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Posts Tagged ‘Erwachen’

DU bist die wichtigste Person in deinem Leben. Die Art und Weise, wie du über dich denkst, wie du dich fühlst, wie du dich in Relation zu anderen siehst, wie du die Welt begreifst, und wie du mit dir umgehst, bestimmt dein Leben in jeder Hinsicht.

Alles beginnt mit dir! Du bist das Herz deines Universums. Die Kraft und Energie, die von dir ausstrahlt, wirken sich auf alles um dich herum aus: auf Partnerschaft, Familie und Freundschaften, auf deine Arbeit und Finanzen, sowie auf deine Gesundheit. Wenn es dir nicht gut geht, wenn du nicht glücklich bist, wenn du dich selbst nicht leiden kannst, kannst du auch nie aus einem freien und überfließenden Herzen heraus geben. Und du kannst nie zum leuchtenden Vorbild, zum Mentor und zur reinen Quelle der Inspiration für die werden, die du liebst.

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Wer sich selbst nicht liebt, ist immer unfrei. Zu groß sind die Opfer, die man tagtäglich erbringen muss, um sich Wertschätzung, Liebe, Zärtlichkeit und Anerkennung – oder wenigstens ein bisschen Mitleid – im Außen zu ver-dienen. So verbiegen wir uns, um die Erwartungen anderer zu erfüllen, heischen auf den verrücktesten Wegen nach ein bisschen Aufmerksamkeit und Zuwendung, und ergeben uns resigniert in unser Schicksal, als ob dieses Leben gar nicht uns gehören würde.

Du kannst deine Vergangenheit nicht ändern, du kannst möglicherweise auch deine momentane Lebenssituation nicht unmittelbar umkrempeln, und es wird auch keine gute Fee kommen, die alle Lasten von dir nimmt und eine neue Welt für dich erschafft. Aber du kannst jetzt damit beginnen, dich und dein Leben anzunehmen und aus kraftvoller Selbstermächtigung heraus eine neue Zukunft kreieren.

Doch „keep calm“: Selbstliebe ist eine Lebensaufgabe, und nichts, was sich von heute auf morgen mal so einfach einstellt. Der Weg der Selbstliebe endet mit unserem letzten Atemzug. Bis dahin dürfen wir täglich lernen. Wir dürfen uns verraten und uns wiederfinden, uns lieben und dann wieder hassen, uns heute verbunden fühlen mit allem, und morgen einsam sein. Es ist ein stetiger Prozess, ein stetiges Lernen.

Die wichtigste Eigenschaft auf dem Weg der Selbstliebe ist Mitgefühl. Mitgefühl mit unserem eigenen Scheitern und Versagen. Die Spiritualität, die ich lebe und lehre, ist eine zutiefst menschenfreundliche und mitfühlende. Deswegen halte ich es für keine gute Idee, von jemandem zu erwarten, sich selbst immer bedingungslos zu lieben. Das ist – in meinen Augen – fast ein Ding der Unmöglichkeit. Wir sind Menschen, und wer Übermenschliches von einem Menschen erwartet, fördert nichts als Heuchelei. Die Religionen und die Esoterik sind voll von Heuchlern! Unaufrichtigkeit und Abspaltung von menschlichen Regungen und Gefühlen sind die größten Fallen auf dem Weg der Bewusstheit und Selbstfindung. Du wirst in deinem Leben immer wieder an Punkte kommen, an denen du dich selbst nicht magst. Wir sind unbewusst, wir machen „Fehler“, wir handeln im Affekt, wir fallen in alte Muster, wir erfahren Zurückweisung, wir sprechen schneller als wir denken, wir scheitern, wir verletzen uns und andere – und dann ist es einfach nur menschlich, wenn wir ein Problem mit uns selbst haben: Wir klagen uns an, wir fühlen uns einsam und schuldig, wir finden uns hässlich und ungenügend. Es gibt keine Beziehung ohne Reibung und ohne Kämpfe – schon gar nicht die Beziehung zu uns selbst. Doch genau diese stetige Auseinandersetzung mit uns ist es, die uns wachsen lässt.

Perfektionismus ist hier fehl am Platz! Stattdessen geht es darum, immer bewusster wahrzunehmen, welche Urteile du über dich und die Welt in jeder Sekunde deines Seins fällst. Und dich zu fragen: „Ist mir dieser Gedanke dienlich oder blockiert er mich?“

Es geht beim Thema Selbstliebe nicht so sehr um einzelne Situationen, sondern um deine Grundschwingung. Wenn du tief im Innern überzeugt bist, dass du liebenswert und richtig bist, wenn du dich selbst achtest und ehrst, dann tut es dir nichts, wenn du mal einen „schlechten Tag“ hast. Du wirst dich schnell wieder aufrichten und in deine Mitte finden. Wenn du aber tief in dir den Glauben hegst, nicht gut genug zu sein, und du dich ablehnst und überkritisch mit dir selbst bist, dann provozierst du geradezu Erfahrungen der Ablehnung, des Scheiterns und der Lieblosigkeit – und jedes dieser Erlebnisse ist wiederum Wasser auf die Mühlen deiner Selbstverachtung.

Während du das hier liest, darfst du eine Entscheidung treffen: Die Entscheidung, ob du dich selbst so annehmen und lieben magst, wie du bist, oder ob du weiter leiden willst. Und das ist eine grundsätzliche Entscheidung – für oder gegen dich selbst; für oder gegen das Leben. Wenn du die Entscheidung getroffen hast, dich selbst zu lieben, dann wirst du eine Achtsamkeit entwickeln, die dich wachrüttelt, sobald du dich wieder klein machst, dich übermäßig kritisierst und zerstörst. Das darf sein, es darf und es wird passieren. Aber dann kommt es darauf an, wie du in der Folge damit umgehst. Lässt du dich wieder zurückfallen in deinen Selbsthass, in Resignation und Ohnmacht, oder erinnerst du dich an deine wahre Essenz:

Du bist nicht dieser Körper, du bist nicht dieses Gefühl, du bist nicht dieser Gedanke. Du bist die Stille, aus der jedes Geräusch geboren wird. Du bist das ewig Seiende, die Leinwand auf der alle Erscheinungen des Lebens sich spiegeln. Letztlich gibt es nur dich und nichts weiter. Du bist in allem und alles ist in dir. Aus deinem Herzen wird der Traum der Welt geboren. Wenn du auch nur ein Fünkchen von dir selbst ablehnst, bist du im Krieg mit allem.

Du kannst nur alles lieben oder du liebst nicht!

Und das ist kein Dogma, sondern die Freiheit der Wahl, die dir in jeder Sekunde von Neuem geschenkt wird. Tausend Mal am Tag treffen wir eine Entscheidung für oder gegen die Liebe. Und wenn du dich auch nur einmal mehr selbst lieben kannst statt dich zu verurteilen, verändert das die ganze Welt! Letztlich gibt es nichts, was außerhalb von uns selbst existiert, kein „Ich“ und „Du“. Es ist das EINE Leben, das EINE Bewusstsein, das alles durchströmt und sich in unterschiedlichen Kleidern zeigt.

So sind Lektionen in Selbstliebe die essentiellsten Lektionen der Liebe überhaupt, und damit ein Turbo für das spirituelle Erwachen, denn sie schließen ALLES mit ein. Die bedingungslose Liebe zu anderen Wesen und Welten kann nur wachsen, wenn wir es ein ums andere Mal schaffen, uns selbst in unserer Begrenztheit zu umarmen – mit all unserer Grausamkeit, unseren Lügen, unserem Versagen, unseren Urteilen und unserer Pedanterie. Und wenn wir erkennen, dass alles was im anderen ist, alles was uns in der Welt begegnet – das Höchste und das Niederste –, in uns selbst existiert.

Wenn wir uns selbst lieben wollen, müssen wir bereit sein, das Menschsein zu lieben und alles anzunehmen was Menschsein einschließt.

Ich weiß, dass die Kriege, die in unserer Welt wüten, nur eine Projektion meiner eigenen Grausamkeit sind. Ich weiß, dass jedes weinende Kind, jede misshandelte Frau und jeder unterdrückte Mann nur ein Abbild meiner eigenen inneren Anteile sind. Ich weiß, dass die Zerstörung der Natur nur ein Sinnbild für die destruktive Kraft in mir ist. Ich bin ein Teil davon und so ist es ein Teil von mir. Aber ich weiß auch, dass jeder Löwenzahn, der durch den Beton bricht, ein Zeugnis meines mächtigen Potenzials ist, das ans Licht möchte. Ich weiß, dass jeder Akt der Liebe und des Mitgefühls in der Welt ein Aufflackern der grenzenlosen Liebe in meinem eigenen Herzen ist. Und ich weiß, dass jeder Tanz, der getanzt wird, ein Ausdruck meiner eigenen Lebensfreude ist.

Ich kann nicht das eine annehmen und das andere wegdrücken. Liebe bedeutet, das Verbindende im Widerspruch zu erkennen, die Einheit in der Polarität. Ich entschiede mich immer wieder dafür, mein Herz zu öffnen für ALLES was ist. Ich habe mich für die Ganzheit entschieden, für die Liebe, die auch die Nichtliebe einschließt. Und du?

Lokah samastah sukhino bhavantu – Mögen alle Wesen in allen Welten glücklich und frei sein.

Von Herzen, deine
Christine Ruhland

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Manchmal fühlt sich das Leben so an als trieben wir in einer winzigen Nussschale über den vom Sturm aufgewühlten Ozean. Die Elemente peitschen uns mit aller Härte ins Gesicht, kein Fünkchen unseres Seins bleibt unverschont: Was wir lieben und kennen, bricht weg, wir sehen kein Licht am Horizont, und die Angst vor dem Unbekannten schnürt uns die Kehle zu. Wir haben keine Kontrolle mehr und können nur warten bis die Wellen sich wieder beruhigen. Vertrauen, hoffen, loslassen.

sturm

Trauer, Verlust, Misserfolg, Krankheit, Angst und Einsamkeit überfallen uns oft urplötzlich und ungeplant. Wir alle kennen solche Situationen, in denen alles zusammenbricht, in denen wir von negativen Emotionen und belastenden Ereignissen einfach überrollt werden.

Das ist das Leben und die Geschichte eines jeden Menschen!

„Das Prinzip des Rhythmus“ ist eines der sieben hermetischen Gesetze. Heraklit spricht von „panta rhei – alles bewegt sich fort und nichts bleibt“. Für mich ist diese Weisheit die wichtigste Metapher zum Verständnis des Lebens. Es geht um die Veränderung und den Rhythmus, dem alles in der Natur unterliegt: Schau dir den Wechsel der Jahreszeiten an, den Mondrhythmus, die Gezeiten des Meeres, Tag und Nacht, das rhythmische Schwingen unserer Organe, den weiblichen Zyklus, die Übergänge von Geburt – Jugend – Blüte – Alter – Tod, und so weiter. Kennzeichen alles Lebendigen ist, dass es beständig im Fluss ist und einem Rhythmus folgt.

Und so ist es auch im Laufe unseres Lebens. Auf ein Hoch folgt irgendwann ein Tief und darauf wieder ein Hoch. Du kennst die Symbolik der durchgehenden Linie bei Herzschreibern? Die gerade Linie ist der Tod. Das Fehlen von Rhythmus, von Auf und Ab, steht im Widerspruch zum Leben.

Wenn man dieses Prinzip akzeptiert hat, dann macht es auch keinen Sinn mehr, am Schönen krampfhaft festhalten zu wollen und gegen das Schwere anzukämpfen. Der Buddhismus erinnert uns immer wieder daran mit den bekannten Worten der Gelassenheit: „Auch das geht vorüber“.

Alles geht vorüber, die schönen Momente genauso wie die leidvollen. Daher dürfen wir die glücklichen Zeiten ohne Anhaftung und Angst voll auskosten, feiern und genießen, im Vertrauen, dass auch wieder neue glückliche Momente nachkommen werden. Und wir dürfen uns in den Schmerz fallen lassen, wenn das Leben uns einen üblen Streich spielt. Wütend sein, traurig, verletzt und verzweifelt, ohne in Widerstand zu gehen – ganz im Vertrauen, dass auch das irgendwann vorüber geht.

Anhaftung und Widerstand bedeuten Stagnation. Und Stagnation ist mit dem Leben nicht vereinbar! Nichts in der Natur steht je still, nichts verweigert sich, nichts hält fest.

Nun, denken sich die „Spirituellen“, wenn ein unbewusster Mensch vom Leben niedergeknüppelt wird, dann ist das seinem Mangel an spiritueller Reife und mentaler Stärke zuzuschreiben. Wie aber kann uns das passieren? Immer wieder hören wir dann dieselben wuterfüllten, resignierten Aussagen: „Jetzt habe ich vier Wochen lang jeden Tag meditiert, und DAS ist der Lohn dafür!“, oder „Jetzt ging’s mir wochenlang so gut, ich war so glücklich, und jetzt haut’s mich einfach um“, oder „Ich arbeite so viel mit Affirmationen und Mantras, und einen Sch… hat’s gebracht!“ oder „Ich war auf so vielen Seminaren und bei so vielen Therapeuten, und hab alles aufgelöst…, und nun passiert das!“, oder „Ich bin doch schon so bewusst, wie kann das sein, dass mir so etwas widerfährt?“

Ja, wir sind unglaublich machtvolle Schöpfer. Durch das was wir ausstrahlen, was wir fühlen und denken, beeinflussen wir unsere Welt, unser Er-Leben, in hohem Maße. Das Universum gleicht einer großen Leinwand, auf der wir unser Kunstwerk verewigen dürfen. Doch das ist – wie es aussieht – nur eine Seite der Wahrheit.

Wir haben uns in spirituellen Dingen so viele Konzepte zurechtgelegt, um uns Sicherheit, Kontrolle und Vorhersehbarkeit zu erschleichen. Doch das Leben lehrt uns eines Besseren. „Die einzige Sicherheit, die wir haben, ist unser freies, weites Herz“ – warum wiederhole ich diese Weisheit so beständig? Du kannst noch so viel und so erfolgreich kreieren, Mentaltechniken und Affirmationen, Mantras und Meditationen üben, am Ende passieren Dinge einfach. All diese Techniken können dich nicht gänzlich davor schützen, dass dein Partner dich betrügt, dein Haus abbrennt, dein Kind überfahren wird, dein Geschäft Pleite geht oder du eine schwere Krankheit bekommst.

Selbst große spirituelle Meister haben Zeit ihres Lebens unter Schmerzen gelitten, einen Schlaganfall bekommen oder sind an Krebs erkrankt. Nichts auf der Welt – nicht einmal die Erleuchtung – kann uns vom Leben befreien! Warum geschehen solche Dinge sogar sehr bewussten Menschen? Ich suche schon lange keine Antwort mehr darauf. Niemand kann das beantworten. Und es ist auch nicht wichtig. Wichtig ist nur, das Offensichtliche zu akzeptieren: dass wir letztlich NICHTS unter Kontrolle haben. Es kann uns jederzeit hart treffen. Allein diese Wahrheit zuzulassen, bringt Heilung und Trost. Und dabei geht es niemals um Schuld, Fehler, Sünde, Karma oder Versagen, sondern das IST das Mysterium des Lebens.

Wir dürfen – trotz „The Secret“ und wundervoller Mentaltechniken – endlich begreifen, dass das Leben und der spirituelle Weg uns nichts schulden. Du kannst zwanzig Jahre lang täglich meditieren und der Welt in Liebe dienen, und dann bricht plötzlich ein schweres Unglück über dir herein. War dann alles umsonst? Was wolltest du dir erkaufen? Das ist das Problem, wenn das Ego auch unseren spirituellen Weg bestimmt: Dann meditieren wir und sind freundlich und rezitieren unsere Mantras, um einen Lohn dafür zu bekommen: Ewiges Glück, ewige Gesundheit, ewige Freude, ewigen Reichtum – oder zumindest ein Stück vom Himmel oder eine glanzvolle Wiedergeburt nach dem Tod.

Ich bin selbst ein großer Fan von Herzkohärenz-Meditationen, von Visualisierungen und Mantras, von Atemübungen und Trancereisen. Ich wende sie regelmäßig an und unterrichte sie, um Menschen in ihre Kraft, und ihr Potenzial zum Erblühen zu bringen. Aber das sind alles nicht mehr als Techniken der mentalen Stärkung, der energetischen Lenkung, der körperlichen und seelischen Gesunderhaltung, der Fokussierung und der Beruhigung. Sie dienen der Entwicklung unserer Persönlichkeit, der Zielerreichung und der Potenzialentfaltung. Und damit dienen sie einem Zweck und sollen ein bestimmtes Ergebnis bringen. Das ist wunderbar und soooo wertvoll. Aber es hat leider nichts mit dem spirituellen Erwachen und klarem Bewusstsein zu tun.

Diese „um zu“-Meditationen sind keine wirkliche Meditation. Sobald Meditation einen Zweck erfüllen soll – von Schmerzen befreien, glücklicher machen, inneren Frieden oder Erfolg bringen, das Erwachen herbeiführen, usw., dann ist es keine mehr. Dann ist es ein Instrument des Ego. Was keineswegs verwerflich ist, sondern ein wichtiger Teil unseres Menschseins.

Diese Art von Übungen sollen uns etwas geben. Die wahrhaftige spirituelle Praxis dagegen soll uns alles nehmen. Sie soll uns frei und leer machen.

Bevor du nun verzweifelst und dich in einen Entweder-Oder-Konflikt stürzt…. Meinem Empfinden und meiner Erfahrung nach geht beides zusammen – muss vielleicht sogar Hand in Hand gehen. Wir sind Wesen, die sich in der Dualität bewegen. Wir sind Teil dieser Illusion und doch außerhalb davon. Wir sind Materie und reines Bewusstsein. Daher nehme ich stark an, dass es genauso sein soll, dass wir unsere einzigartigen Gaben entfalten, vielfältige Erfahrungen sammeln, unseren Körpertempel ehren,  das Leben in seiner ganzen emotionalen Bandbreite fühlend wahrnehmen, uns für diese wunderbare Welt in ihrer Schönheit einsetzen, uns in authentischen Beziehungen üben – und gleichzeitig die wahre Natur unseres Seins sich entfalten lassen, die nichts ist und die nichts will. Einzig in diesem Raum erfahren wir inneren Frieden und Verbundenheit mit allem was ist – ungeachtet aller Turbulenzen und Tragödien unseres Lebens.

Jede Lebenskrise bietet uns genau diese Chance: die Grenzen unseres Ego zu sprengen, eins zu werden, unser Herz in Güte und Mitgefühl für uns und die Welt weit zu machen und zu erkennen, dass wir alle dieselbe Erfahrung teilen. Ich möchte dir dazu eine Geschichte erzählen:

Es war einst zu Lebzeiten Buddhas eine junge Frau, deren Mann gestorben war. Sie war untröstlich darüber, doch zumindest hatte sie noch einen Sohn, für den sie stark geblieben war und weiterlebte. Doch eines Tages starb auch ihr Sohn. Da Buddha gerade durch das Dorf kam, bat sie ihn voller Verzweiflung, ihren Sohn wieder lebendig zu machen. „Er ist das Einzige, was ich habe. Du hast das Rad von Leben und Tod überwunden und kannst mir meinen Sohn zurückbringen. Bitte, ich kann niemals über diesen Schmerz hinwegkommen.“ Buddha willigte ein unter der Bedingung, dass die Frau ihm bis zum Anbruch der Nacht eine Handvoll Senfkörner aus jedem Haus des Dorfes bringe, in dem noch nie ein Mensch verstorben war. Voller Hoffnung machte sich die junge Frau auf den Weg. Gern waren die Bewohner bereit, ihr Senfkörner zu geben, aber keiner konnte die Bedingung des Buddha erfüllen. Es gab keine Familie, die nicht schon einen schmerzlichen Verlust erlitten hatte. Da verstand die Frau, dass sie nicht allein war. Tod, Abschied und Schmerz gehörten zum Leben und waren Teil der Erfahrung jedes Menschen. Selbst wenn sie ihren Sohn jetzt zurückbekommen hätte, wäre er doch früher oder später wieder gestorben. So willigte sie in ihr Schicksal ein und wurde Buddhas Schülerin. Anstatt sich aufzureiben im Widerstand gegen das Leiden, wollte sie den zeitlosen Ort in sich finden, an dem weder Geburt noch Tod existent waren.

Jede Lebenskrise – ob Trennung, Verlust, Krankheit oder Misserfolg – ist eine Gelegenheit zum Erwachen. In diesen Situationen können wir erkennen, dass unser Schmerz auch der Schmerz aller anderen fühlenden Wesen ist. Doch gerade dann sind wir häufig versucht, in die Trennung zu gehen. Denn das Ego liebt das Drama und will in jeder Situation auf Teufel komm raus etwas Besonderes sein, sogar dann noch – oder vielleicht gerade dann – wenn alles zusammenbricht. Es suggeriert uns, dass es das Schicksal mit uns besonders fies meine, dass unser Leid das der anderen bei weitem übersteige, dass wir einfach viel sensibler und feinfühliger seien als der Rest der Welt, dass gerade wir das nicht verdient hätten, und dass wir die einsamsten und ärmsten Geschöpfe auf Mutter Erde seien. So wie die Frau aus der Geschichte, die in ihrem Schmerz übersieht, dass alle Menschen genau dieselbe Erfahrung machen.

Diese Reaktion ist absolut menschlich und in der akuten Betroffenheit vollkommen nachvollziehbar. Doch irgendwann sollten wir unser Herz öffnen und aus der Enge unseres Opferbewusstseins und unseres exklusiven Anspruchs auf (Mit-)Leid austreten. Gut, wenn wir in so einer Situation einen wachen Menschen um uns haben, der uns hilft, unsere Situation von außen zu betrachten und uns bewusst zu werden, dass wir – so schmerzlich es auch ist – nicht mehr als eine menschliche Erfahrung durchleben, die in keinem Haus der Welt unbekannt ist. Es darf getrauert und gefühlt werden – nichts anderes existiert in diesem Moment. Nichts anderes ist wichtig.

Uns dem Ozean des Lebens vollkommen anzuvertrauen und mitzufühlen mit uns und allen Wesen in diesem unberechenbaren wilden Tosen, ist in Wahrheit unsere einzige Chance auf wahres Menschsein. Wir sind der Ozean und doch identifizieren wir uns mit der Nussschale. Das ist der Urschmerz in uns allen. Und diesen Schmerz können wir nur gemeinsam heilen in Mitgefühl und Liebe, und im Erwachen unseres Bewusstseins.

Den Schmerz, die Enttäuschung und den Kummer unkommentiert und urteilsfrei anzunehmen und zu durchleben ohne in die Trennung zu gehen, ist die große Herausforderung. Sich im stillen Gewahrsein der Erfahrung hinzugeben und sich vom Leid und von der Liebe aller Wesen zu allen Zeiten tragen und trösten zu lassen. Wenn es uns gelingt, in der Krise unser Herz im Mitgefühl mit uns selbst und mit ALLEM und für ALLES aufzubrechen, öffnet sich der Raum des reinen Bewusstseins und tiefe Heilung darf geschehen.

Das ist der Moment, an dem eines meiner Lieblingsmantras wahrhaftig wird:
Lokah samastah sukhino bhavantu – Mögen alle Wesen in allen Welten glücklich und frei sein!

Deine Christine Ruhland

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„Das Herz kennt den Weg“ – ist der Untertitel meines Blogs. Und tatsächlich, unser spirituelles Herz weiß immer, was gut und richtig ist. Es ist der Ort, an dem wir vollkommen verbunden sind mit unserem wahren Selbst und mit Allem-was-ist. Es ist das Zentrum unserer aufrichtigen Liebe, des Mitgefühls, der Freude, Wertschätzung und Dankbarkeit. Ein Leben, das sich aus dem Herzen heraus entfaltet, ist ein Gebet, ein Segen und ein Quell der nie versiegenden Inspiration und Schönheit.

Mein Herzensweg, so fühle ich es immer mehr, ist es, genau diese Freude, Kreativität, Lebendigkeit und Liebe in die Welt zu bringen. Nicht zu heilen, sondern zu ermutigen – nicht zu analysieren, sondern zu befreien – nicht einzulullen, sondern bewusst zu machen – nicht etwas hinzuzugeben, sondern das Falsche weg zu nehmen. Die Menschen zu erinnern an das, was sie in ihrer Essenz sind, und sie unablässig zu ermutigen, ihre einzigartige Farbe und Melodie in die Welt zu bringen. Diese Erde ist – auch wenn es oft nicht den Anschein hat – gut und richtig so wie sie ist, und dennoch haben wir alle die Möglichkeit, sie ein wenig liebevoller, bewusster und heiler zu hinterlassen als wir sie vorgefunden haben. Oder eigentlich ist es nicht DIE Welt, die heiler wird, sondern unsere ureigene Welt, unser Sein und unsere Wirk-lich(t)-keit, die sich verwandelt, je mehr wir unser Herzenslicht verströmen und Liebe leben. Und dazu braucht es nicht mehr, als der Stille des Herzens zu lauschen und der Spur der Freude und Liebe zu folgen. Der Friede in uns entscheidet über den Frieden in der Welt!

In unserem Herzen finden wir die Antworten auf all unsere Fragen, die Lösungen für alle Herausforderungen, und Heilungsimpulse für alle Leiden. Doch Unsicherheit und Zweifel sind oft viel größer als unser Vertrauen in die innere Weisheit. So oft höre ich die Frage: „Wie weiß ich denn, ob es tatsächlich mein Herz ist, das zu mir spricht, und nicht mein Ego oder mein analytischer Verstand?“ Die Frage zeigt nur, wie weit wir uns von unserem Herzen entfernt haben, wie nüchtern wir geworden sind, wie sehr wir uns selbst verleugnet und verraten haben und in was für einer oberflächlichen und oft lieblosen Welt wir uns bewegen. Doch es ist nie zu spät, den Weg in unser Herz zu finden. Mit so vielen Menschen habe ich Herzöffnungsrituale und –meditationen gemacht, und keinem einzigen ist der Zugang je verwehrt geblieben. Wer auch immer du bist, was auch immer du getan hast, was auch immer dir passiert ist, dein Herz heißt dich zu jeder Zeit Willkommen und schenkt dir Trost, Weisheit und Ausrichtung. Es bedarf einzig und allein der Stille, denn die Stimme unseres Herzens ist leise, sanft, subtil.

Wenn du einmal die Stimme deines Herzens vernommen hast, dann wirst du sie niemals mehr verwechseln können. Für mich hat die Botschaft des Herzens ein paar wenige Charakteristika, an denen ich sie unzweifelhaft erkenne:

  1. Die Stimme des Herzens ist immer positiv, klar, bestärkend und liebevoll. Niemals wird ein Funke der Angst, des Zweifels oder der Verurteilung mitschwingen.
  2. Die Botschaft ist einfach. Dein Herz braucht keine spirituellen Konzepte, keinen philosophischen Überbau und keine Wissenschaft. Alles was wahrhaftig und aufrichtig ist, ist einfach. Um das Leben und die Liebe zu verstehen, brauchen wir kein Wissen. Im Gegenteil, je mehr Wissen und Konzepte wir loslassen, umso besser.

Doch das absolut wichtigste Erkennungsmerkmal für mich:

  1. Die Stimme des Herzens ist immer herausfordernd. Das Herz wird uns nicht einlullen, es wird unser Ego – zumindest zeitweise – vom Thron stoßen und uns Demut, Hingabe und Aufrichtigkeit (vor allem uns selbst gegenüber!) lehren. Wenn du es dir bequem machen willst, in deiner Komfortzone bleiben und Recht haben willst, dann solltest du dem Herzen lieber fern bleiben. Wenn du aber mit ihm in Kontakt kommst, dann ist das wie eine transformierende und kraftvolle Begegnung mit einem echten Anam Cara, einem Seelengefährten: Alle Verblendung, Selbstverrat, Urteilen und Projizieren wird dir mit voller Kraft gespiegelt – aber eben auch in tiefer Liebe und Annahme.

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Das spirituelle Herz ist unser Motor des Erwachens und der Bewusstheit. Da wo wir uns selbst verurteilen, nimmt es uns tröstend und nährend in den Arm, wie eine große Mutter. Wo wir unsicher und im Zweifel sind, trägt es uns und ist uns ein helles Licht. Wo wir unser wahres Wesen verleugnen und in die Irre gehen, ermutigt es uns, zu uns selbst zu stehen. Wo wir aus der Liebe und Einheit herausfallen, rückt es unsere Sicht wieder zurecht.

Noch NIE habe ich von meinem Herzen keine Antwort bekommen. Aber ich habe oft unbequeme Antworten bekommen. Antworten und Wege, die ich oft genug nicht befolgen konnte. Die Angst, die Bequemlichkeit oder der Stolz waren zu groß. Aber das Herz nimmt uns das nicht übel. Die große Weisheit in uns ist sich zu jeder Zeit gewiss: Wenn wir diese Chance nicht nutzen, wird es eine neue geben. Die Lektionen wiederholen sich in unterschiedlichem Gewand – bis wir sie lernen. Das Leben hat Zeit. Es eilt nicht. Unser Herz ebnet uns allen den Weg nach Hause. Wie lange das dauert, ist vollkommen egal.

Der Weg ist das Ziel – und das im wörtlichsten Sinne. Wir sind bereits zu Hause. Auf dem Weg zu sein ist eine Illusion des Ego. Es geht einzig und allein darum, wie entschlossen wir sind, diese Illusion los zu lassen – und damit alles, was wir glauben zu sein, zu haben, zu wissen oder erreichen zu müssen. Ist das nicht wunderbar: Du erlebst dich als das Ego, das kämpft, das von der übrigen Schöpfung getrennt ist, das in der Dualität lebt, das sich in den Grenzen von Zeit und Raum bewegt – und gleichzeitig BIST du das ewig Seiende, die unendliche Weisheit, ein allumfassendes Wesen ohne Grenzen. Reines Bewusstsein. Dein Herz kann dir eine Ahnung davon vermitteln, wann immer du dich mit ihm verbindest!

Ich möchte dir gern zwei Möglichkeiten aufzeigen, mit der Weisheit deines Herzens in Kontakt zu kommen:

  1. Wann immer du dich verstrickt hast, mit dem Rücken zur Wand stehst oder kein Licht im Dunkel mehr siehst, frage dich:

    Was würde die Liebe tun?

    Geh in die Stille und lass die Antwort aus deinem Herzen aufsteigen. Ich kann dir versprechen, sie wird herausfordernd sein! Und dann werde zum mutigen Krieger des Lichts und lebe deine Herzensweisheit. Und wenn du es nicht kannst, dann bitte dein Herz um Trost und Heilung. Wie gesagt, das Leben hat Zeit. Dein Herz wird dich niemals verurteilen. Also solltest du das auch nicht tun. Erkenne an, dass Menschsein oft hart und schwierig ist. Erkenne an, dass Emotionen eine ungeheure Macht haben, erkenne an, dass du noch nicht in jedem Moment die Entscheidung für die Liebe und für die Weisheit treffen kannst. Überhaupt eine Ahnung zu haben, wie die Dinge in Wirklichkeit sind, macht dich schon so reich und strahlend. Du musst es noch nicht immer umsetzen können. Mitgefühl ist eine der innersten Herzensqualitäten. Mach sie dir auch selbst zum Geschenk!

  1. Durchflute dich so oft wie möglich mit Herzensenergie

    Nimm dir 10 Minuten Zeit und zieh dich in die Stille zurück. Such dir eine bequeme Position, am besten im Sitzen auf einem Stuhl oder im Meditationssitz. Verbinde dich zunächst ganz tief mit deinem Atem und lass alle Gedanken und Sorgen los. Und dann begib dich mit deiner ganzen Aufmerksamkeit in dein Herzzentrum in der Mitte der Brust. Wenn du magst, kannst du eine Hand hier hinlegen, um deinen Fokus besser zu halten. Jetzt stell dir vor, wie du durch dein Herz ein- und ausatmest. Sei ganz eins mit deinem Herzen. Und dann aktiviere eine Herzensenergie: Liebe, Dankbarkeit, Mitgefühl, Freude oder Wertschätzung – wähle das Gefühl, zu dem du im Moment den besten Zugang findest. Und dann lass dich in deinem ganzen Sein von dieser Energie durchdringen. Nimm sie wahr mit jeder Faser, so intensiv wie möglich. Spüre, wie sich dein Herzensraum immer weiter ausdehnt, bis du dieses Herzensgefühl nicht mehr nur spürst, sondern selbst dazu geworden bist. Verweile so lange du willst in dieser Stille und Geborgenheit.

Das elektromagnetische Feld des Herzens ist bis zu 5000 Mal stärker als das des Gehirns. Es sendet in jeder Sekunde unzählige Signale, die die Organ- und Zelltätigkeit im ganzen Körper steuern, und die unser Denken und Fühlen – und auch das unserer Umwelt – beeinflussen. Je mehr du also in deinem Herzen und aus deiner Herzensfreude heraus lebst, umso heiler und freier wirst du, und umso mehr wirst du ein Fels sein für andere!

Mein Herz schenkte mir einmal einen wunderbaren, zutiefst wachen Augenblick, den ich kaum in Worte fassen kann: Ich war in einer innigen Umarmung und Herzensverbindung mit meinem Mann und ganz in diesen Moment eingetaucht. Meine Gedanken standen still, die Zeit stand still, und es war in diesem Moment nur eine einzige Wahrnehmung da: Ich wusste, dass ich lebe, und dies war das einzig Wirkliche, was ich mit absoluter Sicherheit behaupten konnte. Wenngleich diese Erkenntnis banal scheinen mag, empfand ich sie in diesem Moment so radikal und revolutionär, und fühlte mich von Euphorie durchflutet. Ich war Leben – nicht mehr und nicht weniger! Ich wusste, dass es in der absoluten Präsenz keine Krankheit, keinen Tod, kein Leid und keinen Mangel gibt. Dann gibt es nur Leben, das sich Sekunde um Sekunde immer wieder erneuert und sich selbst feiert in seiner Vielfalt und Vollkommenheit. Leben, das immer Leben bleibt, auch wenn sich die Form wandelt, ja sogar, wenn die Form nicht mehr da ist. Es ist gleichzeitig jede Form und keine. Das wirklich seltsame in dieser Situation war, dass es tatsächlich keine sinnliche Wahrnehmung war, die mir versicherte, dass ich lebte, sondern dass mein Körper, mein Geist und meine Seele einfach nur von der ewigen Natur des Seins durchdrungen waren.

Es war die ganze Welt in diesem winzigen Augenblick.

Unser Herz hält so viele Geheimnisse für uns bereit. Wir müssen uns nur trauen, auf Entdeckungsreise zu gehen, um dann mutig ein ums andere Mal unsere innere Wahrheit auszudrücken. Das verlangt viel Größe, denn es bedeutet, unser inneres Kind immer wieder tröstend in den Arm zu nehmen, die eigenen Schmerzen und Verletzungen nach und nach loszulassen, uns, unseren Mitmenschen und dem Leben zu vergeben, unser Licht und unsere Macht anzuerkennen, den Mut zu finden, umzukehren oder die Richtung zu ändern, …. – und dann immer wieder Frieden, Liebe und Einheit zu wählen statt in der Angst, der Trennung und im Rechthaben zu verharren. Das ist, was diese turbulenten Zeiten von uns fordern!

Dir, die/der du diese Zeilen liest, möchte ich für deinen Herzensweg einen lieben Freund an die Seite stellen: den Kolibri. Im Schamanismus gilt dieser winzige, schillernde Vogel als Bote des Herzens, der Liebe und der Lebensfreude. Er hilft dir, dich mit deiner inneren Weisheit zu verbinden und immer wieder die Liebe und die Lebendigkeit zu wählen. Und er heilt dein Herz, wenn du meinst, es sei zerbrochen und verletzt. Lass mich dir eines mit tiefster Überzeugung sagen: in deinem Herzen gibt es einen Raum, der unverletzlich ist, der hell leuchtend, einem Diamanten gleich, niemals zerstört oder auch nur angeknackst werden kann. Das, was du als verletztes oder gar gebrochenes Herz bezeichnest, ist in Wahrheit dein Ego, dessen Mäntelchen der Liebe von selbstkreierten Motten durchlöchert ist: Erwartungen, Narzissmus, Enttäuschungen (die im eigentlichen Wortsinne etwas ganz Wunderbares sind: Ent-täuschungen, also das Ende von (Selbst-)täuschungen!), Ängste, Projektionen, Anhaftung etc. Trauere nicht länger, sondern sei dankbar für all die Erlebnisse, die die derbe Textur deines Egos aufgebrochen haben. Jeder Riss, jedes Loch, jede Wunde ist die Chance, in dein leuchtendes Inneres vorzudringen und deine wahre Essenz zu entdecken.

So lautet denn auch die – meiner Meinung nach – wichtigste Botschaft des Herzens: „Die Dinge sind nicht so, wie sie scheinen…!“

Vielleicht magst du mir schreiben, welche Weisheiten du in deinem Herzen schon gefunden hast, wie eine Verletzung deines „Ego-Herzens“ dir Zutritt zu deinem wahren spirituellen Herzen verschafft hat, oder mit welcher Methode du am besten Zugang zu deiner inneren Weisheit bekommst? Ich freue mich sehr, von dir zu hören!

Lokah samastah sukhino bhavantu – Mögen alle Wesen in allen Welten glücklich und frei sein!

Von Herz zu Herz,
Deine Christine Samira

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Quält dich manchmal die Frage nach dem Sinn des Lebens? Deines Lebens? Fragst du dich, wozu du da bist, worin deine Berufung besteht, wie du der Welt dienen kannst? Oder zweifelst du daran, ob das alles hier einen Sinn hat, ob dein Leben und „dieser ganze Wahnsinn“ zu irgendetwas gut seien?

wasserfall

Beide Einstellungen – die Sehnsucht nach einem tieferen Sinn, als auch der Verlust von Sinn – sind  sicherlich gleichermaßen schmerzhaft. Und – vielleicht tröstet dich das? – gleichermaßen unnötig. Auf deinem Weg des Erwachens, wenn du dich tiefer und tiefer ins Sein fallen lässt, dann kommst du an einen Punkt, an dem dir klar wird, dass Leben keinen Sinn braucht. Leben an sich ist der Sinn.

Du musst nichts füllen, weil du nichts hast. Du musst dich um nichts kümmern, weil du nichts besitzt. Du musst dich um nichts sorgen, weil du nichts verlieren kannst.

Du hast nicht ein Leben, du BIST das Leben!

Es gibt keinen anderen Sinn. Alles Lebendige IST einfach, es folgt dem Flüstern der inneren Intelligenz, die nichts anderes ist, als das ewige Leben selbst. Alles Lebendige dehnt sich aus und zieht sich zusammen, dynamisch, immer im Fluss, so wie dein Atem. Es lässt sich bewegen vom zarten Hauch des Windes, nährt sich aus dem Bauch von Mutter Erde, lässt sich inspirieren vom Feuer der Sonne und durchströmen von der klärenden Kraft des Wassers. Es ist präsent. Vollkommen präsent im Hier und Jetzt. Es fließt mit dem Strom, es lässt sich vom Sein durchdringen im tiefsten Vertrauen. Es ist grenzenlos. Eins.

Doch für uns Menschen geht das scheinbar nicht, einfach nur zu sein. Wir wollen nicht nur sein, wir wollen etwas sein. Und zwar etwas Besonderes! Unser Ego treibt die komischsten Blüten…: Wir verschließen uns vor dem großen Mysterium des Lebens, das WIR SIND und suchen dann überall nach einem noch größeren Geheimnis. Wir sind alles, was es gibt. Wonach suchen wir noch? Was sollte es da zu finden geben außerhalb von ALLEM WAS IST? Wir versuchen, das Ewige und Grenzenlose in eine vergängliche Form zu zwängen. Das trennt uns vom Leben, macht uns einsam, traurig und krank.

Wir versuchen etwas mit Sinn zu füllen, was keine Form hat. Wir versuchen etwas zu kontrollieren, was wir nicht besitzen, ja nicht einmal wirklich kennen, und wir verwirken diesen kostbaren Zustand des Seins, weil unser Verstand keine Ruhe geben kann und wie besessen Antworten auf die falschen Fragen sucht.

Aber was heißt „falsche Fragen“? Es gibt tatsächlich Fragen, die uns immer tiefer in die Sackgasse führen, aber auch Fragen, die zwar nie zur Wahrheit führen, aber zumindest in eine vielversprechende Richtung. Auch ich frage meine Klienten oft: „Welchen Sinn willst du deinem Leben geben?“ oder „Wie willst du der Welt dienen?“ Doch sind diese Fragen nicht mehr als eine Krücke auf dem Weg ins Erwachen und ins wahre Sein. Dessen müssen wir uns bewusst sein, wenn wir unsere Identifikationen loslassen und wirklich frei sein möchten. Für mich repräsentieren beide Fragen einen Weg ins Herz. Und da wir wahre Erkenntnis niemals durch Denken und Analysieren gewinnen, sondern nur in vollkommener Hingabe tief innerlich erfahren können, ist der erste und wichtigste Schritt immer der in die Stille des Herzens.

Das Herz ist der Ort, in dem unsere Begeisterung wohnt, in dem das Feuer der Freude, der Dankbarkeit, des Mitgefühls und der Liebe glüht. Unser Herz kennt den Weg. Je mehr wir leben, was wir wirklich sind, je mutiger wir unsere Gaben in die Welt bringen, unsere Freude und Liebe in Worten und im Tun ausdrücken, umso leichter fließt unser Leben.

Und wenn du dich erst einmal dem Fluss hingegeben hast, dann löst jeglicher Sinn, und erst Recht jede Frage nach dem Sinn, sich früher oder später auf. Dann bist du das Leben. Du erlaubst dem Leben einfach, sich durch dich auszudrücken. Du bist nur das Instrument, durch das das Leben eine individuelle Melodie erklingen lässt – eine wundervolle Melodie von unendlich vielen, im Einklang mit dem großen Orchester des Seins. Du kontrollierst und kämpfst nicht mehr, du zweifelst und  ängstigst dich nicht mehr. Du bist durchlässig, getragen. Du bist Leben, das sich durch sich selbst ausdrückt!

So viele Menschen machen sich so unendlich viel Druck mit der Frage nach dem Sinn ihres Daseins. Hör auf damit! Dass du da bist, das ist schon der Sinn. Du musst dir deinen Platz auf dieser Welt nicht verdienen. Das Leben will dich, genau hier und genau jetzt! Pur! Statt dir den Kopf zu zermartern, lerne einfach zu atmen, wirklich da zu sein, deine Sinne zu öffnen, dich zu entspannen. Und dann lausche deinem Herzen. Es führt dich. Du musst nicht den einen Sinn finden, den einen Weg, die eine besondere Begabung, das eine große Ziel. Reiße einfach deine eigenen Begrenzungen nieder – dein selbst gestricktes Kleid aus Raum und Zeit – so dass das Leben frei aus dir heraus fließen kann und du wieder verbunden bist mit dem Ozean. Das ist alles was zu tun ist. Du brauchst dich nicht länger abmühen, eine illusionäre Form künstlich und zwanghaft mit Inhalt zu füllen. Werde dir gewahr, dass das Gefäß nur ein Trugbild ist. Lass die eingebildete Form in sich zusammenbrechen, dann erfährst du, was du wirklich bist. Dann bleibt nichts mehr übrig außer Leben. Leben, das sich selbst erfüllt.

Ich umarme dich herzlichst an diesem Ostersonntag und danke dir für dein grenzenloses SEIN!

Lokah samastah sukhino bhavantu – Mögen alle Wesen in allen Welten glücklich und frei sein!

Deine Christine Samira

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Die Weisheit spricht nicht immer aus dem Kopf und auch nicht immer aus dem Herzen. Manchmal lässt sie ihre Stimme aus dem Bauch heraus erbeben – bei uns Frauen zumindest. Denn im Bauch liegt unser Kraftzentrum: Über die Gebärmutter sind wir mit dem Herzschlag von Mutter Erde verbunden und aus diesem Zentrum heraus gebären wir in jedem Augenblick das Universum. Wir sind im Bauch der großen Göttin und die große Göttin ist in uns.

Vom Bauch ausgehend beginnt das weibliche Erwachen. Die Religionen und esoterischen Wege, die heute überwiegend praktiziert werden, sind sehr stark männlich geprägt: Körperlichkeit, Sinnlichkeit und Sexualität – urweibliche Kräfte – werden dabei oft tabuisiert und müssen überwunden werden, um zur Erleuchtung zu gelangen. Der Weg des Erwachens spielt sich fast ausnahmslos in den oberen Chakren und den Verstandeswelten ab: Es geht um das Studium spiritueller Texte, Geistesschulung, komplexe Weltanschauungen, Meditation, Auslöschung des Egos, „harte Arbeit“ an sich selbst, Erlangung übernatürlicher Kräfte, sowie Rückzug aus dem weltlichen Leben.

Der weibliche Weg ist seit Urzeiten genau entgegengesetzt: In inniger Verbindung zu Mutter Erde, ist es ein Weg der Einfachheit und Hingabe, der den Körper, das Leben und die Lebendigkeit preist, die sexuelle Vereinigung als mystische, schöpferische Erfahrung verehrt, und tief verwurzelt ist mit den Kräften der Natur.

Beide – der männliche und der weibliche Zugang – müssen kein Gegensatz sein, sondern dürfen sich wechselseitig durchlichten und in einander übergehen. Es gibt keine Wertung. Beides sind einfach unterschiedliche Pfade zur Wahrheit. Ich bin allerdings überzeugt davon, dass die spirituellen Wege des Erwachens, die wir bis heute kennen und überwiegend praktizieren, nur für wenige Menschen wirklich in die Freiheit führen. Sobald auch nur eine einzige menschliche Erfahrung ausgeschlossen wird, kann der Weg niemals in die Ganzheit führen. Und sobald dem unbeschreiblichen Mysterium des Lebens auch nur ein einziges Konzept aufgezwungen wird, kann er niemals frei machen.

Die Zeit ist reif, um die „Energien der Göttin“ wieder in die Welt zu holen und damit dem weiblichen Prinzip die Tore zu öffnen – zum Wohle aller Geschöpfe und des Überlebens unserer Mutter Erde. Der weibliche Weg ist zutiefst lebensbejahend und mit den Rhythmen des Lebens verwoben, und kann auch die erreichen, die bisher keinen Zugang zu ihrer Spiritualität hatten. Er basiert auf der Hingabe, der urweiblichsten Qualität schlechthin. Schon allein der Klang dieses Wortes bringt alles Erstarrte wieder in Fluss und lässt alle Anspannung abfallen. Wie sehr ich dieses Wort liebe! Es ähnelt dem Loslassen, geht aber sooo viel tiefer. Loslassen hat immer noch eine aktive Komponente, und es schwingt noch ein letztes Fünkchen an Kontrolle mit, während die Hingabe um so viel radikaler und reiner, und ganz und gar passiv ist.

Hingabe hat für mich drei wesentliche Merkmale:

– Sich dem Mysterium des Lebens ergeben
Viele spirituell Suchende sehnen sich nach dem Besonderen und vergessen darüber, wie Besonders das Leben selbst ist. Wir verpassen das Leben, wenn wir nach etwas suchen, das noch großartiger sein sollte. Es gibt nichts „Besondereres“ als das Leben! Und das Leben ist und bleibt ein großes Geheimnis. Die weibliche Spiritualität sucht nicht danach, das Mysterium zu enträtseln und damit zu trivialisieren. Sie weiß, dass es auf das Mysterium keine letztgültigen Antworten gibt. Daher verehrt das göttlich Weibliche die Frage und gibt sich der puren Erfahrung hin, statt nach Antworten, Erklärungen und Konzepten im Außen zu suchen.

– Sich öffnen und verschmelzen
Der weibliche spirituelle Weg trachtet nicht danach, alles vom Verstand her zu analysieren und intellektuell zu begreifen. Der Suchende in seiner Hingabe verbindet sich auf der Herzensebene mit allem was existiert in tiefer Liebe, und wird dadurch des Wesens aller Dinge und seiner Selbst gewahr. Er muss es nicht verstehen, es reicht, es zu lieben! Je mehr Liebe praktiziert wird, umso leichter dehnt diese sich auf alles aus, was existiert, ohne Ausnahme. Wir verehren die bunte Vielfalt, in der sich das Leben individuell ausdrückt und erleben gleichzeitig in tiefer Verschmelzung die Einheit allen Seins und transzendieren damit die Dualität.

– Sich in Gleichgültigkeit üben
Hingabe drückt sich in einem wahrhaftig und tief empfundenen JA zu allem was ist, aus. Jegliches Urteilen entfällt. Es gibt kein „gut“ und „böse“ mehr, kein „ich will“ und „ich will nicht“. Indem aller Widerstand und alle Anhaftung gleichermaßen wegfallen, fließen wir in Anmut und Leichtigkeit mit dem Leben. Es gibt keine Vergangenheit und keine Zukunft, nur den gegenwärtigen Moment. Wir erleben ihn wach und mit allen Sinnen, wir lassen uns berühren und schwingen mit. Was auch immer geschieht, alles ist gleich-gültig.

Ein Bild, das sich mit meiner Vorstellung vom weiblichen spirituellen Weg deckt, ist die Konversation zwischen Devi (dem göttlich Weiblichen) und Shiva (dem göttlich Männlichen) im „Vigyan Bhairav Tantra“ (zu Deutsch: „die Technik, über das gewöhnliche Bewusstsein hinaus zu gelangen“), einer viele tausend Jahre alten tantrischen Schrift, die Osho in dem Werk „Das Buch der Geheimnisse“ interpretiert hat. Alle tantrischen Sutras basieren auf dem Dialog zwischen Devi und Shiva. Devi fragt und Shiva antwortet. Doch zwischen beiden herrscht keine Schüler-Lehrer Beziehung, sondern es ist ein Dialog zwischen zwei Liebenden. Wahre Erkenntnis ist nicht möglich ohne Liebe, ohne Einssein mit dem Objekt, das man erfassen möchte. Du musst zu einem Liebenden werden, damit sich das Höchste durch dich ausdrücken kann. Das ist das weibliche Wesen der Spiritualität!

Das wahrhaft Besondere an dem Dialog der beiden Liebenden aber ist die Tatsache, dass Shiva keine konkrete Antwort gibt, und dennoch antwortet. Er überbringt Devi als Antwort eine Technik, die ihr die Erfahrung des Transzendenten ermöglicht und sie die Antwort in sich selbst finden lässt. Genauso funktioniert die „weibliche Spiritualität“: Devi öffnet sich in vollkommener Hingabe und Liebe. Sie ist erfüllt von dem aufrichtigen Wunsch, das Leben in seiner Ganzheit zu er-fahren und öffnet ihr leeres Gefäß. Indem sie sich einer konkreten Frage hingibt, stellt sie der grenzenlosen Existenz einen Kanal zur Verfügung, sich ihr zu offenbaren und ihr ganzes Wesen zu durchdringen. Sie erwartet keine oberflächliche Antwort oder intellektuelle Erklärung, sondern wird eins mit dem Bewusstsein (Shiva) und gelangt zu Erkenntnis durch Erfahrung. Devi ist der bereitete, fruchtbare Boden und Shiva ist das Samenkorn.

Die Hingabe als Ausdruck der weiblichen Kraft ist energetisch mit dem Sakral- oder Svadhisthana-Chakra verbunden. Das Sakralchakra hat eine ganz klar weibliche Schwingung (im Gegensatz zum Wurzelchakra, das eine männliche Energie besitzt). Dieses Chakra ist das Reservoir unserer sexuellen Energie, unserer Kreativität, feurigen Begeisterung und Sinnlichkeit. Der körperlich-sinnliche Ausdruck, das Erträumen und kreative Erschaffen, Lebensfreude, Genuss, Tanz, Musik, Poesie, das Fördern und Nähren alles Lebendigen und Lebensspendenden sind für eine Frau (und natürlich auch für die Shaktikraft im Mann!) existenziell. Und sie können unser Vehikel ins Erwachen und in ein Leben in Gesundheit, Liebe und Freude sein. Wir machen diese menschliche Erfahrung nicht, um das Menschliche zu verleugnen, zu erniedrigen, und in geistige Welten abzudriften. Wir sind hier, um das Leben zu feiern und uns mit jeder Faser unseres Seins ins Abenteuer zu stürzen. Wir sind hier, um die gesamte Schöpfung in unser Herz und unseren Bauch zu nehmen und zu lieben wie unser eigenes Kind.

Die weibliche Shaktienergie im Körper wird oft als Kundalini bezeichnet. Sie repräsentiert die Sexual- und Lebenskraft schlechthin und wird traditionell als zusammengerollte Schlange dargestellt, die ihren Sitz am unteren Ende der Wirbelsäule hat. Laut yogischer Lehren soll die Kundalinienergie im Zuge des spirituellen Erwachens erweckt und mithilfe bestimmter Übungen und Atemtechniken nach oben gelenkt werden, um die sexuelle Energie zu transzendieren und sich mit dem reinen Bewusstsein zu verbinden. Nachdem ich intensiv in die Thematik eingetaucht bin, zeigt sich mir die Sache allerdings anders. Es kann für mich nicht darum gehen, diese Kraft nach oben zu lenken. Eine weibliche Energie bewegt sich nicht, steigt schon gar nicht auf. Sie kann sich nur öffnen oder verschließen. Welche Intention dahinter steckt, eine weibliche Energie aufsteigen zu lassen, darüber will ich nicht spekulieren. Vielleicht ist es einfach nur der alte alchemistische Traum, das sogenannte Unedle in Edles zu verwandeln.

Aber eines ist für mich klar: es sind männliche Yang-Energien, die sich bewegen, die auf- oder auch absteigen, aber niemals eine Shaktikraft. Das widerspricht vollkommen dem Wesen des Weiblichen. So geht es für mich bei der Erweckung der weiblichen Kraft einfach nur darum, sie zu öffnen, damit die männliche Energie absteigen und sie „befruchten“ kann. Das ist dann Verschmelzung, Einheit, Erwachen. Bei dieser Gelegenheit möchte ich gleich mit einem anderen Missverständnis (für mich!) aufräumen: Wir beziffern die Chakren von unten nach oben, also das Wurzelchakra als erstes und das Kronenchakra als siebtes Chakra. Auch dieses energetische Konzept soll möglichweise vermitteln, dass der Körper, dass Lebendigkeit, dass Sinnlichkeit etwas Niederes ist, und dass das Menschsein überwunden werden und die Materie in geistige Energie umgewandelt werden muss. Aber ist es nicht vielmehr so, dass wir geistige Energie sind, die sich in das Körperliche hinein manifestiert? So wie ich es sehe, geht es auf dem spirituellen Weg darum, das reine Bewusstsein vollkommen in die Körperlichkeit einsinken zu lassen. Unser Denken, unser Fühlen und unser Tun mit reinem Bewusstsein zu durchdringen und damit die Göttlichkeit in die weltliche Erfahrung zu bringen. Somit fließt in diesem Fall die Energie von oben nach unten. Und da haben wir wieder das Bild von Devi, die ihren Weltenschoß (Kundalini) voller Hingabe öffnet um sich vom Bewusstsein (Shiva) durchdringen zu lassen und zur vollkommenen Erkenntnis zu gelangen.

Letztendlich – das ist mir natürlich sehr bewusst – ist auch die Lehre der Chakren und der Kundalini nichts weiter als ein Konzept. Und auch dieses, wie alle Konzepte, dürfen wir getrost loslassen. Es gibt keine Notwendigkeit, darüber zu streiten oder die Theorien allzu ernst zu nehmen. Für unser Leben hat es nicht wirklich Relevanz, wie viele Chakren es gibt, welchen Charakter die Kundalini Energie hat oder welche Energien wohin fließen. Alles was wirklich relevant ist, können wir mit unseren Sinnen wahrnehmen. Das was wir sehen, hören, spüren, riechen, schmecken, was uns die Natur in ihrem ewigen Kreislauf spiegelt, beinhaltet alles was wir wissen müssen. Jeder einzelne Augenblick trägt alles in sich. Und in jedem Augenblick entscheiden wir neu, ob wir wach sind oder im Tiefschlaf. Fest steht: je mehr wir uns mit Analysieren beschäftigen und Konzepten nachhängen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir nicht wach sind.

Der weibliche spirituelle Weg ist ein Weg der Freude, der Liebe, der Leichtigkeit und der wachen Präsenz im Körper. Wir müssen nicht ewig an uns arbeiten, uns verbessern und „ver-feinstofflichen“. Menschsein ist etwas Heiliges und kein Verbrechen, keine Sünde und keine Schwäche – wann verstehen wir das endlich? Wir sind gut und vollkommen, so wie wir sind. Wir brauchen keine Gurus und keine spirituellen Lehrer, weil es da nichts zu lehren gibt. Wir brauchen keine Priester, die als Vermittler zwischen uns und etwas „Heiligem“ außerhalb von uns selbst fungieren, weil wir All-Eins sind. Wir brauchen keine Heiler, weil es letztendlich nichts zu heilen gibt. Wir brauchen keine Wahrsager, Channels und Medien, weil wir alles Wissen in uns tragen. Was wir brauchen sind Wiedererinnerer: Menschen, die uns an die Liebe und die Vollkommenheit in uns erinnern. Die uns daran erinnern, wie wir wieder in Kontakt mit unserem Herzen und mit unserer inneren Weisheit kommen. Die uns daran erinnern, dass alles Richtig ist so wie es ist. Die uns daran erinnern, dass sich das Leben nur im Hier und Jetzt  – in diesem winzigen und gleichzeitig ewigen Augenblick – abspielt, und dass Vergangenheit und Zukunft keine Bedeutung haben. Die uns an die heilige männliche Kraft und die heilige weibliche Kraft – an Shiva und Shakti in uns – erinnern. Die uns daran erinnern, wie wertvoll Leben ist und dass es nichts Großartigeres gibt. Die uns daran erinnern, wie sich Freude, Liebe, Mitgefühl, Frieden, Leichtigkeit, Freiheit und Gesundheit anfühlen, und die uns gleichzeitig ermutigen, durch Schmerz, Wut, Hass, Trauer, Gier und Eifersucht fühlend hindurch zu gehen. Und: die uns daran erinnern, das Leben zu feiern, jeden Tag.

Wir brauchen Menschen, die sich voller Begeisterung und gleichzeitig mit wachem Bewusstsein in die Erfahrung Leben stürzen. Die das Leben in seiner bunten Fülle mit allen Sinnen genießen und gleichzeitig in der meditativen Stille ihres Herzens zu Hause sind. Menschen, die aus sich selbst heraus leuchten und anderen ein Licht sind.

Ich freue mich auf Männer, die die wilde Schönheit und Macht der Weiblichkeit wieder anerkennen und der Göttin Raum und Sicherheit geben, um ihre ganze Kraft zu entfalten. Die dem Träumen und der Intuition wieder ihren Wert geben, und die den Mut haben, ihr Herz zu öffnen, Liebe zu leben, Gefühle frei fließen zu lassen und die ihre männliche Kraft und Stärke in den Dienst der Erhaltung des Lebens stellen. Und ich freue mich auf Frauen, die sich wieder auf ihre eigene, innewohnende Macht und Weisheit besinnen, und ihre lustvolle Sinnlichkeit und ekstatische, heilige Schöpferkraft selbstbewusst und mitfühlend leben. Die den Mut haben, Altes, dem Leben und der Liebe nicht mehr dienliches zu zerstören und Neues ins Dasein zu tanzen. Die alles Leid und allen Schmerz bedingungslos vergeben und die wahre männliche Kraft wieder verehren können.

Lokah samastah sukhino bhavantu – Mögen alle Wesen in allen Welten glücklich und frei sein!
Deine Christine Samira

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Der Frühling ist ein Wunder – jedes Jahr aufs Neue! Was ist das für ein Glücksgefühl, den ersten Kaffee draußen in der Frühlingssonne zu trinken und die dicke Winterjacke endlich abzustreifen. Von den ersten Gänseblümchen wieder angelacht, und vom emsigen Summen und Brummen der Insekten umschwärmt zu werden, das die dunkle Stille des Winters so lange verschluckt hatte. Der Frühling kribbelt, er streichelt und liebkost. Der Frühling flirtet mit allen Sinnen – mal sanft und verhalten, mal wild und herausfordernd. Unter Aufbietung aller Kräfte und mit zähem Willen ringt er unerschrocken mit Kälte, Dunkelheit und Erstarrung – ein Tanz der Urgewalten! Und egal wie oft wir dieses Schauspiel schon miterleben durften, jedes Mal aufs Neue fiebern wir mit dieser Kraft des Neubeginns und freuen uns über den Sieg des Lebens über den Tod, des Lichts über die Dunkelheit. Ja, Frühling ist das Erwachen des Lebens – und damit pure Magie!

Der Frühling erinnert uns an eine archaische Kraft ganz tief in uns: an die ursprüngliche, unbändige Lust zu leben, an die wilde, verspielte Kraft der Liebe, und an unser inneres Feuer und unser Potenzial, das aus der Tiefe unseres Herzens hervorbrechen und das Licht der Welt erblicken möchte.

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Der Frühling repräsentiert die Lilith-Energie. Lilith ist eine mythologische Frauengestalt, die als erste Frau Adams gilt. Als selbstbewusste und starke Frau entzieht sie sich aber bald seiner Herrschaft. Sie soll Gott dazu gebracht haben, ihr seinen heiligen Namen zu verraten, wodurch ihr grenzenlose Macht zufloss. Daraufhin verlangte sie von Gott Flügel und flog davon. In manchen Quellen wird sie auch als „Dämonin der Nacht“ bezeichnet. Lilith galt in der Emanzipation als Symbolfigur für den Aufbruch und die Selbstbestimmung der Frau. Im Gegensatz zu den Werten Evas wie Mütterlichkeit, Bescheidenheit und Folgsamkeit steht sie für Sinnlichkeit, Leidenschaft und Sexualität. (vgl. wikipedia)

Diese Energie der Lilith ist in jeder und jedem von uns. Zu keiner Zeit finden wir so leicht Zugang zu dieser Kraft, wie im Frühling. Frühling ist Aufbegehren, Mut, Lebensfreude, Leidenschaft, Macht, Sexualität, Intuition, Potenzial, Aggression und Entfaltung. In dieser Zeit haben wir die Chance, uns wieder an unsere Visionen und unsere Essenz zu erinnern, die in der heiligsten Kammer unseres Herzens verborgen sind und darauf warten, geboren zu werden. Welche Kraft ist in mir angelegt? Wer bin ich, wenn ich vollkommen erblühe? Was ist der heilige Sinn, der sich durch mich in diesem Leben entfalten soll? Lilith ist der kraftvolle Aspekt in uns, der uns hilft, uns selbst wahrlich zu leben. Eine Blüte fragt nicht danach, ob es wirklich schon an der Zeit ist. Der Löwenzahn plagt sich nicht mit Zweifeln, ob er die Mauerritze wirklich durchbrechen kann. Das Gänseblümchen schielt nicht neidisch auf das Maiglöckchen, und der Brennnessel ist es einerlei, ob sie wirklich erwünscht ist. Sie alle folgen einfach ihrem inneren Ruf und lassen sich vom Leben durchströmen und bewegen. Es ist vollkommenes Vertrauen an das, was im Innersten angelegt ist, und Hingabe an die alles durchströmende Kraft des Lebens.

Genau dazu fordert uns Lilith auf: Erkenne deine eigene Göttlichkeit, entfalte deine Flügel und flieg! Flieg, du wunderbares Wesen! Mach dich frei von deiner Vergangenheit und von allen Kräften, die dich zurückhalten und bevormunden. Lebe nicht das Leben, das andere von dir erwarten, sondern folge der Freude deines Herzens. Sei frei! Sei wild! Sei ungehorsam! Lass die Stimme deines Herzens deine einzige Autorität sein. Glaube an dich und vertraue deiner Schönheit und Kraft. Alles in der Natur ist einzigartig und folgt seiner göttlichen Matrix. Alles in der Natur ist genau richtig so wie es ist. Warum solltest gerade du eine Ausnahme sein?

Ruf die Kraft der Lilith jetzt in dein Leben. Das Licht der Göttin ist mit jeder Frau und jedem Mann, der/die entschlossen ist, das Mysterium des eigenen Herzens zum Wohle aller zu entfalten. Mit jedem, der an den Puls des Lebens angeschlossen ist und seine Verbindung zum Bewusstsein der Einheit wieder erneuert hat. Geh in diesem Frühling in die Natur. Spür das feuchte Gras unter deinen Füßen, höre das Summen der Bienen, rieche den betörenden Duft der Blüten und verbinde dich mit der Sinnlichkeit und Lebenskraft in allem. Und ganz besonders: Spüre, dass du ein Teil dieser Kraft des Lebens und der Fülle bist. Begreife, dass die ganze Welt darauf wartet, dass du erwachst. Werde vom artigen Mädchen oder Jungen zum machtvollen Ausdruck der weiblichen Schöpferkraft. Warte nicht, bis jemand kommt, der an deinen Wurzeln zieht, sondern ermächtige dich selbst!

Fang an, deine Kraft zu leben – jetzt! Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Fang ihn ein! Egal welch noch so perfekte Skulptur aus einem unförmigen Steinbrocken gemeißelt wurde, wie erfolgreich eine Geschäftsidee sich verkauft hat, welch wundervolle Erkenntnisse man aus einer Reise zieht, wie würdevoll sich ein Leben vollendet hat oder was für prachtvolle Früchte ein Tomatenstock trägt – so schön das Ziel und die Ernte auch ist, im Anfang aller Dinge liegt die größte Kraft, die größte Vision, die größte Anmut und die größte Liebe. Das ist der Zauber des Frühlings, der Zauber des Neubeginns, des Wachstums und der Jugend. Vielleicht kommt einem deswegen – je älter man wird – jeder Frühling kostbarer vor. Ein Schatz, dessen Funkeln und Strahlen mit jedem Jahr wertvoller wird…

Fast möchte man dieses Erwachen, diese Aufbruchsstimmung festhalten und konservieren. Es ist so magisch, so beseelend und kraftvoll. Man möchte alles noch tiefer ins Herz nehmen, noch genauer beobachten, noch ausgiebiger genießen. Denn ach so schnell ist diese Zeit vorbei. Doch wir können den Frühling in unserem Herzen lebendig halten. Indem wir uns jeden Tag neu gebären und alles zum ersten Mal erleben. Indem wir anfangen, unsere ureigene Kraft zu entfalten – und uns wenn nötig immer wieder neu erfinden. Indem wir bewusst leben und mit allen Sinnen wahrnehmen. Indem wir den Mut haben, alle Kontrolle loszulassen und in den Raum der flirrenden Ekstase einzutreten. Indem wir uns frei machen von Dogmen, Zwängen, Erwartungen und Opfergefühlen. Indem wir unser Strahlen mit anderen teilen und diese Welt mit jedem Tag in einen liebevolleren Ort verwandeln.

Lokah samastah sukhino bhavantu – Mögen alle Wesen in allen Welten glücklich und frei sein!

Deine Christine Samira

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Vor kurzem saß ich am Fluss und meditierte. Und das Leben sprach zu mir. Es hat mich erinnert, wer ich bin. Ich bin die Quelle, der Fluss und das Meer.

Es gibt zwei Möglichkeiten, die Welt zu erfahren: als Zuschauer oder als Seiender. Letzteres ist in unserer lauten Welt nur wenigen Menschen zugänglich und seltenen mystischen Erfahrungen vorbehalten. Doch in Wahrheit entspricht es dem Urzustand unseres Seins – es ist, wie Leben gemeint ist: Teil-nehmen, mit-schwingen, durch-dringen. Das Leben ist dazu da, sich ihm hinzugeben, nicht dazu, es zu beobachten, zu planen und zu kontrollieren. Eigentlich müsste es heißen „es lebt mich“, nicht „ich lebe“. Genauso wie wir nicht atmen, sondern geatmet werden. Das Leben atmet uns, nicht wir atmen das Leben. Daher brauchen wir auch den Tod nicht fürchten, denn das was unseren Körper belebt, ist ewig und mit allem verbunden. Wir sind das Fließende, nicht das, was das Fließen begrenzt. Wir sind der Atem, der durch ein Kleid aus Raum und Zeit strömt. Das Kleid wird irgendwann abgelegt, aber das Leben dahinter bleibt ewig.

Wenn du draußen am Fluss sitzt und beobachtest, dann gibt es den Fluss und das Fließen. Doch wenn du mit deinem Bewusstsein ins Wasser eintauchst, dann bist du der Fluss und das Fließen zugleich. Du bist ewig. Du bist verbunden mit allem Wasser dieser Erde. Du bist die Quelle, der Fluss und das Meer. Und du bist das Fließen selbst. Wenn du im Fluss bist, bist du dir des Fließens nicht gewahr. Denn Fließen wird durch Zeit und Raum definiert. Zeit und Raum gehören zur Dimension des Beobachters. Wenn du aber der Fluss bist, dann bist du in die Ewigkeit des Augenblicks eingetaucht – frei von Zeit und Raum. Du bist der Seiende. Du bist Nichts und gleichzeitig Alles-was-ist.

In einer wundervollen Sufi-Weisheit heißt es: Die Liebe, der Liebende und der Geliebte sind Eins. Wenn du in der Welt aufgehst, gibt es keine Trennung mehr – kein Subjekt, kein Objekt, keine Aktion – es gibt nur noch EINS-SEIN.

Mein Erlebnis am Fluss hat mich an ein wunderbares Buch erinnert, das ich vor langer Zeit viele Male studiert habe: Vielleicht kennst du den Roman „Siddharta“ von Hermann Hesse – eines meiner Lieblingsbücher als Jugendliche auf der Suche nach dem Sinn des Lebens… ;-). Auch der Protagonist Siddharta wendet sich im Roman nach einer langen Reise auf der Suche nach Erkenntnis dem Fluss als Lehrer zu. Vom Fährmann erfährt er: „(…) ein sehr schöner Fluss, ich liebe ihn über alles. Oft habe ich ihm zugehört, oft in seine Augen gesehen, und immer habe ich von ihm gelernt. Man kann von einem Flusse lernen.“ Siddharta wird nach Erfahrungen der Askese, der Gefolgschaft spiritueller Lehrer und der Flucht in weltliche Sinnesbetäubungen bewusst, dass Weisheit nicht mitgeteilt werden kann, dass Worte, Theorien, Lehren und Denken einen Menschen niemals in die Essenz führen können – einzig die Verbindung mit der Natur, die Stille, das Lauschen und liebende Einswerden mit dem Leben öffnet sein Herz für wahre Erkenntnis. Am Fluss meditierend und lauschend, ohne Ziel und Begierde, erlangt er schließlich Erleuchtung.

Genauso wie ich es am Ufer der Isar erfahren habe, lernt auch Siddharta vom Fluss, dass es keine Zeit gibt: „dass der Fluss überall zugleich ist, am Ursprung und an der Mündung, am Wasserfall, an der Fähre, an der Stromschnelle, im Meer, im Gebirge, überall zugleich und dass es für ihn nur Gegenwart gibt, nicht den Schatten der Vergangenheit, nicht den Schatten der Zukunft (…) Nichts war, nichts wird sein; alles ist, alles hat Wesen und Gegenwart.“

Vielleicht inspiriert das auch dich, alles loszulassen was du glaubst zu wissen. Alles, was du je gehört, gelesen, gelernt hast. Dich frei zu machen von Glauben, Konzepten, Religionen, spirituellen Führern, Traditionen, Weisheitslehren und Gedanken – und mutig dein Herz aufzureißen und dich in die pure Erfahrung des Seins zu stürzen. Dich vom Leben atmen zu lassen. Dies ist dein Heilungsweg und dein Weg der Erkenntnis!

Ich wünsche uns allen ein mutiges Herz, so mutig, dass wir das Nichtwissen aushalten können und die Unsicherheit mehr verehren als die Antwort. Dass wir unser Denken, Philosophieren, Worte und Lehren loslassen können und wahrhaft frei und leer werden, auf dass das Licht der Erkenntnis ungefiltert durch uns strahlen kann.

„Wissen kann man mitteilen, Weisheit nicht. Man kann sie finden, man kann sie leben, man kann von ihr getragen werden, man kann mit ihr Wunder tun, aber sagen und lehren kann man sie nicht.“
Hermann Hesse, Siddharta

Lokah samastah sukhino bhavantu – Mögen alle Wesen in allen Welten glücklich und frei sein!

In Liebe und Segen,
Deine Christine Samira

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Es ist erstaunlich, wie viele Menschen auf dem „spirituellen Weg“ statt die Freiheit zu wählen sich in neue Konzepte und Weltanschauungen stürzen. Wie eifrig viele nach Ablenkung von sich selbst und nach Modellen hungern, statt sich leer zu machen und sich der eigenen Seinserfahrung hinzugeben. Und der Esoterikmarkt bietet hier unendlich viel Zerstreuung und Futter fürs Ego.

Eines dieser amüsanten Konzepte ist der Hype rund um den „Seelenplan“. Wenn man mal googelt, findet man unendlich viele Webseiten auf denen genau geschildert wird, was die Seele vor ihrer Inkarnation so alles an Vorbereitungen und Absprachen trifft, was sie plant, mit wem sie sich trifft, wie genau sie die einzelnen Stationen des Lebens vorbereitet, wie die Seele aufgebaut ist, wie sie funktioniert, etc. Die einen haben ihr Wissen gechannelt, die anderen haben es bei einem Guru gelesen, die nächsten berufen sich auf jahrtausendealte Überlieferungen bestimmter Kulturen oder geben einfach ihre Vermutungen weiter. Eine Wissenschaft für sich…, denn mit der Frage nach dem Seelenplan kann man in ganze Universen von Weltanschauungen eintauchen. Da kannst du ein regelrechtes Parallelstudium zu deinem echten Leben absolvieren.

Konzepte sind wohl für manche Leute wichtig und auch ok. Solange man sie als das sieht, was sie sind: Krückstöcke für den Verstand, um sich das Leben in Krisensituationen vorübergehend ein wenig leichter zu machen. Aber jeder Krückstock sollte irgendwann einmal losgelassen werden, wenn man wirklich laufen lernen will. Und vor allem: der Krückstock sollte einem das Gehen nicht noch schwerer machen. Das Konzept des „Lebens- oder Seelenplans“ macht vielen Menschen das Leben schwerer, denn es blockiert, verunsichert, macht unfrei und bringt latent die Angst mit sich, Fehler zu machen, das „Falsche“ zu leben – und es schafft Abhängigkeiten von Gurus, spirituellen Lehrern, Hellsehern und Heilern, die vorgeben, den Lebensplan anderer Menschen zu kennen oder für sie zu entziffern. „Finde deinen Seelenplan“ – Seminare, Vorträge, Behandlungsangebote oder Buchtitel in diesem Stil wirst du Tausende finden.

Leben läuft nicht nach Plan, also suche auch gar nicht erst nach einem Plan. Lausche dem Flüstern deines Herzens und den Gefühlen und Impulsen, die aus dir heraus kommen. Du bist nicht das Opfer irgendeines fixen Planes, dein Leben folgt keinem Drehbuch, du solltest deine Zeit nicht damit verschwenden zu rätseln, was für ein geheimer Plot für dich ausgeheckt wurde. Lebe einfach! Du bist der Schöpfer deines Lebens! Mag sein, dass deine Seele aufgrund ihrer Schwingung die Inkarnation in ein bestimmtes Umfeld mit bestimmten Voraussetzungen herbeigerufen hat – ich weiß es nicht! 🙂 – aber auch das kann dir egal sein. Ob es Zufall ist oder Plan? – warum zerbrichst du dir darüber den Kopf? Stell dir lieber die Frage „Wozu war es gut, was konnte ich dadurch lernen?“, und „Was darf sich durch mich erfüllen, wie und was möchte ich leben und erfahren, wie kann ich die Liebe in meinem Leben vermehren?“ Wenn du dich von diesen Fragen leiten lässt, dann wird sich dein Leben mit jedem Schritt segensreich und heilig vor dir entfalten.

Die Frage nach einem Seelenplan kann überhaupt nur in einer männlich geprägten Spiritualität auftauchen. In einem männlich-analytisch-rationalen Konzept braucht es einen Plan, einen Weg, eine Funktion und ein Ziel. Hat Leben ein Ziel? Geschieht Leben nicht um seiner selbst willen? Ist Leben – jeder einzelne Atemzug – nicht selbst schon das Ziel? Das Prinzip der Weiblichkeit ist die Hingabe, das Sich-Öffnen, das Mitschwingen und Mitfühlen. Ein Mensch, der fähig ist, mitzuschwingen und sich hinzugeben käme nie auf die Idee, nach einem Plan zu fragen. Es gibt nur diesen einen Moment – nichts, was man hinter sich lassen müsste und nichts zu erwarten – nur die reine Präsenz des Hier und Jetzt. Es ist gut. Es ist. Ich bin gut. Ich bin. Ich atme das Leben ein und ich atme das Leben aus – was gibt es darüber hinaus noch zu wissen? Das ist Erleuchtung: sich in staunender Demut hinzugeben und mitzuschwingen. Der Weg des Erwachens ist ein weiblicher Weg. Die weibliche Kraft fragt nicht und strebt nicht danach, das Mysterium zu entzaubern. Die weibliche Kraft ergibt sich ins Nichtwissen und lässt sich von der reinen Erfahrung durchdringen.

Die Esoterikbranche und ihre „spirituellen Lehrer“ leben von der Beschäftigung mit Fragen und Konzepten, die so weit entfernt von der Größe, der Macht und dem Mysteriums des Lebens und der Seele liegen, dass es fast schon beschämend ist. Doch wir sind in unserer Verzweiflung und Einsamkeit so erfüllt von der Sehnsucht nach „religio“, nach der Rückverbindung mit unserer wahren Natur, dass wir uns von selbsternannten Experten nur zu gern engelsfunkelnde Bären aufbinden lassen. Menschen, die die Frage nach einem Seelenplan beschäftig, sind nicht mehr an den Fluss des Lebens angebunden. Sie stecken immer in einer Krise, egal ob beruflich, partnerschaftlich, gesundheitlich, spirituell, finanziell oder sozial. In einer Krise sehnt man sich nach klaren Ansagen und Anweisungen und nach einem Menschen, der das Ruder für einen in die Hand nimmt und einem das eigene Leben erklärt und löst. Doch das funktioniert nicht. Ein guter, ehrlicher Freund und Heiler wird dir einfach beistehen, die große Not auszuhalten, keine Ahnung mehr zu haben, wer du bist und was du sollst. Er wird an deiner Seite sein, wenn eine alte Welt zusammenbricht und die neue noch nicht geboren ist. Er wird deine Tränen mit weinen statt dich mit SEINEM „Wissen“ zu belasten. Er wird dir keine Antworten geben, sondern die richtigen Fragen stellen. Er wird deine Verwirrung und dein Nichtwissen noch vergrößern, weil dieses Nichtwissen – das Loslassen all deiner Konzepte, Werte, Vorstellungen, Prägungen, Religionen und Weltbilder – dein Weg in die Freiheit ist. Wenn du durch den Tod, durch deine Einsamkeit und Unsicherheit – durch deine dunkle Nacht der Seele – hindurch gegangen bist, wird er dir helfen, die sanfte Stimme deines Herzens wieder wahrzunehmen, mit dem Leben mit zu schwingen und deinem inneren Flüstern, deiner Weisheit, wieder zu vertrauen. Dann bist du neu geboren, rein, klar, präsent, ganz bei dir! Ein bewusster, wacher Seelengefährte und wahrer Meister wird dich nie mit Konzepten belasten, wird nicht auf Weltanschauungen und Theorien eingehen, wird dir keine Geschichten und Glaubensbekenntnisse erzählen. Er wird dich ermutigen, alles was du glaubst zu wissen, alles was du je gehört und gelesen hast, weg zu werfen. Er wird mit dir die Stille teilen und die Mystik deiner eigenen Erfahrung preisen.

Wer, glaubst du, könnte deine Lebenserfahrung interpretieren, außer dir selbst? Wer sollte tieferen Zugang zu deiner Essenz haben, als du selbst? Gib dein Leben nicht aus der Hand! Hab den Mut, einfach zu SEIN!

Lass all die Fragen los, auf die in Wahrheit du selbst und kein anderer dir Antworten geben kann und die keinerlei Relevanz haben! Erlaube deiner Angst, dass sie dich ganz auf dich selbst und dein Nichtwissen zurückwirft. Der Legende zufolge kürte das Orakel von Delphi Sokrates zum weisesten Mann der Welt aufgrund seiner letzten, niederschmetternden Erkenntnis „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Erst durch die Worte „Ich weiß es nicht“, die vollkommene Hingabe und vollkommenes Loslassen repräsentieren, öffnest du dein Gefäß, auf dass die Erfahrung jenseits allen Verstandeswissens und aller Worte in dich einfließen kann. Wer ständig Antworten parat hat oder auf alles eine Antwort sucht, kann NIE vom wahren Wissen durchdrungen werden. „Ich weiß es nicht“ sind die ehrlichsten, die weisesten und die heilsamsten Worte, die man sprechen kann. Ich weiß, dass ich atme und ich gehe davon aus, das heißt, dass ich lebe. Aber ich weiß nicht, ob das heißt, dass ich nicht mehr lebe, wenn ich nicht mehr atme. Was weiß ich sonst? Ich habe Erfahrungen im Universum meiner eigenen Gedanken und Gefühle und Sinneseindrücke und Interpretationen gesammelt. Es ist MEIN Universum, ich weiß nicht, was davon wahr und was pure Illusion ist. Ich habe die Meinung und die Lehren von Eltern, Geschwistern, Freunden, Erziehern, Lehrern, Professoren, Wissenschaftlern, Politikern und  spirituellen Führern verinnerlicht. Ich habe Bücher, Massenmedien und soziale Netzwerke konsumiert. Also was in aller Welt WEIß ich schon? Ich habe mir ein Bild gemacht, mehr nicht. Aber das kann und darf niemals das deine sein.

Ich weiß, dass ich nichts weiß. Willst du dich anschließen und die kribbelnde Unsicherheit des Nichtwissens mit mir aushalten? Es fühlt sich so viel schöner, freier, spannender und lebendiger an, als sich mit Instant-Eso-Konzepten abspeisen zu lassen!

Es gibt nur ein Mysterium, das es wert ist, ergründet zu werden. Das ist die Stille in dir, dein wahres Wesen jenseits aller Identifikationen und allen Wissens. Aber dem kannst nur du selbst dich nähern – und nur aus dem Herzen, niemals mit dem Kopf. Alles andere ist nur Fast-food für den Verstand und Ablenkung vom Schmerz deiner Illusionen. Lass los… Und entscheide dich, dich vor der Großartigkeit des Lebens wieder in Demut und innerer Reinheit zu verneigen statt das Geheimnis des Seins durch plumpe Konzepte zu entweihen.

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„Da ich kein Ziel habe, verlaufe ich mich nie.“
Zen-Meister Ikkyu

 

Vor ein paar Wochen hatte ich mit einem sehr lieben Freund ein interessantes Gespräch. Er ist seit vielen Jahren selbstständiger Unternehmer und im Moment dabei, sich nach vielen Ausbildungen in Coachingmethoden, russischen Heilweisen und Energiearbeit als Coach ein neues Standbein aufzubauen. Damit erfüllt sich sein großer Traum und seine Berufung. Wir haben uns viel unterhalten über seinen Weg, meinen Weg und Erfahrungen mit Klienten. Dabei ging es immer wieder auch um Zieldefinitionen. Wie wichtig es sei, sich große und kleine Ziele zu setzen und zu wissen, was man will.

 

Ich habe das in Zweifel gezogen. Ich fand schon früher in Bewerbungsgesprächen die Frage nach Zielen, und wo man sich in fünf oder zehn Jahren sehe, total abstrus. Fünf Jahre sind doch so weit weg, schon morgen kann alles anders sein. Erwarten Personalleute wirklich, dass ich heute weiß, wer ich in fünf Jahren bin, dass ich dann noch dieselbe bin wie heute? Komisches Menschenbild, da kann ich mich ja gleich in Stein meißeln lassen! Ist das nicht verrückt, Jahre im Voraus zu planen? Und welche Ziele? Ich will mit mir im Reinen sein und Freude haben an dem was ich tue und was ich bin. Gibt es sonst noch ein Ziel? Natürlich habe ich früher immer ganz brav im Sinne des potenziellen Arbeitgebers geantwortet um zu zeigen, wie ehrgeizig ich bin und dass ich mit dem Unternehmen ganz hoch hinaus will… 😉 Es ist nicht leicht, in dieser Gesellschaft authentisch zu sein, wenn man überleben will! (Oder vielleicht habe ich ja damals sogar geglaubt, die Ziele und Erwartungen der anderen seien meine eigenen???) Und in jungen Jahren traut man sich einfach noch zu wenig, aus der Norm auszubrechen – bei mir war das zumindest so.

 

Mittlerweile bin ich Gott sei Dank mein eigener Chef und muss keine komischen Fragen mehr bzgl. Karriereplanung beantworten und in keine Schublade mehr passen ;-). Aber offensichtlich brauche ich immer noch Ziele, sagen zumindest die Coaches. Wie viel Einkommen, welches Klientel, wie viele Angestellte, ein Haus in der City oder im Grünen, Seminare mit 50 oder 1000 Teilnehmern, am Mittelmeer oder im Indischen Ozean?

 

Ich sehe das mal wieder anders! Spirituelle Lehrer haben seit jeher unterschieden in innere und äußere Ziele. Man dürfe sich nicht nur auf äußere Ziele – Erfolg, Status, Geld, Gesundheit – konzentrieren, sondern diese müssten mit inneren Zielen Hand in Hand gehen. Ich sehe es aber noch viel einfacher.

 

Alles was es braucht, ist der Mut (ok, davon braucht es eine Menge!), aus dem eigenen Herzen heraus zu leben und das zu tun, was man am meisten liebt. Mit Freude, Begeisterung und Kreativität zu arbeiten, und sein ganz individuelles, ureigenes Wesen in das Tun und Sein einfließen zu lassen. Wenn ich so lebe und arbeite, dann brauche ich keine Ziele mehr. Denn dann kann ich sicher sein, alles wird gut. Dann wird mein Leben zum Segen für mich und für die Welt. Dann bin ich im Einklang und im Frieden mit allem was ist. Wenn das Leben dem inneren Ruf folgt, dann brauche ich nicht mehr mit Zielrohr durch die Gegend rennen, dann kann ich mich hingeben und treiben lassen. Dann erfüllt sich das Höchste. Und ich bin im tiefen Vertrauen, dass das Leben mich immer an die richtigen Ufer spült und dass für mich gesorgt sein wird. Ein Mensch, der wirklich eins mit seinem Herzen ist, braucht keine Ziele mehr. Das ist meine Überzeugung.

 

Unsere Aufgabe als Heiler, Berater, Coaches sollte es sein, zunächst einmal selbst immer mehr zu lernen aus dem Herzen zu leben und authentisch zu sein, und dann unsere Klienten wieder mit der Stimme ihres Herzens zu verbinden und ihr reines, inneres Leuchten hervorzulocken. In JEDES Herz ist ein Samen gepflanzt. In diesem ist das ganze, wunderbare Potenzial eines Menschen, seine Seelenessenz, verborgen. Noch nie gab es und nie wird es auf dieser Welt jemals zwei Menschen geben, die sich komplett gleichen. Jeder ist einzigartig und darf sich in seiner Einzigartigkeit der Welt zum Geschenk machen. Ich mag das Wort „müssen“ nicht, aber hier möchte ich fast sagen, er muss seine Einzigartigkeit leben! Das, und nur das, schulden wir dem Leben!

 

„Susya sagte kurz vor seinem Tod:
’Wenn ich in den Himmel komme, werden sie mich nicht fragen:
Warum warst du nicht Moses?
Sie werden mich vielmehr fragen:
Warum warst du nicht Susya?
Warum wurdest du nicht,
was nur du werden konntest?“
Chassidische Weisheit

 

Folge der Spur der Freude, der Liebe, der Begeisterung und des Lachens und finde den Samen in deinem Herzen! Und dann lass ihn wachsen!

 

Dein einziges Ziel sollte sein, aus dem Herzen heraus dein wahres Selbst in die Welt zu bringen und immer bewusster und präsenter im Hier und Jetzt zu sein. Vergiss alle anderen Ziele, vertraue deiner inneren Stimme. Ziele im herkömmlichen Sinn – also im Grunde „etwas haben/erreichen wollen“ oder „etwas sein wollen“ – verstärken nur die Diskrepanz zwischen Ist- und Soll-Zustand und vertiefen damit Unfrieden, Widerstand, Begehren und Anhaftung. Schön fürs Ego, blöd für deine wahre Essenz!

 

Du darfst zuerst dein ganzes Sein auf deine Göttlichkeit ausrichten, dann folgt alles im Außen von ganz allein. Genauso wie du dich zuerst deinem eigenen Erwachen widmen darfst, bevor sich etwas in „der Gesellschaft“ wandelt. Kürzlich bin ich zufällig mit einer lieben Freundin auf einem Vortrag und Buchvorstellung einer alternativen Lebensgemeinschaft gelandet. Die Sehnsucht danach ist offensichtlich riesengroß, wie sich an der enormen Zahl von Zuhörern und dem großen Interesse an Gemeinschaften im Münchner Umland zeigte! Auch hier hörte ich immer wieder die Worte „Utopie“, „Traum“, „Ideal“. Das Problem ist, dass dieses ganze Leben ein Traum ist. Es kann doch nicht die Lösung sein, einen alternativen Traum zu träumen, es geht darum zu erwachen. Es geht darum zu erkennen, dass in Wirklichkeit alles genau richtig ist so wie es ist. Die vermeintlichen Gegensätze von Gut und Böse, Arm und Reich, Krieg und Frieden ergeben ein Ganzes. Diese Welt, so wie sie ist, ist das Wunder, die Einheit – geflochten aus dem Netz der Liebe. Nur der träumende und trennende Geist kann das nicht sehen. Für die menschliche Erfahrung aber kann es keinen anderen Rahmen geben als den, den wir kennen.

 

Schau dir den Marxismus oder Kommunismus an – einer der kühnsten Träume von Gerechtigkeit, Gleichheit, Frieden und Freiheit, der je auf dieser Welt geträumt wurde. Und – wie wundervoll – dieser Traum konnte sogar im großen Stil in ganzen Staaten verwirklicht werden. Und was ist daraus geworden? Ein Sumpf aus Unterdrückung, Ausbeutung, Despotie, Folter, Krieg, Angst, Unfreiheit, Verfall. Aus der Traum! Wie konnte das passieren? Wo doch alle nur das Beste wollten? Es funktioniert nicht, an den Rädchen im Außen zu drehen und neue, „friedliche“ Gesellschaftsstrukturen oder Gemeinschaftsregeln zu implementieren und dann unerwachte Menschen, die noch mitten im Krieg mit sich selbst sind, da rein zu stellen. Die Menschen bleiben die gleichen – unbewusst und unfrei. Bestimmt mit einer großen, edlen Sehnsucht im Herzen, das will ich gar nicht absprechen – aber dennoch schlafend. Das kann nicht funktionieren, nicht im großen Stil mit zu vielen Beteiligten. Es gibt eben keine Gesellschaft, es gibt nur Menschen! Und die Crux ist, wenn ein Mensch erwacht ist, dann braucht er keine Gesellschaft, keine Gemeinschaften mehr. Dann braucht er einfach keine Normen, Werte, Regeln, Moral, Struktur und Richtlinien im Außen mehr! Er sieht die Wahrheit, er sieht die Einheit allen Seins. Er ist mit allem und jedem verbunden, er weiß jetzt um die Liebe und den Frieden hinter allem was ist. Dieser Mensch ist nicht gegen die Gesellschaft, er hat die Gesellschaft transzendiert. Wir dürfen uns immer wieder bewusst machen, dass alles was wir hier vorfinden Projektionen unseres Egos sind. Der Krieg im Außen ist doch nur ein Spiegel des Krieges in uns selbst. Die Unterdrückung, Ausbeutung, Gewalt, Verurteilung – alles was wir „da draußen“ ablehnen ist tief in uns verwurzelt. Wir lehnen damit uns selbst ab – und damit das Leben und die Quelle, Einheit, Gott (wie auch immer du das nennen magst). Es gibt nur ein Heilmittel dagegen: alle Ur-teile (was für ein schönes Wort, oder?) zu uns zurück zu nehmen, und mit den heilen und heilenden Augen der Liebe schauen.

 

Bezeichnend finde ich in diesem Zusammenhang eine Frage aus dem Publikum, die während des Vortrags aufkam. Ein junger Mann fragte voller Euphorie, ob denn das Leben in dieser gewaltfreien, neuen Gesellschaft bedeuten würde, dass man nun nicht mehr so viel an sich selbst arbeiten müsse. Da wäre ich fast vom Stuhl gefallen. Ja, der hat offensichtlich umrissen, worum es geht. Ein feiner Anstrich und Makulatur im Außen, um dem inneren „Dreck“ entfliehen zu können. Aber schade, es gibt kein Entkommen. Ich würde mich ja auch gern ins Paradies beamen um meiner eigenen Dunkelheit nicht mehr ins Auge schauen zu müssen. Aber das funktioniert halt leider nicht. Die wenigsten Menschen stellen sich ihren schmerzhaften Lektionen aus purer Liebe und Leichtigkeit und ohne Not-Wendigkeit. Wir wären sonst nicht hier! In einer Lebensgemeinschaft, die ihren Mitgliedern von oben herab Licht und Liebe als höchstes Prinzip überstülpt (wer entscheidet eigentlich, was Liebe ist??? Kommt die nicht manchmal in komischen Verkleidungen daher?), ist das Erwachen umso schwieriger. Sein natürliches Leuchten im künstlichen Neonlicht zu erkennen, ist schwieriger, als es im Dunkel zu erfahren. Was uns ins Erwachen, in die Erkenntnis, in die Stille zwingt, sind gerade Krankheit, Krieg, Verlust, Armut, Gewalt, Ungerechtigkeit und Leid. Es ist eine Frage der Entscheidung: Willst du sanft gebettet in Ruhe weiter schlafen oder willst du erwachen, dich aus dem Rad des Leids befreien? Willst du eine Illusion gegen eine andere tauschen oder willst du wahrhaft erkennen? Dann sei mutig und stelle dich dem, was ist. Diese angeblichen gewaltfreien Lebensformen sind oft von einer viel tieferen, subtileren Gewalt gekennzeichnet, als die, vor der sie geflohen sind. Es gibt zu viele Gemeinschaftsprojekte, die im „Kleinkrieg“ geendet sind, oder deren Mitglieder auf Wolke 185 des rosaroten, spirituellen Egotrips schweben, oder Friedensprojekte, die aufgrund von Kleinigkeiten im Unfrieden auseinandergefallen sind. Es funktioniert nicht wirklich. Es kann nicht funktionieren. Allenfalls auf Kosten deiner eigenen Wahrhaftigkeit. Bleib bei dir. Sei du die Veränderung, die du in der Welt sehen willst! Aber lass die Finger davon, die Welt zu verändern. Und freu dich, wenn es dir gelingt, mit deinem Partner, deinen Kindern und deinen Eltern im Frieden (oder gar in Liebe?) zu sein. Schaffst du das denn?

 

Da wären wir schon bei einer der schwierigsten spirituellen Fragen angelangt. Wenn ich erwacht bin, wie bewege ich mich zwischen der tiefen Erkenntnis aus meiner innersten Essenz, dass alles gut und vollkommen ist, so wie es ist, und der gleichzeitigen Konfrontation mit Ungerechtigkeit, Ausbeutung, Gewalt, der ich als Mensch in der Dualität ausgesetzt bin? Es ist ja nicht so, dass man sich nach dem Erwachen nicht mehr weiter in der Illusion bewegen müsste oder das Ego nicht mehr da wäre. Diese Zerrissenheit zwischen zwei Welten kann sehr zermürbend und schwierig sein. Auch hierüber bin ich vor einiger Zeit mit einer ehemaligen Kommilitonin in Diskussion geraten. Als Journalistin beschäftigt sie sich viel mit Themen wie Nationalsozialismus, Flüchtlings- und Asylpolitik, sozialer Ungerechtigkeit usw. Sie ist der Überzeugung, dass man gegen all diese Sachen ankämpfen müsse. Voller Bewunderung erzählte sie mir von einer Frau, die sie vor kurzem im Fernsehen gesehen hatte, die sich seit Jahren im Kampf gegen einen großen Tiermastbetrieb befindet, weil hier Menschen ausgebeutet und krank gemacht werden. Die Frau ist wohl mittlerweile selbst ziemlich am Ende, krank, ernüchtert, einsam und bitter, aber sie macht weiter. Dies ist eine der großen Heldinnen meiner Freundin. Ich kann das verstehen. Ein Teil von mir verneigt sich auch vor Menschen, die nicht aufhören gegen Ungerechtigkeiten zu kämpfen, für die Rechte Schwächerer zu streiten oder gegen die großen Konzerne und Banken anzugehen. Das ist auf einer bestimmten Ebene sicher edel, aber was wird dadurch gewonnen? Das Außen ist ein Spiegel des eigenen Unfriedens, der eigenen Bewertungen, der eigenen Ängste, der eigenen Intoleranz, des eigenen Opfergefühls, der eigenen Erniedrigung, der eigenen Wut. Und wenn ich diese „Kämpfer“ so anschaue, dann sind das nicht gerade die Menschen, die mich wirklich im Herzen berühren. Strahlen sie doch selbst in der Regel das aus, was sie bekämpfen, nämlich Aggression, Verurteilung, Verzweiflung und Verbitterung. Gegen etwas zu kämpfen kann nie funktionieren, denn ich gebe damit ja gerade dem Energie, was ich nicht haben möchte. Vielleicht ist dem „David“ mal ein kleiner Erfolg gegen einen der Goliaths vergönnt, aber dann sprießt doch vor einem anderen Haus wieder ein neuer Pilz der Ungerechtigkeit empor. Dieses Kämpfen ist ein Spiel, an dem das Ego große Freude hat. Es gefällt sich sehr als kleiner Che Guevara oder als Märtyrer (Als Studentin war ich auch verliebt in Che Guevara (auch wenn schon längst tot, denn so alt bin ich ja nun auch wieder nicht), und ich habe davon geträumt an der Seite dieses unglaublich mutigen, charismatischen, freien, wilden Mannes gegen die bösen Ausbeuter und Großgrundbesitzer zu kämpfen. Wow! 😉 ). Aber das ist nicht der Weg – glaube ich.

 

Ich denke, es ist wichtig und versteht sich von selbst, auch als spirituell erwachter Mensch engagiert zu bleiben, sich für das Wahre einzusetzen und Mitgeschöpfe gegen Gewalt und Ungerechtigkeit zu beschützen, auf Missstände in aller Deutlichkeit aufmerksam zu machen und andere Wege aufzuzeigen. Eine echte Veränderung kann ich aber nur herbeiführen, wenn ich mich selbst verändere. In Liebe das leben, was ich als richtig und segensreich erkannt habe, statt gegen „das Böse“ zu kämpfen. So entzünde ich ein Licht der Liebe und der Bewusstheit und werde zum Vorreiter des Wandels. Ich bin mir ziemlich sicher, ich würde mein Leben opfern für meine Überzeugungen und für die Liebe. Aber ich glaube nicht, dass ich mein Leben opfern wollen würde im Kampf gegen Windmühlen. Und ich will auch nicht, dass irgendein Mensch das tun muss – letztlich nur weil ich mich nicht verändern und konsequent sein will. Wieder kann ich nur die wahren Worte von Gandhi zitieren: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“ Dafür musst du aber erst mal wissen, was du willst, und nicht nur, wogegen du bist. Sag ja zu allem was in dir und außerhalb von dir ist, und dann lebe aus deiner inneren Freude und Begeisterung und tiefen Verantwortung für alle lebenden Wesen heraus, lebe bewusst, und überzeuge durch dein friedvolles, liebevolles, strahlendes und mitfühlendes Sein. Die, die das tun, sind MEINE Helden! Das sind die wahren Revolutionäre, die wirklich etwas verändern – still und langsam, aber beständig. Das sind die Schöpfer einer neuen Erde, die mit starken Wurzeln von innen heraus wächst. Das sind die, in deren Augen du schaust, und dann ist nichts mehr so wie es vorher war. Weil du etwas aufblitzen sehen hast. Ein Funkeln, das dich an etwas in dir selbst erinnert. Und dann fängst du an zu suchen. Du hast Feuer gefangen, eine Sehnsucht ist geweckt, und du weißt, dass es möglich ist: ein Leben im Einklang mit dir selbst, mit deinem Herzen und mit der gesamten Schöpfung. Und du weißt, dass nur die Liebe etwas verändern und heilen kann. Und diese Liebe ist bereits in allem was existiert. Es würde nicht leben, wenn es nicht von der Liebe beseelt wäre! Man muss sie nur berühren, wachküssen.

 

Marianne Williamson hat den wunderbaren Satz geschrieben, „Alles ist entweder Liebe oder ein Schrei nach Liebe.“ Wie können wir den Schrei nach Liebe mit Verurteilung, Ablehnung und Kampf beantworten? Das sollten wir nicht tun, denn es macht uns selbst zu „den Bösen“. Wenn dein Kind schreit und brüllt und um sich schlägt, dann haust du doch auch nicht drauf. Dann nimmst du es an dein Herz, streichelst es, singst ihm ein Lied und hüllst es ein in deine Liebe. Du hast keine Ahnung, warum es gerade durchdreht, aber das ist auch egal. Dein Kind kämpft etwas aus und du gibst ihm einfach deine Liebe. Ihr werdet beide ruhig, ihr kommt wieder zu euch, ihr seid tief verbunden. Das ist Heilung. Liebe fragt nicht, Liebe bewertet nicht, Liebe dosiert nicht, sie verströmt sich einfach dahin, wo sie gebraucht wird. „Schenk mir Liebe, wenn ich sie am wenigsten zu verdienen scheine, denn dann brauche ich sie am meisten.“, das ist ein anderer Satz, der mir sehr gefällt. Die Welt braucht unsere Liebe, sonst nichts. Jeder Mensch braucht unsere Liebe. Jeder!

 

Woran die Welt krankt, sind nicht böse Konzerne, einzelne machthungrige Menschen, gierige Banken, oberflächliche „Künstler“, konsumsüchtige Workaholics oder unfähige Politiker. Die Welt krankt am Tiefschlaf. Wir alle schlafen, wir sind unbewusst und unfrei. Und wir kranken daran, dass wir unser wahres Wesen und unser So-sein, unser Lachen und unsere Liebe, unsere Authentizität und Wildnatur beständig verleugnen. Also kümmern wir uns doch endlich darum aufzuwachen, fangen wir an, uns frei zu machen von allen Prägungen und Erwartungen und wieder wir selbst zu werden, und sorgen wir dafür, dass die, die uns anvertraut sind, sich in einer Atmosphäre der Freiheit, des Vertrauens und der Liebe entfalten dürfen. Und: Bringen wir denen, die in einer Welt voller Zwänge und Lieblosigkeit rücksichtslos, brutal, gierig und angsterfüllt geworden sind, unser Mitgefühl entgegen und lassen wir das Strahlen unserer erwachenden Augen ihr Herz berühren, um auch in ihnen eine Sehnsucht zu wecken…. Lasst uns darauf vertrauen, dass unsere Liebe heilt und verändert!

 

In alter Verbundenheit mit allen kämpfenden Weltverbesserern hätte ich jetzt zum Abschluss fast die Faust gen Himmel gereckt und gebrüllt „Viva el Ché“. Aber ich kann gerade noch an mir halten und flüstere lieber mit der sanften Stimme des Herzens: „Viva la revolución en el interior! Viva la vida!“ Auf die Revolution im Innern! Es lebe das Leben!

 

Deine Christine Samira

 

P.S.: Besonders lieben Gruß und Dank an Ulrich, Steffi und Elke für tolle Inspirationen, fürs Reflektieren und Diskutieren. Ihr seid wunderbar! Bis bald!

 

Und noch was ganz anderes :-D… eine kleine Info für alle Kaffeetanten (und –onkels) wie mich… Heute habe ich gelesen, dass eine Harvard-Studie mit 1,3 Millionen Teilnehmern ergeben hat, dass Menschen, die zwischen drei und fünf Tassen Kaffee pro Tag trinken, seltener einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleiden als solche, die gar keinen Kaffee trinken. Yeah Lovelies, das Leben meint es wirklich gut mit uns!!! 😉

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Kann Gänseblümchen wachsen hören,
spür Purpurrot auf meiner Haut.

Riech Amseln hoch im Baume zwitschern
und seh‘ die Süße einer Kirsche.

Schmeck den Mond in dunkler Nacht
und hör mir selbst beim Schauen zu.

Das Sein, so unerträglich leicht.
Mein Herz verliebt.

(Christine Fleckenstein)

Wikipedia definiert Verliebtheit als „ein intensives Gefühl der Zuneigung. Sie wird nach Ansicht von Psychologen von einer Einengung des Bewusstseins begleitet, die zur Fehleinschätzung des Objektes der Zuneigung führen kann. Fehler des anderen können übersehen oder als besonders positive Attribute erlebt werden. Verliebtheit ist kein Dauerzustand, sie besteht als eine Phase über einen längeren oder kürzeren Zeitraum, kann abflauen und sich auflösen oder in Liebe übergehen.

Puhhh, das klingt aber ganz schön ernüchternd, oder? Verliebtheit macht also tatsächlich blind, so dass wir schlicht und einfach nicht sehen, wie doof der andere eigentlich ist. Und wenn uns dann die Augen aufgehen, dann ist es entweder dahin mit den schönen Gefühlen oder wir machen es uns behaglich im sicheren und ruhigen Hafen der Liebe…

Die Psychologen sprechen bei Verliebtheit also von einer „Einengung des Bewusstseins“. Hm, ich würde es genau anders herum sehen, aber das kommt wohl wiederum darauf an, wie man Bewusstsein definiert. Wenn man unter Bewusstsein eine Verstandesaktivität versteht, in der analysiert, berechnet, bewertet, beurteilt, mit der Vergangenheit abgeglichen und in die Zukunft projiziert wird, dann mag es sich bei der Verliebtheit wohl (Gott sei Dank!) um eine Einengung handeln. Definiert man Bewusstsein aber als Herzensqualität, als vollkommene Präsenz im Hier und Jetzt, als Wahrnehmen der Einheit allen Seins und Wissen um die Göttlichkeit und das innere Leuchten aller Wesen, dann ist Liebe und Verliebtheit höchste Wachheit und eine Erweiterung des Bewusstseins, keine Einengung! Gerade das macht doch die Qualität der Verliebtheit aus: weit werden im Herzen statt in der Enge des Denkens zu verweilen.

Es wird als Fehleinschätzung und Defizit in der Wahrnehmung gesehen, wenn man über die Schwächen des Geliebten hinwegsehen und ihn als uneingeschränkt liebenswert anerkennen kann. Ja, ihn sogar gerade wegen seiner Fehler besonders lieben kann. Wie verrückt ist das denn? Da muss ich sagen, hat die Psychologie doch offensichtlich keine Ahnung von ECHTER Liebe. Ist nicht genau das die große magische und transformierende Kraft der Liebe?  Ich kann einen Menschen lieben, obwohl er anders ist als ich. Ich kann ihn wertschätzen, auch wenn er Fehler hat. Ich kann das Potenzial und die Kraft und die Seelenfarbe meines Partners erkennen, auch wenn er sie noch nicht vollkommen leben kann. Ich gehe an der Seite eines Menschen, um mich selbst zu erkennen. Aber auch, um ihm zu helfen, seinen Schmerz, seine Verletzungen und Ängste zu heilen, und sein Potenzial und seine Kreativität in die Welt zu bringen. Wow – dieses mächtige Samenkorn steckt in den ersten Wochen und Monaten einer Beziehung!!! Und die Wissenschaft tut so, als käme die Verliebtheit einer geistigen Umnachtung gleich. Und nach dem (leider viel zu schnellen) Ende dieser verrückten Phase des Hormonchaos komme der Mensch endlich wieder zu Bewusstsein. Kein Hochgefühl mehr, keine Ekstase, keine verzehrende Sehnsucht nach dem oder der EINEN, keine Verrücktheiten, keine Rebellion gegen verstaubtes Establishment. Nein, wir sind wieder normal! Die Gesellschaft hat uns wieder – die nüchternen, funktionierenden, depressiven, lustlosen, manipulierbaren, konsumierenden, angepassten, stets unzufriedenen kleinen Soldaten, die nach der hingehaltenen Karotte schnappen bis sie tot umfallen, um sich dann zu fragen „und das war’s jetzt?“. Es war ja nur im dummen und kurzen Überschwang der Gefühle, dass wir geglaubt hatten, wir dürften glücklich sein, und aus tiefstem Herzen lieben und wahrhaft frei sein. Wie töricht! Gut, dass das den meisten Menschen nur in der Jugend passiert, da kann man über so einen unreifen Unfug ja noch eher hinwegsehen… 😉

Nein, ganz im Ernst… 😉 ein Hoch auf alle in Verliebtheit geistig Umnachteten (- denn ihrer ist das Himmelreich, hätte ich schon fast gesagt).

Verliebtheit kann in Liebe übergehen“, heißt es in der Wikipedia-Definition. Kann sie das wirklich, oder müssen nicht beide Hand in Hand gehen? Liebe ohne Verliebtheit fühlt sich für mich tot an. Wie Champagner, der schon seit Tagen im Glas steht. Es ist etwas Wertvolles, Edles, aber das Prickeln, die Lebendigkeit, die Bewegung, die Frische fehlt. Egal wie teuer dieser Champagner war, irgendwann wird es einem nicht mehr um ihn leidtun und man wird ihn wegschütten. Aus diesem Glas will man nicht mehr trinken, es ist schal geworden, warm und langweilig. Ist das die Liebe, die wir wollen? Kann Verliebtheit wirklich in Liebe übergehen? Nein, Verliebtheit ist von Anfang an ein Abbild der lebendigen, alles einschließenden, mutigen und sich selbst genügenden Liebe zwischen zwei Menschen. Verliebtheit kann vor Liebe über-gehen und Liebe kann vor Verliebtheit über-gehen, aber niemals eines in das andere. Ich hoffe, du kennst das Gefühl, wenn dein ganzes Sein überfließt vor Verliebtheit und Zärtlichkeit zu deinem Partner, wenn du Schmetterlinge im Bauch hast, weil du dich für den anderen hübsch gemacht und ein Date mit ihm hast, wenn du deine Augen nicht mehr von deinem Geliebten lassen kannst und jede Berührung zur Offenbarung wird, wenn du ohne Grund lachen musst und die ganze Welt umarmen könntest, wenn dir dein Herz schmerzt, weil es keine Worte gibt, um auszudrücken, was du fühlst…. Und ich hoffe, dieser Zustand ist nicht nur eine verblasste Erinnerung aus längst vergangenen Zeiten, sondern begleitet euch durch die vielen Jahren eurer LIEBEsbeziehung. Lasst das Glas Champagner nie zu lange stehen. Leert euch und füllt euch wieder auf. Genießt einander und berauscht euch an der Liebe! Das Prickeln ist das, was den Champagner ausmacht. Er will getrunken werden und nicht nur rumstehen.

Jetzt haben wir also die psychologische Erklärung der Verliebtheit. Und wie sieht es die Medizin? Natürlich hat auch sie eine Theorie parat:

Biochemisch betrachtet ist Verliebtheit ein einfach zu erklärendes Phänomen hormoneller Prozesse im Körper: In der Gegenwart unseres Objekts der Begierde sorgen erhöhte Dopamin- und Oxytocinwerte dafür, dass wir im Rausch der Glücksgefühle schweben, und Zärtlichkeit und Geborgenheit im gemeinsamen Zusammensein empfinden. Und ein sinkender Serotoninspiegel lässt uns – ähnlich wie bei einer Zwangsneurose – ständig an unseren Partner denken und ganz auf ihn fixiert sein. Und jetzt wird’s spannend: der bei frisch Verliebten erhöhte Nervenbotenstoff Neurotrophin NGF macht uns euphorisch und trägt laut wikipedia dazu bei, „dass Verliebte sich zuweilen in einem Zustand der Unzurechnungsfähigkeit befinden, sich zu irrationalen Handlungen hinreißen lassen und Hemmschwellen abbauen.“ Ist das nicht toll!!! Das heißt für mich auf gut deutsch: Für zwei Verliebte ist ALLES möglich. Es ist nichts zu groß, nichts zu schwer, und es ist scheißegal, was die anderen dazu sagen. Schade eigentlich, dass sich dieser explosive Hormoncocktail mit der interessanten Mischung aus Zärtlichkeit, tiefer Verbundenheit und Fokussierung sowie powervoller Kreativität schon nach ca. einem Jahr wieder „normalisiert“… Dazu fällt mir dann nur noch der bekannte Buchtitel ein: „Willst du normal sein oder glücklich?“

Wir sind doch selbst schuld, wenn wir diesen wunderbaren Zustand einschlafen lassen. Vielleicht bin ich verrückt (das bin ich wohl, denn ich bin verliebt), aber ich glaube daran, dass Verliebtheit in einer Beziehung dauerhaft Bestand haben kann (oder muss?). Egal, wie lange sie dauert. Ja, ich bin sogar so übermütig zu sagen, ich will mit jedem Tag immer mehr verliebt sein. Je größer die Liebe, je mehr gemeinsame Jahre einen verbinden, umso prickelnder darf es sein! Ich will mich nicht, um dieses Gefühl zu haben, ständig auf neue Affären und Flirts einlassen müssen. Ich will meinen „Vertrauten“, meinen Seelengefährten immer wieder neu erleben. Ich will mich jeden Tag neu verlieben in den Menschen, den ich am meisten liebe! Bitte, glaubt wieder daran, dass das möglich ist! Osho sagte einmal, dass immer wieder Leute zu ihm kämen und sich ausweinten und beschwerten, dass ihr Partner sie nicht genug liebe. Aber noch nie habe er einen getroffen, der gesagt hätte, ich liebe meinen Partner zu wenig. Liebst du deinen Partner? Dann lass keinen Tag vergehen, ohne es ihn spüren und er-leben zu lassen. Tu etwas für die Liebe! Es gibt nichts Schöneres, als Liebe zu verschenken und Verliebtheit zu teilen.

Leider lernen wir viel Unsinn in der Schule, aber über die Liebe lernen wir nichts. Das ist auch kein Wunder, denn die Liebe würde uns frei machen, aber das will ja keiner. Es gibt nichts Schlimmeres für eine Gesellschaft als freie, mutige (oder übermütige?), glückliche, liebende, erwachte, kritische, an sich selbst glaubende Menschen. Wenn ich also Liebe unterrichten würde, und du würdest mich fragen, wie geht das, einen Menschen für immer zu lieben und dabei ewig verliebt zu bleiben – verrückt, wild, kompromisslos, authentisch, verspielt, lustvoll, mutig? Dann würde ich dir antworten: Triff als erstes die Entscheidung dafür, genau das zu sein: verliebt, verspielt, kreativ, lustvoll, wild. Entscheide dich jeden Tag aufs Neue dafür, in deinen Mann, deine Frau verliebt zu sein. Es liegt in allererster Linie an deiner Einstellung. Der andere wird nicht nach einem Jahr plötzlich weniger liebenswert oder zum Langweiler. Nein, nicht der andere hat etwas falsch gemacht, sondern du wirst blind, du schläfst langsam ein, du fängst an zu nörgeln, du bekommst Angst vor dem, was einst so verlockend war, du wirst wieder un-bewusst. Das was als süßes Geschenk in dein Leben kam, wird zur Selbstverständlichkeit, vielleicht sogar zur Bedrohung. Lass das nicht zu – verpflichte dich deiner Liebe und Lebendigkeit, sie ist das Wertvollste was du hast! Lass dich jeden Tag wieder berühren und begeistern von der Schönheit deines Partners, seinem Können, seiner besonderen Art, seinen Ideen und Träumen. Sei mutig, dein eigenes Licht zu leben und hör nie auf, das einzigartige Leuchten in deinem Partner zu spiegeln. Gib dem Menschen, den du liebst, jeden Tag die Chance neu zu sein, anders zu sein, wiedergeboren zu werden. Sieh ihn jeden Tag mit neuen Augen. Wisse, dass du niemals neben demselben Menschen erwachst, neben dem du eingeschlafen bist. An dem Tag, an dem du glaubst, deinen Partner zu kennen, fängt die Liebe an zu sterben. Dann werdet ihr beide unfrei. Dein Partner ist, genau wie du selbst, eine Welt, die jeden Tags aufs Neue entsteht. Die Augen, in die du heute schaust, sind andere, als die, in die du gestern geschaut hast. Willst du dich wieder in sie verlieben? Dann tu’s einfach! Schau wirklich hin, sieh den Zauber! Schenke deinem Partner all das, was du dir in deinen kühnsten Träumen von einem Geliebten wünschen würdest. Lass für deinen Schatz rote Rosen regnen. Bemühe dich immer wieder darum, deinem Partner nahe sein zu dürfen. Interessiere dich für diesen Menschen, sei aufmerksam, sei wirklich da, wenn du mit ihm bist. Vergiss nie, welch großes Geschenk es ist, einen Blick in das Universum einer anderen Seele werfen zu dürfen. Öffne deine Welt und betrete die Welt deines Geliebten mit Liebe, Neugier und Begeisterung. Verliebtheit hat etwas sehr Kindliches, Unschuldiges, Präsentes, Flüchtiges, Verspieltes. Also hör nie auf, Kind zu sein! Bleib mutig, offen und spontan. Lache das Leben an! Trau dich, nackt und unvorbereitet zu sein. Dann wirst du durchlässig, dann können Lebendigkeit und Verliebtheit dich durchströmen. Als Kind hast du Überraschungen geliebt. Als du frisch verliebt warst, hast du deinen Partner überrascht. Also hör doch einfach nie auf damit. Hab Spaß, sei kreativ, liebe dich selbst und lass dir etwas einfallen um Liebe erlebbar zu machen! Nimm dich nicht so ernst, lache über dich, über das Leben und mit deinem Partner. Lachen hält jung, macht schön und verbindet mehr als alles andere! Das Gefühl zu altern stellt sich ein, wenn wir aufhören, Neues in unser Leben zu lassen. Aber das Leben ist so reich, du bist so reich, dein Partner ist so reich. Wenn du es wirklich willst, dann geht das Neue nie aus! Wann hast du zum letzten Mal etwas „das erste Mal“ getan? — Oh, das ist schon viel zu lange her! Mach es einfach zu deiner (oder eurer) persönlichen Herausforderung, jede Woche oder mindestens jeden Monat etwas „zum ersten Mal“ zu tun. Sei kreativ, denn nur kreative Menschen können dauerhaft verliebt sein. Nur kreative Menschen sind überhaupt zur Liebe fähig. Öffne deine Sinne für die Schönheit und die Magie der Welt. Sieh den Zauber in allem und lass dich verwirren vom Reichtum der Schöpfung! Rieche mit den Augen, schmecke mit den Ohren und höre mit der Nase. Sei wach und offen mit jeder Pore deines Seins, sonst verpasst du das Wesentliche.

Liebe ist ein Synonym für Leben, und Verliebtheit ist ein Synonym für Lebendigkeit. So ist also die Verliebtheit das was das Leben mit Gegenwärtigkeit und Dynamik erfüllt. Es ist die Fähigkeit, jeden Moment mit sich selbst und mit dem geliebten Menschen neu und aufregend und sinnlich zu gestalten. Und diese Fähigkeit wird aus dir selbst heraus geboren. Wenn du also in deinen Partner verliebt bleiben willst, dann SEI du selbst ein verliebter Mensch, mit all dem, was verliebt sein für dich bedeutet. Sei verliebt ins Leben, anders geht es nicht. Wenn du lieben willst, dann SEI die Liebe. So einfach ist das. Am besten wir vergessen also die schlauen Psychologen und all das mit den Hormonen und entscheiden uns einfach, dass es so lange andauern darf, wie wir selbst bereit sind, lebendig zu sein und unseren Partner als lebendiges, pulsierendes Wesen zu sehen.

Spürst du den Unterschied zwischen leben und lebendig sein? Genau das ist der Unterschied zwischen lieben und verliebt sein. Das Leben ohne Lebendigkeit ist starr und tot (leider sind diese lebenden Toten millionenfach unter uns), und die Liebe ohne Verliebtheit ist blutleer und lau (und ist das was wir in den meisten Beziehungen sehen). Das Leben ist eine Tatsache und die Liebe ist eine Tatsache – für die Lebendigkeit und die Verliebtheit aber dürfen wir uns jeden Tag bewusst neu entscheiden!

Zum Abschluss entschuldigt ihr sicher einer total unzurechnungsfähigen Frau mit eingeschränktem Bewusstsein und hormoneller Fehlsteuerung noch einen völlig irrationalen persönlichen Gruß, der jegliche Hemmschwelle überschreitet: *winkewinke* Hallo mein Schatz, ich liebe dich und bin soooooooooooooo verliebt!!! Schön, dass es dich gibt! Wie wär’s mit einem Gläschen Champagner am Wochenende? Ich lass mich von der Marke gern überraschen! 🙂

Lebe die Verliebtheit und liebe die Lebendigkeit! La vita è bella…
Deine Christine Samira

„Gott hilft immer den Narren, den Betrunkenen und den Verliebten.“
Marguerite de Navarra (1492-1549), franz. Dichterin und Königin von Navarra
(In diese Gruppe reihe ich mich doch gern ein … es gibt Schlimmeres! 😉 )

„Nur Verliebte haben eine Vorstellung von der Ewigkeit.“
Emanuel Wertheimer (1846-1916), deutsch-österreich. Philosoph und Aphoristiker

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