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Posts Tagged ‘Bewusstsein’

Manchmal fühlt sich das Leben so an als trieben wir in einer winzigen Nussschale über den vom Sturm aufgewühlten Ozean. Die Elemente peitschen uns mit aller Härte ins Gesicht, kein Fünkchen unseres Seins bleibt unverschont: Was wir lieben und kennen, bricht weg, wir sehen kein Licht am Horizont, und die Angst vor dem Unbekannten schnürt uns die Kehle zu. Wir haben keine Kontrolle mehr und können nur warten bis die Wellen sich wieder beruhigen. Vertrauen, hoffen, loslassen.

sturm

Trauer, Verlust, Misserfolg, Krankheit, Angst und Einsamkeit überfallen uns oft urplötzlich und ungeplant. Wir alle kennen solche Situationen, in denen alles zusammenbricht, in denen wir von negativen Emotionen und belastenden Ereignissen einfach überrollt werden.

Das ist das Leben und die Geschichte eines jeden Menschen!

„Das Prinzip des Rhythmus“ ist eines der sieben hermetischen Gesetze. Heraklit spricht von „panta rhei – alles bewegt sich fort und nichts bleibt“. Für mich ist diese Weisheit die wichtigste Metapher zum Verständnis des Lebens. Es geht um die Veränderung und den Rhythmus, dem alles in der Natur unterliegt: Schau dir den Wechsel der Jahreszeiten an, den Mondrhythmus, die Gezeiten des Meeres, Tag und Nacht, das rhythmische Schwingen unserer Organe, den weiblichen Zyklus, die Übergänge von Geburt – Jugend – Blüte – Alter – Tod, und so weiter. Kennzeichen alles Lebendigen ist, dass es beständig im Fluss ist und einem Rhythmus folgt.

Und so ist es auch im Laufe unseres Lebens. Auf ein Hoch folgt irgendwann ein Tief und darauf wieder ein Hoch. Du kennst die Symbolik der durchgehenden Linie bei Herzschreibern? Die gerade Linie ist der Tod. Das Fehlen von Rhythmus, von Auf und Ab, steht im Widerspruch zum Leben.

Wenn man dieses Prinzip akzeptiert hat, dann macht es auch keinen Sinn mehr, am Schönen krampfhaft festhalten zu wollen und gegen das Schwere anzukämpfen. Der Buddhismus erinnert uns immer wieder daran mit den bekannten Worten der Gelassenheit: „Auch das geht vorüber“.

Alles geht vorüber, die schönen Momente genauso wie die leidvollen. Daher dürfen wir die glücklichen Zeiten ohne Anhaftung und Angst voll auskosten, feiern und genießen, im Vertrauen, dass auch wieder neue glückliche Momente nachkommen werden. Und wir dürfen uns in den Schmerz fallen lassen, wenn das Leben uns einen üblen Streich spielt. Wütend sein, traurig, verletzt und verzweifelt, ohne in Widerstand zu gehen – ganz im Vertrauen, dass auch das irgendwann vorüber geht.

Anhaftung und Widerstand bedeuten Stagnation. Und Stagnation ist mit dem Leben nicht vereinbar! Nichts in der Natur steht je still, nichts verweigert sich, nichts hält fest.

Nun, denken sich die „Spirituellen“, wenn ein unbewusster Mensch vom Leben niedergeknüppelt wird, dann ist das seinem Mangel an spiritueller Reife und mentaler Stärke zuzuschreiben. Wie aber kann uns das passieren? Immer wieder hören wir dann dieselben wuterfüllten, resignierten Aussagen: „Jetzt habe ich vier Wochen lang jeden Tag meditiert, und DAS ist der Lohn dafür!“, oder „Jetzt ging’s mir wochenlang so gut, ich war so glücklich, und jetzt haut’s mich einfach um“, oder „Ich arbeite so viel mit Affirmationen und Mantras, und einen Sch… hat’s gebracht!“ oder „Ich war auf so vielen Seminaren und bei so vielen Therapeuten, und hab alles aufgelöst…, und nun passiert das!“, oder „Ich bin doch schon so bewusst, wie kann das sein, dass mir so etwas widerfährt?“

Ja, wir sind unglaublich machtvolle Schöpfer. Durch das was wir ausstrahlen, was wir fühlen und denken, beeinflussen wir unsere Welt, unser Er-Leben, in hohem Maße. Das Universum gleicht einer großen Leinwand, auf der wir unser Kunstwerk verewigen dürfen. Doch das ist – wie es aussieht – nur eine Seite der Wahrheit.

Wir haben uns in spirituellen Dingen so viele Konzepte zurechtgelegt, um uns Sicherheit, Kontrolle und Vorhersehbarkeit zu erschleichen. Doch das Leben lehrt uns eines Besseren. „Die einzige Sicherheit, die wir haben, ist unser freies, weites Herz“ – warum wiederhole ich diese Weisheit so beständig? Du kannst noch so viel und so erfolgreich kreieren, Mentaltechniken und Affirmationen, Mantras und Meditationen üben, am Ende passieren Dinge einfach. All diese Techniken können dich nicht gänzlich davor schützen, dass dein Partner dich betrügt, dein Haus abbrennt, dein Kind überfahren wird, dein Geschäft Pleite geht oder du eine schwere Krankheit bekommst.

Selbst große spirituelle Meister haben Zeit ihres Lebens unter Schmerzen gelitten, einen Schlaganfall bekommen oder sind an Krebs erkrankt. Nichts auf der Welt – nicht einmal die Erleuchtung – kann uns vom Leben befreien! Warum geschehen solche Dinge sogar sehr bewussten Menschen? Ich suche schon lange keine Antwort mehr darauf. Niemand kann das beantworten. Und es ist auch nicht wichtig. Wichtig ist nur, das Offensichtliche zu akzeptieren: dass wir letztlich NICHTS unter Kontrolle haben. Es kann uns jederzeit hart treffen. Allein diese Wahrheit zuzulassen, bringt Heilung und Trost. Und dabei geht es niemals um Schuld, Fehler, Sünde, Karma oder Versagen, sondern das IST das Mysterium des Lebens.

Wir dürfen – trotz „The Secret“ und wundervoller Mentaltechniken – endlich begreifen, dass das Leben und der spirituelle Weg uns nichts schulden. Du kannst zwanzig Jahre lang täglich meditieren und der Welt in Liebe dienen, und dann bricht plötzlich ein schweres Unglück über dir herein. War dann alles umsonst? Was wolltest du dir erkaufen? Das ist das Problem, wenn das Ego auch unseren spirituellen Weg bestimmt: Dann meditieren wir und sind freundlich und rezitieren unsere Mantras, um einen Lohn dafür zu bekommen: Ewiges Glück, ewige Gesundheit, ewige Freude, ewigen Reichtum – oder zumindest ein Stück vom Himmel oder eine glanzvolle Wiedergeburt nach dem Tod.

Ich bin selbst ein großer Fan von Herzkohärenz-Meditationen, von Visualisierungen und Mantras, von Atemübungen und Trancereisen. Ich wende sie regelmäßig an und unterrichte sie, um Menschen in ihre Kraft, und ihr Potenzial zum Erblühen zu bringen. Aber das sind alles nicht mehr als Techniken der mentalen Stärkung, der energetischen Lenkung, der körperlichen und seelischen Gesunderhaltung, der Fokussierung und der Beruhigung. Sie dienen der Entwicklung unserer Persönlichkeit, der Zielerreichung und der Potenzialentfaltung. Und damit dienen sie einem Zweck und sollen ein bestimmtes Ergebnis bringen. Das ist wunderbar und soooo wertvoll. Aber es hat leider nichts mit dem spirituellen Erwachen und klarem Bewusstsein zu tun.

Diese „um zu“-Meditationen sind keine wirkliche Meditation. Sobald Meditation einen Zweck erfüllen soll – von Schmerzen befreien, glücklicher machen, inneren Frieden oder Erfolg bringen, das Erwachen herbeiführen, usw., dann ist es keine mehr. Dann ist es ein Instrument des Ego. Was keineswegs verwerflich ist, sondern ein wichtiger Teil unseres Menschseins.

Diese Art von Übungen sollen uns etwas geben. Die wahrhaftige spirituelle Praxis dagegen soll uns alles nehmen. Sie soll uns frei und leer machen.

Bevor du nun verzweifelst und dich in einen Entweder-Oder-Konflikt stürzt…. Meinem Empfinden und meiner Erfahrung nach geht beides zusammen – muss vielleicht sogar Hand in Hand gehen. Wir sind Wesen, die sich in der Dualität bewegen. Wir sind Teil dieser Illusion und doch außerhalb davon. Wir sind Materie und reines Bewusstsein. Daher nehme ich stark an, dass es genauso sein soll, dass wir unsere einzigartigen Gaben entfalten, vielfältige Erfahrungen sammeln, unseren Körpertempel ehren,  das Leben in seiner ganzen emotionalen Bandbreite fühlend wahrnehmen, uns für diese wunderbare Welt in ihrer Schönheit einsetzen, uns in authentischen Beziehungen üben – und gleichzeitig die wahre Natur unseres Seins sich entfalten lassen, die nichts ist und die nichts will. Einzig in diesem Raum erfahren wir inneren Frieden und Verbundenheit mit allem was ist – ungeachtet aller Turbulenzen und Tragödien unseres Lebens.

Jede Lebenskrise bietet uns genau diese Chance: die Grenzen unseres Ego zu sprengen, eins zu werden, unser Herz in Güte und Mitgefühl für uns und die Welt weit zu machen und zu erkennen, dass wir alle dieselbe Erfahrung teilen. Ich möchte dir dazu eine Geschichte erzählen:

Es war einst zu Lebzeiten Buddhas eine junge Frau, deren Mann gestorben war. Sie war untröstlich darüber, doch zumindest hatte sie noch einen Sohn, für den sie stark geblieben war und weiterlebte. Doch eines Tages starb auch ihr Sohn. Da Buddha gerade durch das Dorf kam, bat sie ihn voller Verzweiflung, ihren Sohn wieder lebendig zu machen. „Er ist das Einzige, was ich habe. Du hast das Rad von Leben und Tod überwunden und kannst mir meinen Sohn zurückbringen. Bitte, ich kann niemals über diesen Schmerz hinwegkommen.“ Buddha willigte ein unter der Bedingung, dass die Frau ihm bis zum Anbruch der Nacht eine Handvoll Senfkörner aus jedem Haus des Dorfes bringe, in dem noch nie ein Mensch verstorben war. Voller Hoffnung machte sich die junge Frau auf den Weg. Gern waren die Bewohner bereit, ihr Senfkörner zu geben, aber keiner konnte die Bedingung des Buddha erfüllen. Es gab keine Familie, die nicht schon einen schmerzlichen Verlust erlitten hatte. Da verstand die Frau, dass sie nicht allein war. Tod, Abschied und Schmerz gehörten zum Leben und waren Teil der Erfahrung jedes Menschen. Selbst wenn sie ihren Sohn jetzt zurückbekommen hätte, wäre er doch früher oder später wieder gestorben. So willigte sie in ihr Schicksal ein und wurde Buddhas Schülerin. Anstatt sich aufzureiben im Widerstand gegen das Leiden, wollte sie den zeitlosen Ort in sich finden, an dem weder Geburt noch Tod existent waren.

Jede Lebenskrise – ob Trennung, Verlust, Krankheit oder Misserfolg – ist eine Gelegenheit zum Erwachen. In diesen Situationen können wir erkennen, dass unser Schmerz auch der Schmerz aller anderen fühlenden Wesen ist. Doch gerade dann sind wir häufig versucht, in die Trennung zu gehen. Denn das Ego liebt das Drama und will in jeder Situation auf Teufel komm raus etwas Besonderes sein, sogar dann noch – oder vielleicht gerade dann – wenn alles zusammenbricht. Es suggeriert uns, dass es das Schicksal mit uns besonders fies meine, dass unser Leid das der anderen bei weitem übersteige, dass wir einfach viel sensibler und feinfühliger seien als der Rest der Welt, dass gerade wir das nicht verdient hätten, und dass wir die einsamsten und ärmsten Geschöpfe auf Mutter Erde seien. So wie die Frau aus der Geschichte, die in ihrem Schmerz übersieht, dass alle Menschen genau dieselbe Erfahrung machen.

Diese Reaktion ist absolut menschlich und in der akuten Betroffenheit vollkommen nachvollziehbar. Doch irgendwann sollten wir unser Herz öffnen und aus der Enge unseres Opferbewusstseins und unseres exklusiven Anspruchs auf (Mit-)Leid austreten. Gut, wenn wir in so einer Situation einen wachen Menschen um uns haben, der uns hilft, unsere Situation von außen zu betrachten und uns bewusst zu werden, dass wir – so schmerzlich es auch ist – nicht mehr als eine menschliche Erfahrung durchleben, die in keinem Haus der Welt unbekannt ist. Es darf getrauert und gefühlt werden – nichts anderes existiert in diesem Moment. Nichts anderes ist wichtig.

Uns dem Ozean des Lebens vollkommen anzuvertrauen und mitzufühlen mit uns und allen Wesen in diesem unberechenbaren wilden Tosen, ist in Wahrheit unsere einzige Chance auf wahres Menschsein. Wir sind der Ozean und doch identifizieren wir uns mit der Nussschale. Das ist der Urschmerz in uns allen. Und diesen Schmerz können wir nur gemeinsam heilen in Mitgefühl und Liebe, und im Erwachen unseres Bewusstseins.

Den Schmerz, die Enttäuschung und den Kummer unkommentiert und urteilsfrei anzunehmen und zu durchleben ohne in die Trennung zu gehen, ist die große Herausforderung. Sich im stillen Gewahrsein der Erfahrung hinzugeben und sich vom Leid und von der Liebe aller Wesen zu allen Zeiten tragen und trösten zu lassen. Wenn es uns gelingt, in der Krise unser Herz im Mitgefühl mit uns selbst und mit ALLEM und für ALLES aufzubrechen, öffnet sich der Raum des reinen Bewusstseins und tiefe Heilung darf geschehen.

Das ist der Moment, an dem eines meiner Lieblingsmantras wahrhaftig wird:
Lokah samastah sukhino bhavantu – Mögen alle Wesen in allen Welten glücklich und frei sein!

Deine Christine Ruhland

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Zum Jahreswechsel ist ein Wort wieder in aller Munde: Loslassen. Alte Gewohnheiten, negative Gefühle, einschränkende Glaubenssätze loslassen, damit das gute Neue Einzug halten kann. „Lass einfach los!“ Wie oft hast du diesen Spruch schon gehört, wenn es dir nicht gut ging, du dich von etwas trennen musstest, oder du dir etwas ganz besonders stark gewünscht hast? Lass einfach los – als ob das so einfach wäre! Fragt man die Absender dieses schlauen Ratschlags, wie das denn gehen soll, erntet man ein Achselzucken und Bemerkungen wie „nimm’s halt nicht so schwer“ oder „einfach nicht mehr dran denken“. Hmmm, der rosarote Elefant lässt grüßen!

In einer Leistungsgesellschaft, in der wir gewohnt sind, mit Anstrengung alles erreichen zu können und in der uns vorgegaukelt wird, wir könnten alles kontrollieren, scheint Loslassen eine der schwersten Übungen zu sein.

Und genau hier liegt der Hund begraben: Der Begriff „loslassen“ impliziert, dass es hier etwas aktiv zu tun oder zu arbeiten und zu erreichen gäbe. Doch Loslassen ist nicht mehr als ein Wimpernschlag, ein Momentum, das nur einen Bruchteil einer Sekunde dauert. Nicht viel Zeit für jemanden, der gewohnt ist, immer aktiv zu sein und etwas zu machen! Genau genommen ist das Loslassen an sich gar nicht greifbar. Was wir ersehnen ist der Zustand des Losgelassen-habens. Und wer losgelassen hat, ist gelassen, oder?

Ich möchte dir zwei Bilder geben, mit denen ich meinen Klienten das Loslassen besser verständlich zu machen versuche:

Loslassen ist wie Einschlafen. Eben noch warst du wach, und dann schläfst du plötzlich. Den kurzen Moment, in dem du eingeschlafen bist, kannst du nicht fassen. Am nächsten Morgen weißt du vielleicht noch, dass du ewig wach gelegen bist und dann wohl doch irgendwann eingeschlafen sein musst. Oder du erinnerst dich, dass du schon weg warst, noch ehe du richtig den Kopf auf dem Kissen abgelegt hattest. Aber der Moment, in dem es geschehen ist, ist dir nicht bewusst. Du kennst den Zustand des Wachseins und den Zustand des Schlafens. Aber dieser winzig kurze Akt des Einschlafens entzieht sich deiner Kontrolle und deiner bewussten Wahrnehmung. Und genauso ist es mit dem Loslassen. Es ist nichts, was du tust, sondern etwas das geschieht, eine Gnade, die dir zu Teil wird. Du weißt, wie es sich vorher angefühlt hat, und du genießt den Zustand danach, aber der Moment des Loslassens ist ein Mysterium. Ein Augenblick der vollkommenen Hingabe, der dich von einer Sekunde auf die andere in einen veränderten Bewusstseinszustand katapultiert.

Wenn du nachts wach im Bett liegst, dann vergisst du, dass sich das Einschlafen deiner Kontrolle entzieht. Du versuchst es zu erzwingen und willst mit aller Gewalt diesen winzigen Augenblick des Umschaltens herbeiführen. Je mehr du dich gegen das Wachsein sträubst und willentlich einzuschlafen versuchst, umso quälender und schwerer wird es. Ist das nicht paradox? Aber du kannst eben ein Momentum, das sich durch tiefste Hingabe auszeichnet, nicht kontrollieren und vom Verstand her beeinflussen. Du kannst diesen Zustand nicht erreichen, du kannst es nur geschehen lassen! Der Schlaf wird häufig auch als „kleiner Tod“ bezeichnet – Nacht für Nacht eine ganz schön radikale Übung im vollkommenen Loslassen! Kein Wunder, dass viele Menschen, die ein Thema mit dem Loslassen haben, auch unter Einschlafproblemen leiden – und oft unter diffusen Ängsten vor dem Tod wie vor dem Leben.

Du kannst einem Menschen ebenso wenig den Rat geben, „einfach loszulassen“, wie du einem Ruhelosen den Rat geben kannst, „einfach einzuschlafen“. Und je mehr Druck in diese Richtung aufgebaut wird, umso weniger funktioniert es…

Ein weiteres Beispiel erlebe ich jeden Tag in der Praxis, wenn ich Schmerzpatienten mit muskulären Verspannungen behandle. Wenn du sehr verspannt bist, dann ist die Verkrampfung so sehr zu deiner zweiten Natur geworden, dass du dir dessen gar nicht mehr bewusst bist und die entsprechenden Bereiche gar nicht mehr willentlich ansteuern und entspannen kannst. Vor allem in den Armen steckt oft ungeheure Spannung, weil wir permanent entweder am Festhalten und Verteidigen oder Abwehren und Kämpfen sind. Ich mache mir oft einen Spaß mit meinen Patienten und hebe im Liegen ihren – vermeintlich entspannten – Arm hoch. Wenn ich loslasse, bleibt der in 90 Prozent der Fälle in der Luft stehen. Ich ergreife dann den Arm wieder, schüttle ihn, und fordere auf, locker zu lassen. Die Patienten entgegnen dann vehement, dass sie doch bereits locker ließen, aber beim nächsten Versuch bleibt der Arm wieder auf wundersame Weise oben. Es ist so viel Spannung im Arm, dass die Betroffenen sich dessen gar nicht mehr bewusst sind, und gar kein Gefühl mehr dafür haben, wie es sich anfühlt, wenn dieser Körperteil entspannt ist. Genau das ist der Fall, wenn es ums Loslassen geht: oft haben wir vollkommen das Gefühl dafür verloren, was uns im Leben eigentlich blockiert, weil bestimmte Gedankenmuster oder Ängste unsere täglichen Begleiter geworden sind. Und wir haben keine Erinnerung mehr daran, wie es sich anfühlt, (los-)ge-lassen zu sein.

Das Loslassen geschieht einfach. Ein kurzes „Umschalten“, das unseren Bewusstseinszustand radikal umswitcht: von einem Zustand der Besessenheit zu einem Gefühl der Gelassenheit. Wir können es nicht erzwingen, aber wir können Voraussetzungen schaffen, die ein vollkommenes Loslassen – und damit tiefe Gelassenheit – sehr wahrscheinlich machen.

loslass

5 Tipps, wie dir Loslassen gelingt:

  1. Nimm deinen Körper und deine Gefühle bewusst wahr, und nimm alles an, was jetzt ist

    Hier sind wir beim Beispiel mit der Muskelspannung. Viele Releasingtechniken im Bereich der Körpertherapie arbeiten mit dem bewussten Aufbau von noch mehr Spannung, um darüber wieder ein Gefühl für den Körper zu entwickeln und aktive Entspannung überhaupt wieder möglich zu machen. Das heißt, der verkrampfte Muskel wird willentlich noch stärker angespannt. So wird dem Betroffenen die Anspannung oft überhaupt erst bewusst. Und nur wenn die Spannung bewusst wahrgenommen wird, kann der Muskel dann auch aktiv und bewusst losgelassen werden.

    Wenn dich also ein Thema in deinem Leben belastet (z.B. Jobsuche, Süchte, unerfüllter Kinderwunsch, Ängste, Partnerschaft usw.), dann hab den Mut, mit Haut und Haaren in die Situation einzutauchen. Spüre, welche unangenehmen Gefühle damit verbunden sind, und nimm deine Körperempfindungen wahr. Geh nicht in Widerstand zu dem, was du loswerden möchtest, sondern tauche tief darin ein. Verstärke deine Muskelanspannung, deine krumme Haltung, deinen zusammengebissenen Kiefer, deine oberflächliche Atmung und all die schweren Gefühle noch, um dir wirklich bewusst zu machen, worum es bei deinem Thema geht. Spüre die Essenz. Die auslösende Situation ist austauschbar. Das worum es geht, sind deine unterdrückten Gefühle, und mit ihnen deine destruktiven Glaubenssätze und verinnerlichten Haltungsmuster.

    Dann fange an, deinen Körper bewusst zu lockern, tief zu atmen, deinen Kopf und Blick aufzurichten, den Kiefer zu entspannen etc. Nun fühlst du vielleicht zum ersten Mal vermeintlich „negative“ Gefühle bei einem entspannten Körper. Wahrscheinlich ist das Ganze schon nicht mehr allzu schlimm. Versuche dennoch, bei deinen Gefühlen zu bleiben. Vergiss die Geschichte dahinter, fühle einfach nur das Gefühl ohne es zu benennen oder zu bewerten. Du wirst feststellen, dass das was sich als „Wut“, „Hass“, „Scham“ oder „Ohnmacht“ gezeigt hat, innerhalb kurzer Zeit zu reiner Energie wird, die du nicht mehr benennen kannst. Dann hast du es transformiert.

    Mache diese Übung wann immer du wieder in dein Drama hinein fällst. Bald wird deine seelische Verkrampfung weichen und an ihre Stelle tiefes Einverstandensein und Gelassenheit treten.

  2. Lass dich vom Leben atmen

    Es gibt sooo viele wunderbare Atemtechniken, die den Boden für vollkommenes Loslassen und tiefe Hingabe bereiten. Nur machen muss man sie… 😉 Meine liebste, die ich schon seit Jahren so praktiziere, und die ich ganz oft bei meinen Tranceinduktionen verwende, ist die Vorstellung, geatmet zu werden. Mache es dir im Sitzen oder Liegen bequem und spüre deinen Atem. Folge dem Fließen der Atemluft durch deine Nase, die Luftröhre, die Bronchien und Lungenflügel. Und wieder zurück. Lass den Atem ganz frei und gleichmäßig fließen, bis tief in den Bauch hinein. Mit jedem Ausatmen lässt du dich tiefer in die Entspannung sinken. Mit jedem Atemzug ein bisschen tiefer. Nimm dir Zeit! Spüre, wie du über den Atem getragen bist vom Leben. Von diesem regelmäßigen ein und aus, auf und ab – wunderbar behütet und ganz sanft gewogen wie ein Baby in den Armen seiner Mutter. Gib dich immer mehr diesem sanften Rhythmus hin, voller Vertrauen. Du bist getragen, du bist sicher! Dann tritt mit jedem Atemzug innerlich ein wenig weiter zurück, gib deinen Willen und alle Kontrolle auf, und erlaube dir, vom Leben ge-atmet zu werden, statt selbst zu atmen. Die bewusste Erfahrung, dass du geatmet wirst, wird dich mit einem Vertrauen, Wohlgefühl und einer Hingabe und Verbundenheit erfüllen, wie du sie vielleicht noch nie erlebt hast. Das Leben liebt dich, es trägt dich. Du kannst ihm voll vertrauen!

    Und damit wären wir schon beim nächsten Punkt:

  3. Schließe Freundschaft mit dem Leben und vertraue, dass alles gut ist, so wie es ist

    Die Gesellschaft hat uns zu Menschen erzogen, die voller Angst und Unsicherheit sind. Wir haben die Verantwortung für unsere Gesundheit, für die Erziehung unserer Kinder, für unseren Besitz, für unser Seelenheil, für das Allgemeinwohl abgegeben und darüber die Verbindung zu unserer Natur, zu unseren Instinkten und intuitiven Kräften verloren. Wir vertrauen unserer eigenen Wahrnehmung, unserem Körper und unserem gesunden Menschenverstand nicht mehr. Wir misstrauen dem Leben, erwarten nichts Gutes und sind in ständiger Angst, dass etwas Unvorhergesehenes passieren könnte. Übe dich in einer Lebenseinstellung, die das Leben und den Körper wertschätzt und die uns allen innewohnende Körperintelligenz und Liebe anerkennt. Liefere dich nicht irgendwelchen Autoritäten aus, sondern informiere dich selbst. Werde mündig, frag nach, sei kritisch und triff deine eigenen Entscheidungen auf Basis deines gesunden Menschenverstandes und deiner Intuition. Finde wieder Vertrauen ins Leben. Sei dir sicher, dass das Leben dir nichts bringt, was nicht zu deinem Segen und zu deiner Entwicklung bestimmt ist. Dass es dir kein Problem serviert, für dessen Lösung du nicht alle Gaben in dir hättest. Nur wer dem Leben vertraut, wer im Innersten sicher ist, dass es unser Dasein gut mit uns meint, kann wirklich loslassen und sich dem Fluss des Lebens hingeben. Wer am Leben und an der Liebe hinter allem zweifelt, wird schließlich ver-zweifeln.

    Folge immer mehr der Stimme deines Herzens, dann bist du sicher! Die Schwierigkeit loszulassen liegt oft in der Angst begründet, eine falsche Entscheidung zu treffen. Doch im Leben gibt es kein „Falsch“. Es gibt nur Erfahrungen, an denen wir lernen und reifen können. In jedem Moment unseres Lebens haben wir die Wahl, einen neuen Weg einzuschlagen. Also geh einfach los und probier dich aus! Vielleicht kommst du am Ende als neuer Mensch genau da wieder an, wo du gestartet bist, vielleicht aber trägt das Leben dich auch in ganz unerwartete Gefilde. In jedem Fall aber gib die Erwartung auf, dass das Leben zu 100 Prozent kontrollierbar und planbar ist. Schließe Freundschaft mit dem Unerwarteten und Geheimnisvollen!

  4. Wehe wenn sie los-ge-lassen…: Trance-Erfahrungen bzw. Erfahrungen von Kontrollverlust

    Schaffe in deinem Leben Raum für die Erfahrung von Leichtigkeit, Übermut und Unkontrolliertheit. Ein vielfach erprobtes Mittel hierfür sind Rauscherfahrungen. Nun kann man das natürlich niemandem empfehlen, also bitte Finger weg von Alkohol und Drogen! Ohne Zweifel gibt es einen Zusammenhang von Drogenkonsum und verschiedensten Süchten auf der einen Seite und der Zwanghaftigkeit, Reglementierung und Leistungsorientiertheit unserer Gesellschaft auf der anderen Seite. Sich zusammenreißen, der/die Beste sein müssen, kämpfen, Erwartungen erfüllen müssen, nicht auffallen dürfen, sich kontrollieren und verstellen müssen, die eigenen Lebensimpulse unterdrücken – das ist schon für viele Kinder die bittere Realität. Viele Menschen kennen im normalen Leben ohne Einfluss von Rauschdrogen überhaupt keine Erfahrung von Unbeschwertheit, überfließender Lebenslust, Ungehemmtheit und Hingabe. Doch die Erfahrung, Kontrolle und Anspannung loszulassen, steht uns auch auf gesundem Wege zur Verfügung, z.B. in Form von (Trance-)Tanz, Meditation, tantrischer Sexualität oder künstlerischem Schaffen. Probier‘s aus: Leg deine fetzige Lieblingsmusik auf oder lade dir vom Internet Trancetanz- oder Trommelmusik herunter und tanz dir den Teufel aus dem Leib. Vielleicht hast du schon mal eine Flamencovorführung gesehen? Im Flamenco spricht man tatsächlich, wenn der Tänzer, Sänger oder Gitarrist besonders leidenschaftlich in seinem Ausdruck ist und sich selbst in seiner Kunst vollkommen vergisst, vom Duende – einer überirdischen Kraft, einem Dämon gleich, die vom Künstler Besitz ergreift. Wenn die Zuschauer Zeuge des Duende werden, ist das ein ganz besonderer Augenblick, der seine Spuren im Leben eines jeden Anwesenden hinterlässt und einen Blick in die Seele der Welt erlaubt. Also tanze, wie wenn es um dein Leben gehen würde – oder besser: lass dich tanzen. Und singe dazu so laut du kannst. Bei der nächsten Party tanze auf dem Tisch, liebe so leidenschaftlich wie du noch nie geliebt hast, geh nackt im Mondlicht baden, färb dir die Haare blau. Mach ausgelassene, verrückte Dinge, die nur Narren Gottes tun können. Erlebe dich in deiner ursprünglichen, ungefilterten Lebendigkeit und Wildheit, spüre dich, sprenge all deine Begrenzungen und inneren Fesseln. Wenn du dir erlaubst, aus dir heraus zu gehen und zu vergessen, was „man“ tut und was nicht, bist du dem Loslassen ganz nahe!

  5. Übe dich im Loslassen von kleinen Dingen

    Wenn du schon an kleinen Dingen festhältst, wie solltest du dann die großen Themen deines Lebens, Menschen, Orte, Hoffnungen, Gewohnheiten loslassen können? Also übe dich einfach tagtäglich in den kleinen Dingen: Verschenke schöne Sachen aus deinem Besitz, die wirklich einen Wert haben und einem anderen Freude machen. Verschenke oder spende Geld, das du übrig hast, um anderen, die weniger haben, Gutes zu tun. Verschenke deine Zeit, deine Erfahrung, dein Wissen und deine Liebe. Lass die Kontrolle über deinen Partner, deine Kinder oder Kollegen los und vertraue, dass sie „das Richtige“ tun und gut geführt sind. Verzichte darauf, Projekte, Reisen oder Feste bis ins Detail zu planen und sei stattdessen spontan, lass dich treiben und überraschen. Mach im Alltag die Erfahrung, dass das Leben am schönsten ist, wenn es lebendig, immer wieder überraschend, neu und unerwartet ist, und werfe regelmäßig überschüssigen Ballast und Besitz von dir, um frei und leicht zu sein.

    Du bist nackt auf diese Welt gekommen und du wirst sie alleine ohne irgendwelche Besitztümer wieder verlassen. Ein offenes, freies Herz nimmt die Dinge mit offenen Armen an und lässt sie wieder gehen. Es lässt das Leben durch sich strömen und vertraut, dass auf etwas Gutes irgendwann auch wieder etwas neues Gutes folgen wird.

 

Genau das wünsche ich dir fürs neue Jahr und für dein ganzes Leben:

Das Vertrauen, dass es das Leben gut mit dir meint,
die Liebe, großzügig von dem zu geben, was du hast, und
die Offenheit, dich vom Leben immer wieder überraschen zu lassen.

Öffne deine Hände und dein Herz, denn „die Frucht des Loslassens ist die Geburt von etwas Neuem!“ (Meister Eckhart).

Lokah samastah sukhino bhavantu – Mögen alles Wesen in allen Welten glücklich und frei sein!

Deine Christine Samira

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„Da ich kein Ziel habe, verlaufe ich mich nie.“
Zen-Meister Ikkyu

 

Vor ein paar Wochen hatte ich mit einem sehr lieben Freund ein interessantes Gespräch. Er ist seit vielen Jahren selbstständiger Unternehmer und im Moment dabei, sich nach vielen Ausbildungen in Coachingmethoden, russischen Heilweisen und Energiearbeit als Coach ein neues Standbein aufzubauen. Damit erfüllt sich sein großer Traum und seine Berufung. Wir haben uns viel unterhalten über seinen Weg, meinen Weg und Erfahrungen mit Klienten. Dabei ging es immer wieder auch um Zieldefinitionen. Wie wichtig es sei, sich große und kleine Ziele zu setzen und zu wissen, was man will.

 

Ich habe das in Zweifel gezogen. Ich fand schon früher in Bewerbungsgesprächen die Frage nach Zielen, und wo man sich in fünf oder zehn Jahren sehe, total abstrus. Fünf Jahre sind doch so weit weg, schon morgen kann alles anders sein. Erwarten Personalleute wirklich, dass ich heute weiß, wer ich in fünf Jahren bin, dass ich dann noch dieselbe bin wie heute? Komisches Menschenbild, da kann ich mich ja gleich in Stein meißeln lassen! Ist das nicht verrückt, Jahre im Voraus zu planen? Und welche Ziele? Ich will mit mir im Reinen sein und Freude haben an dem was ich tue und was ich bin. Gibt es sonst noch ein Ziel? Natürlich habe ich früher immer ganz brav im Sinne des potenziellen Arbeitgebers geantwortet um zu zeigen, wie ehrgeizig ich bin und dass ich mit dem Unternehmen ganz hoch hinaus will… 😉 Es ist nicht leicht, in dieser Gesellschaft authentisch zu sein, wenn man überleben will! (Oder vielleicht habe ich ja damals sogar geglaubt, die Ziele und Erwartungen der anderen seien meine eigenen???) Und in jungen Jahren traut man sich einfach noch zu wenig, aus der Norm auszubrechen – bei mir war das zumindest so.

 

Mittlerweile bin ich Gott sei Dank mein eigener Chef und muss keine komischen Fragen mehr bzgl. Karriereplanung beantworten und in keine Schublade mehr passen ;-). Aber offensichtlich brauche ich immer noch Ziele, sagen zumindest die Coaches. Wie viel Einkommen, welches Klientel, wie viele Angestellte, ein Haus in der City oder im Grünen, Seminare mit 50 oder 1000 Teilnehmern, am Mittelmeer oder im Indischen Ozean?

 

Ich sehe das mal wieder anders! Spirituelle Lehrer haben seit jeher unterschieden in innere und äußere Ziele. Man dürfe sich nicht nur auf äußere Ziele – Erfolg, Status, Geld, Gesundheit – konzentrieren, sondern diese müssten mit inneren Zielen Hand in Hand gehen. Ich sehe es aber noch viel einfacher.

 

Alles was es braucht, ist der Mut (ok, davon braucht es eine Menge!), aus dem eigenen Herzen heraus zu leben und das zu tun, was man am meisten liebt. Mit Freude, Begeisterung und Kreativität zu arbeiten, und sein ganz individuelles, ureigenes Wesen in das Tun und Sein einfließen zu lassen. Wenn ich so lebe und arbeite, dann brauche ich keine Ziele mehr. Denn dann kann ich sicher sein, alles wird gut. Dann wird mein Leben zum Segen für mich und für die Welt. Dann bin ich im Einklang und im Frieden mit allem was ist. Wenn das Leben dem inneren Ruf folgt, dann brauche ich nicht mehr mit Zielrohr durch die Gegend rennen, dann kann ich mich hingeben und treiben lassen. Dann erfüllt sich das Höchste. Und ich bin im tiefen Vertrauen, dass das Leben mich immer an die richtigen Ufer spült und dass für mich gesorgt sein wird. Ein Mensch, der wirklich eins mit seinem Herzen ist, braucht keine Ziele mehr. Das ist meine Überzeugung.

 

Unsere Aufgabe als Heiler, Berater, Coaches sollte es sein, zunächst einmal selbst immer mehr zu lernen aus dem Herzen zu leben und authentisch zu sein, und dann unsere Klienten wieder mit der Stimme ihres Herzens zu verbinden und ihr reines, inneres Leuchten hervorzulocken. In JEDES Herz ist ein Samen gepflanzt. In diesem ist das ganze, wunderbare Potenzial eines Menschen, seine Seelenessenz, verborgen. Noch nie gab es und nie wird es auf dieser Welt jemals zwei Menschen geben, die sich komplett gleichen. Jeder ist einzigartig und darf sich in seiner Einzigartigkeit der Welt zum Geschenk machen. Ich mag das Wort „müssen“ nicht, aber hier möchte ich fast sagen, er muss seine Einzigartigkeit leben! Das, und nur das, schulden wir dem Leben!

 

„Susya sagte kurz vor seinem Tod:
’Wenn ich in den Himmel komme, werden sie mich nicht fragen:
Warum warst du nicht Moses?
Sie werden mich vielmehr fragen:
Warum warst du nicht Susya?
Warum wurdest du nicht,
was nur du werden konntest?“
Chassidische Weisheit

 

Folge der Spur der Freude, der Liebe, der Begeisterung und des Lachens und finde den Samen in deinem Herzen! Und dann lass ihn wachsen!

 

Dein einziges Ziel sollte sein, aus dem Herzen heraus dein wahres Selbst in die Welt zu bringen und immer bewusster und präsenter im Hier und Jetzt zu sein. Vergiss alle anderen Ziele, vertraue deiner inneren Stimme. Ziele im herkömmlichen Sinn – also im Grunde „etwas haben/erreichen wollen“ oder „etwas sein wollen“ – verstärken nur die Diskrepanz zwischen Ist- und Soll-Zustand und vertiefen damit Unfrieden, Widerstand, Begehren und Anhaftung. Schön fürs Ego, blöd für deine wahre Essenz!

 

Du darfst zuerst dein ganzes Sein auf deine Göttlichkeit ausrichten, dann folgt alles im Außen von ganz allein. Genauso wie du dich zuerst deinem eigenen Erwachen widmen darfst, bevor sich etwas in „der Gesellschaft“ wandelt. Kürzlich bin ich zufällig mit einer lieben Freundin auf einem Vortrag und Buchvorstellung einer alternativen Lebensgemeinschaft gelandet. Die Sehnsucht danach ist offensichtlich riesengroß, wie sich an der enormen Zahl von Zuhörern und dem großen Interesse an Gemeinschaften im Münchner Umland zeigte! Auch hier hörte ich immer wieder die Worte „Utopie“, „Traum“, „Ideal“. Das Problem ist, dass dieses ganze Leben ein Traum ist. Es kann doch nicht die Lösung sein, einen alternativen Traum zu träumen, es geht darum zu erwachen. Es geht darum zu erkennen, dass in Wirklichkeit alles genau richtig ist so wie es ist. Die vermeintlichen Gegensätze von Gut und Böse, Arm und Reich, Krieg und Frieden ergeben ein Ganzes. Diese Welt, so wie sie ist, ist das Wunder, die Einheit – geflochten aus dem Netz der Liebe. Nur der träumende und trennende Geist kann das nicht sehen. Für die menschliche Erfahrung aber kann es keinen anderen Rahmen geben als den, den wir kennen.

 

Schau dir den Marxismus oder Kommunismus an – einer der kühnsten Träume von Gerechtigkeit, Gleichheit, Frieden und Freiheit, der je auf dieser Welt geträumt wurde. Und – wie wundervoll – dieser Traum konnte sogar im großen Stil in ganzen Staaten verwirklicht werden. Und was ist daraus geworden? Ein Sumpf aus Unterdrückung, Ausbeutung, Despotie, Folter, Krieg, Angst, Unfreiheit, Verfall. Aus der Traum! Wie konnte das passieren? Wo doch alle nur das Beste wollten? Es funktioniert nicht, an den Rädchen im Außen zu drehen und neue, „friedliche“ Gesellschaftsstrukturen oder Gemeinschaftsregeln zu implementieren und dann unerwachte Menschen, die noch mitten im Krieg mit sich selbst sind, da rein zu stellen. Die Menschen bleiben die gleichen – unbewusst und unfrei. Bestimmt mit einer großen, edlen Sehnsucht im Herzen, das will ich gar nicht absprechen – aber dennoch schlafend. Das kann nicht funktionieren, nicht im großen Stil mit zu vielen Beteiligten. Es gibt eben keine Gesellschaft, es gibt nur Menschen! Und die Crux ist, wenn ein Mensch erwacht ist, dann braucht er keine Gesellschaft, keine Gemeinschaften mehr. Dann braucht er einfach keine Normen, Werte, Regeln, Moral, Struktur und Richtlinien im Außen mehr! Er sieht die Wahrheit, er sieht die Einheit allen Seins. Er ist mit allem und jedem verbunden, er weiß jetzt um die Liebe und den Frieden hinter allem was ist. Dieser Mensch ist nicht gegen die Gesellschaft, er hat die Gesellschaft transzendiert. Wir dürfen uns immer wieder bewusst machen, dass alles was wir hier vorfinden Projektionen unseres Egos sind. Der Krieg im Außen ist doch nur ein Spiegel des Krieges in uns selbst. Die Unterdrückung, Ausbeutung, Gewalt, Verurteilung – alles was wir „da draußen“ ablehnen ist tief in uns verwurzelt. Wir lehnen damit uns selbst ab – und damit das Leben und die Quelle, Einheit, Gott (wie auch immer du das nennen magst). Es gibt nur ein Heilmittel dagegen: alle Ur-teile (was für ein schönes Wort, oder?) zu uns zurück zu nehmen, und mit den heilen und heilenden Augen der Liebe schauen.

 

Bezeichnend finde ich in diesem Zusammenhang eine Frage aus dem Publikum, die während des Vortrags aufkam. Ein junger Mann fragte voller Euphorie, ob denn das Leben in dieser gewaltfreien, neuen Gesellschaft bedeuten würde, dass man nun nicht mehr so viel an sich selbst arbeiten müsse. Da wäre ich fast vom Stuhl gefallen. Ja, der hat offensichtlich umrissen, worum es geht. Ein feiner Anstrich und Makulatur im Außen, um dem inneren „Dreck“ entfliehen zu können. Aber schade, es gibt kein Entkommen. Ich würde mich ja auch gern ins Paradies beamen um meiner eigenen Dunkelheit nicht mehr ins Auge schauen zu müssen. Aber das funktioniert halt leider nicht. Die wenigsten Menschen stellen sich ihren schmerzhaften Lektionen aus purer Liebe und Leichtigkeit und ohne Not-Wendigkeit. Wir wären sonst nicht hier! In einer Lebensgemeinschaft, die ihren Mitgliedern von oben herab Licht und Liebe als höchstes Prinzip überstülpt (wer entscheidet eigentlich, was Liebe ist??? Kommt die nicht manchmal in komischen Verkleidungen daher?), ist das Erwachen umso schwieriger. Sein natürliches Leuchten im künstlichen Neonlicht zu erkennen, ist schwieriger, als es im Dunkel zu erfahren. Was uns ins Erwachen, in die Erkenntnis, in die Stille zwingt, sind gerade Krankheit, Krieg, Verlust, Armut, Gewalt, Ungerechtigkeit und Leid. Es ist eine Frage der Entscheidung: Willst du sanft gebettet in Ruhe weiter schlafen oder willst du erwachen, dich aus dem Rad des Leids befreien? Willst du eine Illusion gegen eine andere tauschen oder willst du wahrhaft erkennen? Dann sei mutig und stelle dich dem, was ist. Diese angeblichen gewaltfreien Lebensformen sind oft von einer viel tieferen, subtileren Gewalt gekennzeichnet, als die, vor der sie geflohen sind. Es gibt zu viele Gemeinschaftsprojekte, die im „Kleinkrieg“ geendet sind, oder deren Mitglieder auf Wolke 185 des rosaroten, spirituellen Egotrips schweben, oder Friedensprojekte, die aufgrund von Kleinigkeiten im Unfrieden auseinandergefallen sind. Es funktioniert nicht wirklich. Es kann nicht funktionieren. Allenfalls auf Kosten deiner eigenen Wahrhaftigkeit. Bleib bei dir. Sei du die Veränderung, die du in der Welt sehen willst! Aber lass die Finger davon, die Welt zu verändern. Und freu dich, wenn es dir gelingt, mit deinem Partner, deinen Kindern und deinen Eltern im Frieden (oder gar in Liebe?) zu sein. Schaffst du das denn?

 

Da wären wir schon bei einer der schwierigsten spirituellen Fragen angelangt. Wenn ich erwacht bin, wie bewege ich mich zwischen der tiefen Erkenntnis aus meiner innersten Essenz, dass alles gut und vollkommen ist, so wie es ist, und der gleichzeitigen Konfrontation mit Ungerechtigkeit, Ausbeutung, Gewalt, der ich als Mensch in der Dualität ausgesetzt bin? Es ist ja nicht so, dass man sich nach dem Erwachen nicht mehr weiter in der Illusion bewegen müsste oder das Ego nicht mehr da wäre. Diese Zerrissenheit zwischen zwei Welten kann sehr zermürbend und schwierig sein. Auch hierüber bin ich vor einiger Zeit mit einer ehemaligen Kommilitonin in Diskussion geraten. Als Journalistin beschäftigt sie sich viel mit Themen wie Nationalsozialismus, Flüchtlings- und Asylpolitik, sozialer Ungerechtigkeit usw. Sie ist der Überzeugung, dass man gegen all diese Sachen ankämpfen müsse. Voller Bewunderung erzählte sie mir von einer Frau, die sie vor kurzem im Fernsehen gesehen hatte, die sich seit Jahren im Kampf gegen einen großen Tiermastbetrieb befindet, weil hier Menschen ausgebeutet und krank gemacht werden. Die Frau ist wohl mittlerweile selbst ziemlich am Ende, krank, ernüchtert, einsam und bitter, aber sie macht weiter. Dies ist eine der großen Heldinnen meiner Freundin. Ich kann das verstehen. Ein Teil von mir verneigt sich auch vor Menschen, die nicht aufhören gegen Ungerechtigkeiten zu kämpfen, für die Rechte Schwächerer zu streiten oder gegen die großen Konzerne und Banken anzugehen. Das ist auf einer bestimmten Ebene sicher edel, aber was wird dadurch gewonnen? Das Außen ist ein Spiegel des eigenen Unfriedens, der eigenen Bewertungen, der eigenen Ängste, der eigenen Intoleranz, des eigenen Opfergefühls, der eigenen Erniedrigung, der eigenen Wut. Und wenn ich diese „Kämpfer“ so anschaue, dann sind das nicht gerade die Menschen, die mich wirklich im Herzen berühren. Strahlen sie doch selbst in der Regel das aus, was sie bekämpfen, nämlich Aggression, Verurteilung, Verzweiflung und Verbitterung. Gegen etwas zu kämpfen kann nie funktionieren, denn ich gebe damit ja gerade dem Energie, was ich nicht haben möchte. Vielleicht ist dem „David“ mal ein kleiner Erfolg gegen einen der Goliaths vergönnt, aber dann sprießt doch vor einem anderen Haus wieder ein neuer Pilz der Ungerechtigkeit empor. Dieses Kämpfen ist ein Spiel, an dem das Ego große Freude hat. Es gefällt sich sehr als kleiner Che Guevara oder als Märtyrer (Als Studentin war ich auch verliebt in Che Guevara (auch wenn schon längst tot, denn so alt bin ich ja nun auch wieder nicht), und ich habe davon geträumt an der Seite dieses unglaublich mutigen, charismatischen, freien, wilden Mannes gegen die bösen Ausbeuter und Großgrundbesitzer zu kämpfen. Wow! 😉 ). Aber das ist nicht der Weg – glaube ich.

 

Ich denke, es ist wichtig und versteht sich von selbst, auch als spirituell erwachter Mensch engagiert zu bleiben, sich für das Wahre einzusetzen und Mitgeschöpfe gegen Gewalt und Ungerechtigkeit zu beschützen, auf Missstände in aller Deutlichkeit aufmerksam zu machen und andere Wege aufzuzeigen. Eine echte Veränderung kann ich aber nur herbeiführen, wenn ich mich selbst verändere. In Liebe das leben, was ich als richtig und segensreich erkannt habe, statt gegen „das Böse“ zu kämpfen. So entzünde ich ein Licht der Liebe und der Bewusstheit und werde zum Vorreiter des Wandels. Ich bin mir ziemlich sicher, ich würde mein Leben opfern für meine Überzeugungen und für die Liebe. Aber ich glaube nicht, dass ich mein Leben opfern wollen würde im Kampf gegen Windmühlen. Und ich will auch nicht, dass irgendein Mensch das tun muss – letztlich nur weil ich mich nicht verändern und konsequent sein will. Wieder kann ich nur die wahren Worte von Gandhi zitieren: „Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.“ Dafür musst du aber erst mal wissen, was du willst, und nicht nur, wogegen du bist. Sag ja zu allem was in dir und außerhalb von dir ist, und dann lebe aus deiner inneren Freude und Begeisterung und tiefen Verantwortung für alle lebenden Wesen heraus, lebe bewusst, und überzeuge durch dein friedvolles, liebevolles, strahlendes und mitfühlendes Sein. Die, die das tun, sind MEINE Helden! Das sind die wahren Revolutionäre, die wirklich etwas verändern – still und langsam, aber beständig. Das sind die Schöpfer einer neuen Erde, die mit starken Wurzeln von innen heraus wächst. Das sind die, in deren Augen du schaust, und dann ist nichts mehr so wie es vorher war. Weil du etwas aufblitzen sehen hast. Ein Funkeln, das dich an etwas in dir selbst erinnert. Und dann fängst du an zu suchen. Du hast Feuer gefangen, eine Sehnsucht ist geweckt, und du weißt, dass es möglich ist: ein Leben im Einklang mit dir selbst, mit deinem Herzen und mit der gesamten Schöpfung. Und du weißt, dass nur die Liebe etwas verändern und heilen kann. Und diese Liebe ist bereits in allem was existiert. Es würde nicht leben, wenn es nicht von der Liebe beseelt wäre! Man muss sie nur berühren, wachküssen.

 

Marianne Williamson hat den wunderbaren Satz geschrieben, „Alles ist entweder Liebe oder ein Schrei nach Liebe.“ Wie können wir den Schrei nach Liebe mit Verurteilung, Ablehnung und Kampf beantworten? Das sollten wir nicht tun, denn es macht uns selbst zu „den Bösen“. Wenn dein Kind schreit und brüllt und um sich schlägt, dann haust du doch auch nicht drauf. Dann nimmst du es an dein Herz, streichelst es, singst ihm ein Lied und hüllst es ein in deine Liebe. Du hast keine Ahnung, warum es gerade durchdreht, aber das ist auch egal. Dein Kind kämpft etwas aus und du gibst ihm einfach deine Liebe. Ihr werdet beide ruhig, ihr kommt wieder zu euch, ihr seid tief verbunden. Das ist Heilung. Liebe fragt nicht, Liebe bewertet nicht, Liebe dosiert nicht, sie verströmt sich einfach dahin, wo sie gebraucht wird. „Schenk mir Liebe, wenn ich sie am wenigsten zu verdienen scheine, denn dann brauche ich sie am meisten.“, das ist ein anderer Satz, der mir sehr gefällt. Die Welt braucht unsere Liebe, sonst nichts. Jeder Mensch braucht unsere Liebe. Jeder!

 

Woran die Welt krankt, sind nicht böse Konzerne, einzelne machthungrige Menschen, gierige Banken, oberflächliche „Künstler“, konsumsüchtige Workaholics oder unfähige Politiker. Die Welt krankt am Tiefschlaf. Wir alle schlafen, wir sind unbewusst und unfrei. Und wir kranken daran, dass wir unser wahres Wesen und unser So-sein, unser Lachen und unsere Liebe, unsere Authentizität und Wildnatur beständig verleugnen. Also kümmern wir uns doch endlich darum aufzuwachen, fangen wir an, uns frei zu machen von allen Prägungen und Erwartungen und wieder wir selbst zu werden, und sorgen wir dafür, dass die, die uns anvertraut sind, sich in einer Atmosphäre der Freiheit, des Vertrauens und der Liebe entfalten dürfen. Und: Bringen wir denen, die in einer Welt voller Zwänge und Lieblosigkeit rücksichtslos, brutal, gierig und angsterfüllt geworden sind, unser Mitgefühl entgegen und lassen wir das Strahlen unserer erwachenden Augen ihr Herz berühren, um auch in ihnen eine Sehnsucht zu wecken…. Lasst uns darauf vertrauen, dass unsere Liebe heilt und verändert!

 

In alter Verbundenheit mit allen kämpfenden Weltverbesserern hätte ich jetzt zum Abschluss fast die Faust gen Himmel gereckt und gebrüllt „Viva el Ché“. Aber ich kann gerade noch an mir halten und flüstere lieber mit der sanften Stimme des Herzens: „Viva la revolución en el interior! Viva la vida!“ Auf die Revolution im Innern! Es lebe das Leben!

 

Deine Christine Samira

 

P.S.: Besonders lieben Gruß und Dank an Ulrich, Steffi und Elke für tolle Inspirationen, fürs Reflektieren und Diskutieren. Ihr seid wunderbar! Bis bald!

 

Und noch was ganz anderes :-D… eine kleine Info für alle Kaffeetanten (und –onkels) wie mich… Heute habe ich gelesen, dass eine Harvard-Studie mit 1,3 Millionen Teilnehmern ergeben hat, dass Menschen, die zwischen drei und fünf Tassen Kaffee pro Tag trinken, seltener einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erleiden als solche, die gar keinen Kaffee trinken. Yeah Lovelies, das Leben meint es wirklich gut mit uns!!! 😉

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Kann Gänseblümchen wachsen hören,
spür Purpurrot auf meiner Haut.

Riech Amseln hoch im Baume zwitschern
und seh‘ die Süße einer Kirsche.

Schmeck den Mond in dunkler Nacht
und hör mir selbst beim Schauen zu.

Das Sein, so unerträglich leicht.
Mein Herz verliebt.

(Christine Fleckenstein)

Wikipedia definiert Verliebtheit als „ein intensives Gefühl der Zuneigung. Sie wird nach Ansicht von Psychologen von einer Einengung des Bewusstseins begleitet, die zur Fehleinschätzung des Objektes der Zuneigung führen kann. Fehler des anderen können übersehen oder als besonders positive Attribute erlebt werden. Verliebtheit ist kein Dauerzustand, sie besteht als eine Phase über einen längeren oder kürzeren Zeitraum, kann abflauen und sich auflösen oder in Liebe übergehen.

Puhhh, das klingt aber ganz schön ernüchternd, oder? Verliebtheit macht also tatsächlich blind, so dass wir schlicht und einfach nicht sehen, wie doof der andere eigentlich ist. Und wenn uns dann die Augen aufgehen, dann ist es entweder dahin mit den schönen Gefühlen oder wir machen es uns behaglich im sicheren und ruhigen Hafen der Liebe…

Die Psychologen sprechen bei Verliebtheit also von einer „Einengung des Bewusstseins“. Hm, ich würde es genau anders herum sehen, aber das kommt wohl wiederum darauf an, wie man Bewusstsein definiert. Wenn man unter Bewusstsein eine Verstandesaktivität versteht, in der analysiert, berechnet, bewertet, beurteilt, mit der Vergangenheit abgeglichen und in die Zukunft projiziert wird, dann mag es sich bei der Verliebtheit wohl (Gott sei Dank!) um eine Einengung handeln. Definiert man Bewusstsein aber als Herzensqualität, als vollkommene Präsenz im Hier und Jetzt, als Wahrnehmen der Einheit allen Seins und Wissen um die Göttlichkeit und das innere Leuchten aller Wesen, dann ist Liebe und Verliebtheit höchste Wachheit und eine Erweiterung des Bewusstseins, keine Einengung! Gerade das macht doch die Qualität der Verliebtheit aus: weit werden im Herzen statt in der Enge des Denkens zu verweilen.

Es wird als Fehleinschätzung und Defizit in der Wahrnehmung gesehen, wenn man über die Schwächen des Geliebten hinwegsehen und ihn als uneingeschränkt liebenswert anerkennen kann. Ja, ihn sogar gerade wegen seiner Fehler besonders lieben kann. Wie verrückt ist das denn? Da muss ich sagen, hat die Psychologie doch offensichtlich keine Ahnung von ECHTER Liebe. Ist nicht genau das die große magische und transformierende Kraft der Liebe?  Ich kann einen Menschen lieben, obwohl er anders ist als ich. Ich kann ihn wertschätzen, auch wenn er Fehler hat. Ich kann das Potenzial und die Kraft und die Seelenfarbe meines Partners erkennen, auch wenn er sie noch nicht vollkommen leben kann. Ich gehe an der Seite eines Menschen, um mich selbst zu erkennen. Aber auch, um ihm zu helfen, seinen Schmerz, seine Verletzungen und Ängste zu heilen, und sein Potenzial und seine Kreativität in die Welt zu bringen. Wow – dieses mächtige Samenkorn steckt in den ersten Wochen und Monaten einer Beziehung!!! Und die Wissenschaft tut so, als käme die Verliebtheit einer geistigen Umnachtung gleich. Und nach dem (leider viel zu schnellen) Ende dieser verrückten Phase des Hormonchaos komme der Mensch endlich wieder zu Bewusstsein. Kein Hochgefühl mehr, keine Ekstase, keine verzehrende Sehnsucht nach dem oder der EINEN, keine Verrücktheiten, keine Rebellion gegen verstaubtes Establishment. Nein, wir sind wieder normal! Die Gesellschaft hat uns wieder – die nüchternen, funktionierenden, depressiven, lustlosen, manipulierbaren, konsumierenden, angepassten, stets unzufriedenen kleinen Soldaten, die nach der hingehaltenen Karotte schnappen bis sie tot umfallen, um sich dann zu fragen „und das war’s jetzt?“. Es war ja nur im dummen und kurzen Überschwang der Gefühle, dass wir geglaubt hatten, wir dürften glücklich sein, und aus tiefstem Herzen lieben und wahrhaft frei sein. Wie töricht! Gut, dass das den meisten Menschen nur in der Jugend passiert, da kann man über so einen unreifen Unfug ja noch eher hinwegsehen… 😉

Nein, ganz im Ernst… 😉 ein Hoch auf alle in Verliebtheit geistig Umnachteten (- denn ihrer ist das Himmelreich, hätte ich schon fast gesagt).

Verliebtheit kann in Liebe übergehen“, heißt es in der Wikipedia-Definition. Kann sie das wirklich, oder müssen nicht beide Hand in Hand gehen? Liebe ohne Verliebtheit fühlt sich für mich tot an. Wie Champagner, der schon seit Tagen im Glas steht. Es ist etwas Wertvolles, Edles, aber das Prickeln, die Lebendigkeit, die Bewegung, die Frische fehlt. Egal wie teuer dieser Champagner war, irgendwann wird es einem nicht mehr um ihn leidtun und man wird ihn wegschütten. Aus diesem Glas will man nicht mehr trinken, es ist schal geworden, warm und langweilig. Ist das die Liebe, die wir wollen? Kann Verliebtheit wirklich in Liebe übergehen? Nein, Verliebtheit ist von Anfang an ein Abbild der lebendigen, alles einschließenden, mutigen und sich selbst genügenden Liebe zwischen zwei Menschen. Verliebtheit kann vor Liebe über-gehen und Liebe kann vor Verliebtheit über-gehen, aber niemals eines in das andere. Ich hoffe, du kennst das Gefühl, wenn dein ganzes Sein überfließt vor Verliebtheit und Zärtlichkeit zu deinem Partner, wenn du Schmetterlinge im Bauch hast, weil du dich für den anderen hübsch gemacht und ein Date mit ihm hast, wenn du deine Augen nicht mehr von deinem Geliebten lassen kannst und jede Berührung zur Offenbarung wird, wenn du ohne Grund lachen musst und die ganze Welt umarmen könntest, wenn dir dein Herz schmerzt, weil es keine Worte gibt, um auszudrücken, was du fühlst…. Und ich hoffe, dieser Zustand ist nicht nur eine verblasste Erinnerung aus längst vergangenen Zeiten, sondern begleitet euch durch die vielen Jahren eurer LIEBEsbeziehung. Lasst das Glas Champagner nie zu lange stehen. Leert euch und füllt euch wieder auf. Genießt einander und berauscht euch an der Liebe! Das Prickeln ist das, was den Champagner ausmacht. Er will getrunken werden und nicht nur rumstehen.

Jetzt haben wir also die psychologische Erklärung der Verliebtheit. Und wie sieht es die Medizin? Natürlich hat auch sie eine Theorie parat:

Biochemisch betrachtet ist Verliebtheit ein einfach zu erklärendes Phänomen hormoneller Prozesse im Körper: In der Gegenwart unseres Objekts der Begierde sorgen erhöhte Dopamin- und Oxytocinwerte dafür, dass wir im Rausch der Glücksgefühle schweben, und Zärtlichkeit und Geborgenheit im gemeinsamen Zusammensein empfinden. Und ein sinkender Serotoninspiegel lässt uns – ähnlich wie bei einer Zwangsneurose – ständig an unseren Partner denken und ganz auf ihn fixiert sein. Und jetzt wird’s spannend: der bei frisch Verliebten erhöhte Nervenbotenstoff Neurotrophin NGF macht uns euphorisch und trägt laut wikipedia dazu bei, „dass Verliebte sich zuweilen in einem Zustand der Unzurechnungsfähigkeit befinden, sich zu irrationalen Handlungen hinreißen lassen und Hemmschwellen abbauen.“ Ist das nicht toll!!! Das heißt für mich auf gut deutsch: Für zwei Verliebte ist ALLES möglich. Es ist nichts zu groß, nichts zu schwer, und es ist scheißegal, was die anderen dazu sagen. Schade eigentlich, dass sich dieser explosive Hormoncocktail mit der interessanten Mischung aus Zärtlichkeit, tiefer Verbundenheit und Fokussierung sowie powervoller Kreativität schon nach ca. einem Jahr wieder „normalisiert“… Dazu fällt mir dann nur noch der bekannte Buchtitel ein: „Willst du normal sein oder glücklich?“

Wir sind doch selbst schuld, wenn wir diesen wunderbaren Zustand einschlafen lassen. Vielleicht bin ich verrückt (das bin ich wohl, denn ich bin verliebt), aber ich glaube daran, dass Verliebtheit in einer Beziehung dauerhaft Bestand haben kann (oder muss?). Egal, wie lange sie dauert. Ja, ich bin sogar so übermütig zu sagen, ich will mit jedem Tag immer mehr verliebt sein. Je größer die Liebe, je mehr gemeinsame Jahre einen verbinden, umso prickelnder darf es sein! Ich will mich nicht, um dieses Gefühl zu haben, ständig auf neue Affären und Flirts einlassen müssen. Ich will meinen „Vertrauten“, meinen Seelengefährten immer wieder neu erleben. Ich will mich jeden Tag neu verlieben in den Menschen, den ich am meisten liebe! Bitte, glaubt wieder daran, dass das möglich ist! Osho sagte einmal, dass immer wieder Leute zu ihm kämen und sich ausweinten und beschwerten, dass ihr Partner sie nicht genug liebe. Aber noch nie habe er einen getroffen, der gesagt hätte, ich liebe meinen Partner zu wenig. Liebst du deinen Partner? Dann lass keinen Tag vergehen, ohne es ihn spüren und er-leben zu lassen. Tu etwas für die Liebe! Es gibt nichts Schöneres, als Liebe zu verschenken und Verliebtheit zu teilen.

Leider lernen wir viel Unsinn in der Schule, aber über die Liebe lernen wir nichts. Das ist auch kein Wunder, denn die Liebe würde uns frei machen, aber das will ja keiner. Es gibt nichts Schlimmeres für eine Gesellschaft als freie, mutige (oder übermütige?), glückliche, liebende, erwachte, kritische, an sich selbst glaubende Menschen. Wenn ich also Liebe unterrichten würde, und du würdest mich fragen, wie geht das, einen Menschen für immer zu lieben und dabei ewig verliebt zu bleiben – verrückt, wild, kompromisslos, authentisch, verspielt, lustvoll, mutig? Dann würde ich dir antworten: Triff als erstes die Entscheidung dafür, genau das zu sein: verliebt, verspielt, kreativ, lustvoll, wild. Entscheide dich jeden Tag aufs Neue dafür, in deinen Mann, deine Frau verliebt zu sein. Es liegt in allererster Linie an deiner Einstellung. Der andere wird nicht nach einem Jahr plötzlich weniger liebenswert oder zum Langweiler. Nein, nicht der andere hat etwas falsch gemacht, sondern du wirst blind, du schläfst langsam ein, du fängst an zu nörgeln, du bekommst Angst vor dem, was einst so verlockend war, du wirst wieder un-bewusst. Das was als süßes Geschenk in dein Leben kam, wird zur Selbstverständlichkeit, vielleicht sogar zur Bedrohung. Lass das nicht zu – verpflichte dich deiner Liebe und Lebendigkeit, sie ist das Wertvollste was du hast! Lass dich jeden Tag wieder berühren und begeistern von der Schönheit deines Partners, seinem Können, seiner besonderen Art, seinen Ideen und Träumen. Sei mutig, dein eigenes Licht zu leben und hör nie auf, das einzigartige Leuchten in deinem Partner zu spiegeln. Gib dem Menschen, den du liebst, jeden Tag die Chance neu zu sein, anders zu sein, wiedergeboren zu werden. Sieh ihn jeden Tag mit neuen Augen. Wisse, dass du niemals neben demselben Menschen erwachst, neben dem du eingeschlafen bist. An dem Tag, an dem du glaubst, deinen Partner zu kennen, fängt die Liebe an zu sterben. Dann werdet ihr beide unfrei. Dein Partner ist, genau wie du selbst, eine Welt, die jeden Tags aufs Neue entsteht. Die Augen, in die du heute schaust, sind andere, als die, in die du gestern geschaut hast. Willst du dich wieder in sie verlieben? Dann tu’s einfach! Schau wirklich hin, sieh den Zauber! Schenke deinem Partner all das, was du dir in deinen kühnsten Träumen von einem Geliebten wünschen würdest. Lass für deinen Schatz rote Rosen regnen. Bemühe dich immer wieder darum, deinem Partner nahe sein zu dürfen. Interessiere dich für diesen Menschen, sei aufmerksam, sei wirklich da, wenn du mit ihm bist. Vergiss nie, welch großes Geschenk es ist, einen Blick in das Universum einer anderen Seele werfen zu dürfen. Öffne deine Welt und betrete die Welt deines Geliebten mit Liebe, Neugier und Begeisterung. Verliebtheit hat etwas sehr Kindliches, Unschuldiges, Präsentes, Flüchtiges, Verspieltes. Also hör nie auf, Kind zu sein! Bleib mutig, offen und spontan. Lache das Leben an! Trau dich, nackt und unvorbereitet zu sein. Dann wirst du durchlässig, dann können Lebendigkeit und Verliebtheit dich durchströmen. Als Kind hast du Überraschungen geliebt. Als du frisch verliebt warst, hast du deinen Partner überrascht. Also hör doch einfach nie auf damit. Hab Spaß, sei kreativ, liebe dich selbst und lass dir etwas einfallen um Liebe erlebbar zu machen! Nimm dich nicht so ernst, lache über dich, über das Leben und mit deinem Partner. Lachen hält jung, macht schön und verbindet mehr als alles andere! Das Gefühl zu altern stellt sich ein, wenn wir aufhören, Neues in unser Leben zu lassen. Aber das Leben ist so reich, du bist so reich, dein Partner ist so reich. Wenn du es wirklich willst, dann geht das Neue nie aus! Wann hast du zum letzten Mal etwas „das erste Mal“ getan? — Oh, das ist schon viel zu lange her! Mach es einfach zu deiner (oder eurer) persönlichen Herausforderung, jede Woche oder mindestens jeden Monat etwas „zum ersten Mal“ zu tun. Sei kreativ, denn nur kreative Menschen können dauerhaft verliebt sein. Nur kreative Menschen sind überhaupt zur Liebe fähig. Öffne deine Sinne für die Schönheit und die Magie der Welt. Sieh den Zauber in allem und lass dich verwirren vom Reichtum der Schöpfung! Rieche mit den Augen, schmecke mit den Ohren und höre mit der Nase. Sei wach und offen mit jeder Pore deines Seins, sonst verpasst du das Wesentliche.

Liebe ist ein Synonym für Leben, und Verliebtheit ist ein Synonym für Lebendigkeit. So ist also die Verliebtheit das was das Leben mit Gegenwärtigkeit und Dynamik erfüllt. Es ist die Fähigkeit, jeden Moment mit sich selbst und mit dem geliebten Menschen neu und aufregend und sinnlich zu gestalten. Und diese Fähigkeit wird aus dir selbst heraus geboren. Wenn du also in deinen Partner verliebt bleiben willst, dann SEI du selbst ein verliebter Mensch, mit all dem, was verliebt sein für dich bedeutet. Sei verliebt ins Leben, anders geht es nicht. Wenn du lieben willst, dann SEI die Liebe. So einfach ist das. Am besten wir vergessen also die schlauen Psychologen und all das mit den Hormonen und entscheiden uns einfach, dass es so lange andauern darf, wie wir selbst bereit sind, lebendig zu sein und unseren Partner als lebendiges, pulsierendes Wesen zu sehen.

Spürst du den Unterschied zwischen leben und lebendig sein? Genau das ist der Unterschied zwischen lieben und verliebt sein. Das Leben ohne Lebendigkeit ist starr und tot (leider sind diese lebenden Toten millionenfach unter uns), und die Liebe ohne Verliebtheit ist blutleer und lau (und ist das was wir in den meisten Beziehungen sehen). Das Leben ist eine Tatsache und die Liebe ist eine Tatsache – für die Lebendigkeit und die Verliebtheit aber dürfen wir uns jeden Tag bewusst neu entscheiden!

Zum Abschluss entschuldigt ihr sicher einer total unzurechnungsfähigen Frau mit eingeschränktem Bewusstsein und hormoneller Fehlsteuerung noch einen völlig irrationalen persönlichen Gruß, der jegliche Hemmschwelle überschreitet: *winkewinke* Hallo mein Schatz, ich liebe dich und bin soooooooooooooo verliebt!!! Schön, dass es dich gibt! Wie wär’s mit einem Gläschen Champagner am Wochenende? Ich lass mich von der Marke gern überraschen! 🙂

Lebe die Verliebtheit und liebe die Lebendigkeit! La vita è bella…
Deine Christine Samira

„Gott hilft immer den Narren, den Betrunkenen und den Verliebten.“
Marguerite de Navarra (1492-1549), franz. Dichterin und Königin von Navarra
(In diese Gruppe reihe ich mich doch gern ein … es gibt Schlimmeres! 😉 )

„Nur Verliebte haben eine Vorstellung von der Ewigkeit.“
Emanuel Wertheimer (1846-1916), deutsch-österreich. Philosoph und Aphoristiker

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Nach langer Zeit nun endlich mal wieder eine Nachricht von mir. Es ist gerade viel in Bewegung, im Umbruch, in Heilung – daher war ich ein wenig im Rückzug und viel mit mir selbst beschäftigt. Ich hoffe, es geht euch gut und ihr genießt die Herbstsonne… 😉

Ich möchte euch gern mitteilen, dass ich seit sechs Wochen vegan lebe und mich besser fühle als je zuvor! Nachdem ich schon ca. elf Jahre lang Vegetarierin bin (mit der Ausnahme, dass ich ab und zu noch Fisch gegessen habe), habe ich nun endlich den Schritt zur Veganerin vollzogen. Schon lange hatte ich damit geliebäugelt und Freunde bewundert, die es „geschafft“ hatten, aber aus mehreren Gründen hatte ich mich immer wieder davor gedrückt. Zum einen konnte ich als Käseliebhaberin mir ein Leben ohne Käse nur schwer vorstellen, und zum anderen hatte ich Angst davor, mich durch mein „anderes“ Essverhalten sozial auszugrenzen und mit Familie, Freunden, Bekannten anzuecken. Und natürlich war auch ein sehr großer Teil Bequemlichkeit dabei, der mich bisher daran gehindert hat, diese Ernährung konsequent umzusetzen.

Letztendlich hat mich mein eigener Körper in die richtige Richtung gelenkt. Ich war dieses Jahr wahnsinnig viel krank – langwierige Erkältungen, Eiterungen, Entzündungen… selbst mit den besten Naturarzneien, Heilpflanzen und Nahrungsergänzungen bin ich dem Übel nicht mehr Herr geworden. Während ich schon Jahre kaum mehr Milch trinke, war mein Käsekonsum in den letzten Monaten wieder extrem angestiegen. Intuitiv wusste ich, dass mich das krank machte. Milch und Käse schwächen durch ihre Eiweißstruktur das Immunsystem und „verschlacken“ die Lymphe. Außerdem habe ich bei einem Blick in mein feinstoffliches System und in meine Seele einen deutlichen Konflikt gespürt: einen Wahrhaftigkeitskonflikt. Fast täglich rate ich in meiner Praxis Patienten davon ab, Milch und Milchprodukte zu sich zu nehmen. Ich erkläre ihnen, welche schädlichen Auswirkungen diese Produkte haben und was sie damit für einen Medikamenten-, Hormon-, Fett- und Eiweißmix zu sich nehmen. Ganz wesentlich bedingt vom Weglassen von Milch und (v.a. Kuhmilch-)Käse habe ich in der Praxis schon viele Wunder erleben dürfen: Neurodermitis und andere Hautkrankheiten heilen ab, Kinder mit Asthma, obstruktiver Bronchitis, chronischer Mittelohrentzündung und Dauerinfekten werden rasend schnell gesund, Unterleibszysten verschwinden, Allergien und entzündliche Darmerkrankungen bessern sich, usw. Ja, meinen Patienten gab ich immer wieder diesen Rat mit auf den Weg, und selbst hatte ich gegen besseres Wissen wieder regelmäßig und in relativ großen Mengen Käse gegessen. Solche Wahrhaftigkeitskonflikte sind nicht zu unterschätzen, die Seele kann damit auf Dauer nur schwer umgehen! Als mir der Zusammenhang zwischen Körper und Seele bewusst wurde, habe ich von heute auf morgen die Entscheidung getroffen, mich fortan vegan zu ernähren. Und ich sage euch: es lebt sich sooooo gut ohne Fleisch, Fisch, Milch, Käse, Eier, Butter, Sahne und Co.! Und meine Symptome sind seither weg!

Meine eigene Gesundheit ist dabei aber nur ein kleiner Teil meiner Motivation – sozusagen der letzte A…-tritt den ich brauchte. Viel bedeutender als die Gesundheit eines einzelnen ist die globale Tragweite. Mit dem Verzehr von tierischen Produkten tragen wir aktiv zum Leid unserer tierischen Mitgeschöpfe und zur Zerstörung der Umwelt bei (Stichwort: CO2-Ausstoß, Abholzung der Regenwälder für riesige Sojamonokulturen, Vertreibung der indigenen Landbevölkerung in Lateinamerika, hoher Einsatz von Pestiziden und Herbiziden, extremer Wasserverbrauch in der Tiermast, Verseuchung des Grundwassers durch riesige Güllemengen, Überfischung der Weltmeere mit Ausrottung vieler Arten usw.). Wir müssen uns bewusst sein, dass wir mit dem Konsum von Fleisch, Fisch, Milch und Eiern unserem Körper nicht nur tote Materie, Leichengifte, sowie einen unüberschaubaren Mix aus Hormonen, Giften und Medikamenten zuführen, sondern uns auch feinstofflich die Energie des Leids, des Schmerzes, der Verzweiflung, der Depression, des Missbrauchs, der Aggression, der Angst und des Todes einverleiben.

Leider haben unsere „Nutztiere“ (schrecklicher Ausdruck), die auf dem Teller landen, keine Lobby. Wie heißt es so schön in Orwells „Farm der Tiere“: „Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher als die anderen.“ Wir kuscheln und schmusen mit Hunden und Katzen, würden nie dulden, dass unser Pferd zu Salami verarbeitet wird, und empören uns, wenn in anderen Kulturen Hunde, Affen oder Meerschweinchen gegessen werden (wobei es uns hier auch vor immer weniger graut. So hat es mich fast geschüttelt, als ich kürzlich auf einem chinesischen Büffet Krokodil-, Känguruh-, Frosch-, Hai- und ich weiß nicht was alles für exotisches Fleisch gesehen habe). Aber Schweinen, Kälbern, Hühnern, Fischen, Ziegen oder Garnelen sprechen wir anscheinend jegliche Seele und Empfindsamkeit und Intelligenz ab. WARUM? Warum können wir mit diesen Tieren kein Mitgefühl empfinden und sie schützen? WARUM müssen diese Tiere leiden, während wir für unseren Waldi alles tun würden?

Vielen ist heutzutage glaube ich auch der Zusammenhang zwischen Essenszufuhr und Körperaufbau überhaupt nicht mehr klar. Wir essen nicht nur, um unseren knurrenden Magen zu füllen oder unsere Gelüste zu befriedigen. Wir verleiben uns mit dem Essen etwas ein, machen es uns zu eigen und formen unseren Körper daraus neu. Das ist Transformation in Reinform, eigentlich ein Akt der Liebe (Wie wenn du mit deinem Partner im Sex verschmilzt und aus zwei eins wird): Wir nehmen etwas Fremdes von außen auf, wandeln es um und machen es zu unserm eigenen Selbst. Das was dabei herauskommt, kann nur so gut sein, wie das, was wir rein geben. Mit tierischen Produkten verleiben wir uns Tod, Angst, Stress, Depression, Krieg und (Auto-)Aggression ein. Es fällt alles auf uns zurück! Überlege dir, woraus du deinen Körper immer wieder neu erschaffen willst und welche Energie dein Sein, dein Fühlen und Denken, durchströmen soll. Erkennst du die spirituelle Dimension der Ernährung?

Ich spüre die Auswirkungen meiner veränderten Ernährung nicht nur daran, dass sich mein Körper gerade deutlich entgiftet und verjüngt und ich mich wacher und energiegeladener fühle, sondern dass sich auch in meinem feinstofflichen Körper vieles verändert. Die Stimme meines Herzens wird immer deutlicher, ich bin fast pausenlos in einem Zustand der Inspiration, der „Eingebung“ und der Kommunikation mit meiner inneren Quelle, und die Chakren werden klarer und dehnen sich aus. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, warum ich je anders gegessen habe, warum ich nicht schon vor Jahren angefangen habe, mich vegan zu ernähren. Allein das Gefühl, zu wissen, dass wegen mir (zumindest schon mal für mein Essen) kein einziges Tier mehr leiden und sterben muss, beflügelt mich regelrecht. Mittlerweile habe ich auch schon Einladungen und Partys hinter mir, und es war kein Problem. Alle waren so lieb, irgendwelche tierfreien Sachen anzubieten, und es hat mich nicht mehr als ein Lächeln gekostet, Käse, Desserts und sogar Schwarzwälder Kirschtorte (für die ich früher gestorben wäre!) links liegen zu lassen.

Wir dürfen nicht aufhören, uns mit den unerträglichen Bildern aus europäischen Schlachthöfen, mit dem Leid der Hühner und Milchkühe, mit der Unterdrückung, Ausbeutung und dem Schmerz der ärmsten Menschen, die unter unserer Gier nach Fleisch leiden müssen, zu konfrontieren. Wir müssen dem Grauen in die Augen schauen und uns im tiefsten Inneren berühren und das Leid in unser Herz lassen, um unser Verhalten zu ändern. Ich habe mir in den letzten Wochen auf youtube nochmal geballt so manches grausame Video „reingezogen“. Das erleichtert eine klare Entscheidung wirklich ungemein. Schau dir dieses Leid an, von dem du ein Teil bist. Und wenn du dann noch weiter tierische Produkte essen willst, dann halte dich zumindest zurück mit Bekundungen deiner Liebe zum Menschen, zu Tieren und zu Mutter Erde. Das ist nicht ehrlich. Wenn dir die zerstörerische Tragweite des Konsums von tierischen Produkten bewusst wird, dann hast du keine Wahl, wenn du dich für die Liebe entscheiden willst. Liebst du die Welt und die Vielfalt der Arten, die Meere, Flüsse und Seen, die Wälder und Wiesen, und liegt dir etwas an ihrem Erhalt? Betrachtest du Tiere als deine Freunde und göttlichen Mitgeschöpfe? Liegt dir etwas an den Kindern dieser Welt und einer lebenswerten Zukunft? Hältst du dich für spirituell und gehst du davon aus, dass alles göttlich und beseelt ist, dass alles eins ist? Träumst du von einer Erde, auf der niemand mehr Hunger leiden muss und in der die Menschen gesund und in Frieden alt werden können? Dann hast du keine Wahl! Mir ist bewusst, dass ich selbst jahrelang eine Heuchlerin war, denn ich wusste – wie die meisten Menschen – schon lange von den Zuständen in den Schweinemast-, Milchkuh- und Hühner-KZs, und habe mich trotzdem daran mitschuldig gemacht und das Leid für meinen eigenen „Genuss“ und meine Bequemlichkeit und Gewohnheit stillschweigend in Kauf genommen. Dass ich schon seit vielen Jahren nur Bioprodukte kaufe, macht die Sache leider auch nicht viel besser. Aber wir sollten nicht zurückschauen und uns verurteilen. Nein, wir sollten es JETZT besser machen und JETZT eine neue Entscheidung treffen.

Wenn ich mit anderen Menschen über dieses Thema diskutiere (ich will niemanden missionieren, aber ich will mich rechtfertigen, wenn ich gefragt oder angegriffen werde, und ich will schon auf meine Beweggründe aufmerksam machen und ein Lichtchen der Bewusstheit entzünden), dann höre ich immer wieder als schnelles Fazit den Satz: „Naja, letztendlich muss das jeder für sich selbst entscheiden, was er essen will.“ Punkt! Ende der Diskussion! Lass mein schlechtes Gewissen bitte schnell wieder in Ruhe! Nein, es tut mir leid, aber so einfach ist das nicht. Unsere Welt ist drauf und dran, an diesem Fleisch-Wahnsinn kaputt zu gehen. Und die Gier nach billigem Fleisch, Fisch, Käse und Eiern wächst ständig. Unser Ökosystem steht kurz vor dem Kollaps und die Qualen für Mensch und Tier verdunkeln unsere Seele immer mehr. Die Frage nach unserer Ernährung ist längst keine Frage der individuellen Entscheidung mehr nach dem Motto, „es schmeckt mir aber so gut“… Es geht um nicht weniger als um das Überleben unseres Planeten. Und es geht um wahre Menschlichkeit. Wenn ich mir so anschaue, was unsere ach so hochentwickelte Spezies unseren tierischen Mitgeschöpfen antut (oder antun lässt und dabei bequem wegschaut und so tut als wüsste sie von nichts), dann schäme ich mich, ein Mensch zu sein. Wie sollen wir da als Menschen untereinander jemals in Frieden, Respekt und Liebe miteinander umgehen und füreinander Verantwortung tragen? Wir sind grausam. Lasst uns doch wenigstens da, wo wir auf einfache Art und Weise Einfluss nehmen können, etwas zum Positiven verändern. Durch bewusstere Ernährung und bewussteren Konsum können wir ganz konkret ganz viel tun.

Ich bin so ziemlich das Gegenteil eines disziplinierten Menschen. Was ich schaffe, das schafft jeder andere mit Leichtigkeit. Du musst es nur tun. Und du musst dein Herz öffnen um zu erkennen was richtig und falsch ist. Du musst dich vom Unrecht und Leid berühren lassen und du musst die Erkenntnis der Liebe in die Tat umsetzen. Das ist alles! Tu’s einfach, sei nicht bequem. Tu’s dir, deinen Kindern, den Tieren, deinen Mitmenschen und Mutter Erde zuliebe. Sei konsequent!  Fang JETZT an! Je mehr wir werden, umso einfacher wird’s für alle.

Es gibt mittlerweile so viele tolle vegane Kochbücher. Lass dich doch mal inspirieren. Alle veganen Rezepte, inklusive Desserts und Kuchen, die ich bisher nachgekocht und –gebacken habe, waren einfach nur phänomenal! Allerdings muss ich auch sagen, dass der häufige Verzehr von hochverarbeiteten Tofuprodukten und Fleischersatz auf Glutenbasis (Saitan), der in der veganen Szene leider sehr verbreitet ist, sicherlich auch keine gesunde Alternative zu Fleisch darstellt. Für mich wird jedenfalls die Umstellung auch mehr und mehr zu einer Rückkehr zur Einfachheit. Es gibt doch nichts Besseres als frisches, saisonales Gemüse, einfach nur gedünstet mit leckeren Kräutern und Gewürzen, oder frisches Obst, Nüsse, Sprossen etc. Das Einfache ist gut und gesund! Und schmeckt am besten. Meiner Meinung nach ist das, was wir anstreben sollten, eine vegane biologische, saisonale und möglichst regionale Küche mit einem hohen Anteil an Rohkost. Das ist echte Licht- und Friedensnahrung für Körper, Geist und Seele.

Und noch etwas: Eines der liebsten Argumente, mit dem Allesesser uns Veganer treffen wollen, ist der Vorwurf, wir wären genussfeindlich. Naja, zunächst mal muss ich sagen, es gibt offensichtlich unterschiedliche Definitionen von Genuss. Wer es bei voller Bewusstheit wirklich als Genuss empfindet, bereits verwesende Leichenteile zu essen (der Gourmet bezeichnet das dann als mürbes, gut abgehangenes Fleisch) und Tierbabys ihre mit artspezifischen Wachstumshormonen versetzte Milch wegzutrinken, bitteschön! Aber ich muss sagen, die meisten Vegetarier und Veganer, die ich kenne, strahlen mehr Schönheit, Freude, Vitalität und Sinnlichkeit aus, als die Mehrzahl der Fleischesser. Und wer in einer hohen, lichtvollen Schwingung ist, hat sicher mehr Power, Liebe zu machen und sich den fleischlichen Genüssen im Schlafzimmer (und an anderen schönen Orten) statt im Esszimmer hinzugeben! 😉 Spätestens ab vierzig beginnt man einem Menschen meiner Meinung nach sehr deutlich anzusehen, wie er sich ernährt (hat). Aber glücklicherweise ist eine Umkehr nie zu spät, und der Körper kann sich schnell von seiner Zivilisatose erholen und regenerieren.

Ein weiteres beliebtes Argument lautet: „Aber da muss man ja auf so viel verzichten, was kann man denn da überhaupt noch essen?“ Ich weiß nicht, ob die Frage wirklich ernst gemeint ist??? Aber selbst im größten Metzgergeschäft wirst du nicht die Fülle vorfinden, die die Natur uns an unterschiedlichem Gemüse, Hülsenfrüchten, Obst, Nüssen, Kräutern (wir dürfen das Wort „Unkraut“ aus unserem Wortschatz streichen) und Beeren zu bieten hat! Und die Angst vor dem Verzicht verfliegt schnell angesichts der Fülle, die dich bei dieser Ernährung erwartet – und angesichts des Wohlbefindens, das sich schon nach kurzer Zeit einstellt. Anfangs zweifelte ich auch noch ein bisschen, wenn ich an Kässpätzle oder Schafskäse oder Spaghetti mit Parmesan oder Gorgonzolasoße oder ein Sonntags-Frühstücksei dachte. Aber jetzt sehe ich nur noch den Gewinn und die „Befreiung“. Ich verzichte auf NICHTS, ich habe sooo viel gewonnen. Und das nach sechs Wochen! Ich denke, das ist genauso wie mit der Treue in einer Liebesbeziehung. Wenn du deinen Seelenpartner gefunden hast und ihr auf allen Ebenen in Liebe miteinander verbunden seid, dann stellt Treue keinen Verzicht, keine Einschränkung und keine Herausforderung mehr dar. Dann ist Treue ein natürlicher, glückseliger Zustand, der berauscht und beflügelt und euch immer noch tiefer zusammen bringt und der erst ekstatische Zustände ermöglicht. Es ist ein Gewinn für eure Liebe. Es fällt nichts weg, sondern es kommt ganz viel dazu – und das in vollkommener Freiheit und Leichtigkeit. Und ebenso ist die vegane Ernährung ein großer Gewinn für die Lebendigkeit, für Liebe, Weisheit, Spiritualität, Mitgefühl und Menschlichkeit.

Die (Rück?-)Besinnung auf vegane Ernährung ist ein wichtiger Teil der spirituellen Evolution. Sie ist ein Ausdruck liebender Güte, gelebten Tier- und Umweltschutzes und eines Bewusstseins, das uns alle als miteinander verbunden betrachtet. Es ist eine Möglichkeit, uns zu emanzipieren aus dem schlafenden Massenbewusstsein und auszubrechen aus einer absolut unbewussten kollektiven Übereinkunft des rücksichtslosen Konsumterrors, der Gewalt, der Ausbeutung, Gier, Verachtung und Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben. Eine Gelegenheit, wahrhaftig spirituell zu reifen. „Die gegenwärtige Veganismus-Bewegung (…) ist revolutionär, denn sie schwört dem gewalttätigen Kern der Viehzüchterkultur, in der wir leben, ab und überwindet ihn. (…) Sie kündigt die Geburt eines neuen Bewusstseins an, die Wiederauferstehung der Intelligenz und des Mitgefühls sowie die prinzipielle Abkehr von Grausamkeit und Herrschaftsdenken. Sie ist die einzig wahre Hoffnung für die Zukunft unserer Spezies, denn sie setzt sich mit der Wurzel des Übels auseinander. (…) Es ist schon komisch, wie wir nach tiefgreifendem Wandel rufen, ohne uns selbst verändern zu wollen! (…) Veganismus ist nach wie vor eine äußerst seltene Erscheinung, sogar bei Menschen, die sich selbst als spirituell interessiert verstehen, denn die Macht unserer frühen Sozialisierung ist schwer zu brechen. Und doch sind wir Menschen hierzu aufgerufen; andernfalls wird unsere Kultur zu nichts anderem führen als zu weiterer Zerstörung und letztlich zum Selbstmord.“ (Tuttle, Will: Ernährung und Bewusstsein)

Wenn du dich von diesem Text angegriffen oder gemaßregelt fühlst, dann sei versichert, dass das ist nicht meine Absicht ist. Aber für mich selbst war dieser Schritt zur veganen Ernährung ein solcher Quantensprung und eine solche Befreiung, dass es mich nur traurig macht, dass ich ihn nicht schon vor Jahren vollzogen habe. Wenn ich doch gewusst hätte, wie einfach es in Wirklichkeit ist… Ich hätte mir viel Leid erspart – viel innere Zerrissenheit und Heuchelei, die Illusion von Getrenntheit, und viel individuelles und kollektives verdrängtes Schuldgefühl – und ich hätte vielen fühlenden Wesen und Mutter Erde Leid erspart. Aber unsere Reise ist eben ein Bewusstseinsprozess… , daher müssen wir liebevoll mit uns selbst umgehen! Und jetzt fühle ich mich einfach nur erleichtert, begeistert, so frei und so reich beschenkt – durch das was ich weglasse… komisch, oder? Das ist es, was ich dir weitergeben möchte: Kein schlechtes Gewissen oder Druck, sondern Mut und Begeisterung, aus diesem System der Folter, Zerstörung und Massenhypnose auszubrechen. Und ich danke allen meinen Freunden, die schon voraus gegangen sind und den vielen jungen Menschen da draußen, denen diese Welt und das Schicksal der Erde, ihrer Mitmenschen und ihrer tierischen und pflanzlichen Mitgeschöpfe nicht egal ist. So viele junge Menschen, die uns mit ihren kreativen und lebendigen Internet-Blogs Lust auf vegane Ernährung machen, die wundervollste Kochbücher schreiben obwohl sie gar keine Kochausbildung haben (ja, die leben aus dem Herzen!) und die uns zeigen, wie verantwortungsvolles und spirituelles Leben down-to-earth wirklich aussieht. So viele wunderbare junge Menschen, die sich einer besseren und liebevolleren und bewussteren Welt verpflichtet haben. Wie schön, dass es euch gibt!

Mach doch mit bei diesem Wandel.  Ich würde mir wünschen, dass ich dich mit meiner Begeisterung anstecken kann, es selbst einmal auszuprobieren. Versuch es nur vier Wochen, und ich bin mir ziemlich sicher, du willst nie wieder zurück! Vielleicht können wir dann gemeinsam auch andere aufwecken und durch eigenes Vorbild überzeugen. Liebe ist nicht nur ein theoretisches Konstrukt im Kopf, sie zeigt sich in aktivem und engagiertem Handeln. Für die Kinder dieser Welt, für das Tier- und Menschenrecht auf Würde, Selbstbestimmung und Leben, für ein friedlicheres Miteinander, für eine gesunde Erde, für die Achtsamkeit, für die Wiedererinnerung der Einheit allen Seins, für das Erwachen!

Lokah samasta sukhino bhavantu – Mögen alle Wesen in allen Welten glücklich und frei sein!

PEACE & LOVE. We are one world, one love!
Deine Christine Samira

 

Als Literatur kann ich dir empfehlen:
– Tuttle, Will: Ernährung und Bewusstsein. Warum das, was wir essen, die Welt nachhaltig beeinflusst. (Sehr, sehr, sehr empfehlenswert, wenn du mehr über die Auswirkungen des Fleisch-, Fisch-, Milch- und Eierkonsums für dich, die Tiere und das Ökosystem erfahren willst! Dieses Buch sollte jeder lesen, der Essen zu sich nimmt! 😉 Das Buch ist sehr provokativ und nimmt kein Blatt vor den Mund, ist aber dennoch ganz spürbar aus einem liebenden Herzen heraus geschrieben.)
– Dahlke, Rüdiger: Peace Food. Wie der Verzicht auf Fleisch und Milch Körper und Seele heilt.
– Sezgin, Hilal: Artgerecht ist nur die Freiheit: Eine Ethik für Tiere oder warum wir umdenken müssen.

Und hier ein paar youtube-Videos, die dir vielleicht helfen:
– Nie wieder Fleisch! Arte-Dokumentation: http://www.youtube.com/watch?v=MQDozUfoinc
– Meet your meat (englisch): https://www.youtube.com/watch?v=sZs1vodBxP0. Für die deutsche Version muss man sich mit Altersangabe anmelden: http://www.youtube.com/watch?v=IUA5JxOOa2Y Schon gefährlich, wenn unsere Teenies mal sehen, wo ihr Schnitzel und ihre Würstchen herkommen… Aber Hauptsache, unsere Kinder kommen ungehindert an Pornos, Gewalt- und Hetzvideos ran… und an Werbung…
– Das Klagen der Kühe – ein kritischer Film über die Milchwirtschaft: http://www.youtube.com/watch?v=RMAIz5dwCuU
– Bis zum letzten Fang – Das Geschäft mit dem Fisch: https://www.youtube.com/watch?v=GBfR1_w67rc
– Earthlings (Erdlinge) – Ein eindringlicher Film über unseren Umgang mit Tieren: http://www.youtube.com/watch?v=eHsTeiQdn8E (englisch mit deutschem Untertitel)
– Wir essen nur Pflanzen – Vegan leben in Berlin: http://www.youtube.com/watch?v=EvsoxrlHdBE

– Und noch 2 schöne Songs gegen den Fleischwahnsinn und Tierquälerei:
– Eine Million: http://www.youtube.com/watch?v=ZnsfT-Du76I
– 10.000 Tränen: http://www.youtube.com/watch?v=IS_mantk3tA

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Zur Zeit bereite ich ein Paarseminar mit dem Titel „Lass uns einfach unbeschreiblich glücklich sein“ vor. Entsprechend beschäftige ich mich gerade viel mit den Themen Partnerschaft, Liebe und Sex. Was ist die Basis einer Liebesbeziehung in den Zeiten des Bewusstseinswandels? Sind Zweierbeziehungen überhaupt noch zeitgemäß oder geht es vielleicht ausschließlich um die Entwicklung einer universellen, bedingungslosen Liebe zu allen Wesen? Was gehört zu einer erfüllenden Sexualität? Gibt es so etwas wie die ewige, große Liebe?

Vielleicht erst mal zur letzten Frage, die für mich persönlich am einfachsten zu beantworten ist. Viele Menschen warten ihr ganzes Leben lang auf die große Liebe, in der Annahme, das sei etwas, was von außen kommt. DER Mr. Right oder DIE perfekte Traumfrau. Dabei ist es ausschließlich eine Frage deines Herzens, wie „groß“ du lieben kannst. Ich bin überzeugt davon, dass jede Begegnung zwischen zwei Menschen, die sich verlieben, etwas heiliges ist. Sich lieben heißt, sich wieder erkennen. Etwas in mir erinnert sich an etwas in dir (vgl. John O’Donohue, „Anam Cara – Das Buch der keltischen Weisheit“). Wo zwei Herzen für einander entbrennen, entsteht ein neues Herz, ein heiliges Band zwischen zwei Menschen, die fortan geführt sind von einer höheren Macht. So gesehen ist für mich jede Liebe eine große Liebe, wenn ich es zulasse, mein Herz ganz zu öffnen und mich vollkommen zu verströmen. Ein bisschen lieben geht genauso wenig, wie ein bisschen schwanger zu sein. Wer seine Liebe zurück hält und „dosiert“, liebt nicht. Er betrügt sich selbst und den Partner. Die große Liebe ist also nur eine Frage deines eigenen großen Herzens und hat nichts mit dem „perfekten“ Partner zu tun. Und genauso ist in jeder Liebe der Keim der Ewigkeit enthalten. Macht es überhaupt einen Sinn, mit einem Menschen zusammen zu sein, mit dem ich nicht auf ewig in partnerschaftlicher Liebe verbunden sein will? Ich spreche hier nicht von äußeren Versprechungen und Gelübden, die vielmehr fesseln, statt frei zu machen. Ich meine auch hier das Gefühl von Ewigkeit im Inneren. Für die Liebe existiert keine Zeit. Es geht darum, wirklich mit dem Geliebten verbunden zu sein, nicht im Rad der Vergangenheit und Zukunft, sondern in der Ewigkeit des Moments. Es ist sozusagen die Verpflichtung, den Partner jedesmal wieder mit neuen Augen zu sehen, mit den Augen der Liebe, und wirklich präsent zu sein. Wir meinen, alles zu kennen, weil wir es mit unseren alten Augen betrachten. Dann wird das Wundervollste zur Selbstverständlichkeit, es langweilt uns, wir suchen nach neuen Reizen. Dabei gibt es nichts Altes, nichts Vertrautes, alles entsteht in jedem Moment neu. Du bist jetzt nicht mehr der, der du gestern warst. Aber ich betrachte dich mit den Augen von gestern, weil ich nicht wach bin, nicht im Jetzt bin, gar nicht anwesend, nicht wirklich bei dir bin. Die Augen von gestern sind nicht die Augen der Liebe, sie töten die Lebendigkeit. Ewigkeit bedeutet im Jetzt sein, immer wieder neu sein – und wenn du deinen Partner jetzt vollkommen liebst, wie sollte diese Verbundenheit jemals enden können? In einer Liebesbeziehung ans Ende zu denken und mit dem Ende zu planen, ist pervers. Das heißt, dass du nicht liebst, weil du nicht im Jetzt bist, weil du dich nicht fallen lässt in dein Herz. So kannst du die ewige, echte Liebe nie finden.

Und was ist mit Sexualität, kann die überhaupt in einer partnerschaftlichen Beziehung auf Dauer erfüllend und befriedigend sein? Auch hier kommt es meiner Meinung nach allein darauf an, mit welcher inneren Einstellung du deinem Partner begegnest. Es ist schon seltsam… in allen Bereichen des Lebens entwickeln wir uns irgendwie weiter, aber was den Sex betrifft, bleiben die meisten Menschen auf dem Stand eines Jugendlichen stehen. Wenn du heute mit 35, 40, 50 Jahren noch den gleichen Sex hast wie mit 20, dann stimmt etwas nicht. Das wonach wir eigentlich im Sex suchen, ist die Erfahrung, mit einem geliebten Menschen zu verschmelzen. Die Erfahrung von Einheit, von der Aufhebung der Polaritäten. Wenn wir verschmelzen, dann gibt es kein männlich und weiblich mehr, kein positiv und negativ, kein Ich und Du. Wir werden eins, und für einen kurzen Augenblick verpufft unser Ego, wir lösen uns einfach auf. Sexualität ist eigentlich eine mystische Erfahrung. Komisch, dass das selbst vielen spirituellen Menschen nicht bewusst ist, wo doch Sex und Liebe einer der einfachsten Wege zur Erleuchtung wären. Aber aus Angst vor der vollkommenen Hingabe und dem Verlust des Ego, haben wir sie zu einer rein körperlichen Erfahrung verkommen lassen – verklemmt, tabuisiert, unbewusst, angstbehaftet und leistungsorientiert. Auch hier, wie in den meisten Bereichen des Lebens, geht es nicht ums Sein, ums Sich-verströmen, sondern darum, etwas zu leisten, zu kontrollieren, zu gefallen und Erwartungen zu erfüllen. Dementsprechend sind die meisten Männer und Frauen im Genitalbereich total verpanzert und gefühllos. Eine tiefe, entspannte, sinnliche Empfindung ist hier für die meisten Menschen fast nicht mehr möglich. Es bedarf großer Achtsamkeit, Geduld und liebevoller Zuwendung um diese Verpanzerungen gemeinsam zu heilen.

Wir suchen also unbewusst im Sex eine tiefe, spirituelle Erfahrung von Einheit und Verschmelzung, bleiben aber in der Realität total an der Oberfläche einer rein körperlichen Spannungsentladung stecken. Was passiert? In letzter Konsequenz bleibt der Sex immer unbefriedigend und wir suchen beim nächsten Partner weiter, wissen aber gar nicht, wonach. In der Regel sind wir im Sex überhaupt nicht präsent und bewusst. Alles läuft mechanisch, nach „Schema F“, so wie schon all die Jahre zuvor. Wir spüren uns nicht mehr und wir spüren unseren Partner nicht mehr. Wir sind angespannt und brauchen immer stärkere körperliche und visuelle Reize, um überhaupt noch etwas zu fühlen. Wir driften in Fantasien ab, um unsere Leistung besser abrufen zu können, und entfernen uns dadurch immer noch mehr von uns selbst, vom Partner und von einer sinnlichen, ganzkörperlichen, ekstatischen Erfahrung. Denn diese ist nur in der Hingabe, im Loslassen, in der Entspannung möglich.

Und wie schon im vorherigen Abschnitt erläutert, sind auch in der sexuellen Begegnung unsere Augen blind geworden, wir sehen nicht mehr mit den Augen der Liebe, sondern mit den alten Augen. Wir sehen nicht mehr den einzigartigen Menschen vor uns, sondern einen Mann oder eine Frau, wie wir schon viele zuvor hatten, und den wir im Speziellen schon meinen in- und auswendig zu kennen. Im Tantra beginnt die sexuelle Begegnung mit dem „Namasté“-Gruß: „Das Göttliche in mir grüßt und verehrt das Göttliche in dir“. Verbunden ist dieser Gruß mit einer Verneigung vor dem anderen und einem tiefen, liebevollen Blick in die Augen – ein Blick, der nicht an der Oberfläche verhaftet bleibt, sondern die Seele des anderen berührt. Ein schönes Ritual, das den Sinn hat, ganz im Jetzt anzukommen, das Liebesspiel bewusst zu gestalten, sich Zeit füreinander zu nehmen und den anderen wirklich in seiner Einzigartigkeit und Göttlichkeit wahr zu nehmen. Nur wenn wir Seele und Körper auch im Sex als eine Einheit erleben, ist Ekstase und echte Liebe möglich. In der sexuellen Begegnung betreten wir die heilige Welt eines anderen Menschen, sind ihm näher als wir jemals einem Wesen außer uns sein können – und das völlig unbewusst! Was für ein Jammer, wir sind dem Göttlichen so nah und doch so fern! Wenn Sex für euch also weiterhin eine rein körperliche Angelegenheit bleibt, dann wird es vermutlich nicht lange dauern, bis ihr einander überdrüssig seid. Wenn ihr aber den Mut habt, das Altbekannte loszulassen und euch in einer neuen, bewussten Art und Weise zu begegnen, dann muss der Sex in einer Liebesbeziehung immer schöner und erfüllender werden, denn ihr geht einen abenteuerlichen Weg miteinander, der euch euch selbst und dem Partner immer näher bringt. Ihr beginnt, tatsächlich in das Mysterium der Liebe einzutauchen. Fangt an, euch im Sex wirklich zu begegnen, nehmt euch Zeit, verabredet euch – frei von Druck und absichtslos – zu zärtlichen Stunden, erkennt euch in eurer Liebe, seht euch als die, die ihr seid, lasst euer Herz, eure Seele und euren Körper sich vereinen, seid fantasievoll, kreativ und lustvoll, seid neugierig, wach und verspielt, lacht und tanzt und berührt euch in der Tiefe eures Seins! Lasst euch fallen – ihr fallt weich, denn ihr fallt in die Arme der Liebe!

Aber sind Zweierbeziehungen überhaupt noch zeitgemäß oder geht es vielleicht viel eher um die Entwicklung einer universellen, bedingungslosen Liebe zu allen Wesen? Natürlich gibt es einen großen Unterschied zwischen der partnerschaftlichen Liebe und der bedingungslosen Liebe. Die partnerschaftliche Liebe ist „nur“ ein Gefühl, die bedingungslose Liebe dagegen ist unser natürlicher Seinszustand, die Quelle, aus der wir kommen. Aber das Gefühl der Liebe für deinen Herzens- und Seelenpartner ist der Wegweiser zum unendlichen Ozean der Liebe in dir. Wie sonst willst du zum Ozean gelangen, wenn du nicht einmal den Mut hast, dich in den Fluss zu stürzen? Wie willst du in den heiligen Raum deines Herzens vordringen, wenn du nicht einmal die Tür zum Vorhof öffnest? Wenn wir wirklich lieben, sind wir ganz im Jetzt, und wir sind gleichzeitig in uns und im anderen. Solch eine Erfahrung ermöglicht uns nur die Liebe. Sie gibt uns eine Ahnung davon, wer wir in unserer tiefsten Essenz sind. Wenn du die bedingungslose Liebe, die du bist, kennen lernen willst, dann darfst du keine Angst vor Gefühlen haben. Nur über das Fühlen gelangst du in den Raum jenseits des Fühlens. Wenn du einen Menschen gefunden hast, der dich liebt, und den du lieben darfst, dann feiere ein Fest – jeden Tag! Es ist ein Geschenk des Himmels, der dich willkommen heißen will. Nimm es dankbar an, du bist gesegnet!

Was gehört überhaupt zu einer guten Liebesbeziehung? Der tiefste Wunsch der menschlichen Seele ist es, gesehen zu werden. Wir sehnen uns nach einem Partner, der uns mit seiner Liebe die Sicherheit gibt, uns völlig öffnen und in unserem So-Sein zeigen zu können – ohne jegliche Masken, Rollen und Verstellungen. Einfach SEIN zu dürfen! Und gleichzeitig wünschen wir uns, uns im geliebten Menschen selbst erkennen zu können. In unserer Gesamtheit können wir uns selbst nicht sehen, wir haben einen „blinden Fleck“ auf unserer Seele, der sich unserem eigenen Licht entzieht. Wer wäre besser dazu geeignet, uns einen Spiegel vorzuhalten, als der Mensch, der uns am meisten liebt? Der Partner, der dich wirklich liebt, hält dir den Spiegel auf andere Art und Weise vor als jeder andere Mensch. Durch seine Liebe und Akzeptanz gibt er dir die Möglichkeit, deine Verletzungen und Schatten zu heilen, statt in Widerstand und Abwehr zu gehen. Allerdings geht es nicht, ohne dass du deinem Geliebten vertraust und dein Herz für das Licht seiner Liebe öffnest. Und auf der anderen Seite kommt es auch hier wieder darauf an, mit welchen Augen du deinen Partner betrachtest. Mit den leuchtenden Augen der Liebe oder durch den trüben Schleier der Vergangenheit und des Urteilens. Sei dir bewusst: Du kannst etwas nur mit den Augen der Liebe sehen, oder du siehst es überhaupt nicht!

Ein weiterer, wichtiger Aspekt einer heiligen Partnerschaft ist es, sich mit einem anderen Menschen auf einer tiefen Ebene zu verbinden und trotzdem seine Eigenständigkeit und Einzigartigkeit zu bewahren. Nur ein Mensch, der mit sich selbst im Reinen ist und es gut mit sich selbst aushält, hat auch wirklich etwas zu geben. So kommen zwei zusammen, weil es gemeinsam noch schöner ist, und sie ihre Fülle teilen wollen, und nicht, weil sie sich brauchen und ihnen ohne den anderen etwas fehlt. Im Idealfall wird aus zwei glücklichen, authentischen, lebensfrohen, offenen Menschen ein glückliches, authentisches, lebensfrohes Paar. Wenn du dir also eine erfüllte Partnerschaft wünschst, dann frage dich immer wieder, was du selbst dir noch geben darfst, um glücklich, lebendig und zufrieden zu sein. Und wenn dein Herz voll ist, dann reiß es auf und teile! Einen Menschen zu lieben bedeutet, mutig sein eigenes Potenzial zu entfalten und ebenso dem Partner die Freiheit und Unterstützung zu geben, der Beste zu sein, der er sein kann. Ihr geht beide euren eigenen Weg der Ganzwerdung und reicht euch liebevoll die Hände ohne einander die Verantwortung abzunehmen. Ihr pflegt gemeinsame Visionen und Träume für euch als Paar, genauso wie jeder einzelne seine eigenen inneren und äußeren Ziele verfolgen darf. Eine heilige Partnerschaft heißt nicht „Wir gegen den Rest der Welt“, sondern „Wir beide, in der großen Kraft unserer gemeinsamen Liebe vereint, für die Liebe in der ganzen Welt und zum Segen für alle lebenden Wesen.“

Eines der wertvollsten Geschenke, das wir unserer Liebe machen können, ist Aufmerksamkeit. Eine Pflanze, der du kein Wasser und keinen Dünger mehr gibst, verkümmert. Und so verkümmert auch das Herz eines Menschen, der nicht mehr gesehen wird. Wenn du etwas am Leben halten willst, musst du etwas dafür tun! Ein Feuer, um das du dich nicht kümmerst, dem du nicht permanent Luft zufächelst und Holz nachlegst, erlischt irgendwann. Für manche Menschen stellt es offenbar eine Bürde und unzumutbare Belastung dar, ihrem Partner Aufmerksamkeit und Liebe zu schenken. Kann das dann wirklich Liebe sein? Wer liebt, für den ist es die größte Freude, sich selbst zu verschenken, den Geliebten zu überraschen, aufmerksam und wach zu sein, gemeinsame, intensive Zeiten des Glücks und der Ausgelassenheit zu verbringen, Sinnlichkeit, Zärtlichkeit und Nähe zu teilen, Worte der Liebe zu finden, um das Unsagbare irgendwie auszudrücken, kurz: Herzensenergie fließen zu lassen. Es ist ein heiliges Gebot der Achtsamkeit, der Ehrfurcht und Bewusstheit gegenüber der Liebe, die einen umgibt. Wenn zwei liebende, offene Herzen zusammen kommen, für die es jeweils die größte Freude ist, aus der eigenen Fülle heraus alles zu geben, dann entfaltet sich ein gemeinsames Leben in Reichtum und Segen. Wenn aber einer nur gibt, und der andere nur nimmt, und noch nicht einmal die Geschenke der Liebe wertschätzen und sich daran freuen kann, dann muss die Beziehung zerbrechen. Frage dich nicht, wozu der andere dir nützlich sein kann und was er dir geben kann, sondern frage dich: was kann ich meinem Geliebten geben? Entdecke die Fülle in deinem Herzen und lass sie fließen. Sei nicht geizig! Du verlierst dadurch nichts, sondern gewinnst alles. Je mehr du gibst, umso reicher wirst du und gleichzeitig freier! Die Liebe macht dich frei. Wir begegnen uns nicht als Bedürftige und Abhängige, sondern in echter Nähe, Zugewandtheit und Bewusstheit. Es geht nicht darum, einen Partner zu haben, sondern sich selbst als liebender Partner zu verschenken.

Letztlich ist die Liebe nur möglich, wenn wir wirklich leben. Beachte die Verwandtschaft der Worte „Lieben“ und „Leben“. Im Spanischen schreibt man am Anfang eines Rufsatzes das Ausrufezeichen auf dem Kopf stehend. „Lieben“ ist demnach „Leben“ mit Ausrufezeichen „¡“!, oder die „Liebe“ ist das „i-Tüpfelchen“ im „Leben“. Der Klang „i“ aktiviert das Stirnchakra oder Dritte Auge. Also könnte man auch sagen, „Lieben“ bedeutet „Leben“ mit voller Bewusstheit, Klarheit und offenen Sinnen, die Welt mit dem „einen Auge“ zu sehen, also als Einheit, nicht in der Dualität, zu verschmelzen vom Ich und Du zum Wir. Die Fähigkeit zu lieben hängt ganz entscheidend von unserer Hingabe ans Leben ab. Wenn du dich nicht betören lässt vom bunten Reichtum der Schöpfung, wie soll ein Mensch in seiner Schönheit dein Herz berühren? Wenn du dich nicht mehr begeistern lässt von den unendlichen Möglichkeiten, die das Leben dir bietet, wie kannst du die Seele eines Menschen in seiner unendlichen Tiefe ehrfürchtig erfahren? Wenn du dich nicht verführen lässt vom Prickeln der Schneeflocken auf deiner Wange, wie kannst du sanfte Zärtlichkeit genießen? Wenn du nicht weinen kannst angesichts des Leids in der Welt, wie können Worte der Liebe dein Herz erreichen? Wenn du nicht lachen kannst ohne Grund, wie solltest du ohne Grund lieben können? Und wenn du nicht niederknien kannst vor dem Geringsten, wie kannst du je die Liebe in ihrer Größe erkennen, wenn sie an der Tür deines Herzens anklopft? Ohne das Leben zu lieben kannst du die Liebe nicht leben, und ohne die Liebe zu leben, kannst du das Leben nicht lieben. Liebe ist pure Freude, Leichtigkeit, Lachen, Lust, Lebendigkeit. Lass es nicht zu, dich mit weniger zufrieden zu geben! Du hast es verdient, zu leben, zu lieben und geliebt zu werden!

Liebe das Leben und lebe die Liebe!

 

P.S. Puh, das ist aber heute ein ganz schön langer Blogtext geworden… 😉 Hat irgend jemand ihn bis zu Ende gelesen? Und ich hätte noch so viel mehr dazu sagen können ;-)… So ist das mit der Liebe – man kann tausendseitige Abhandlungen über sie schreiben, und gleichzeit ist eigentlich jedes Wort zu viel. Denn du kannst sie nur fühlen und erfahren, die Liebe. Wenn wir wirklich verstehen würden, hätten auch zwei Worte gereicht: „Liebe ist!“

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Wenn wir wach durch’s Leben gehen würden, wären wir erstaunt, wie viele Gelegenheiten zur Heilung wir tagtäglich geboten bekommen. Wir sind einfach blind für die Möglichkeiten der Transformation, weil wir nie wirklich bewusst sind, und nie bei uns sind. Wir schlafen – und das mit offenen Augen! Jede einzelne Gefühlsregung, die wir empfinden, könnte uns zur Meditation werden und uns verwandeln. Doch eine komische menschliche Gewohnheit stellt uns hier immer wieder ein Bein: die Projektion.

Projektion heißt nichts anderes, als dass wir die Quelle für unsere Gefühle im Außen suchen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Liebe handelt oder um vermeintlich „negative“ Gefühle wie Wut, Gier und Hass: Der andere macht mich durch sein Verhalten wütend, und der andere ist es auch, der mir Gefühle der Liebe macht. So scheint es auf den ersten Blick. Doch ist das wirklich die Wahrheit?

Es mag sein, dass ein anderer durch sein Verhalten die Wut in dir antriggert, aber es ist und bleibt deine Wut. Wenn du keine Wut in dir hättest, könnte kein Mensch der Welt dich wütend „machen“. Du würdest reines Mitgefühl empfinden oder könntest das Verhalten dieses Menschen vollkommen neutral sehen, aber nein, es macht dich wütend. Wo ist nun die Quelle dieser Wut – in dir oder im anderen? Genauso verhält es sich mit der Liebe. Du siehst deinen Geliebten als die Quelle deiner Liebe. Er ist es, der dieses warme Gefühl in dir verursacht und dein Herz überfließen lässt. Aber ist das tatsächlich so? Nein! Die Tiefe und Wahrhaftigkeit, mit der du liebst, hat viel mehr mir dir selbst zu tun als mit deinem Geliebten. Die Liebe kommt nicht vom anderen, sie ist in DIR! Indem du deinen Geliebten zur Quelle deiner Liebe machst, machst du dich abhängig und verletzlich. Diese Sichtweise macht die Liebe zur Gefahr. Es ist gefährlich, dein Herz zu öffnen und zu lieben, denn wenn der andere sich aus dem Staub macht, dann ist all deine Liebe weg. Dann hat er dich betrogen, hat dir die Liebe gestohlen. Ohne ihn bleibt dir nichts mehr. Wenn du erkennen könntest, dass du selbst die Liebe bist, die du für einen anderen empfindest, dann wäre dir mit einem Mal klar, dass du dich nur selbst verletzen kannst, indem du deine Liebe zurück hältst. Denn wenn du nicht oder nur wenig lieben kannst, dann hat auch das nichts mit dem anderen zu tun, sondern dann bist du es, der sich selbst von der Liebe abschneidet. Je mehr du lieben kannst, umso mehr vergrößert sich die Liebe in DIR, nicht im anderen. Was auch immer passiert, du weißt, dass der andere dir nie etwas wegnehmen kann, die Liebe in dir bleibt.

Wie können nun unsere Gefühle uns zum Weg der Heilung werden? Sie werden zum Weg der Heilung, indem wir unsere Projektionen zurück nehmen und die Emotion transzendieren. Gewöhnlich kennen wir zwei Arten, mit Gefühlen umzugehen: wir verdrängen sie – was auf Dauer sowieso nicht geht, oder wir agieren sie im Außen aus. Im ersten Fall verletzen wir uns selbst, im zweiten Fall verletzen wir andere. Transzendieren bedeutet, über das Gefühl hinaus zu gehen. Und das können wir nur, indem wir wach sind, das Gefühl ganz bewusst wahrnehmen und es bis zu seiner Quelle zurückverfolgen – also bis tief in unser Innerstes.

Wenn du das nächste Mal wütend bist, dann verschwende keine Zeit mehr darauf, dich auf den anderen zu konzentrieren und ihm die Schuld zu geben, sondern dann sei einfach ganz wach und bewusst bei deinem Gefühl. Verfolge seine Spur immer weiter zurück bis in dein Zentrum. Wenn du an der Quelle angekommen bist, wird sich etwas verändern. Die Energie bleibt, aber sie heißt nicht mehr „Wut“ oder „Aggression“, sondern es ist reine, „unschuldige“ Energie. Und versuche dasselbe mit der Liebe. Wenn du für einen Menschen tiefe Liebe spürst, dann projiziere sie nicht nach außen auf den anderen, sondern verfolge sie ebenfalls zurück in dein Innerstes bis an ihren Ursprung. Warte, bis auch aus ihr reine Energie wird, die nicht mehr unterscheidet zwischen Liebe und Nicht-Liebe, sondern die einfach IST. So lebst du mit jedem Tag mehr ein Leben aus deiner inneren Quelle heraus.

Wenn wir den Mut haben, Projektionen und Kontrolle loszulassen, unsere Gefühle wirklich in ihrer ganzen Kraft zu spüren und sie bis an die Quelle zurück zu verfolgen, dann gibt es keine „guten“ und „schlechten“ Gefühle mehr. Jedes Gefühl ist eine Energie, der ein bestimmter Stempel aufgeprägt ist. Zurückgeführt zum Ursprung aber wird sie wieder zu reiner Energie. Destruktiv ist ein Gefühl nur, wenn wir unbewusst, nicht anwesend sind, und dann ist es gleich, ob es sich um Liebe oder um Hass handelt.

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Es ist so leicht und doch so schwer… Wir wissen, dass das Jetzt, der momentane Augenblick, die einzig existente Realität ist, die einzige Möglichkeit, unser Leben bewusst zu gestalten. Und doch sind wir die meiste Zeit nicht präsent. Wir lamentieren über die Vergangenheit und sorgen uns um die Zukunft – und vergessen darüber das tatsächliche Leben.

Auch in der therapeutischen und spirituellen Arbeit beschäftigen wir uns noch viel zu viel mit der Vergangenheit. Was ist da nicht alles schief gelaufen – in unserer Beziehung zu Eltern und Geschwistern, in der Schule, in früheren Partnerschaften, im Mutterleib… Und wenn wir den alten Staub aus diesem Leben aufgewirbelt haben, dann graben wir weiter in vergangenen Existenzen.

Unser Verstand sucht nach Ursachen für unsere Probleme im Hier und Jetzt. Nach Gründen, warum wir nicht glücklich, erfolgreich, gesund, frei und liebevoll sein können. Ein netter Trick, und wir fallen immer wieder darauf herein: Der Verstand ist der Verbündete unseres Ego, und unser Ego hat kein Interesse an Bewusstwerdung und Heilung, denn das würde seinen langsamen aber unaufhaltsamen Tod bedeuten. Das „Kramen“ in der Vergangenheit dient dem Zweck, altes Leid immer wieder zu wiederholen und ein Opfer- und Krankheitsbewusstsein zu zementieren. Die Vergangenheit ist vergangen. Sie ist nichts als eine Illusion – die Interpretation von Erinnerungen an Situationen, von denen wir davon ausgehen können, dass wir auch damals in ihnen nicht wirklich präsent waren. Wir beschäftigen uns also mit der Illusion einer Illusion. Ich bezweifle immer mehr, dass auf diese Art und Weise Heilung möglich ist. Eine Illusion heilen zu wollen ist pure Zeitverschwendung und nichts als Futter fürs Ego. Wir verstricken uns damit nur immer mehr ins Leid. Der Blick in die Vergangenheit und die Suche nach Ursachen wird zur Sucht: Das Ego wird immer hungriger nach weiteren Ablenkungen vom gegenwärtigen Moment und nach noch mehr spektakulären Leidensgeschichten, und so geht die Suche in der Vergangenheit immer weiter und weiter – und im Jetzt verändert sich NICHTS! Der Reigen, den wir hier aufmachen, ist unendlich. Denn jede Ursache ist wieder die Ursache einer anderen Ursache… und so weiter… Und so sind diese Reisen in die Vergangenheit in der Regel keine Heilungswege, sondern werden zur Rechtfertigung, um auch weiterhin im Leben nichts verändern zu müssen oder zu können. Natürlich, meist finden in diesen Reisen in die Vergangenheit auch „Heilungen“ statt – da wird Vergebungsarbeit gemacht, da werden Schwüre aufgelöst und emotionale Verletzungen geheilt – das bleibt aber alles eine Farce, wenn der Mensch nicht konkret im Hier und Jetzt etwas verändert. Und andererseits: um im Hier und Jetzt etwas zu verändern, brauche ich keine Ursachen zu kennen und auch keine Rückführungen zu machen. In jeder Sekunde habe ich die Möglichkeit, eine neue, bewusste Wahl zu treffen. Darum geht es: Das Hier und Jetzt mit Bewusstsein zu füllen und klare, liebevolle Entscheidungen zu treffen.

Es hilft dir nichts, die lang zurückliegende Ursache für deine Probleme zu kennen, und immer noch eine weitere und noch eine und noch eine aufzudecken. Komm ins Jetzt – lebe – fühle den Moment – verbinde dich mit deinem Herzen. Heilung kann nie stattfinden in der Analyse und in der verstandesmäßigen Erkenntnis, sie kann nur aus der Weisheit des Herzens und aus der Liebe entspringen. Die Liebe interessiert sich nicht für ein „Warum?“. Liebe will nur sein, will sich verströmen, will den Augenblick durchdringen. Die Liebe ist unser natürlicher Seinszustand. Wenn du in der Liebe bist, dann weißt du auch, dass es in der Vergangenheit gar nichts zu heilen gibt, weil alles gut und richtig war, so wie es war, und weil alles nur den einen Zweck hatte, dich auf den jetzigen Moment vorzubereiten um in die Liebe und in die Selbstverantwortung zu gehen und eine bewusste Wahl zu treffen. Ja!!! Alles hatte nur den Zweck, dass du jetzt genau hier und genau in der Situation bist, in der du bist, damit du jetzt die Entscheidung für die Liebe treffen kannst. So gut meint es das Leben mit uns!

Immer wenn du mit deinem Herzen verbunden bist, bist du im Hier und Jetzt. Und im Hier und Jetzt und in der Verbindung mit deinem Herzen kann keine Krankheit, kein Mangel, kein Leid, keine Sorge existieren. Im Hier und Jetzt gibt es im Grunde nur zwei Möglichkeiten: entweder du lebst oder du bist tot. Solange du einigermaßen sicher behaupten kannst, dass du lebst, ist das schon mal eine ziemlich gute Nachricht, oder?

Sei liebevoll zu dir selbst, sorge gut für dich, und triff in jedem Moment eine bewusste Wahl, wie du dir selbst, dem Leben, deinem Partner, deinen Mitmenschen, der Natur begegnen willst. Entscheide dich bewusst, ob du den Weg des Ego und der Angst oder den Weg der Liebe und der Fülle gehen willst. Sei im Jetzt und verschwende nicht mehr so viele Gedanken an das Gestern und das Morgen.

Die Heilmethoden, die sich so sehr mit der Vergangenheit beschäftigen – Reinkarnationstherapie, Aufstellung vergangener Leben, Psychoanalyse, Timeline u.ä. sind meiner Ansicht nach in dieser Zeit nicht mehr wirklich angemessen. Sie sind eigentlich ein Verzögerer des Bewusstseinswandels, da sie dem Menschen suggerieren, sein individueller Lebensweg würde ihn krank machen, statt ihn in die Heilung zu führen. Und sie trennen den Menschen vom Hier und Jetzt und berauben ihn somit seiner Macht. Wir können aber unsere Schöpferkraft nur im Jetzt entfalten. Jeder einzelne Augenblick bietet dir die Chance, eine neue Wahl zu treffen und dein Leben komplett umzukrempeln. Die Frage ist nur, willst du das wirklich, oder willst du weiterhin deine schlimmen früheren Inkarnationen, deine Eltern, die Schule und deinen Expartner für dein schwieriges Leben verantwortlich machen? Willst DU die Macht über dein Leben haben, oder willst du sie in andere Hände geben? Willst du Opfer oder Schöpfer sein, willst du leiden oder lieben, willst du mit deinen Ego-Geschichten beeindrucken oder willst du frei sein? Willst du dich weiter in der Komfortzone deines alt bekannten Leids und deiner Begrenzungen verstecken, oder willst du mutig den Weg des Herzens gehen?

Die Heiler der neuen Zeit sind meines Erachtens nach die, die den Menschen lehren, ganz im Hier und Jetzt präsent zu sein. Die ihn erinnern an seine Schöpferkraft, und dass alles gut und richtig war, so wie es war. Heiler, die ihn lehren, sich mit seinem Herzen und seiner inneren Weisheit und Liebe zu verbinden. Heiler, die dem Hilfesuchenden nicht sagen, was für ihn gut und richtig ist, sondern die ihn befähigen, alle Antworten und Lösungen in sich selbst zu finden. Heiler, die weniger mit Techniken und konkreten Therapien arbeiten, sondern die durch ihre Liebe und das Gewahrsein ihrer eigenen und der Göttlichkeit des anderen einen Raum der Heilung und Selbsterkenntnis schaffen.

„Ganz gleich, wie beschwerlich das Gestern war, stets kannst du im Heute von Neuem beginnen.“
Buddha

Denke daran: Das Leben ist kein Lazarett, es ist DEIN Heilungsweg! Es hat dich genau in diesen Moment geführt, in dem du eine bewusste Entscheidung für die Liebe und die Freude treffen kannst.

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