen in dich und in die Welt bist? Was denkt es in dir, wenn du erfolgreich deine Träume umsetzt? Wie fühlt sich dein Körper an, wenn du dich von fremden Erwartungen und von der Vergangenheit befreit hast? Lass dich von diesem Gefühl und dieser Wahrnehmung leiten, denn sie bringen dich wieder nach Hause zu dir selbst.

Umgib dich mit Menschen, die dich in deinen wahren Zielen ermutigen und mit dir zusammen den Boden bereiten, auf dem ihr gemeinsam wachsen könnt. Menschen, die dich feiern und in deren liebenden Augen du dich selbst in deinem Strahlen erkennen kannst.

Weiß dein Partner, wissen deine Freunde, was deine größten Träume, was deine Herzensvisionen sind? Wissen sie, welches Licht in dir schlummert? Kennen sie deine Medizin? Wissen sie, was dich glücklich macht? Kennen sie deinen Sinn des Lebens? Glauben sie unerschütterlich an dich oder projizieren sie ihr eigenen Zweifel auf dich? Es ist so wichtig, dass wir uns ein liebevolles, unterstützendes Umfeld suchen, in dem wir uns zeigen und sicher fühlen können, um über unser altes Ich hinaus-, und in uns selbst hineinwachsen zu können. Als Kinder haben wir keinen Einfluss, in welche Familie wir geboren werden, aber als Erwachsene haben wir die Wahl!

„If you can dream it, you can do it!“, hat Walt Disney einmal gesagt – „Wenn du es träumen kannst, kannst du es auch tun.“ Sei gnädig mit dir in deinem Zögern und Zaudern, mit deinen Schwächen und deiner Bequemlichkeit. Es ist ok, wenn du dich hin und wieder in dein so vertrautes Ohnmachtsgefühl, in deine Angst und Kleinheit hineinfallen lässt, um auszuruhen. Aber dann lass dich auch wieder sanft anstupsen von der beharrlichen Stimme in dir, die dich bei deinem Namen ruft. Ja, sie meint dich und sie weiß, was für Löwenkräfte in dir schlummern. Sie kennt deine Medizin, und wartet darauf, dass du aus deinem Schneckenhaus herauskriechst, um sie zu teilen. Sie schenkt dir Visionen und Träume, die deine kühnsten Vorstellungen übersteigen mögen – aber sie weiß, dass du es kannst. Denn wenn du es träumen kannst, kannst du es auch tun!

In Liebe zum Leben!

Lokah samastah sukhino bhavantu – Mögen alle Wesen in allen Welten glücklich und frei sein!

Deine
Christine Ruhland

(Bild: Denise Husted, Pixabay)

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Manchmal fühlt sich das Leben so an als trieben wir in einer winzigen Nussschale über den vom Sturm aufgewühlten Ozean. Die Elemente peitschen uns mit aller Härte ins Gesicht, kein Fünkchen unseres Seins bleibt unverschont: Was wir lieben und kennen, bricht weg, wir sehen kein Licht am Horizont, und die Angst vor dem Unbekannten schnürt uns die Kehle zu. Wir haben keine Kontrolle mehr und können nur warten bis die Wellen sich wieder beruhigen. Vertrauen, hoffen, loslassen.

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Trauer, Verlust, Misserfolg, Krankheit, Angst und Einsamkeit überfallen uns oft urplötzlich und ungeplant. Wir alle kennen solche Situationen, in denen alles zusammenbricht, in denen wir von negativen Emotionen und belastenden Ereignissen einfach überrollt werden.

Das ist das Leben und die Geschichte eines jeden Menschen!

„Das Prinzip des Rhythmus“ ist eines der sieben hermetischen Gesetze. Heraklit spricht von „panta rhei – alles bewegt sich fort und nichts bleibt“. Für mich ist diese Weisheit die wichtigste Metapher zum Verständnis des Lebens. Es geht um die Veränderung und den Rhythmus, dem alles in der Natur unterliegt: Schau dir den Wechsel der Jahreszeiten an, den Mondrhythmus, die Gezeiten des Meeres, Tag und Nacht, das rhythmische Schwingen unserer Organe, den weiblichen Zyklus, die Übergänge von Geburt – Jugend – Blüte – Alter – Tod, und so weiter. Kennzeichen alles Lebendigen ist, dass es beständig im Fluss ist und einem Rhythmus folgt.

Und so ist es auch im Laufe unseres Lebens. Auf ein Hoch folgt irgendwann ein Tief und darauf wieder ein Hoch. Du kennst die Symbolik der durchgehenden Linie bei Herzschreibern? Die gerade Linie ist der Tod. Das Fehlen von Rhythmus, von Auf und Ab, steht im Widerspruch zum Leben.

Wenn man dieses Prinzip akzeptiert hat, dann macht es auch keinen Sinn mehr, am Schönen krampfhaft festhalten zu wollen und gegen das Schwere anzukämpfen. Der Buddhismus erinnert uns immer wieder daran mit den bekannten Worten der Gelassenheit: „Auch das geht vorüber“.

Alles geht vorüber, die schönen Momente genauso wie die leidvollen. Daher dürfen wir die glücklichen Zeiten ohne Anhaftung und Angst voll auskosten, feiern und genießen, im Vertrauen, dass auch wieder neue glückliche Momente nachkommen werden. Und wir dürfen uns in den Schmerz fallen lassen, wenn das Leben uns einen üblen Streich spielt. Wütend sein, traurig, verletzt und verzweifelt, ohne in Widerstand zu gehen – ganz im Vertrauen, dass auch das irgendwann vorüber geht.

Anhaftung und Widerstand bedeuten Stagnation. Und Stagnation ist mit dem Leben nicht vereinbar! Nichts in der Natur steht je still, nichts verweigert sich, nichts hält fest.

Nun, denken sich die „Spirituellen“, wenn ein unbewusster Mensch vom Leben niedergeknüppelt wird, dann ist das seinem Mangel an spiritueller Reife und mentaler Stärke zuzuschreiben. Wie aber kann uns das passieren? Immer wieder hören wir dann dieselben wuterfüllten, resignierten Aussagen: „Jetzt habe ich vier Wochen lang jeden Tag meditiert, und DAS ist der Lohn dafür!“, oder „Jetzt ging’s mir wochenlang so gut, ich war so glücklich, und jetzt haut’s mich einfach um“, oder „Ich arbeite so viel mit Affirmationen und Mantras, und einen Sch… hat’s gebracht!“ oder „Ich war auf so vielen Seminaren und bei so vielen Therapeuten, und hab alles aufgelöst…, und nun passiert das!“, oder „Ich bin doch schon so bewusst, wie kann das sein, dass mir so etwas widerfährt?“

Ja, wir sind unglaublich machtvolle Schöpfer. Durch das was wir ausstrahlen, was wir fühlen und denken, beeinflussen wir unsere Welt, unser Er-Leben, in hohem Maße. Das Universum gleicht einer großen Leinwand, auf der wir unser Kunstwerk verewigen dürfen. Doch das ist – wie es aussieht – nur eine Seite der Wahrheit.

Wir haben uns in spirituellen Dingen so viele Konzepte zurechtgelegt, um uns Sicherheit, Kontrolle und Vorhersehbarkeit zu erschleichen. Doch das Leben lehrt uns eines Besseren. „Die einzige Sicherheit, die wir haben, ist unser freies, weites Herz“ – warum wiederhole ich diese Weisheit so beständig? Du kannst noch so viel und so erfolgreich kreieren, Mentaltechniken und Affirmationen, Mantras und Meditationen üben, am Ende passieren Dinge einfach. All diese Techniken können dich nicht gänzlich davor schützen, dass dein Partner dich betrügt, dein Haus abbrennt, dein Kind überfahren wird, dein Geschäft Pleite geht oder du eine schwere Krankheit bekommst.

Selbst große spirituelle Meister haben Zeit ihres Lebens unter Schmerzen gelitten, einen Schlaganfall bekommen oder sind an Krebs erkrankt. Nichts auf der Welt – nicht einmal die Erleuchtung – kann uns vom Leben befreien! Warum geschehen solche Dinge sogar sehr bewussten Menschen? Ich suche schon lange keine Antwort mehr darauf. Niemand kann das beantworten. Und es ist auch nicht wichtig. Wichtig ist nur, das Offensichtliche zu akzeptieren: dass wir letztlich NICHTS unter Kontrolle haben. Es kann uns jederzeit hart treffen. Allein diese Wahrheit zuzulassen, bringt Heilung und Trost. Und dabei geht es niemals um Schuld, Fehler, Sünde, Karma oder Versagen, sondern das IST das Mysterium des Lebens.

Wir dürfen – trotz „The Secret“ und wundervoller Mentaltechniken – endlich begreifen, dass das Leben und der spirituelle Weg uns nichts schulden. Du kannst zwanzig Jahre lang täglich meditieren und der Welt in Liebe dienen, und dann bricht plötzlich ein schweres Unglück über dir herein. War dann alles umsonst? Was wolltest du dir erkaufen? Das ist das Problem, wenn das Ego auch unseren spirituellen Weg bestimmt: Dann meditieren wir und sind freundlich und rezitieren unsere Mantras, um einen Lohn dafür zu bekommen: Ewiges Glück, ewige Gesundheit, ewige Freude, ewigen Reichtum – oder zumindest ein Stück vom Himmel oder eine glanzvolle Wiedergeburt nach dem Tod.

Ich bin selbst ein großer Fan von Herzkohärenz-Meditationen, von Visualisierungen und Mantras, von Atemübungen und Trancereisen. Ich wende sie regelmäßig an und unterrichte sie, um Menschen in ihre Kraft, und ihr Potenzial zum Erblühen zu bringen. Aber das sind alles nicht mehr als Techniken der mentalen Stärkung, der energetischen Lenkung, der körperlichen und seelischen Gesunderhaltung, der Fokussierung und der Beruhigung. Sie dienen der Entwicklung unserer Persönlichkeit, der Zielerreichung und der Potenzialentfaltung. Und damit dienen sie einem Zweck und sollen ein bestimmtes Ergebnis bringen. Das ist wunderbar und soooo wertvoll. Aber es hat leider nichts mit dem spirituellen Erwachen und klarem Bewusstsein zu tun.

Diese „um zu“-Meditationen sind keine wirkliche Meditation. Sobald Meditation einen Zweck erfüllen soll – von Schmerzen befreien, glücklicher machen, inneren Frieden oder Erfolg bringen, das Erwachen herbeiführen, usw., dann ist es keine mehr. Dann ist es ein Instrument des Ego. Was keineswegs verwerflich ist, sondern ein wichtiger Teil unseres Menschseins.

Diese Art von Übungen sollen uns etwas geben. Die wahrhaftige spirituelle Praxis dagegen soll uns alles nehmen. Sie soll uns frei und leer machen.

Bevor du nun verzweifelst und dich in einen Entweder-Oder-Konflikt stürzt…. Meinem Empfinden und meiner Erfahrung nach geht beides zusammen – muss vielleicht sogar Hand in Hand gehen. Wir sind Wesen, die sich in der Dualität bewegen. Wir sind Teil dieser Illusion und doch außerhalb davon. Wir sind Materie und reines Bewusstsein. Daher nehme ich stark an, dass es genauso sein soll, dass wir unsere einzigartigen Gaben entfalten, vielfältige Erfahrungen sammeln, unseren Körpertempel ehren,  das Leben in seiner ganzen emotionalen Bandbreite fühlend wahrnehmen, uns für diese wunderbare Welt in ihrer Schönheit einsetzen, uns in authentischen Beziehungen üben – und gleichzeitig die wahre Natur unseres Seins sich entfalten lassen, die nichts ist und die nichts will. Einzig in diesem Raum erfahren wir inneren Frieden und Verbundenheit mit allem was ist – ungeachtet aller Turbulenzen und Tragödien unseres Lebens.

Jede Lebenskrise bietet uns genau diese Chance: die Grenzen unseres Ego zu sprengen, eins zu werden, unser Herz in Güte und Mitgefühl für uns und die Welt weit zu machen und zu erkennen, dass wir alle dieselbe Erfahrung teilen. Ich möchte dir dazu eine Geschichte erzählen:

Es war einst zu Lebzeiten Buddhas eine junge Frau, deren Mann gestorben war. Sie war untröstlich darüber, doch zumindest hatte sie noch einen Sohn, für den sie stark geblieben war und weiterlebte. Doch eines Tages starb auch ihr Sohn. Da Buddha gerade durch das Dorf kam, bat sie ihn voller Verzweiflung, ihren Sohn wieder lebendig zu machen. „Er ist das Einzige, was ich habe. Du hast das Rad von Leben und Tod überwunden und kannst mir meinen Sohn zurückbringen. Bitte, ich kann niemals über diesen Schmerz hinwegkommen.“ Buddha willigte ein unter der Bedingung, dass die Frau ihm bis zum Anbruch der Nacht eine Handvoll Senfkörner aus jedem Haus des Dorfes bringe, in dem noch nie ein Mensch verstorben war. Voller Hoffnung machte sich die junge Frau auf den Weg. Gern waren die Bewohner bereit, ihr Senfkörner zu geben, aber keiner konnte die Bedingung des Buddha erfüllen. Es gab keine Familie, die nicht schon einen schmerzlichen Verlust erlitten hatte. Da verstand die Frau, dass sie nicht allein war. Tod, Abschied und Schmerz gehörten zum Leben und waren Teil der Erfahrung jedes Menschen. Selbst wenn sie ihren Sohn jetzt zurückbekommen hätte, wäre er doch früher oder später wieder gestorben. So willigte sie in ihr Schicksal ein und wurde Buddhas Schülerin. Anstatt sich aufzureiben im Widerstand gegen das Leiden, wollte sie den zeitlosen Ort in sich finden, an dem weder Geburt noch Tod existent waren.

Jede Lebenskrise – ob Trennung, Verlust, Krankheit oder Misserfolg – ist eine Gelegenheit zum Erwachen. In diesen Situationen können wir erkennen, dass unser Schmerz auch der Schmerz aller anderen fühlenden Wesen ist. Doch gerade dann sind wir häufig versucht, in die Trennung zu gehen. Denn das Ego liebt das Drama und will in jeder Situation auf Teufel komm raus etwas Besonderes sein, sogar dann noch – oder vielleicht gerade dann – wenn alles zusammenbricht. Es suggeriert uns, dass es das Schicksal mit uns besonders fies meine, dass unser Leid das der anderen bei weitem übersteige, dass wir einfach viel sensibler und feinfühliger seien als der Rest der Welt, dass gerade wir das nicht verdient hätten, und dass wir die einsamsten und ärmsten Geschöpfe auf Mutter Erde seien. So wie die Frau aus der Geschichte, die in ihrem Schmerz übersieht, dass alle Menschen genau dieselbe Erfahrung machen.

Diese Reaktion ist absolut menschlich und in der akuten Betroffenheit vollkommen nachvollziehbar. Doch irgendwann sollten wir unser Herz öffnen und aus der Enge unseres Opferbewusstseins und unseres exklusiven Anspruchs auf (Mit-)Leid austreten. Gut, wenn wir in so einer Situation einen wachen Menschen um uns haben, der uns hilft, unsere Situation von außen zu betrachten und uns bewusst zu werden, dass wir – so schmerzlich es auch ist – nicht mehr als eine menschliche Erfahrung durchleben, die in keinem Haus der Welt unbekannt ist. Es darf getrauert und gefühlt werden – nichts anderes existiert in diesem Moment. Nichts anderes ist wichtig.

Uns dem Ozean des Lebens vollkommen anzuvertrauen und mitzufühlen mit uns und allen Wesen in diesem unberechenbaren wilden Tosen, ist in Wahrheit unsere einzige Chance auf wahres Menschsein. Wir sind der Ozean und doch identifizieren wir uns mit der Nussschale. Das ist der Urschmerz in uns allen. Und diesen Schmerz können wir nur gemeinsam heilen in Mitgefühl und Liebe, und im Erwachen unseres Bewusstseins.

Den Schmerz, die Enttäuschung und den Kummer unkommentiert und urteilsfrei anzunehmen und zu durchleben ohne in die Trennung zu gehen, ist die große Herausforderung. Sich im stillen Gewahrsein der Erfahrung hinzugeben und sich vom Leid und von der Liebe aller Wesen zu allen Zeiten tragen und trösten zu lassen. Wenn es uns gelingt, in der Krise unser Herz im Mitgefühl mit uns selbst und mit ALLEM und für ALLES aufzubrechen, öffnet sich der Raum des reinen Bewusstseins und tiefe Heilung darf geschehen.

Das ist der Moment, an dem eines meiner Lieblingsmantras wahrhaftig wird:
Lokah samastah sukhino bhavantu – Mögen alle Wesen in allen Welten glücklich und frei sein!

Deine Christine Ruhland

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Die Menschheitsgeschichte begann mit einem Akt des Ungehorsams, und es ist nicht unwahrscheinlich, dass sie mit einem Akt des Gehorsams ihr Ende finden wird.“ Erich Fromm

Stell dir vor, du würdest alles vergessen, was du je an religiösen Prägungen, an esoterischen Konzepten und spirituellen Unterweisungen gehört oder gelesen hast. Was wäre dann übrig? Gibt es überhaupt irgendeine mystische Erfahrung oder eine tiefe Seins-Erkenntnis, die aus dir selbst heraus kommt, oder gäbe es dann gar nichts mehr? Das Charakteristische am „Glauben“ ist ja, dass wir die Geschichten, die uns erzählt werden, glauben können oder eben auch nicht. Was glauben wir nur, und was entspringt unserer eigenen tiefen inneren Weisheit, einer Religiosität, die tief in unserer Essenz wurzelt?

Würde dein Gott existieren, wenn dir nie jemand die Geschichte von dem guten (oder auch strafenden) alten Mann erzählt hätte, wenn es keine Kirche und keinen Religionsunterricht gäbe? Würdest du dir einen Kopf um „Portaltage“, um das Geheimwissen von Atlantis und heilende Engelessenzen machen, wenn dir nicht irgendjemand diesen Floh ins Ohr gesetzt hätte? Hättest du eine Vorstellung von Sünde oder Karma, von Reinkarnation oder „Seelenverträgen“, wenn du diesen Konzepten nicht durch Sozialisation, Bücher oder Seminare begegnet wärst?

Wir sind dermaßen geprägt von der Kultur, in der wir aufwachsen, und später dann von dem spirituellen Umfeld, das wir selbst wählen, dass wir gar nicht merken, wie viele Konzepte, Dogmen und Weltbilder wir ungeprüft und unkritisch übernehmen.

Der Mensch ist ein Herdentier. Und so suchen wir auch auf unserem spirituellen Weg nach einer Herde, der wir uns anschließen können. Nichts ist für den Menschen schlimmer, als von einer Gemeinschaft ausgeschlossen und alleine zu sein. Vor langer, langer Zeit waren wir nur im Sozialverbund überlebensfähig, und so ist das uralte Programm der Unterordnung und des Mitlaufens mit der Masse tief in unseren Instinkten verankert. Die medizinische Wissenschaft sagt, dass der größte bekannte Stressor und die wichtigste psychische Ursache für Krankheit das Gefühl des Ausgeschlossenseins bzw. der Nicht-Zugehörigkeit darstellt. Wer schon einmal Mobbing im Arbeitsumfeld erlebt hat, in der Klasse oder von der Freundesclique ausgeschlossen, oder von der Familie geächtet wurde, der weiß, wie schlimm das Gefühl des erzwungenen Alleinseins sein kann.

In Glaubensfragen ist es offensichtlich nicht anders. Wir fühlen uns wohl und sicher, wenn wir Menschen um uns haben, die an dasselbe glauben wie wir, die dasselbe Weltbild teilen, dieselben Ansichten, Werte und Verhaltensregeln propagieren und uns damit indirekt suggerieren: „Du machst alles richtig, du gehörst zu uns, wir sind überlegen, wir sind im Besitz der Wahrheit!“ Wir identifizieren uns mit unserer Glaubensgruppe oder einer esoterischen Bewegung und grenzen uns gleichzeitig gegenüber „den anderen“ ab. Und dabei vergessen wir, wie es scheint, allzu oft jegliche Urteilsfähigkeit und kritische Distanz, die eine reife, selbstbewusste Persönlichkeit ausmacht. Wir glauben ohne zu hinterfragen die zum Teil absurdesten Dinge, plappern das Gehörte und Gelesene undifferenziert nach, pflegen seltsame und oft sinnentleerte Rituale, oder geben viel Geld für magische Gegenstände und pseudo-religiösen Schnickschnack aus. Wenn man nachfragt, dann erhält man immer die gleichen Antworten: Das haben die Aborigines, die Indianer oder Maya schon vor Tausenden von Jahren erkannt oder so gemacht, das ist das überlieferte Wissen von Atlantis, das steht in der Bibel, das sagte der Papst oder der Guru Sowieso, das habe ich beim letzten Engel-Channeling erfahren oder das hat meine Lieblings Esoterik Autorin so geschrieben und meine Freundinnen glauben das auch alle. Juchhu!!! Es lebe die Spiritualität! Oder?

Was wir dabei vergessen ist, dass Spiritualität gar nichts – aber auch rein gar nichts – mit institutionalisierter Religion, mit festen Konzepten oder esoterischen Praktiken zu tun hat. Um spirituell zu sein, musst du ein Revoluzzer sein, mutig genug, um in altvertraute und gleichzeitig doch gänzlich unbekannte Welten einzutreten. Mutig genug, all die Ideen und Gedankengebäude, die du dir mühsam aufgebaut hast, zum Einsturz zu bringen und in die Erfahrung des NICHTS einzutauchen. Und du musst vor allem bereit sein, aus der Sicherheit und komfortablen Übereinkunft der Herde auszusteigen und dir selbst zu begegnen. Ich denke, wir müssen die Erfahrung des All-ein-Seins machen um in die All-ein-heit einzutreten. Mein „spiritueller Weg“ jedenfalls ist ein recht einsamer Weg – aber es ist genau richtig so. Nie mehr möchte ich mich gefangen nehmen lassen in den Konzepten und Weltanschauungen anderer. Nirgendwo finde ich echte Heimat außer in mir selbst. In mir selbst ist Alles und Nichts. Meine Weggefährten sind die Freidenker, die Mutigen, die Leeren. Die, die das Nichtwissen verehren. Die, die sich vertrauensvoll der eigenen Erfahrung hingeben statt Fremdes nachzuplappern. Die, die keine Antworten haben. Die, die das Leben in seiner Schönheit und Tragik gleichermaßen verehren und alles in ihr Herz nehmen können ohne in Gut und Böse zu unterteilen. Die, die keine Religion und keinen Gott brauchen – weil sie erkannt haben, dass sie Leben sind, das niemals und nirgendwo beginnt und endet. Die, die den Inhalt über die Form stellen.

Früher gab es vereinzelte Mystiker, heute gibt es spirituelle Lehrer wie Sand am Meer, die nicht selten vor sich selbst davon laufen und sich hinter schlau klingenden pseudospirituellen Platitüden verstecken. Ein Mystiker ist ein Mensch, den es so sehr nach Erkenntnis dürstet, dass er alle Bücher, alle wissenschaftlichen Studien und Glaubenskonstrukte loslässt um in die pure Erfahrung des Seins einzutauchen und Erkenntnis in der Begegnung mit sich selbst zu finden. Ein Mystiker ist einer, der sein Herz weit gemacht und den Mund verschlossen hat, weil er angesichts der Größe seiner Erfahrung keine Worte findet um sich mitzuteilen. Und weil es schon gar kein vom Verstand zu begreifendes Konzept, keine Ideologie, „Regelwerk“ oder „Lehre“ gibt. Wenn Worte überflüssig sind, bleibt kein anderes Ventil als Liebe, Poesie, Malerei, Tanz oder Musik – oder die Stille und einfache Hingabe ans Tun. Ein Mystiker ist ein Mensch, der keine Antworten gibt, sondern andere ermutigt, selbst in die Erfahrung einzutreten. Wann verstehen wir das endlich: Es gibt NICHS zu lehren und NICHTS zu lernen. Es gibt keine Antworten. Es gibt das Mysterium des Lebens, das jeder frei, unvorbereitet und unverdorben in sich selbst entdecken darf.

Wenn du bis hierher gelesen hast, dann gehörst du wohl zu den Revoluzzern? Oder du bist genervt von esoterischem Gehabe oder von Jahrtausende alten Konzepten, die dich einengen statt frei zu machen? Vor kurzem hat mir eine nette Blog-Leserin einen 7-seitigen Brief voll mit spirituellen Fragen geschickt. Ich konnte keine einzige beantworten – und habe dennoch in ebenfalls 7 Seiten versucht, ihr Mut zur eigenen Erfahrung zu machen und damit aufzuhören, sich im esoterischen Konkurrenzkampf um „wer sieht mehr, wer nimmt mehr wahr, wer weiß mehr?“ minderwertig zu fühlen.

Wenn du also auch aus diesem Hamsterrad der religiösen Indoktrination aussteigen möchtest und frei werden/sein willst, dann übe dich in spirituellem Ungehorsam. Nimm nicht mehr länger alles hin, was dir an Weisheiten und Theorien aufgetischt wird. Sei kritisch, frag nach! Setz deinen gesunden Menschenverstand ein, prüfe alles in deinem Herzen. Überleg dir, aus welcher Zeit und aus welcher Kultur bestimmte Überlieferungen und Rituale stammen und frage dich, ob das hier und heute für dich tatsächlich stimmig ist. Und wenn nicht, dann trau dich, das alles über den Haufen zu werfen und dein Eigenes daraus zu machen. Trau dich, Gebote und Regeln zu brechen! Entwickle für deine Feiern des Lebens deine eigenen Rituale und halte nicht zwanghaft an Überliefertem fest. Sei die Pippi Langstrumpf unter lauter spirituellen Traditionalisten und esoterischen Besserwissern!

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Der Psychoanalytiker und Philosoph Erich Fromm definierte Ungehorsam als die Bejahung von Vernunft und eigenem Willen. Es gehe nicht darum, gegen etwas zu kämpfen oder gar ungestüm aggressiv zu sein, sondern gerade um eine Haltung, die sich für etwas einsetzt. Wir sollten einfach nur wach sein, die Dinge in unserem Herzen und Verstand prüfen und dann laut ausdrücken, was wir als Wahrheit erkannt haben, statt Dinge nachzureden, die wir von anderen übernommen haben und blind einer Masse zu folgen. Um den common non-sense zu entlarven braucht es aber viel Selbstbewusstsein: „Um ungehorsam zu sein, muss man den Mut haben, allein zu sein, zu irren und zu sündigen. Die Fähigkeit zum Mut hängt aber vom Entwicklungsstadium des Betreffenden ab. Nur wenn ein Mensch sich vom Schoß der Mutter und den Geboten des Vaters befreit hat, nur wenn er sich als Individuum ganz entwickelt und dabei die Fähigkeit erworben hat, selbständig zu denken und zu fühlen, nur dann kann er den Mut aufbringen, zu einer Macht nein zu sagen und ungehorsam zu sein. Ein Mensch kann durch den Akt des Ungehorsams, dadurch dass er einer Macht gegenüber nein sagen lernt, frei werden; aber die Fähigkeit zum Ungehorsam ist nicht nur die Voraussetzung für Freiheit – Freiheit ist auch die Voraussetzung für Ungehorsam. Wenn ich vor der Freiheit Angst habe, kann ich nicht wagen, nein zu sagen, kann ich nicht den Mut aufbringen, ungehorsam zu sein. Tatsächlich sind Freiheit und Fähigkeit zum Ungehorsam nicht voneinander zu trennen. Daher kann auch kein gesellschaftliches, politisches oder religiöses System, das Freiheit proklamiert und Ungehorsam verteufelt, die Wahrheit sprechen.“ (Erich Fromm: „Über den Ungehorsam“)

Ich war einmal auf einem indianischen Powwow, einer Zusammenkunft verschiedener indianischer Stämme, bei der gemeinsame Tänze und Rituale gepflegt werden. Für diesen Zweck wurde zu Beginn von der Zeremonienmeisterin in der Halle ein Kreis errichtet und gesegnet. Ab diesem Zeitpunkt durfte man den Kreis nur noch an einer bestimmten Stelle betreten, aber nicht einfach so durchlaufen – und das bis zum Abschluss des kompletten Wochenend-Events. Am Abend des ersten Veranstaltungstags, nachdem der offizielle Teil vorbei war, spielten ein paar kleine Kinder in der Halle, und dann passierte es: ein Junge, der voll im Spiel und im Lachen und Fangen versunken war, durchquerte den Kreis – was ein empörtes „Aufstöhnen“ der erwachsenen Anwesenden nach sich zog. Der Junge wurde dann ziemlich gemaßregelt, musste sich förmlich entschuldigen und noch einmal außen um den Kreis herum laufen. Ich konnte die Aufregung überhaupt nicht verstehen. Wird hier das Leben gefeiert oder der Tod? Wird das kreative Potenzial im Menschen geehrt oder militärischer Gehorsam? Was ist das für eine Kraft, die man da anbetet, die ein spielendes, lachendes Kind, das seltsame Regeln durchbricht, nicht tolerieren kann? Gibt es einen größeren Ausdruck von purer Liebe und Spiritualität als ein Kind, das in seiner unbändigen Lebensfreude ganz im Hier und Jetzt ist und alles um sich herum vergisst? Das ist das erhabenste Gebet, das ich mir vorstellen kann! Und genau das meine ich mit fragwürdigen Ritualen. Dienen Rituale und Regeln wirklich der Feier des Lebens und dem kreativen Lebensausdruck oder wird hier die Form mehr verehrt als der Inhalt? Ich habe nichts gegen Kraftkreise. Das ist toll und schön, sich in dieser Energie und dem geschützten Rahmen einzuigeln – so lange wie es passt. Aber wer wirklich spirituell ist und das reine Bewusstsein verehrt (frei von Angst), kann ein Durchbrechen dieses Kreises doch nur mit einem amüsierten Lachen quittieren – einem Lachen der Erleichterung sogar, denn jede Grenze ist dazu da, irgendwann durchbrochen zu werden. Es braucht nur den Mutigen, der das tut! Ich habe einmal gelesen, dass die alten Meister im tantrischen Buddhismus gerade die Aufmüpfigsten und Unangepasstesten als Schüler wählten. Wem sonst sollte es gelingen, Grenzen zu durchbrechen und ein neues Bewusstsein in die Welt zu bringen…

In der Kirche erleben wir diese mechanischen Riten und Regeln oft genauso: Kennst du die abwertenden Blicke von der Seite, wenn man sitzen bleibt, wenn alle anderen aufstehen, oder wenn man sich nicht bekreuzigt, während alle anderen das tun? Auch das sind seit ewigen Zeiten ritualisierte Abläufe. Ich verstehe das irgendwo und kann das annehmen als Übereinkunft der Betenden, aber muss es immer so festgefahren sein? Darf es nicht einfach mal anders sein? Und wie kann es sein, dass sich fromme Menschen in liebevoller Verbindung mit dem Göttlichen so aus ihrer Mitte bringen lassen, wenn ein Schaf in der Herde nicht das gleiche macht wie alle anderen? Worum geht es da??? Mehr um die Form als um den Inhalt? Mehr um das Herdentum als um die eigene Freude und das Erwachen?

Ähnlich ist es mit spirituellen Symbolen. Es mutet ein wenig verdächtig an, wenn sich Leute allzu offensichtlich mit derartigem Zeug umgeben und behängen: da kleben alle Wände voll von „Blume des Lebens“ Symbolen, auf jeder Kommode steht ein Kristallschädel, das ganze Regal ist voller Engelessenzen, in jedem Zimmer hängt ein Kreuz, und um den Hals baumeln kiloweise Ketten mit Om-Anhängern und Pentagrammen. Wer so viel Äußerlichkeit braucht, fehlt es dem vielleicht an innerer Anbindung? Auch hier dürfen wir loslassen und pur sein. Und uns trauen, dem Trend des offensiv nach außen getragenen Licht-und-Liebe Konformismus ein Stück weit zu entsagen.

Ich nahm einmal  – wenig geübt – an einer Meditation teil, in der wir angehalten waren, den Lotussitz und die aufrechte Position nicht zu verlassen. Wie nicht anders zu erwarten war, tat mir nach einiger Zeit alles weh. Ich konnte mich auf nichts anderes mehr konzentrieren als auf den Schmerz. Meine Gedanken kreisten nur noch um die Frage, ob ich jetzt brav den Schmerz erdulden sollte auf Kosten meiner Meditation oder ob ich einfach die Regel brechen und mir eine andere bequemere Position suchen dürfte? Nach langem Kämpfen mit mir selbst und Schamgefühlen entschied ich mich für Letzteres. Inhalt vor Form! Auch hier verstehe ich den Zen-Gedanken: der Schmerz bringt uns in Verbindung mit dem gegenwärtigen Moment. Und irgendwann kommt vielleicht der Punkt, an dem man über den Schmerz hinaus geht und den Körper überwindet. Mag sein. Aber für MICH ist es nicht stimmig. Ich will den Weg mit meinem Körper gehen und nicht gegen ihn. Ich will den Körper nicht überwinden sondern ihn mit Bewusstsein durchdringen. Meditation darf schön sein und muss nicht wehtun. Beide Wege sind ok. Aber ich denke, der zweite ist für viele Menschen der heilsamere. Wir sind es eh gewohnt, uns permanent selbst Schmerz zuzufügen. Wir sind es gewohnt, zu gehorchen und uns zu disziplinieren. Macht es da Sinn, auf dem Weg des Erwachens noch mehr Zwang zu erzeugen, oder dürfen wir da nicht vielleicht einfach loslassen und genießen?

Und noch ein letztes aktuelles Reizthema für mich aus dem Bereich der Esoterik: Portaltage. Ich weiß nicht, warum die so in sind und warum ich so viele Freunde habe, die mich auf facebook jedesmal vor diesen Tagen warnen. Aber anscheinend handelt es sich dabei auch um sehr exklusives Wissen, das man auf dem spirituellen Weg offensichtlich nicht ignorieren darf. Soviel ich mitbekommen habe, sind es wohl bestimmte Tage, an denen man von besonders viel Weisheit durchströmt wird, an denen aber das Energiesystem auch extrem herausgefordert wird, so dass man besonders unter Kopfschmerzen, Müdigkeit und Konzentrationsproblemen leidet, Probleme in der Partnerschaft gehäuft auftreten oder geschäftliche Verluste usw. So ganz hab ich’s auch noch nicht durchschaut: die einen finden’s ganz toll und sagen mir, dass ich die Chance auf Erleuchtung nicht verpassen darf, die anderen jammern, wie schlecht es ihnen geht. Die Weisheit in mir sagt, dass es keinen Tag gibt, der besser oder schlechter ist als ein anderer. Jeder Moment trägt alles in sich. Der heutige Tag, der jetzige Augenblick ist alles was ich habe – ich kann das Beste aus ihm machen oder ich kann mir von irgendwelchen Leuten einreden lassen, dass er schlecht wird. Die Erleuchtung, die Weisheit und Inspiration ist IMMER da – ich habe es zu jeder Zeit in der Hand, mich damit zu verbinden oder mich abzuschneiden. Das geht – glaub es mir! – 😉 an jedem Tag gleich gut oder schlecht! Wer hat diesen Unsinn mit den Portaltagen bloß in die Welt gesetzt und warum wird das so massenhaft verbreitet? Wem will man da Angst machen oder wen beeindrucken? Was macht das für einen Sinn, Konzepte in die Welt zu setzen, die die Menschen verunsichern und sie von ihrer Eigenverantwortung wegführen? Von der katholischen Kirche haben sich deshalb viele abgewendet, aber in der Esoterik oder alternativen Heilerkreisen werden dieselben Mechanismen in anderem Gewand geduldet und sogar befördert. Der Mensch ist doch leicht zu manipulieren… und er geht immer wieder freiwillig in dieselben Muster zurück, vor denen er geflüchtet ist…

Es geht letzten Endes immer um Freiheit. Willst du frei sein oder willst du ewig von einem Gefängnis ins nächste wandern? Leider ist ein Großteil der Menschheit im Tiefschlaf und sieht die Gitterstäbe gar nicht mehr.

Sei kritisch! Frag nach, provoziere, weck auf! Brich die Grenzen auf! Sei ungehorsam! Übernimm nicht jede Behauptung deiner Lieblings Esoterik-Autorin, deines Meisters oder deiner „spirituellen“ Freundin. Sei mutig, gib Kontra, geh deinen eigenen Weg! Tritt aus der Herde heraus und nimm damit auch deinen Freunden die Angst! Ganz besonders die Angst vor dem All-ein Sein und vor der Freiheit! Führ sie dorthin, wo das wahre Mysterium wartet, entdeckt zu werden: zu sich selbst!

Im Kalama Sutta spricht Buddha folgende Worte:

„Geht (…) nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters! Wenn ihr aber (…) selber erkennt: ›Diese Dinge sind heilsam, sind untadelig, werden von Verständigen gepriesen, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Segen und Wohl‹, dann (…) möget ihr sie euch zu eigen machen.“

Ein bisschen mehr Mut, Kreativität, Freigeist und eine Portion Ungehorsam täte uns allen ganz gut – auch in spirituellen Dingen!

Lokah samastah sukhino bhavantu – Mögen alle Wesen in allen Welten glücklich und frei sein!

Deine Christine Samira Ruhland

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Zum Jahreswechsel ist ein Wort wieder in aller Munde: Loslassen. Alte Gewohnheiten, negative Gefühle, einschränkende Glaubenssätze loslassen, damit das gute Neue Einzug halten kann. „Lass einfach los!“ Wie oft hast du diesen Spruch schon gehört, wenn es dir nicht gut ging, du dich von etwas trennen musstest, oder du dir etwas ganz besonders stark gewünscht hast? Lass einfach los – als ob das so einfach wäre! Fragt man die Absender dieses schlauen Ratschlags, wie das denn gehen soll, erntet man ein Achselzucken und Bemerkungen wie „nimm’s halt nicht so schwer“ oder „einfach nicht mehr dran denken“. Hmmm, der rosarote Elefant lässt grüßen!

In einer Leistungsgesellschaft, in der wir gewohnt sind, mit Anstrengung alles erreichen zu können und in der uns vorgegaukelt wird, wir könnten alles kontrollieren, scheint Loslassen eine der schwersten Übungen zu sein.

Und genau hier liegt der Hund begraben: Der Begriff „loslassen“ impliziert, dass es hier etwas aktiv zu tun oder zu arbeiten und zu erreichen gäbe. Doch Loslassen ist nicht mehr als ein Wimpernschlag, ein Momentum, das nur einen Bruchteil einer Sekunde dauert. Nicht viel Zeit für jemanden, der gewohnt ist, immer aktiv zu sein und etwas zu machen! Genau genommen ist das Loslassen an sich gar nicht greifbar. Was wir ersehnen ist der Zustand des Losgelassen-habens. Und wer losgelassen hat, ist gelassen, oder?

Ich möchte dir zwei Bilder geben, mit denen ich meinen Klienten das Loslassen besser verständlich zu machen versuche:

Loslassen ist wie Einschlafen. Eben noch warst du wach, und dann schläfst du plötzlich. Den kurzen Moment, in dem du eingeschlafen bist, kannst du nicht fassen. Am nächsten Morgen weißt du vielleicht noch, dass du ewig wach gelegen bist und dann wohl doch irgendwann eingeschlafen sein musst. Oder du erinnerst dich, dass du schon weg warst, noch ehe du richtig den Kopf auf dem Kissen abgelegt hattest. Aber der Moment, in dem es geschehen ist, ist dir nicht bewusst. Du kennst den Zustand des Wachseins und den Zustand des Schlafens. Aber dieser winzig kurze Akt des Einschlafens entzieht sich deiner Kontrolle und deiner bewussten Wahrnehmung. Und genauso ist es mit dem Loslassen. Es ist nichts, was du tust, sondern etwas das geschieht, eine Gnade, die dir zu Teil wird. Du weißt, wie es sich vorher angefühlt hat, und du genießt den Zustand danach, aber der Moment des Loslassens ist ein Mysterium. Ein Augenblick der vollkommenen Hingabe, der dich von einer Sekunde auf die andere in einen veränderten Bewusstseinszustand katapultiert.

Wenn du nachts wach im Bett liegst, dann vergisst du, dass sich das Einschlafen deiner Kontrolle entzieht. Du versuchst es zu erzwingen und willst mit aller Gewalt diesen winzigen Augenblick des Umschaltens herbeiführen. Je mehr du dich gegen das Wachsein sträubst und willentlich einzuschlafen versuchst, umso quälender und schwerer wird es. Ist das nicht paradox? Aber du kannst eben ein Momentum, das sich durch tiefste Hingabe auszeichnet, nicht kontrollieren und vom Verstand her beeinflussen. Du kannst diesen Zustand nicht erreichen, du kannst es nur geschehen lassen! Der Schlaf wird häufig auch als „kleiner Tod“ bezeichnet – Nacht für Nacht eine ganz schön radikale Übung im vollkommenen Loslassen! Kein Wunder, dass viele Menschen, die ein Thema mit dem Loslassen haben, auch unter Einschlafproblemen leiden – und oft unter diffusen Ängsten vor dem Tod wie vor dem Leben.

Du kannst einem Menschen ebenso wenig den Rat geben, „einfach loszulassen“, wie du einem Ruhelosen den Rat geben kannst, „einfach einzuschlafen“. Und je mehr Druck in diese Richtung aufgebaut wird, umso weniger funktioniert es…

Ein weiteres Beispiel erlebe ich jeden Tag in der Praxis, wenn ich Schmerzpatienten mit muskulären Verspannungen behandle. Wenn du sehr verspannt bist, dann ist die Verkrampfung so sehr zu deiner zweiten Natur geworden, dass du dir dessen gar nicht mehr bewusst bist und die entsprechenden Bereiche gar nicht mehr willentlich ansteuern und entspannen kannst. Vor allem in den Armen steckt oft ungeheure Spannung, weil wir permanent entweder am Festhalten und Verteidigen oder Abwehren und Kämpfen sind. Ich mache mir oft einen Spaß mit meinen Patienten und hebe im Liegen ihren – vermeintlich entspannten – Arm hoch. Wenn ich loslasse, bleibt der in 90 Prozent der Fälle in der Luft stehen. Ich ergreife dann den Arm wieder, schüttle ihn, und fordere auf, locker zu lassen. Die Patienten entgegnen dann vehement, dass sie doch bereits locker ließen, aber beim nächsten Versuch bleibt der Arm wieder auf wundersame Weise oben. Es ist so viel Spannung im Arm, dass die Betroffenen sich dessen gar nicht mehr bewusst sind, und gar kein Gefühl mehr dafür haben, wie es sich anfühlt, wenn dieser Körperteil entspannt ist. Genau das ist der Fall, wenn es ums Loslassen geht: oft haben wir vollkommen das Gefühl dafür verloren, was uns im Leben eigentlich blockiert, weil bestimmte Gedankenmuster oder Ängste unsere täglichen Begleiter geworden sind. Und wir haben keine Erinnerung mehr daran, wie es sich anfühlt, (los-)ge-lassen zu sein.

Das Loslassen geschieht einfach. Ein kurzes „Umschalten“, das unseren Bewusstseinszustand radikal umswitcht: von einem Zustand der Besessenheit zu einem Gefühl der Gelassenheit. Wir können es nicht erzwingen, aber wir können Voraussetzungen schaffen, die ein vollkommenes Loslassen – und damit tiefe Gelassenheit – sehr wahrscheinlich machen.

loslass

5 Tipps, wie dir Loslassen gelingt:

  1. Nimm deinen Körper und deine Gefühle bewusst wahr, und nimm alles an, was jetzt ist

    Hier sind wir beim Beispiel mit der Muskelspannung. Viele Releasingtechniken im Bereich der Körpertherapie arbeiten mit dem bewussten Aufbau von noch mehr Spannung, um darüber wieder ein Gefühl für den Körper zu entwickeln und aktive Entspannung überhaupt wieder möglich zu machen. Das heißt, der verkrampfte Muskel wird willentlich noch stärker angespannt. So wird dem Betroffenen die Anspannung oft überhaupt erst bewusst. Und nur wenn die Spannung bewusst wahrgenommen wird, kann der Muskel dann auch aktiv und bewusst losgelassen werden.

    Wenn dich also ein Thema in deinem Leben belastet (z.B. Jobsuche, Süchte, unerfüllter Kinderwunsch, Ängste, Partnerschaft usw.), dann hab den Mut, mit Haut und Haaren in die Situation einzutauchen. Spüre, welche unangenehmen Gefühle damit verbunden sind, und nimm deine Körperempfindungen wahr. Geh nicht in Widerstand zu dem, was du loswerden möchtest, sondern tauche tief darin ein. Verstärke deine Muskelanspannung, deine krumme Haltung, deinen zusammengebissenen Kiefer, deine oberflächliche Atmung und all die schweren Gefühle noch, um dir wirklich bewusst zu machen, worum es bei deinem Thema geht. Spüre die Essenz. Die auslösende Situation ist austauschbar. Das worum es geht, sind deine unterdrückten Gefühle, und mit ihnen deine destruktiven Glaubenssätze und verinnerlichten Haltungsmuster.

    Dann fange an, deinen Körper bewusst zu lockern, tief zu atmen, deinen Kopf und Blick aufzurichten, den Kiefer zu entspannen etc. Nun fühlst du vielleicht zum ersten Mal vermeintlich „negative“ Gefühle bei einem entspannten Körper. Wahrscheinlich ist das Ganze schon nicht mehr allzu schlimm. Versuche dennoch, bei deinen Gefühlen zu bleiben. Vergiss die Geschichte dahinter, fühle einfach nur das Gefühl ohne es zu benennen oder zu bewerten. Du wirst feststellen, dass das was sich als „Wut“, „Hass“, „Scham“ oder „Ohnmacht“ gezeigt hat, innerhalb kurzer Zeit zu reiner Energie wird, die du nicht mehr benennen kannst. Dann hast du es transformiert.

    Mache diese Übung wann immer du wieder in dein Drama hinein fällst. Bald wird deine seelische Verkrampfung weichen und an ihre Stelle tiefes Einverstandensein und Gelassenheit treten.

  2. Lass dich vom Leben atmen

    Es gibt sooo viele wunderbare Atemtechniken, die den Boden für vollkommenes Loslassen und tiefe Hingabe bereiten. Nur machen muss man sie… 😉 Meine liebste, die ich schon seit Jahren so praktiziere, und die ich ganz oft bei meinen Tranceinduktionen verwende, ist die Vorstellung, geatmet zu werden. Mache es dir im Sitzen oder Liegen bequem und spüre deinen Atem. Folge dem Fließen der Atemluft durch deine Nase, die Luftröhre, die Bronchien und Lungenflügel. Und wieder zurück. Lass den Atem ganz frei und gleichmäßig fließen, bis tief in den Bauch hinein. Mit jedem Ausatmen lässt du dich tiefer in die Entspannung sinken. Mit jedem Atemzug ein bisschen tiefer. Nimm dir Zeit! Spüre, wie du über den Atem getragen bist vom Leben. Von diesem regelmäßigen ein und aus, auf und ab – wunderbar behütet und ganz sanft gewogen wie ein Baby in den Armen seiner Mutter. Gib dich immer mehr diesem sanften Rhythmus hin, voller Vertrauen. Du bist getragen, du bist sicher! Dann tritt mit jedem Atemzug innerlich ein wenig weiter zurück, gib deinen Willen und alle Kontrolle auf, und erlaube dir, vom Leben ge-atmet zu werden, statt selbst zu atmen. Die bewusste Erfahrung, dass du geatmet wirst, wird dich mit einem Vertrauen, Wohlgefühl und einer Hingabe und Verbundenheit erfüllen, wie du sie vielleicht noch nie erlebt hast. Das Leben liebt dich, es trägt dich. Du kannst ihm voll vertrauen!

    Und damit wären wir schon beim nächsten Punkt:

  3. Schließe Freundschaft mit dem Leben und vertraue, dass alles gut ist, so wie es ist

    Die Gesellschaft hat uns zu Menschen erzogen, die voller Angst und Unsicherheit sind. Wir haben die Verantwortung für unsere Gesundheit, für die Erziehung unserer Kinder, für unseren Besitz, für unser Seelenheil, für das Allgemeinwohl abgegeben und darüber die Verbindung zu unserer Natur, zu unseren Instinkten und intuitiven Kräften verloren. Wir vertrauen unserer eigenen Wahrnehmung, unserem Körper und unserem gesunden Menschenverstand nicht mehr. Wir misstrauen dem Leben, erwarten nichts Gutes und sind in ständiger Angst, dass etwas Unvorhergesehenes passieren könnte. Übe dich in einer Lebenseinstellung, die das Leben und den Körper wertschätzt und die uns allen innewohnende Körperintelligenz und Liebe anerkennt. Liefere dich nicht irgendwelchen Autoritäten aus, sondern informiere dich selbst. Werde mündig, frag nach, sei kritisch und triff deine eigenen Entscheidungen auf Basis deines gesunden Menschenverstandes und deiner Intuition. Finde wieder Vertrauen ins Leben. Sei dir sicher, dass das Leben dir nichts bringt, was nicht zu deinem Segen und zu deiner Entwicklung bestimmt ist. Dass es dir kein Problem serviert, für dessen Lösung du nicht alle Gaben in dir hättest. Nur wer dem Leben vertraut, wer im Innersten sicher ist, dass es unser Dasein gut mit uns meint, kann wirklich loslassen und sich dem Fluss des Lebens hingeben. Wer am Leben und an der Liebe hinter allem zweifelt, wird schließlich ver-zweifeln.

    Folge immer mehr der Stimme deines Herzens, dann bist du sicher! Die Schwierigkeit loszulassen liegt oft in der Angst begründet, eine falsche Entscheidung zu treffen. Doch im Leben gibt es kein „Falsch“. Es gibt nur Erfahrungen, an denen wir lernen und reifen können. In jedem Moment unseres Lebens haben wir die Wahl, einen neuen Weg einzuschlagen. Also geh einfach los und probier dich aus! Vielleicht kommst du am Ende als neuer Mensch genau da wieder an, wo du gestartet bist, vielleicht aber trägt das Leben dich auch in ganz unerwartete Gefilde. In jedem Fall aber gib die Erwartung auf, dass das Leben zu 100 Prozent kontrollierbar und planbar ist. Schließe Freundschaft mit dem Unerwarteten und Geheimnisvollen!

  4. Wehe wenn sie los-ge-lassen…: Trance-Erfahrungen bzw. Erfahrungen von Kontrollverlust

    Schaffe in deinem Leben Raum für die Erfahrung von Leichtigkeit, Übermut und Unkontrolliertheit. Ein vielfach erprobtes Mittel hierfür sind Rauscherfahrungen. Nun kann man das natürlich niemandem empfehlen, also bitte Finger weg von Alkohol und Drogen! Ohne Zweifel gibt es einen Zusammenhang von Drogenkonsum und verschiedensten Süchten auf der einen Seite und der Zwanghaftigkeit, Reglementierung und Leistungsorientiertheit unserer Gesellschaft auf der anderen Seite. Sich zusammenreißen, der/die Beste sein müssen, kämpfen, Erwartungen erfüllen müssen, nicht auffallen dürfen, sich kontrollieren und verstellen müssen, die eigenen Lebensimpulse unterdrücken – das ist schon für viele Kinder die bittere Realität. Viele Menschen kennen im normalen Leben ohne Einfluss von Rauschdrogen überhaupt keine Erfahrung von Unbeschwertheit, überfließender Lebenslust, Ungehemmtheit und Hingabe. Doch die Erfahrung, Kontrolle und Anspannung loszulassen, steht uns auch auf gesundem Wege zur Verfügung, z.B. in Form von (Trance-)Tanz, Meditation, tantrischer Sexualität oder künstlerischem Schaffen. Probier‘s aus: Leg deine fetzige Lieblingsmusik auf oder lade dir vom Internet Trancetanz- oder Trommelmusik herunter und tanz dir den Teufel aus dem Leib. Vielleicht hast du schon mal eine Flamencovorführung gesehen? Im Flamenco spricht man tatsächlich, wenn der Tänzer, Sänger oder Gitarrist besonders leidenschaftlich in seinem Ausdruck ist und sich selbst in seiner Kunst vollkommen vergisst, vom Duende – einer überirdischen Kraft, einem Dämon gleich, die vom Künstler Besitz ergreift. Wenn die Zuschauer Zeuge des Duende werden, ist das ein ganz besonderer Augenblick, der seine Spuren im Leben eines jeden Anwesenden hinterlässt und einen Blick in die Seele der Welt erlaubt. Also tanze, wie wenn es um dein Leben gehen würde – oder besser: lass dich tanzen. Und singe dazu so laut du kannst. Bei der nächsten Party tanze auf dem Tisch, liebe so leidenschaftlich wie du noch nie geliebt hast, geh nackt im Mondlicht baden, färb dir die Haare blau. Mach ausgelassene, verrückte Dinge, die nur Narren Gottes tun können. Erlebe dich in deiner ursprünglichen, ungefilterten Lebendigkeit und Wildheit, spüre dich, sprenge all deine Begrenzungen und inneren Fesseln. Wenn du dir erlaubst, aus dir heraus zu gehen und zu vergessen, was „man“ tut und was nicht, bist du dem Loslassen ganz nahe!

  5. Übe dich im Loslassen von kleinen Dingen

    Wenn du schon an kleinen Dingen festhältst, wie solltest du dann die großen Themen deines Lebens, Menschen, Orte, Hoffnungen, Gewohnheiten loslassen können? Also übe dich einfach tagtäglich in den kleinen Dingen: Verschenke schöne Sachen aus deinem Besitz, die wirklich einen Wert haben und einem anderen Freude machen. Verschenke oder spende Geld, das du übrig hast, um anderen, die weniger haben, Gutes zu tun. Verschenke deine Zeit, deine Erfahrung, dein Wissen und deine Liebe. Lass die Kontrolle über deinen Partner, deine Kinder oder Kollegen los und vertraue, dass sie „das Richtige“ tun und gut geführt sind. Verzichte darauf, Projekte, Reisen oder Feste bis ins Detail zu planen und sei stattdessen spontan, lass dich treiben und überraschen. Mach im Alltag die Erfahrung, dass das Leben am schönsten ist, wenn es lebendig, immer wieder überraschend, neu und unerwartet ist, und werfe regelmäßig überschüssigen Ballast und Besitz von dir, um frei und leicht zu sein.

    Du bist nackt auf diese Welt gekommen und du wirst sie alleine ohne irgendwelche Besitztümer wieder verlassen. Ein offenes, freies Herz nimmt die Dinge mit offenen Armen an und lässt sie wieder gehen. Es lässt das Leben durch sich strömen und vertraut, dass auf etwas Gutes irgendwann auch wieder etwas neues Gutes folgen wird.

 

Genau das wünsche ich dir fürs neue Jahr und für dein ganzes Leben:

Das Vertrauen, dass es das Leben gut mit dir meint,
die Liebe, großzügig von dem zu geben, was du hast, und
die Offenheit, dich vom Leben immer wieder überraschen zu lassen.

Öffne deine Hände und dein Herz, denn „die Frucht des Loslassens ist die Geburt von etwas Neuem!“ (Meister Eckhart).

Lokah samastah sukhino bhavantu – Mögen alles Wesen in allen Welten glücklich und frei sein!

Deine Christine Samira

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Die Weisheit spricht nicht immer aus dem Kopf und auch nicht immer aus dem Herzen. Manchmal lässt sie ihre Stimme aus dem Bauch heraus erbeben – bei uns Frauen zumindest. Denn im Bauch liegt unser Kraftzentrum: Über die Gebärmutter sind wir mit dem Herzschlag von Mutter Erde verbunden und aus diesem Zentrum heraus gebären wir in jedem Augenblick das Universum. Wir sind im Bauch der großen Göttin und die große Göttin ist in uns.

Vom Bauch ausgehend beginnt das weibliche Erwachen. Die Religionen und esoterischen Wege, die heute überwiegend praktiziert werden, sind sehr stark männlich geprägt: Körperlichkeit, Sinnlichkeit und Sexualität – urweibliche Kräfte – werden dabei oft tabuisiert und müssen überwunden werden, um zur Erleuchtung zu gelangen. Der Weg des Erwachens spielt sich fast ausnahmslos in den oberen Chakren und den Verstandeswelten ab: Es geht um das Studium spiritueller Texte, Geistesschulung, komplexe Weltanschauungen, Meditation, Auslöschung des Egos, „harte Arbeit“ an sich selbst, Erlangung übernatürlicher Kräfte, sowie Rückzug aus dem weltlichen Leben.

Der weibliche Weg ist seit Urzeiten genau entgegengesetzt: In inniger Verbindung zu Mutter Erde, ist es ein Weg der Einfachheit und Hingabe, der den Körper, das Leben und die Lebendigkeit preist, die sexuelle Vereinigung als mystische, schöpferische Erfahrung verehrt, und tief verwurzelt ist mit den Kräften der Natur.

Beide – der männliche und der weibliche Zugang – müssen kein Gegensatz sein, sondern dürfen sich wechselseitig durchlichten und in einander übergehen. Es gibt keine Wertung. Beides sind einfach unterschiedliche Pfade zur Wahrheit. Ich bin allerdings überzeugt davon, dass die spirituellen Wege des Erwachens, die wir bis heute kennen und überwiegend praktizieren, nur für wenige Menschen wirklich in die Freiheit führen. Sobald auch nur eine einzige menschliche Erfahrung ausgeschlossen wird, kann der Weg niemals in die Ganzheit führen. Und sobald dem unbeschreiblichen Mysterium des Lebens auch nur ein einziges Konzept aufgezwungen wird, kann er niemals frei machen.

Die Zeit ist reif, um die „Energien der Göttin“ wieder in die Welt zu holen und damit dem weiblichen Prinzip die Tore zu öffnen – zum Wohle aller Geschöpfe und des Überlebens unserer Mutter Erde. Der weibliche Weg ist zutiefst lebensbejahend und mit den Rhythmen des Lebens verwoben, und kann auch die erreichen, die bisher keinen Zugang zu ihrer Spiritualität hatten. Er basiert auf der Hingabe, der urweiblichsten Qualität schlechthin. Schon allein der Klang dieses Wortes bringt alles Erstarrte wieder in Fluss und lässt alle Anspannung abfallen. Wie sehr ich dieses Wort liebe! Es ähnelt dem Loslassen, geht aber sooo viel tiefer. Loslassen hat immer noch eine aktive Komponente, und es schwingt noch ein letztes Fünkchen an Kontrolle mit, während die Hingabe um so viel radikaler und reiner, und ganz und gar passiv ist.

Hingabe hat für mich drei wesentliche Merkmale:

– Sich dem Mysterium des Lebens ergeben
Viele spirituell Suchende sehnen sich nach dem Besonderen und vergessen darüber, wie Besonders das Leben selbst ist. Wir verpassen das Leben, wenn wir nach etwas suchen, das noch großartiger sein sollte. Es gibt nichts „Besondereres“ als das Leben! Und das Leben ist und bleibt ein großes Geheimnis. Die weibliche Spiritualität sucht nicht danach, das Mysterium zu enträtseln und damit zu trivialisieren. Sie weiß, dass es auf das Mysterium keine letztgültigen Antworten gibt. Daher verehrt das göttlich Weibliche die Frage und gibt sich der puren Erfahrung hin, statt nach Antworten, Erklärungen und Konzepten im Außen zu suchen.

– Sich öffnen und verschmelzen
Der weibliche spirituelle Weg trachtet nicht danach, alles vom Verstand her zu analysieren und intellektuell zu begreifen. Der Suchende in seiner Hingabe verbindet sich auf der Herzensebene mit allem was existiert in tiefer Liebe, und wird dadurch des Wesens aller Dinge und seiner Selbst gewahr. Er muss es nicht verstehen, es reicht, es zu lieben! Je mehr Liebe praktiziert wird, umso leichter dehnt diese sich auf alles aus, was existiert, ohne Ausnahme. Wir verehren die bunte Vielfalt, in der sich das Leben individuell ausdrückt und erleben gleichzeitig in tiefer Verschmelzung die Einheit allen Seins und transzendieren damit die Dualität.

– Sich in Gleichgültigkeit üben
Hingabe drückt sich in einem wahrhaftig und tief empfundenen JA zu allem was ist, aus. Jegliches Urteilen entfällt. Es gibt kein „gut“ und „böse“ mehr, kein „ich will“ und „ich will nicht“. Indem aller Widerstand und alle Anhaftung gleichermaßen wegfallen, fließen wir in Anmut und Leichtigkeit mit dem Leben. Es gibt keine Vergangenheit und keine Zukunft, nur den gegenwärtigen Moment. Wir erleben ihn wach und mit allen Sinnen, wir lassen uns berühren und schwingen mit. Was auch immer geschieht, alles ist gleich-gültig.

Ein Bild, das sich mit meiner Vorstellung vom weiblichen spirituellen Weg deckt, ist die Konversation zwischen Devi (dem göttlich Weiblichen) und Shiva (dem göttlich Männlichen) im „Vigyan Bhairav Tantra“ (zu Deutsch: „die Technik, über das gewöhnliche Bewusstsein hinaus zu gelangen“), einer viele tausend Jahre alten tantrischen Schrift, die Osho in dem Werk „Das Buch der Geheimnisse“ interpretiert hat. Alle tantrischen Sutras basieren auf dem Dialog zwischen Devi und Shiva. Devi fragt und Shiva antwortet. Doch zwischen beiden herrscht keine Schüler-Lehrer Beziehung, sondern es ist ein Dialog zwischen zwei Liebenden. Wahre Erkenntnis ist nicht möglich ohne Liebe, ohne Einssein mit dem Objekt, das man erfassen möchte. Du musst zu einem Liebenden werden, damit sich das Höchste durch dich ausdrücken kann. Das ist das weibliche Wesen der Spiritualität!

Das wahrhaft Besondere an dem Dialog der beiden Liebenden aber ist die Tatsache, dass Shiva keine konkrete Antwort gibt, und dennoch antwortet. Er überbringt Devi als Antwort eine Technik, die ihr die Erfahrung des Transzendenten ermöglicht und sie die Antwort in sich selbst finden lässt. Genauso funktioniert die „weibliche Spiritualität“: Devi öffnet sich in vollkommener Hingabe und Liebe. Sie ist erfüllt von dem aufrichtigen Wunsch, das Leben in seiner Ganzheit zu er-fahren und öffnet ihr leeres Gefäß. Indem sie sich einer konkreten Frage hingibt, stellt sie der grenzenlosen Existenz einen Kanal zur Verfügung, sich ihr zu offenbaren und ihr ganzes Wesen zu durchdringen. Sie erwartet keine oberflächliche Antwort oder intellektuelle Erklärung, sondern wird eins mit dem Bewusstsein (Shiva) und gelangt zu Erkenntnis durch Erfahrung. Devi ist der bereitete, fruchtbare Boden und Shiva ist das Samenkorn.

Die Hingabe als Ausdruck der weiblichen Kraft ist energetisch mit dem Sakral- oder Svadhisthana-Chakra verbunden. Das Sakralchakra hat eine ganz klar weibliche Schwingung (im Gegensatz zum Wurzelchakra, das eine männliche Energie besitzt). Dieses Chakra ist das Reservoir unserer sexuellen Energie, unserer Kreativität, feurigen Begeisterung und Sinnlichkeit. Der körperlich-sinnliche Ausdruck, das Erträumen und kreative Erschaffen, Lebensfreude, Genuss, Tanz, Musik, Poesie, das Fördern und Nähren alles Lebendigen und Lebensspendenden sind für eine Frau (und natürlich auch für die Shaktikraft im Mann!) existenziell. Und sie können unser Vehikel ins Erwachen und in ein Leben in Gesundheit, Liebe und Freude sein. Wir machen diese menschliche Erfahrung nicht, um das Menschliche zu verleugnen, zu erniedrigen, und in geistige Welten abzudriften. Wir sind hier, um das Leben zu feiern und uns mit jeder Faser unseres Seins ins Abenteuer zu stürzen. Wir sind hier, um die gesamte Schöpfung in unser Herz und unseren Bauch zu nehmen und zu lieben wie unser eigenes Kind.

Die weibliche Shaktienergie im Körper wird oft als Kundalini bezeichnet. Sie repräsentiert die Sexual- und Lebenskraft schlechthin und wird traditionell als zusammengerollte Schlange dargestellt, die ihren Sitz am unteren Ende der Wirbelsäule hat. Laut yogischer Lehren soll die Kundalinienergie im Zuge des spirituellen Erwachens erweckt und mithilfe bestimmter Übungen und Atemtechniken nach oben gelenkt werden, um die sexuelle Energie zu transzendieren und sich mit dem reinen Bewusstsein zu verbinden. Nachdem ich intensiv in die Thematik eingetaucht bin, zeigt sich mir die Sache allerdings anders. Es kann für mich nicht darum gehen, diese Kraft nach oben zu lenken. Eine weibliche Energie bewegt sich nicht, steigt schon gar nicht auf. Sie kann sich nur öffnen oder verschließen. Welche Intention dahinter steckt, eine weibliche Energie aufsteigen zu lassen, darüber will ich nicht spekulieren. Vielleicht ist es einfach nur der alte alchemistische Traum, das sogenannte Unedle in Edles zu verwandeln.

Aber eines ist für mich klar: es sind männliche Yang-Energien, die sich bewegen, die auf- oder auch absteigen, aber niemals eine Shaktikraft. Das widerspricht vollkommen dem Wesen des Weiblichen. So geht es für mich bei der Erweckung der weiblichen Kraft einfach nur darum, sie zu öffnen, damit die männliche Energie absteigen und sie „befruchten“ kann. Das ist dann Verschmelzung, Einheit, Erwachen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich gleich mit einem anderen Missverständnis (für mich!) aufräumen: Wir beziffern die Chakren von unten nach oben, also das Wurzelchakra als erstes und das Kronenchakra als siebtes Chakra. Auch dieses energetische Konzept soll möglichweise vermitteln, dass der Körper, dass Lebendigkeit, dass Sinnlichkeit etwas Niederes ist, und dass das Menschsein überwunden werden und die Materie in geistige Energie umgewandelt werden muss. Aber ist es nicht vielmehr so, dass wir geistige Energie sind, die sich in das Körperliche hinein manifestiert? So wie ich es sehe, geht es auf dem spirituellen Weg darum, das reine Bewusstsein vollkommen in die Körperlichkeit einsinken zu lassen. Unser Denken, unser Fühlen und unser Tun mit reinem Bewusstsein zu durchdringen und damit die Göttlichkeit in die weltliche Erfahrung zu bringen. Somit fließt in diesem Fall die Energie von oben nach unten. Und da haben wir wieder das Bild von Devi, die ihren Weltenschoß (Kundalini) voller Hingabe öffnet um sich vom Bewusstsein (Shiva) durchdringen zu lassen und zur vollkommenen Erkenntnis zu gelangen.

Letztendlich – das ist mir natürlich sehr bewusst – ist auch die Lehre der Chakren und der Kundalini nichts weiter als ein Konzept. Und auch dieses, wie alle Konzepte, dürfen wir getrost loslassen. Es gibt keine Notwendigkeit, darüber zu streiten oder die Theorien allzu ernst zu nehmen. Für unser Leben hat es nicht wirklich Relevanz, wie viele Chakren es gibt, welchen Charakter die Kundalini Energie hat oder welche Energien wohin fließen. Alles was wirklich relevant ist, können wir mit unseren Sinnen wahrnehmen. Das was wir sehen, hören, spüren, riechen, schmecken, was uns die Natur in ihrem ewigen Kreislauf spiegelt, beinhaltet alles was wir wissen müssen. Jeder einzelne Augenblick trägt alles in sich. Und in jedem Augenblick entscheiden wir neu, ob wir wach sind oder im Tiefschlaf. Fest steht: je mehr wir uns mit Analysieren beschäftigen und Konzepten nachhängen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir nicht wach sind.

Der weibliche spirituelle Weg ist ein Weg der Freude, der Liebe, der Leichtigkeit und der wachen Präsenz im Körper. Wir müssen nicht ewig an uns arbeiten, uns verbessern und „ver-feinstofflichen“. Menschsein ist etwas Heiliges und kein Verbrechen, keine Sünde und keine Schwäche – wann verstehen wir das endlich? Wir sind gut und vollkommen, so wie wir sind. Wir brauchen keine Gurus und keine spirituellen Lehrer, weil es da nichts zu lehren gibt. Wir brauchen keine Priester, die als Vermittler zwischen uns und etwas „Heiligem“ außerhalb von uns selbst fungieren, weil wir All-Eins sind. Wir brauchen keine Heiler, weil es letztendlich nichts zu heilen gibt. Wir brauchen keine Wahrsager, Channels und Medien, weil wir alles Wissen in uns tragen. Was wir brauchen sind Wiedererinnerer: Menschen, die uns an die Liebe und die Vollkommenheit in uns erinnern. Die uns daran erinnern, wie wir wieder in Kontakt mit unserem Herzen und mit unserer inneren Weisheit kommen. Die uns daran erinnern, dass alles Richtig ist so wie es ist. Die uns daran erinnern, dass sich das Leben nur im Hier und Jetzt  – in diesem winzigen und gleichzeitig ewigen Augenblick – abspielt, und dass Vergangenheit und Zukunft keine Bedeutung haben. Die uns an die heilige männliche Kraft und die heilige weibliche Kraft – an Shiva und Shakti in uns – erinnern. Die uns daran erinnern, wie wertvoll Leben ist und dass es nichts Großartigeres gibt. Die uns daran erinnern, wie sich Freude, Liebe, Mitgefühl, Frieden, Leichtigkeit, Freiheit und Gesundheit anfühlen, und die uns gleichzeitig ermutigen, durch Schmerz, Wut, Hass, Trauer, Gier und Eifersucht fühlend hindurch zu gehen. Und: die uns daran erinnern, das Leben zu feiern, jeden Tag.

Wir brauchen Menschen, die sich voller Begeisterung und gleichzeitig mit wachem Bewusstsein in die Erfahrung Leben stürzen. Die das Leben in seiner bunten Fülle mit allen Sinnen genießen und gleichzeitig in der meditativen Stille ihres Herzens zu Hause sind. Menschen, die aus sich selbst heraus leuchten und anderen ein Licht sind.

Ich freue mich auf Männer, die die wilde Schönheit und Macht der Weiblichkeit wieder anerkennen und der Göttin Raum und Sicherheit geben, um ihre ganze Kraft zu entfalten. Die dem Träumen und der Intuition wieder ihren Wert geben, und die den Mut haben, ihr Herz zu öffnen, Liebe zu leben, Gefühle frei fließen zu lassen und die ihre männliche Kraft und Stärke in den Dienst der Erhaltung des Lebens stellen. Und ich freue mich auf Frauen, die sich wieder auf ihre eigene, innewohnende Macht und Weisheit besinnen, und ihre lustvolle Sinnlichkeit und ekstatische, heilige Schöpferkraft selbstbewusst und mitfühlend leben. Die den Mut haben, Altes, dem Leben und der Liebe nicht mehr dienliches zu zerstören und Neues ins Dasein zu tanzen. Die alles Leid und allen Schmerz bedingungslos vergeben und die wahre männliche Kraft wieder verehren können.

Lokah samastah sukhino bhavantu – Mögen alle Wesen in allen Welten glücklich und frei sein!
Deine Christine Samira

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perlenst

In dem wundervollen Geschichtenbuch „Aus Liebe zum Leben“ der amerikanischen Ärztin Rachel Naomi Remen habe ich vor kurzem etwas gelesen, das mich zutiefst berührt hat: In alten Kulturen sei es gang und gäbe, kleine Fehler in die traditionellen Kunstwerke, die dort kreiert werden, einzufügen – als Würdigung der Spuren, die das Leben auf allem hinterlässt, was es berührt. So belassen Zen-Gärtner in Japan absichtlich einen dicken Löwenzahn inmitten der streng zugeschnittenen und ritualisierten Meditationsgärten. Im Iran fügen die besten Teppichweber einen absichtlichen Webfehler in die kostbarsten Teppiche ein. Und die amerikanischen Indianer stickten in jede ihrer prachtvollen Perlenstickereien eine zerbrochene Perle mit ein, die sogenannte „Geist-Perle“. All diese „Fehler“ verwandeln Perfektion in Ganzheit.

Als ich die Geschichte von der Geist-Perle gelesen hatte, kamen mir fast die Tränen. Wie oft halten wir unsere Energie zurück aus Angst, nicht perfekt, nicht gut genug zu sein! Wie oft verurteilen wir uns aufgrund von Schwächen und kleinen Schönheitsfehlern! Wie oft hadern wir mit dem Leben, weil so vieles anders gelaufen ist, als wir es geplant hatten! Wie oft sind wir voller Wut und Trauer gegen uns selbst! Doch dieses Bild von der Geist-Perle erinnert uns daran, dass wir unendlich kostbar sind, genauso wie wir sind! Dass es gerade die Brüche in unseren Biographien, in unseren Körpern, in unseren Seelen sind, die uns einzigartig machen, uns ganz werden lassen, und die unserem SEIN den Geist, den Spirit, einhauchen. Eine einzige kleine, zerbrochene Perle in einem Kunstwerk vermag, was die ganze perfekte Ordnung und Schönheit um sie herum nicht fertig bringt: Sie bricht versteinerte Herzen auf, sie be-rührt und tröstet. In dem Wissen um die Gegenwart einer Geist-Perle können wir entspannen und erleichtert durchatmen. Denn ein Kunstwerk, das seine Brüche offenbart, reflektiert unendlich viel Liebe und Mitgefühl für die Brüche in uns selbst! Ein MENSCH, der seine Brüche offenbart, heilt die ganze Welt!

Wenn wir gegen unsere Geist-Perlen kämpfen, kämpfen wir gegen das Leben und gegen all das, was Wahrhaftig, Wertvoll und Besonders ist. Es geht nicht darum, etwas möglichst perfekt zu machen. Es geht nicht darum, einen perfekten, ewig jungen Körper zu haben oder Prestige, Reichtümer und Wissen anzuhäufen. Es geht darum, dem Leben mit jedem Tag wieder neugierig, offen und unvorbereitet zu begegnen, Momente der Liebe, der Freude, der Weisheit, aber auch des Schmerzes und der Trauer miteinander zu teilen, mutig und authentisch den Tanz des Lebens zu tanzen – und uns selbst anzunehmen als Gezeichnete des Lebens.

Perfektion fühlt sich so ungeheuer hart, so tot und unbarmherzig an. Und tatsächlich ist sie ein eindeutiges NEIN zum Leben. Lebendigkeit entsteht erst da, wo wir akzeptieren, dass alles im Fluss ist, im ständigen Werden. Wo wir uns selbst erlauben, auf dem Weg zu sein, noch nicht angekommen zu sein. Wo wir unseren Körper als heiligen Tempel wertschätzen mit allen Spuren, die das Leben auf ihm hinterlassen hat.

Wie viele Geist-Perlen befinden sich in deinem Lebensgewebe? Wie viele Fehler, Brüche, Narben, Enttäuschungen, Widersprüche, Misserfolge, Krankheiten? Vielleicht möchten sie nichts weiter, als dich auf die Ganzheit in dir hinweisen. Dir zeigen, was wirklich wichtig ist im Leben, und dir zuflüstern: „Lass los und sag einfach Ja!“

Ich bin gerührt von diesen verrückten Zen-Gärtnern, Teppichwebern und Perlenstickern – wenn es sie denn tatsächlich (noch) gibt. Was für eine Demut gegenüber der Kunst und dem Leben selbst muss ein Mensch haben, der etwas Perfektes gestalten könnte und dann seinem Kunstwerk absichtlich einen Makel zufügt. Dem kann nur eine tiefe Verneigung vor der Großartigkeit des Universums und großes Mitgefühl gegenüber dem Menschsein zugrunde liegen.

Diese Haltung wünsche ich uns allen.

Wir bräuchten keine Schönheitschirurgen mehr, keine Drogen und vermutlich auch viel weniger Ärzte und Psychiater, wenn wir alle unsere Geist-Perlen anerkennen und einander offenbaren würden, und uns selbst und alles Leben mit den Augen der Liebe betrachten könnten. Die Augen der Liebe suchen nicht nach kühler Perfektion. Sie suchen nach Ganzheit, nach Tränen des Lachens und der Verzweiflung, nach Menschlichkeit, Wärme, Lebendigkeit und wahrhaftigem Selbstausdruck.

„On ne voit bien qu’avec le coeur. L’essentiel est invisible pour les yeux.“ – „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ (Antoine de Saint-Exupéry, Der kleine Prinz)

Lokah samastah sukhino bhavantu – Mögen alle Wesen in allen Welten glücklich und frei sein!

Deine Christine Samira

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Es ist erstaunlich, wie viele Menschen auf dem „spirituellen Weg“ statt die Freiheit zu wählen sich in neue Konzepte und Weltanschauungen stürzen. Wie eifrig viele nach Ablenkung von sich selbst und nach Modellen hungern, statt sich leer zu machen und sich der eigenen Seinserfahrung hinzugeben. Und der Esoterikmarkt bietet hier unendlich viel Zerstreuung und Futter fürs Ego.

Eines dieser amüsanten Konzepte ist der Hype rund um den „Seelenplan“. Wenn man mal googelt, findet man unendlich viele Webseiten auf denen genau geschildert wird, was die Seele vor ihrer Inkarnation so alles an Vorbereitungen und Absprachen trifft, was sie plant, mit wem sie sich trifft, wie genau sie die einzelnen Stationen des Lebens vorbereitet, wie die Seele aufgebaut ist, wie sie funktioniert, etc. Die einen haben ihr Wissen gechannelt, die anderen haben es bei einem Guru gelesen, die nächsten berufen sich auf jahrtausendealte Überlieferungen bestimmter Kulturen oder geben einfach ihre Vermutungen weiter. Eine Wissenschaft für sich…, denn mit der Frage nach dem Seelenplan kann man in ganze Universen von Weltanschauungen eintauchen. Da kannst du ein regelrechtes Parallelstudium zu deinem echten Leben absolvieren.

Konzepte sind wohl für manche Leute wichtig und auch ok. Solange man sie als das sieht, was sie sind: Krückstöcke für den Verstand, um sich das Leben in Krisensituationen vorübergehend ein wenig leichter zu machen. Aber jeder Krückstock sollte irgendwann einmal losgelassen werden, wenn man wirklich laufen lernen will. Und vor allem: der Krückstock sollte einem das Gehen nicht noch schwerer machen. Das Konzept des „Lebens- oder Seelenplans“ macht vielen Menschen das Leben schwerer, denn es blockiert, verunsichert, macht unfrei und bringt latent die Angst mit sich, Fehler zu machen, das „Falsche“ zu leben – und es schafft Abhängigkeiten von Gurus, spirituellen Lehrern, Hellsehern und Heilern, die vorgeben, den Lebensplan anderer Menschen zu kennen oder für sie zu entziffern. „Finde deinen Seelenplan“ – Seminare, Vorträge, Behandlungsangebote oder Buchtitel in diesem Stil wirst du Tausende finden.

Leben läuft nicht nach Plan, also suche auch gar nicht erst nach einem Plan. Lausche dem Flüstern deines Herzens und den Gefühlen und Impulsen, die aus dir heraus kommen. Du bist nicht das Opfer irgendeines fixen Planes, dein Leben folgt keinem Drehbuch, du solltest deine Zeit nicht damit verschwenden zu rätseln, was für ein geheimer Plot für dich ausgeheckt wurde. Lebe einfach! Du bist der Schöpfer deines Lebens! Mag sein, dass deine Seele aufgrund ihrer Schwingung die Inkarnation in ein bestimmtes Umfeld mit bestimmten Voraussetzungen herbeigerufen hat – ich weiß es nicht! 🙂 – aber auch das kann dir egal sein. Ob es Zufall ist oder Plan? – warum zerbrichst du dir darüber den Kopf? Stell dir lieber die Frage „Wozu war es gut, was konnte ich dadurch lernen?“, und „Was darf sich durch mich erfüllen, wie und was möchte ich leben und erfahren, wie kann ich die Liebe in meinem Leben vermehren?“ Wenn du dich von diesen Fragen leiten lässt, dann wird sich dein Leben mit jedem Schritt segensreich und heilig vor dir entfalten.

Die Frage nach einem Seelenplan kann überhaupt nur in einer männlich geprägten Spiritualität auftauchen. In einem männlich-analytisch-rationalen Konzept braucht es einen Plan, einen Weg, eine Funktion und ein Ziel. Hat Leben ein Ziel? Geschieht Leben nicht um seiner selbst willen? Ist Leben – jeder einzelne Atemzug – nicht selbst schon das Ziel? Das Prinzip der Weiblichkeit ist die Hingabe, das Sich-Öffnen, das Mitschwingen und Mitfühlen. Ein Mensch, der fähig ist, mitzuschwingen und sich hinzugeben käme nie auf die Idee, nach einem Plan zu fragen. Es gibt nur diesen einen Moment – nichts, was man hinter sich lassen müsste und nichts zu erwarten – nur die reine Präsenz des Hier und Jetzt. Es ist gut. Es ist. Ich bin gut. Ich bin. Ich atme das Leben ein und ich atme das Leben aus – was gibt es darüber hinaus noch zu wissen? Das ist Erleuchtung: sich in staunender Demut hinzugeben und mitzuschwingen. Der Weg des Erwachens ist ein weiblicher Weg. Die weibliche Kraft fragt nicht und strebt nicht danach, das Mysterium zu entzaubern. Die weibliche Kraft ergibt sich ins Nichtwissen und lässt sich von der reinen Erfahrung durchdringen.

Die Esoterikbranche und ihre „spirituellen Lehrer“ leben von der Beschäftigung mit Fragen und Konzepten, die so weit entfernt von der Größe, der Macht und dem Mysteriums des Lebens und der Seele liegen, dass es fast schon beschämend ist. Doch wir sind in unserer Verzweiflung und Einsamkeit so erfüllt von der Sehnsucht nach „religio“, nach der Rückverbindung mit unserer wahren Natur, dass wir uns von selbsternannten Experten nur zu gern engelsfunkelnde Bären aufbinden lassen. Menschen, die die Frage nach einem Seelenplan beschäftig, sind nicht mehr an den Fluss des Lebens angebunden. Sie stecken immer in einer Krise, egal ob beruflich, partnerschaftlich, gesundheitlich, spirituell, finanziell oder sozial. In einer Krise sehnt man sich nach klaren Ansagen und Anweisungen und nach einem Menschen, der das Ruder für einen in die Hand nimmt und einem das eigene Leben erklärt und löst. Doch das funktioniert nicht. Ein guter, ehrlicher Freund und Heiler wird dir einfach beistehen, die große Not auszuhalten, keine Ahnung mehr zu haben, wer du bist und was du sollst. Er wird an deiner Seite sein, wenn eine alte Welt zusammenbricht und die neue noch nicht geboren ist. Er wird deine Tränen mit weinen statt dich mit SEINEM „Wissen“ zu belasten. Er wird dir keine Antworten geben, sondern die richtigen Fragen stellen. Er wird deine Verwirrung und dein Nichtwissen noch vergrößern, weil dieses Nichtwissen – das Loslassen all deiner Konzepte, Werte, Vorstellungen, Prägungen, Religionen und Weltbilder – dein Weg in die Freiheit ist. Wenn du durch den Tod, durch deine Einsamkeit und Unsicherheit – durch deine dunkle Nacht der Seele – hindurch gegangen bist, wird er dir helfen, die sanfte Stimme deines Herzens wieder wahrzunehmen, mit dem Leben mit zu schwingen und deinem inneren Flüstern, deiner Weisheit, wieder zu vertrauen. Dann bist du neu geboren, rein, klar, präsent, ganz bei dir! Ein bewusster, wacher Seelengefährte und wahrer Meister wird dich nie mit Konzepten belasten, wird nicht auf Weltanschauungen und Theorien eingehen, wird dir keine Geschichten und Glaubensbekenntnisse erzählen. Er wird dich ermutigen, alles was du glaubst zu wissen, alles was du je gehört und gelesen hast, weg zu werfen. Er wird mit dir die Stille teilen und die Mystik deiner eigenen Erfahrung preisen.

Wer, glaubst du, könnte deine Lebenserfahrung interpretieren, außer dir selbst? Wer sollte tieferen Zugang zu deiner Essenz haben, als du selbst? Gib dein Leben nicht aus der Hand! Hab den Mut, einfach zu SEIN!

Lass all die Fragen los, auf die in Wahrheit du selbst und kein anderer dir Antworten geben kann und die keinerlei Relevanz haben! Erlaube deiner Angst, dass sie dich ganz auf dich selbst und dein Nichtwissen zurückwirft. Der Legende zufolge kürte das Orakel von Delphi Sokrates zum weisesten Mann der Welt aufgrund seiner letzten, niederschmetternden Erkenntnis „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Erst durch die Worte „Ich weiß es nicht“, die vollkommene Hingabe und vollkommenes Loslassen repräsentieren, öffnest du dein Gefäß, auf dass die Erfahrung jenseits allen Verstandeswissens und aller Worte in dich einfließen kann. Wer ständig Antworten parat hat oder auf alles eine Antwort sucht, kann NIE vom wahren Wissen durchdrungen werden. „Ich weiß es nicht“ sind die ehrlichsten, die weisesten und die heilsamsten Worte, die man sprechen kann. Ich weiß, dass ich atme und ich gehe davon aus, das heißt, dass ich lebe. Aber ich weiß nicht, ob das heißt, dass ich nicht mehr lebe, wenn ich nicht mehr atme. Was weiß ich sonst? Ich habe Erfahrungen im Universum meiner eigenen Gedanken und Gefühle und Sinneseindrücke und Interpretationen gesammelt. Es ist MEIN Universum, ich weiß nicht, was davon wahr und was pure Illusion ist. Ich habe die Meinung und die Lehren von Eltern, Geschwistern, Freunden, Erziehern, Lehrern, Professoren, Wissenschaftlern, Politikern und  spirituellen Führern verinnerlicht. Ich habe Bücher, Massenmedien und soziale Netzwerke konsumiert. Also was in aller Welt WEIß ich schon? Ich habe mir ein Bild gemacht, mehr nicht. Aber das kann und darf niemals das deine sein.

Ich weiß, dass ich nichts weiß. Willst du dich anschließen und die kribbelnde Unsicherheit des Nichtwissens mit mir aushalten? Es fühlt sich so viel schöner, freier, spannender und lebendiger an, als sich mit Instant-Eso-Konzepten abspeisen zu lassen!

Es gibt nur ein Mysterium, das es wert ist, ergründet zu werden. Das ist die Stille in dir, dein wahres Wesen jenseits aller Identifikationen und allen Wissens. Aber dem kannst nur du selbst dich nähern – und nur aus dem Herzen, niemals mit dem Kopf. Alles andere ist nur Fast-food für den Verstand und Ablenkung vom Schmerz deiner Illusionen. Lass los… Und entscheide dich, dich vor der Großartigkeit des Lebens wieder in Demut und innerer Reinheit zu verneigen statt das Geheimnis des Seins durch plumpe Konzepte zu entweihen.

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Jetzt wo der Herbst kommt und die Ernte eingefahren wird, ist die richtige Zeit, die Fülle in uns und die Fülle, die uns umgibt, wahrzunehmen und zu segnen. Mit der Fülle ist es genauso wie mit der Dankbarkeit. Wenn du erst einmal deinen Blick und deine Aufmerksamkeit auf die Fülle ausgerichtet hast, dann erkennst du plötzlich, dass es in deinem Leben kaum etwas gibt, was nicht Fülle ist. Du erkennst, wie viel du hast, was du bereits bist und kannst. Wenn du ein anderes Gefühl hast – sich zum Beispiel unbezahlte Rechnungen stapeln, dein Konto mal wieder im Minus ist, du dich einsam fühlst oder dein letztes Projekt in der Arbeit kläglich gescheitert ist, du überzeugt bist, im Vergleich mit anderen nicht gut genug zu sein – dann liegt das nicht daran, dass da keine Fülle und kein Überfluss wäre, sondern dass du dich vom Fluss der Fülle in dir und in der Welt abschneidest.

Fülle fließt dahin, wo Freude, Begeisterung und Lebendigkeit ist. In der hinduistischen Mythologie gilt die Göttin Lakshmi als Verkörperung von Fülle, Schönheit, innerem und äußerem Reichtum und Segen. Sie beschenkt die Menschen, die sich auf das Wahre und Ewige ausrichten, die ehrlich zu sich selbst sind und sich mutig in den Fluss des Lebens stürzen. Die reinen Herzens ihre Talente und Begabungen mit Freude leben – zu ihrem eigenen höchsten Wohle und zum Segen der gesamten Schöpfung. Versuche also, dein Leben immer mehr zum Gebet zu machen, aus deinem Herzen heraus zu wirken und mehr und mehr dein eigenes Lied zu singen. Schau in die Natur – die Fülle ist immer da: Überfluss, Üppigkeit, Wachstum, Leben, Farben, Vielfalt, Pracht und Schönheit. Warum sollte es in deinem Mikrokosmos anders sein? Warum solltest ausgerechnet du Mangel leiden, einsam, hässlich und nicht richtig sein, energielos, klein und unbedeutend? Warum sollte ausgerechnet bei dir alles so schwer sein, wo doch in der Natur der winzigste Keimling sich seinen Weg durch die dicke Erdschicht bahnt und leicht und mühelos wächst? Wo jeder Baum die Rhythmen des Lebens kennt und einfach so weiß, wann es Zeit ist zu blühen, Früchte zu tragen oder sein Laub abzuwerfen. Warum also solltest ausgerechnet du so hilflos, isoliert, traurig, unbegabt und arm sein? Wenn es bei dir anders ist als in der Natur, ist das nur ein Zeichen, dass du gegen ein Naturgesetz verstößt. Dass du gegen die Stimme deines Herzens und gegen den Fluss deines Lebens ankämpfst statt dich von ihm tragen zu lassen. Dass du die Geschenke des Lebens nicht annimmst, dich zurückziehst und versteckst, anstatt deine Gaben zu teilen. Dass du an deiner Richtigkeit und deinem Wert zweifelst statt dich in deiner ganzen Größe zu sehen und zu zeigen. Dass du dich vergleichst und urteilst statt zu wissen, dass du so wie du bist, genau richtig bist. Dass du versuchst, einem Bild (deinem oder auch dem anderer Menschen oder der Gesellschaft) zu entsprechen, dich einschnürst, beschneidest und deinen Wuchs kontrollierst statt einfach wild, frei und mühelos zu gedeihen.

Eines der wichtigsten Naturgesetze ist für mich das Gesetz der Resonanz. Du kannst nur das sein und in dein Leben ziehen, womit du in Resonanz bist. In einem permanenten unterschwelligen Gefühl des Mangels und der Wertlosigkeit kannst du schwerlich auf Dauer Wohlstand, Erfolg und Fülle anziehen. Richte dich also innerlich aus auf deine wundervollen und einzigartigen Begabungen, gehe in die Natur und fülle dich auf mit ihrem Überfluss und ihrer Pracht, lerne dich selbst zu lieben, sieh das Leuchten in dir und in jedem Wesen, übe Wertschätzung für alles was dir im Leben begegnet und fühle in jedem Moment den Reichtum, der in dir ist und von dem du umgeben bist. So verbindest du dich immer stärker mit dem Feld der Fülle. Und versäume es nicht, dein Herz zu öffnen und deine Arme auszubreiten für den Einstrom der Segnungen und Geschenke des Lebens. Viele Menschen sind zwar gut im Geben, können aber nur schwer Geschenke, Komplimente, Lob, Hilfe, Heilung und Liebe annehmen. Wenn du daran zweifelst, es wert zu sein, dass du reich, erfolgreich, glücklich, gesund, geliebt und frei sein darfst, wie sollst du es dann sein? Vertraue dir selbst – deinen Talenten, deinen Träumen und Visionen, deinem Aussehen, dem Platz auf den du gestellt wurdest – und erobere dir deinen Wert zurück. Du bist wunderbar so wie du bist. Du musst es niemandem recht machen und niemandes Erwartungen erfüllen. Du darfst niemand anderes sein und nicht das Leben der anderen führen. Lebe aus deinem Herzen, sei du selbst und stehe dazu, wer und was DU bist! Breite deine Arme aus um die Geschenke anzunehmen, die das Leben dir täglich zufließen lässt. Du bist es wert! Und dann lasse es aus dir heraus fließen. Nur wenn du dich leer machst, kannst du auch wieder empfangen. Spüre die rhythmische Natur deines spirituellen Herzens – die Harmonie von Geben und Nehmen ist ein Naturgesetz der Liebe. Vertraue dem Fluss!

Die Fülle hat zwei wunderbare Geschwister, ohne die sie nicht existieren kann: die Dankbarkeit und das Teilen. Ohne die beiden wird Fülle zur Last und zieht Einsamkeit, Gier, Neid und Angst nach sich. So sei dankbar für alles was du bereits bist, kannst und hast, und sei bereit deinen Reichtum, deine Weisheit, deine Seelenmedizin, deine Begabungen und deine Liebe zu teilen und zu verströmen. Halte nichts fest! Wenn du deine Quelle verschließt und andere nicht mehr von deinem Wasser trinken lässt, versiegt die Quelle irgendwann. Dein Brunnen wird faulig, giftig und stinkend. Dein Reichtum ist nicht dein Reichtum und deine Gaben sind nicht deine Gaben. Du bist ein Instrument, durch das sich das Göttliche ausdrückt, auf dass die ganze Welt daran teilhaben darf!

Ich bin keine Anhängerin irgendeiner Religion, und dennoch finden sich in vielen religiösen Schriften ungeheuer wertvolle Perlen der Weisheit. So auch in der Bibel: „Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nicht hat, von dem wird auch das genommen was er hat.“ Klingt erst mal ein bisschen ungerecht. Die Reichen sollen immer reicher werden und den Armen wird sogar noch das bisschen genommen, was sie haben? Natürlich ist das nicht wörtlich zu verstehen, sondern kann nur mit der Intelligenz des Herzens richtig interpretiert werden. Für mich bedeutet dieser Satz, dass jeder Mensch mit besonderen Gaben, Talenten und Erfahrungen ausgestattet ist, die eine Verpflichtung darstellen. Wenn du nicht bereit bist, das was du bist und was du hast zu leben, weiter zu geben und zu teilen, dann wird es dir wieder genommen. Wirklich arm dran ist nicht der, der nichts hat, sondern der, der viel hat und es nicht sehen und wertschätzen kann. Wenn du dich also dauernd vergleichst, ewig Angst hast, dein wahres Wesen und deine Talente zu leben, wenn du an deinen Fähigkeiten zweifelst, ängstlich an deinem Besitz festhältst und deine Quelle verschließt statt deinen Reichtum wertzuschätzen und mit vollen Händen zu teilen, dann verkümmert dein Schatz und verliert jeglichen Glanz. Nach dem Resonanzprinzip können auf einem Haufen Bitterkeit, Schutt und Asche keine Goldstücke wachsen. Wenn du dich als arm und wertlos empfindest, dann wirst du tatsächlich immer ärmer. Wenn du aber ein Herz voller Dankbarkeit, Begeisterung und Wertschätzung pflegst und dem Leben all das zurück gibst, was es dir geschenkt hat, dann wirst du mit noch mehr Reichtum und Segnungen überhäuft. Dann bist du angeschlossen an den göttlichen Strom. Dann bist du wieder ein Teil der üppig blühenden weisen Natur geworden.

Reichtum darf nie missverstanden werden als die reine Anhäufung von Besitz. Wer im Herzen verankert ist, der weiß wie wertvoll Freundschaft, Liebe, Familie, Achtsamkeit, eine sinnhafte und erfüllende Tätigkeit, Gesundheit, Zeit, Stille, Naturerlebnis, Meditation, Singen, Tanzen und Feiern ist. All das sind Dinge, die man sich für kein Geld der Welt kaufen kann und die gleichwohl unbeschreiblich kostbar sind. Du darfst natürlich auch materielle Wünsche haben, du darfst dich am materiellen Wohlstand und deinem Besitz freuen (kannst du wertschätzen und genießen was du besitzt?), aber vernachlässige nicht deinen inneren Reichtum. Alle äußeren Ziele und Begierden sollten immer mit der Bereitschaft für inneres Wachstum und dem Wunsch nach Erwachen und Bewusstheit einhergehen. Sonst wird das Leben hohl und sinnlos. Wenn du feststellst, dass dein Besitz zur Last wird – wenn du Angst hast, du könntest alles verlieren oder dir könnte etwas gestohlen werden; wenn du argwöhnisch und neidisch deinen Wohlstand mit dem deiner Nachbarn und Freunde vergleichst; wenn du Anflüge von Überheblichkeit, Gier und Manipulation wahrnimmst; wenn du geizig wirst und nicht mehr teilen magst; wenn du nicht mehr von Herzen schenken und Einladungen aussprechen kannst; wenn du anfängst, den Wert eines Geschenkes von seinem materiellen Wert abhängig zu machen, und Geschenke gegeneinander „aufzurechnen“; wenn du unflexibel und süchtig nach Sicherheiten wirst; wenn du Angst vor der Zukunft bekommst; wenn du in einem inneren Hamsterrad von „größer-schneller-weiter“ gefangen bist – dann ist das ein untrügliches Zeichen, dass es genug ist. Dass du bereits zu viel angehäuft hast und es an der Zeit ist, loszulassen, zu geben, zu verschenken. Spür mal, welch eine Gnade in den Worten „Es ist genug“ steckt. Vergiss diese Formel nicht: „Es ist genug“! Wenn du dich traust, diese drei Worte auszusprechen, dann entstehen Raum und Zeit, in denen sich das wirklich Wichtige entfalten kann: die Gnade des Schenkens frei von Bedingungen und der Reichtum des Herzens – das einzige, das du mitnehmen kannst, wenn du diese Welt eines Tages wieder verlässt.

Entscheide dich heute dafür, voller Wertschätzung und Reinheit im Herzen deiner Berufung zu folgen und deinen Platz mit Freude auszufüllen. Hilfe und Unterstützung fließt all jenen zu, die aus ihren Handlungen und Worten nicht nur eigenen Profit schlagen wollen, sondern das Wohl aller im Auge behalten. Denn Reichtum, der auf Be-reich-erung auf Kosten anderer fußt, bringt letztlich nichts als Unglück. Richte dich also aus auf das Wahre und Ewige, auf innere Schönheit und Fülle. Gib dich dem Leben hin und vertraue, dass alles zu deinem höchsten Segen ist, so wie es ist. Und wisse tief in dir, dass dir immer das Richtige zur rechten Zeit zufließt.

lakshmi

„Om Sri Maha Lakshmiyei Swaha“ – Mantra zur Anbetung der Göttin Lakshmi

Ich wünsche dir von Herzen Fülle und Reichtum auf allen Ebenen und dass du das einzigartige Strahlen in dir und in jedem Menschen sehen und lieben kannst!

Lokah samastah sukhino bhavantu – Mögen alle Wesen in allen Welten glücklich und frei sein!
Deine Christine Samira

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Nach langer Zeit nun endlich mal wieder eine Nachricht von mir. Es ist gerade viel in Bewegung, im Umbruch, in Heilung – daher war ich ein wenig im Rückzug und viel mit mir selbst beschäftigt. Ich hoffe, es geht euch gut und ihr genießt die Herbstsonne… 😉

Ich möchte euch gern mitteilen, dass ich seit sechs Wochen vegan lebe und mich besser fühle als je zuvor! Nachdem ich schon ca. elf Jahre lang Vegetarierin bin (mit der Ausnahme, dass ich ab und zu noch Fisch gegessen habe), habe ich nun endlich den Schritt zur Veganerin vollzogen. Schon lange hatte ich damit geliebäugelt und Freunde bewundert, die es „geschafft“ hatten, aber aus mehreren Gründen hatte ich mich immer wieder davor gedrückt. Zum einen konnte ich als Käseliebhaberin mir ein Leben ohne Käse nur schwer vorstellen, und zum anderen hatte ich Angst davor, mich durch mein „anderes“ Essverhalten sozial auszugrenzen und mit Familie, Freunden, Bekannten anzuecken. Und natürlich war auch ein sehr großer Teil Bequemlichkeit dabei, der mich bisher daran gehindert hat, diese Ernährung konsequent umzusetzen.

Letztendlich hat mich mein eigener Körper in die richtige Richtung gelenkt. Ich war dieses Jahr wahnsinnig viel krank – langwierige Erkältungen, Eiterungen, Entzündungen… selbst mit den besten Naturarzneien, Heilpflanzen und Nahrungsergänzungen bin ich dem Übel nicht mehr Herr geworden. Während ich schon Jahre kaum mehr Milch trinke, war mein Käsekonsum in den letzten Monaten wieder extrem angestiegen. Intuitiv wusste ich, dass mich das krank machte. Milch und Käse schwächen durch ihre Eiweißstruktur das Immunsystem und „verschlacken“ die Lymphe. Außerdem habe ich bei einem Blick in mein feinstoffliches System und in meine Seele einen deutlichen Konflikt gespürt: einen Wahrhaftigkeitskonflikt. Fast täglich rate ich in meiner Praxis Patienten davon ab, Milch und Milchprodukte zu sich zu nehmen. Ich erkläre ihnen, welche schädlichen Auswirkungen diese Produkte haben und was sie damit für einen Medikamenten-, Hormon-, Fett- und Eiweißmix zu sich nehmen. Ganz wesentlich bedingt vom Weglassen von Milch und (v.a. Kuhmilch-)Käse habe ich in der Praxis schon viele Wunder erleben dürfen: Neurodermitis und andere Hautkrankheiten heilen ab, Kinder mit Asthma, obstruktiver Bronchitis, chronischer Mittelohrentzündung und Dauerinfekten werden rasend schnell gesund, Unterleibszysten verschwinden, Allergien und entzündliche Darmerkrankungen bessern sich, usw. Ja, meinen Patienten gab ich immer wieder diesen Rat mit auf den Weg, und selbst hatte ich gegen besseres Wissen wieder regelmäßig und in relativ großen Mengen Käse gegessen. Solche Wahrhaftigkeitskonflikte sind nicht zu unterschätzen, die Seele kann damit auf Dauer nur schwer umgehen! Als mir der Zusammenhang zwischen Körper und Seele bewusst wurde, habe ich von heute auf morgen die Entscheidung getroffen, mich fortan vegan zu ernähren. Und ich sage euch: es lebt sich sooooo gut ohne Fleisch, Fisch, Milch, Käse, Eier, Butter, Sahne und Co.! Und meine Symptome sind seither weg!

Meine eigene Gesundheit ist dabei aber nur ein kleiner Teil meiner Motivation – sozusagen der letzte A…-tritt den ich brauchte. Viel bedeutender als die Gesundheit eines einzelnen ist die globale Tragweite. Mit dem Verzehr von tierischen Produkten tragen wir aktiv zum Leid unserer tierischen Mitgeschöpfe und zur Zerstörung der Umwelt bei (Stichwort: CO2-Ausstoß, Abholzung der Regenwälder für riesige Sojamonokulturen, Vertreibung der indigenen Landbevölkerung in Lateinamerika, hoher Einsatz von Pestiziden und Herbiziden, extremer Wasserverbrauch in der Tiermast, Verseuchung des Grundwassers durch riesige Güllemengen, Überfischung der Weltmeere mit Ausrottung vieler Arten usw.). Wir müssen uns bewusst sein, dass wir mit dem Konsum von Fleisch, Fisch, Milch und Eiern unserem Körper nicht nur tote Materie, Leichengifte, sowie einen unüberschaubaren Mix aus Hormonen, Giften und Medikamenten zuführen, sondern uns auch feinstofflich die Energie des Leids, des Schmerzes, der Verzweiflung, der Depression, des Missbrauchs, der Aggression, der Angst und des Todes einverleiben.

Leider haben unsere „Nutztiere“ (schrecklicher Ausdruck), die auf dem Teller landen, keine Lobby. Wie heißt es so schön in Orwells „Farm der Tiere“: „Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher als die anderen.“ Wir kuscheln und schmusen mit Hunden und Katzen, würden nie dulden, dass unser Pferd zu Salami verarbeitet wird, und empören uns, wenn in anderen Kulturen Hunde, Affen oder Meerschweinchen gegessen werden (wobei es uns hier auch vor immer weniger graut. So hat es mich fast geschüttelt, als ich kürzlich auf einem chinesischen Büffet Krokodil-, Känguruh-, Frosch-, Hai- und ich weiß nicht was alles für exotisches Fleisch gesehen habe). Aber Schweinen, Kälbern, Hühnern, Fischen, Ziegen oder Garnelen sprechen wir anscheinend jegliche Seele und Empfindsamkeit und Intelligenz ab. WARUM? Warum können wir mit diesen Tieren kein Mitgefühl empfinden und sie schützen? WARUM müssen diese Tiere leiden, während wir für unseren Waldi alles tun würden?

Vielen ist heutzutage glaube ich auch der Zusammenhang zwischen Essenszufuhr und Körperaufbau überhaupt nicht mehr klar. Wir essen nicht nur, um unseren knurrenden Magen zu füllen oder unsere Gelüste zu befriedigen. Wir verleiben uns mit dem Essen etwas ein, machen es uns zu eigen und formen unseren Körper daraus neu. Das ist Transformation in Reinform, eigentlich ein Akt der Liebe (Wie wenn du mit deinem Partner im Sex verschmilzt und aus zwei eins wird): Wir nehmen etwas Fremdes von außen auf, wandeln es um und machen es zu unserm eigenen Selbst. Das was dabei herauskommt, kann nur so gut sein, wie das, was wir rein geben. Mit tierischen Produkten verleiben wir uns Tod, Angst, Stress, Depression, Krieg und (Auto-)Aggression ein. Es fällt alles auf uns zurück! Überlege dir, woraus du deinen Körper immer wieder neu erschaffen willst und welche Energie dein Sein, dein Fühlen und Denken, durchströmen soll. Erkennst du die spirituelle Dimension der Ernährung?

Ich spüre die Auswirkungen meiner veränderten Ernährung nicht nur daran, dass sich mein Körper gerade deutlich entgiftet und verjüngt und ich mich wacher und energiegeladener fühle, sondern dass sich auch in meinem feinstofflichen Körper vieles verändert. Die Stimme meines Herzens wird immer deutlicher, ich bin fast pausenlos in einem Zustand der Inspiration, der „Eingebung“ und der Kommunikation mit meiner inneren Quelle, und die Chakren werden klarer und dehnen sich aus. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, warum ich je anders gegessen habe, warum ich nicht schon vor Jahren angefangen habe, mich vegan zu ernähren. Allein das Gefühl, zu wissen, dass wegen mir (zumindest schon mal für mein Essen) kein einziges Tier mehr leiden und sterben muss, beflügelt mich regelrecht. Mittlerweile habe ich auch schon Einladungen und Partys hinter mir, und es war kein Problem. Alle waren so lieb, irgendwelche tierfreien Sachen anzubieten, und es hat mich nicht mehr als ein Lächeln gekostet, Käse, Desserts und sogar Schwarzwälder Kirschtorte (für die ich früher gestorben wäre!) links liegen zu lassen.

Wir dürfen nicht aufhören, uns mit den unerträglichen Bildern aus europäischen Schlachthöfen, mit dem Leid der Hühner und Milchkühe, mit der Unterdrückung, Ausbeutung und dem Schmerz der ärmsten Menschen, die unter unserer Gier nach Fleisch leiden müssen, zu konfrontieren. Wir müssen dem Grauen in die Augen schauen und uns im tiefsten Inneren berühren und das Leid in unser Herz lassen, um unser Verhalten zu ändern. Ich habe mir in den letzten Wochen auf youtube nochmal geballt so manches grausame Video „reingezogen“. Das erleichtert eine klare Entscheidung wirklich ungemein. Schau dir dieses Leid an, von dem du ein Teil bist. Und wenn du dann noch weiter tierische Produkte essen willst, dann halte dich zumindest zurück mit Bekundungen deiner Liebe zum Menschen, zu Tieren und zu Mutter Erde. Das ist nicht ehrlich. Wenn dir die zerstörerische Tragweite des Konsums von tierischen Produkten bewusst wird, dann hast du keine Wahl, wenn du dich für die Liebe entscheiden willst. Liebst du die Welt und die Vielfalt der Arten, die Meere, Flüsse und Seen, die Wälder und Wiesen, und liegt dir etwas an ihrem Erhalt? Betrachtest du Tiere als deine Freunde und göttlichen Mitgeschöpfe? Liegt dir etwas an den Kindern dieser Welt und einer lebenswerten Zukunft? Hältst du dich für spirituell und gehst du davon aus, dass alles göttlich und beseelt ist, dass alles eins ist? Träumst du von einer Erde, auf der niemand mehr Hunger leiden muss und in der die Menschen gesund und in Frieden alt werden können? Dann hast du keine Wahl! Mir ist bewusst, dass ich selbst jahrelang eine Heuchlerin war, denn ich wusste – wie die meisten Menschen – schon lange von den Zuständen in den Schweinemast-, Milchkuh- und Hühner-KZs, und habe mich trotzdem daran mitschuldig gemacht und das Leid für meinen eigenen „Genuss“ und meine Bequemlichkeit und Gewohnheit stillschweigend in Kauf genommen. Dass ich schon seit vielen Jahren nur Bioprodukte kaufe, macht die Sache leider auch nicht viel besser. Aber wir sollten nicht zurückschauen und uns verurteilen. Nein, wir sollten es JETZT besser machen und JETZT eine neue Entscheidung treffen.

Wenn ich mit anderen Menschen über dieses Thema diskutiere (ich will niemanden missionieren, aber ich will mich rechtfertigen, wenn ich gefragt oder angegriffen werde, und ich will schon auf meine Beweggründe aufmerksam machen und ein Lichtchen der Bewusstheit entzünden), dann höre ich immer wieder als schnelles Fazit den Satz: „Naja, letztendlich muss das jeder für sich selbst entscheiden, was er essen will.“ Punkt! Ende der Diskussion! Lass mein schlechtes Gewissen bitte schnell wieder in Ruhe! Nein, es tut mir leid, aber so einfach ist das nicht. Unsere Welt ist drauf und dran, an diesem Fleisch-Wahnsinn kaputt zu gehen. Und die Gier nach billigem Fleisch, Fisch, Käse und Eiern wächst ständig. Unser Ökosystem steht kurz vor dem Kollaps und die Qualen für Mensch und Tier verdunkeln unsere Seele immer mehr. Die Frage nach unserer Ernährung ist längst keine Frage der individuellen Entscheidung mehr nach dem Motto, „es schmeckt mir aber so gut“… Es geht um nicht weniger als um das Überleben unseres Planeten. Und es geht um wahre Menschlichkeit. Wenn ich mir so anschaue, was unsere ach so hochentwickelte Spezies unseren tierischen Mitgeschöpfen antut (oder antun lässt und dabei bequem wegschaut und so tut als wüsste sie von nichts), dann schäme ich mich, ein Mensch zu sein. Wie sollen wir da als Menschen untereinander jemals in Frieden, Respekt und Liebe miteinander umgehen und füreinander Verantwortung tragen? Wir sind grausam. Lasst uns doch wenigstens da, wo wir auf einfache Art und Weise Einfluss nehmen können, etwas zum Positiven verändern. Durch bewusstere Ernährung und bewussteren Konsum können wir ganz konkret ganz viel tun.

Ich bin so ziemlich das Gegenteil eines disziplinierten Menschen. Was ich schaffe, das schafft jeder andere mit Leichtigkeit. Du musst es nur tun. Und du musst dein Herz öffnen um zu erkennen was richtig und falsch ist. Du musst dich vom Unrecht und Leid berühren lassen und du musst die Erkenntnis der Liebe in die Tat umsetzen. Das ist alles! Tu’s einfach, sei nicht bequem. Tu’s dir, deinen Kindern, den Tieren, deinen Mitmenschen und Mutter Erde zuliebe. Sei konsequent!  Fang JETZT an! Je mehr wir werden, umso einfacher wird’s für alle.

Es gibt mittlerweile so viele tolle vegane Kochbücher. Lass dich doch mal inspirieren. Alle veganen Rezepte, inklusive Desserts und Kuchen, die ich bisher nachgekocht und –gebacken habe, waren einfach nur phänomenal! Allerdings muss ich auch sagen, dass der häufige Verzehr von hochverarbeiteten Tofuprodukten und Fleischersatz auf Glutenbasis (Saitan), der in der veganen Szene leider sehr verbreitet ist, sicherlich auch keine gesunde Alternative zu Fleisch darstellt. Für mich wird jedenfalls die Umstellung auch mehr und mehr zu einer Rückkehr zur Einfachheit. Es gibt doch nichts Besseres als frisches, saisonales Gemüse, einfach nur gedünstet mit leckeren Kräutern und Gewürzen, oder frisches Obst, Nüsse, Sprossen etc. Das Einfache ist gut und gesund! Und schmeckt am besten. Meiner Meinung nach ist das, was wir anstreben sollten, eine vegane biologische, saisonale und möglichst regionale Küche mit einem hohen Anteil an Rohkost. Das ist echte Licht- und Friedensnahrung für Körper, Geist und Seele.

Und noch etwas: Eines der liebsten Argumente, mit dem Allesesser uns Veganer treffen wollen, ist der Vorwurf, wir wären genussfeindlich. Naja, zunächst mal muss ich sagen, es gibt offensichtlich unterschiedliche Definitionen von Genuss. Wer es bei voller Bewusstheit wirklich als Genuss empfindet, bereits verwesende Leichenteile zu essen (der Gourmet bezeichnet das dann als mürbes, gut abgehangenes Fleisch) und Tierbabys ihre mit artspezifischen Wachstumshormonen versetzte Milch wegzutrinken, bitteschön! Aber ich muss sagen, die meisten Vegetarier und Veganer, die ich kenne, strahlen mehr Schönheit, Freude, Vitalität und Sinnlichkeit aus, als die Mehrzahl der Fleischesser. Und wer in einer hohen, lichtvollen Schwingung ist, hat sicher mehr Power, Liebe zu machen und sich den fleischlichen Genüssen im Schlafzimmer (und an anderen schönen Orten) statt im Esszimmer hinzugeben! 😉 Spätestens ab vierzig beginnt man einem Menschen meiner Meinung nach sehr deutlich anzusehen, wie er sich ernährt (hat). Aber glücklicherweise ist eine Umkehr nie zu spät, und der Körper kann sich schnell von seiner Zivilisatose erholen und regenerieren.

Ein weiteres beliebtes Argument lautet: „Aber da muss man ja auf so viel verzichten, was kann man denn da überhaupt noch essen?“ Ich weiß nicht, ob die Frage wirklich ernst gemeint ist??? Aber selbst im größten Metzgergeschäft wirst du nicht die Fülle vorfinden, die die Natur uns an unterschiedlichem Gemüse, Hülsenfrüchten, Obst, Nüssen, Kräutern (wir dürfen das Wort „Unkraut“ aus unserem Wortschatz streichen) und Beeren zu bieten hat! Und die Angst vor dem Verzicht verfliegt schnell angesichts der Fülle, die dich bei dieser Ernährung erwartet – und angesichts des Wohlbefindens, das sich schon nach kurzer Zeit einstellt. Anfangs zweifelte ich auch noch ein bisschen, wenn ich an Kässpätzle oder Schafskäse oder Spaghetti mit Parmesan oder Gorgonzolasoße oder ein Sonntags-Frühstücksei dachte. Aber jetzt sehe ich nur noch den Gewinn und die „Befreiung“. Ich verzichte auf NICHTS, ich habe sooo viel gewonnen. Und das nach sechs Wochen! Ich denke, das ist genauso wie mit der Treue in einer Liebesbeziehung. Wenn du deinen Seelenpartner gefunden hast und ihr auf allen Ebenen in Liebe miteinander verbunden seid, dann stellt Treue keinen Verzicht, keine Einschränkung und keine Herausforderung mehr dar. Dann ist Treue ein natürlicher, glückseliger Zustand, der berauscht und beflügelt und euch immer noch tiefer zusammen bringt und der erst ekstatische Zustände ermöglicht. Es ist ein Gewinn für eure Liebe. Es fällt nichts weg, sondern es kommt ganz viel dazu – und das in vollkommener Freiheit und Leichtigkeit. Und ebenso ist die vegane Ernährung ein großer Gewinn für die Lebendigkeit, für Liebe, Weisheit, Spiritualität, Mitgefühl und Menschlichkeit.

Die (Rück?-)Besinnung auf vegane Ernährung ist ein wichtiger Teil der spirituellen Evolution. Sie ist ein Ausdruck liebender Güte, gelebten Tier- und Umweltschutzes und eines Bewusstseins, das uns alle als miteinander verbunden betrachtet. Es ist eine Möglichkeit, uns zu emanzipieren aus dem schlafenden Massenbewusstsein und auszubrechen aus einer absolut unbewussten kollektiven Übereinkunft des rücksichtslosen Konsumterrors, der Gewalt, der Ausbeutung, Gier, Verachtung und Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben. Eine Gelegenheit, wahrhaftig spirituell zu reifen. „Die gegenwärtige Veganismus-Bewegung (…) ist revolutionär, denn sie schwört dem gewalttätigen Kern der Viehzüchterkultur, in der wir leben, ab und überwindet ihn. (…) Sie kündigt die Geburt eines neuen Bewusstseins an, die Wiederauferstehung der Intelligenz und des Mitgefühls sowie die prinzipielle Abkehr von Grausamkeit und Herrschaftsdenken. Sie ist die einzig wahre Hoffnung für die Zukunft unserer Spezies, denn sie setzt sich mit der Wurzel des Übels auseinander. (…) Es ist schon komisch, wie wir nach tiefgreifendem Wandel rufen, ohne uns selbst verändern zu wollen! (…) Veganismus ist nach wie vor eine äußerst seltene Erscheinung, sogar bei Menschen, die sich selbst als spirituell interessiert verstehen, denn die Macht unserer frühen Sozialisierung ist schwer zu brechen. Und doch sind wir Menschen hierzu aufgerufen; andernfalls wird unsere Kultur zu nichts anderem führen als zu weiterer Zerstörung und letztlich zum Selbstmord.“ (Tuttle, Will: Ernährung und Bewusstsein)

Wenn du dich von diesem Text angegriffen oder gemaßregelt fühlst, dann sei versichert, dass das ist nicht meine Absicht ist. Aber für mich selbst war dieser Schritt zur veganen Ernährung ein solcher Quantensprung und eine solche Befreiung, dass es mich nur traurig macht, dass ich ihn nicht schon vor Jahren vollzogen habe. Wenn ich doch gewusst hätte, wie einfach es in Wirklichkeit ist… Ich hätte mir viel Leid erspart – viel innere Zerrissenheit und Heuchelei, die Illusion von Getrenntheit, und viel individuelles und kollektives verdrängtes Schuldgefühl – und ich hätte vielen fühlenden Wesen und Mutter Erde Leid erspart. Aber unsere Reise ist eben ein Bewusstseinsprozess… , daher müssen wir liebevoll mit uns selbst umgehen! Und jetzt fühle ich mich einfach nur erleichtert, begeistert, so frei und so reich beschenkt – durch das was ich weglasse… komisch, oder? Das ist es, was ich dir weitergeben möchte: Kein schlechtes Gewissen oder Druck, sondern Mut und Begeisterung, aus diesem System der Folter, Zerstörung und Massenhypnose auszubrechen. Und ich danke allen meinen Freunden, die schon voraus gegangen sind und den vielen jungen Menschen da draußen, denen diese Welt und das Schicksal der Erde, ihrer Mitmenschen und ihrer tierischen und pflanzlichen Mitgeschöpfe nicht egal ist. So viele junge Menschen, die uns mit ihren kreativen und lebendigen Internet-Blogs Lust auf vegane Ernährung machen, die wundervollste Kochbücher schreiben obwohl sie gar keine Kochausbildung haben (ja, die leben aus dem Herzen!) und die uns zeigen, wie verantwortungsvolles und spirituelles Leben down-to-earth wirklich aussieht. So viele wunderbare junge Menschen, die sich einer besseren und liebevolleren und bewussteren Welt verpflichtet haben. Wie schön, dass es euch gibt!

Mach doch mit bei diesem Wandel.  Ich würde mir wünschen, dass ich dich mit meiner Begeisterung anstecken kann, es selbst einmal auszuprobieren. Versuch es nur vier Wochen, und ich bin mir ziemlich sicher, du willst nie wieder zurück! Vielleicht können wir dann gemeinsam auch andere aufwecken und durch eigenes Vorbild überzeugen. Liebe ist nicht nur ein theoretisches Konstrukt im Kopf, sie zeigt sich in aktivem und engagiertem Handeln. Für die Kinder dieser Welt, für das Tier- und Menschenrecht auf Würde, Selbstbestimmung und Leben, für ein friedlicheres Miteinander, für eine gesunde Erde, für die Achtsamkeit, für die Wiedererinnerung der Einheit allen Seins, für das Erwachen!

Lokah samasta sukhino bhavantu – Mögen alle Wesen in allen Welten glücklich und frei sein!

PEACE & LOVE. We are one world, one love!
Deine Christine Samira

 

Als Literatur kann ich dir empfehlen:
– Tuttle, Will: Ernährung und Bewusstsein. Warum das, was wir essen, die Welt nachhaltig beeinflusst. (Sehr, sehr, sehr empfehlenswert, wenn du mehr über die Auswirkungen des Fleisch-, Fisch-, Milch- und Eierkonsums für dich, die Tiere und das Ökosystem erfahren willst! Dieses Buch sollte jeder lesen, der Essen zu sich nimmt! 😉 Das Buch ist sehr provokativ und nimmt kein Blatt vor den Mund, ist aber dennoch ganz spürbar aus einem liebenden Herzen heraus geschrieben.)
– Dahlke, Rüdiger: Peace Food. Wie der Verzicht auf Fleisch und Milch Körper und Seele heilt.
– Sezgin, Hilal: Artgerecht ist nur die Freiheit: Eine Ethik für Tiere oder warum wir umdenken müssen.

Und hier ein paar youtube-Videos, die dir vielleicht helfen:
– Nie wieder Fleisch! Arte-Dokumentation: http://www.youtube.com/watch?v=MQDozUfoinc
– Meet your meat (englisch): https://www.youtube.com/watch?v=sZs1vodBxP0. Für die deutsche Version muss man sich mit Altersangabe anmelden: http://www.youtube.com/watch?v=IUA5JxOOa2Y Schon gefährlich, wenn unsere Teenies mal sehen, wo ihr Schnitzel und ihre Würstchen herkommen… Aber Hauptsache, unsere Kinder kommen ungehindert an Pornos, Gewalt- und Hetzvideos ran… und an Werbung…
– Das Klagen der Kühe – ein kritischer Film über die Milchwirtschaft: http://www.youtube.com/watch?v=RMAIz5dwCuU
– Bis zum letzten Fang – Das Geschäft mit dem Fisch: https://www.youtube.com/watch?v=GBfR1_w67rc
– Earthlings (Erdlinge) – Ein eindringlicher Film über unseren Umgang mit Tieren: http://www.youtube.com/watch?v=eHsTeiQdn8E (englisch mit deutschem Untertitel)
– Wir essen nur Pflanzen – Vegan leben in Berlin: http://www.youtube.com/watch?v=EvsoxrlHdBE

– Und noch 2 schöne Songs gegen den Fleischwahnsinn und Tierquälerei:
– Eine Million: http://www.youtube.com/watch?v=ZnsfT-Du76I
– 10.000 Tränen: http://www.youtube.com/watch?v=IS_mantk3tA

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